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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Chemie 1801 bis 1815.
Erze und über die Vorgänge bei den Hüttenprozessen beigetragen
haben, eine Reihe von Eisenerzanalysen zu veröffentlichen 1).

Über die Konstitution der Schlacken hatte man noch keine
richtige Vorstellung. Man suchte, wie schon früher, empirisch die
Schmelzbarkeit der Metalloxyde, Erden und ihrer Mischungen zu
ermitteln. In dieser Beziehung verdienen besonders die ausführ-
lichen Tabellen von Lampadius Erwähnung, welche er im ersten
Bande seiner Hüttenkunde 1801 veröffentlicht hat.

Die wichtigsten Fortschritte geschahen aber in jener Zeit auf
dem Gebiete der Theorie. Die Chemie erhielt damals erst ihre
wissenschaftliche Begründung. Lavoisiers Entdeckungen hatten
eine grosse Revolution in den chemischen Anschauungen hervor-
gebracht. Zunächst bildete sich eine ganz andere Ansicht über die
chemischen Elemente. Der Begriff der chemischen Verwandtschaft
klärte sich. Durch die bessere Kenntnis bekam die Lehre von der
doppelten Wahlverwandtschaft erhöhte Bedeutung. Man suchte die
Ursachen der chemischen Affinität zu ergründen. Die Wichtigkeit
der quantitativen Analyse wurde erkannt; sie führte zu dem
Begriff des chemischen Äquivalents und dadurch wurde die Grund-
lage der Stöchiometrie gelegt. Man erkannte, dass die chemischen
Verbindungen durch die quantitative Zusammensetzung bedingt sind
und suchte die Gesetze dieser Mischungsverhältnisse nach Gewichts-
mengen zu ermitteln. So führte eine Entdeckung zur anderen. Es ist
ein erhebendes Schauspiel, dieses Ringen nach Erkenntnis auf che-
mischem Gebiet im Anfang des 19. Jahrhunderts.

Bergman hatte die Grundlage zur Stöchiometrie gelegt. Nach
dem Sieg der antiphlogistischen Chemie waren es besonders Richter
in Deutschland und Berthollet in Frankreich, welche die stöchio-
metrischen Gesetze auf Grund der neuen Lehre zu erforschen suchten.
Richters Arbeiten fanden nur wenig Beachtung, Berthollets
Ansichten setzte die Geister um so mehr in Bewegung, da sie den
herrschenden Ideen widersprachen. Berthollet lehrte, dass sich die
chemischen Elemente in allen Verhältnissen oder doch in gewissen
Grenzen in jedem Verhältnis zu wahren chemischen Verbindungen
vereinigen könnten. Diese Lehre widerlegte Proust, der daran fest-
hielt, dass chemische Verbindungen nur sprungweise in wenigen und
bestimmten Verhältnissen der Bestandteile stattfänden. An diesem

1) S. Journal des Mines, Nr. 159, Mars 1810, Vol. 21, p. 468; Vol. 22, p. 12.
Gilberts Annalen der Physik 1811, Bd. 38, S. 70.

Chemie 1801 bis 1815.
Erze und über die Vorgänge bei den Hüttenprozessen beigetragen
haben, eine Reihe von Eisenerzanalysen zu veröffentlichen 1).

Über die Konstitution der Schlacken hatte man noch keine
richtige Vorstellung. Man suchte, wie schon früher, empirisch die
Schmelzbarkeit der Metalloxyde, Erden und ihrer Mischungen zu
ermitteln. In dieser Beziehung verdienen besonders die ausführ-
lichen Tabellen von Lampadius Erwähnung, welche er im ersten
Bande seiner Hüttenkunde 1801 veröffentlicht hat.

Die wichtigsten Fortschritte geschahen aber in jener Zeit auf
dem Gebiete der Theorie. Die Chemie erhielt damals erst ihre
wissenschaftliche Begründung. Lavoisiers Entdeckungen hatten
eine groſse Revolution in den chemischen Anschauungen hervor-
gebracht. Zunächst bildete sich eine ganz andere Ansicht über die
chemischen Elemente. Der Begriff der chemischen Verwandtschaft
klärte sich. Durch die bessere Kenntnis bekam die Lehre von der
doppelten Wahlverwandtschaft erhöhte Bedeutung. Man suchte die
Ursachen der chemischen Affinität zu ergründen. Die Wichtigkeit
der quantitativen Analyse wurde erkannt; sie führte zu dem
Begriff des chemischen Äquivalents und dadurch wurde die Grund-
lage der Stöchiometrie gelegt. Man erkannte, daſs die chemischen
Verbindungen durch die quantitative Zusammensetzung bedingt sind
und suchte die Gesetze dieser Mischungsverhältnisse nach Gewichts-
mengen zu ermitteln. So führte eine Entdeckung zur anderen. Es ist
ein erhebendes Schauspiel, dieses Ringen nach Erkenntnis auf che-
mischem Gebiet im Anfang des 19. Jahrhunderts.

Bergman hatte die Grundlage zur Stöchiometrie gelegt. Nach
dem Sieg der antiphlogistischen Chemie waren es besonders Richter
in Deutschland und Berthollet in Frankreich, welche die stöchio-
metrischen Gesetze auf Grund der neuen Lehre zu erforschen suchten.
Richters Arbeiten fanden nur wenig Beachtung, Berthollets
Ansichten setzte die Geister um so mehr in Bewegung, da sie den
herrschenden Ideen widersprachen. Berthollet lehrte, daſs sich die
chemischen Elemente in allen Verhältnissen oder doch in gewissen
Grenzen in jedem Verhältnis zu wahren chemischen Verbindungen
vereinigen könnten. Diese Lehre widerlegte Proust, der daran fest-
hielt, daſs chemische Verbindungen nur sprungweise in wenigen und
bestimmten Verhältnissen der Bestandteile stattfänden. An diesem

1) S. Journal des Mines, Nr. 159, Mars 1810, Vol. 21, p. 468; Vol. 22, p. 12.
Gilberts Annalen der Physik 1811, Bd. 38, S. 70.
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[39/0055] Chemie 1801 bis 1815. Erze und über die Vorgänge bei den Hüttenprozessen beigetragen haben, eine Reihe von Eisenerzanalysen zu veröffentlichen 1). Über die Konstitution der Schlacken hatte man noch keine richtige Vorstellung. Man suchte, wie schon früher, empirisch die Schmelzbarkeit der Metalloxyde, Erden und ihrer Mischungen zu ermitteln. In dieser Beziehung verdienen besonders die ausführ- lichen Tabellen von Lampadius Erwähnung, welche er im ersten Bande seiner Hüttenkunde 1801 veröffentlicht hat. Die wichtigsten Fortschritte geschahen aber in jener Zeit auf dem Gebiete der Theorie. Die Chemie erhielt damals erst ihre wissenschaftliche Begründung. Lavoisiers Entdeckungen hatten eine groſse Revolution in den chemischen Anschauungen hervor- gebracht. Zunächst bildete sich eine ganz andere Ansicht über die chemischen Elemente. Der Begriff der chemischen Verwandtschaft klärte sich. Durch die bessere Kenntnis bekam die Lehre von der doppelten Wahlverwandtschaft erhöhte Bedeutung. Man suchte die Ursachen der chemischen Affinität zu ergründen. Die Wichtigkeit der quantitativen Analyse wurde erkannt; sie führte zu dem Begriff des chemischen Äquivalents und dadurch wurde die Grund- lage der Stöchiometrie gelegt. Man erkannte, daſs die chemischen Verbindungen durch die quantitative Zusammensetzung bedingt sind und suchte die Gesetze dieser Mischungsverhältnisse nach Gewichts- mengen zu ermitteln. So führte eine Entdeckung zur anderen. Es ist ein erhebendes Schauspiel, dieses Ringen nach Erkenntnis auf che- mischem Gebiet im Anfang des 19. Jahrhunderts. Bergman hatte die Grundlage zur Stöchiometrie gelegt. Nach dem Sieg der antiphlogistischen Chemie waren es besonders Richter in Deutschland und Berthollet in Frankreich, welche die stöchio- metrischen Gesetze auf Grund der neuen Lehre zu erforschen suchten. Richters Arbeiten fanden nur wenig Beachtung, Berthollets Ansichten setzte die Geister um so mehr in Bewegung, da sie den herrschenden Ideen widersprachen. Berthollet lehrte, daſs sich die chemischen Elemente in allen Verhältnissen oder doch in gewissen Grenzen in jedem Verhältnis zu wahren chemischen Verbindungen vereinigen könnten. Diese Lehre widerlegte Proust, der daran fest- hielt, daſs chemische Verbindungen nur sprungweise in wenigen und bestimmten Verhältnissen der Bestandteile stattfänden. An diesem 1) S. Journal des Mines, Nr. 159, Mars 1810, Vol. 21, p. 468; Vol. 22, p. 12. Gilberts Annalen der Physik 1811, Bd. 38, S. 70.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/55>, abgerufen am 19.12.2024.