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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
De Meckenheim erwähnt dies in seinem Patent von 1842. Dem
entsprechend unterscheidet Montefiore Levi zu Ougree bei Lüttich 1)
gegen Ende dieser Periode vier verschiedene Systeme der Gasableitung
bei den Hochöfen: 1. Öffnungen in der Schachtwand bei offener Gicht;
2. Öffnungen in der Schachtwand bei verschlossener Gicht; 3. einge-
hängter, 6 bis 7 Fuss hoher Cylinder von Gusseisen oder Eisenblech und
offener oder geschlossener Gicht; 4. Ableitung der Gase aus der Esse
über der Gicht, deren sämtliche Öffnungen zwischen dem Aufgeben
verschlossen gehalten werden.

Bei dem ersten Verfahren wird nur ein Teil der Gase abgefangen.
Eine viel grössere Menge derselben wird bei dem zweiten Verfahren

[Abbildung] Fig. 165.
erhalten. Bei einem
Ofen zu La Voulte an
der Rhone sah M. Levi
diesen Verschluss mit
Deckel, Fig. 165, der
gute Resultate gab.

Die Hochöfen zu Le
Pouzin bei La Voulte
waren 57 engl. Fuss
hoch und hatten 6 Fuss
4 Zoll Gichtweite. Die
Gase wurden durch
sechs Öffnungen in den
Wänden abgefangen und in einem Ringkanal, welcher den oberen Teil
des Schachtes umgab, gesammelt. Rings um die Gichtöffnung befand
sich aber ein gusseiserner Kranz mit doppeltem Rande, der mit Wasser
gefüllt war. In dieses trat der cylinderförmige Rand des Deckels von
starkem Eisenblech, der mittels eines Hebels gehoben und seitwärts
geschoben wurde. Über der Gicht lagen Schienen, die Fortsetzung
einer Förderbahn, auf welcher die Gichtwagen gefahren und durch den
beweglichen Boden entleert wurden. Dies geschah bei abgehobenem
Deckel so rasch wie möglich, damit die Zeit der Unterbrechung der
Gasabführung nur kurz war.

Man zog die Einrichtung in Verbindung mit einem eisernen Cylinder
oder Trichter noch vor. Gusseiserne Trichter waren dauerhafter und
hielten 2 bis 3 Jahre, während blecherne nach 9 Monaten verbrannt

1) Siehe dessen trefflichen Aufsatz im Mining Journal vom 9. März 1850 und
Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1850, S. 353.

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
De Meckenheim erwähnt dies in seinem Patent von 1842. Dem
entsprechend unterscheidet Montefiore Levi zu Ougrée bei Lüttich 1)
gegen Ende dieser Periode vier verschiedene Systeme der Gasableitung
bei den Hochöfen: 1. Öffnungen in der Schachtwand bei offener Gicht;
2. Öffnungen in der Schachtwand bei verschlossener Gicht; 3. einge-
hängter, 6 bis 7 Fuſs hoher Cylinder von Guſseisen oder Eisenblech und
offener oder geschlossener Gicht; 4. Ableitung der Gase aus der Esse
über der Gicht, deren sämtliche Öffnungen zwischen dem Aufgeben
verschlossen gehalten werden.

Bei dem ersten Verfahren wird nur ein Teil der Gase abgefangen.
Eine viel gröſsere Menge derselben wird bei dem zweiten Verfahren

[Abbildung] Fig. 165.
erhalten. Bei einem
Ofen zu La Voulte an
der Rhone sah M. Levi
diesen Verschluſs mit
Deckel, Fig. 165, der
gute Resultate gab.

Die Hochöfen zu Le
Pouzin bei La Voulte
waren 57 engl. Fuſs
hoch und hatten 6 Fuſs
4 Zoll Gichtweite. Die
Gase wurden durch
sechs Öffnungen in den
Wänden abgefangen und in einem Ringkanal, welcher den oberen Teil
des Schachtes umgab, gesammelt. Rings um die Gichtöffnung befand
sich aber ein guſseiserner Kranz mit doppeltem Rande, der mit Wasser
gefüllt war. In dieses trat der cylinderförmige Rand des Deckels von
starkem Eisenblech, der mittels eines Hebels gehoben und seitwärts
geschoben wurde. Über der Gicht lagen Schienen, die Fortsetzung
einer Förderbahn, auf welcher die Gichtwagen gefahren und durch den
beweglichen Boden entleert wurden. Dies geschah bei abgehobenem
Deckel so rasch wie möglich, damit die Zeit der Unterbrechung der
Gasabführung nur kurz war.

Man zog die Einrichtung in Verbindung mit einem eisernen Cylinder
oder Trichter noch vor. Guſseiserne Trichter waren dauerhafter und
hielten 2 bis 3 Jahre, während blecherne nach 9 Monaten verbrannt

1) Siehe dessen trefflichen Aufsatz im Mining Journal vom 9. März 1850 und
Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1850, S. 353.
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[518/0534] Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850. De Meckenheim erwähnt dies in seinem Patent von 1842. Dem entsprechend unterscheidet Montefiore Levi zu Ougrée bei Lüttich 1) gegen Ende dieser Periode vier verschiedene Systeme der Gasableitung bei den Hochöfen: 1. Öffnungen in der Schachtwand bei offener Gicht; 2. Öffnungen in der Schachtwand bei verschlossener Gicht; 3. einge- hängter, 6 bis 7 Fuſs hoher Cylinder von Guſseisen oder Eisenblech und offener oder geschlossener Gicht; 4. Ableitung der Gase aus der Esse über der Gicht, deren sämtliche Öffnungen zwischen dem Aufgeben verschlossen gehalten werden. Bei dem ersten Verfahren wird nur ein Teil der Gase abgefangen. Eine viel gröſsere Menge derselben wird bei dem zweiten Verfahren [Abbildung Fig. 165.] erhalten. Bei einem Ofen zu La Voulte an der Rhone sah M. Levi diesen Verschluſs mit Deckel, Fig. 165, der gute Resultate gab. Die Hochöfen zu Le Pouzin bei La Voulte waren 57 engl. Fuſs hoch und hatten 6 Fuſs 4 Zoll Gichtweite. Die Gase wurden durch sechs Öffnungen in den Wänden abgefangen und in einem Ringkanal, welcher den oberen Teil des Schachtes umgab, gesammelt. Rings um die Gichtöffnung befand sich aber ein guſseiserner Kranz mit doppeltem Rande, der mit Wasser gefüllt war. In dieses trat der cylinderförmige Rand des Deckels von starkem Eisenblech, der mittels eines Hebels gehoben und seitwärts geschoben wurde. Über der Gicht lagen Schienen, die Fortsetzung einer Förderbahn, auf welcher die Gichtwagen gefahren und durch den beweglichen Boden entleert wurden. Dies geschah bei abgehobenem Deckel so rasch wie möglich, damit die Zeit der Unterbrechung der Gasabführung nur kurz war. Man zog die Einrichtung in Verbindung mit einem eisernen Cylinder oder Trichter noch vor. Guſseiserne Trichter waren dauerhafter und hielten 2 bis 3 Jahre, während blecherne nach 9 Monaten verbrannt 1) Siehe dessen trefflichen Aufsatz im Mining Journal vom 9. März 1850 und Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1850, S. 353.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/534>, abgerufen am 01.06.2024.