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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.

Nach v. Sabloukoff 1) genügen vier Windflügel, um das Maxi-
mum der Wirkung zu erreichen. Um das Zittern des Apparates mög-
lichst zu vermeiden, müssen die Flügel in genau gleichen Abständen
voneinander stehen. -- Verbesserungen an den Ventilatoren wurden
1843 von Daelen in Düren und 1848 von Lloyd in England an-
gegeben. Der Engländer Buckle stellte zahlreiche Versuche über die
zweckmässigsten Verhältnisse der Windradgebläse an, welche er am
28. April 1847 der Institution of mechanical Engineers vortrug 2).

Ein eigenartiges Gebläse war das von Debreczeny erfundene
und zuerst zu Vayda Hunyad in Siebenbürgen ausgeführte Schnecken-
gebläse 3).

Um namentlich bei Kolbengebläsen einen möglichst gleichmässigen
Luftstrom zu erhalten, wendete man Regulatoren an. Für die
starken englischen Cylindergebläse
kamen immer mehr die Regulatoren
mit unveränderlichem Inhalt auf,
und zwar waren dies meist grosse
und starke Blechkessel.

Der Regulator der Gebläsean-
lage von Decazes war z. B. ein
Kugelkessel (Fig. 143) von 800 Kbfss.
Inhalt. Sein Rauminhalt verhielt
sich zum Inhalt des Gebläsecylin-
ders wie 27 zu 1. Bei anderen An-
lagen wählte man da, wo Maschine
und Regulator nahe zusammen-
gerückt waren, das 20fache Volum,
während, wenn eine längere Leitung

[Abbildung] Fig. 143.
dazwischen lag, der 10- bis 15fache Inhalt genügte. Auf den belgischen
Hütten hatte man meist cylindrische Regulatoren. Auf der Hütte zu
Sclessin war für sechs Hochöfen nur ein Regulator von 300 Fuss
Länge und 5 Fuss Durchmesser. Weite Windleitungen empfahlen
sich wegen der geringeren Reibung. Bei heissem Winde musste man
die Leitungen weiter nehmen als bei kaltem. Zur Dichtung nahm man
bei heissem Winde Kupferdraht statt Blei, wenn man nicht Rostkitt
anwendete.

Die Anwendung des heissen Windes hatte mancherlei Verände-

1) Siehe Dinglers Journal, Bd. 81, S. 67.
2) Siehe Hartmann, Die Fortschritte der Eisenhüttenkunde, 1851, S. 505.
3) Siehe Tunners Jahrbuch, II, 241.
Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.

Nach v. Sabloukoff 1) genügen vier Windflügel, um das Maxi-
mum der Wirkung zu erreichen. Um das Zittern des Apparates mög-
lichst zu vermeiden, müssen die Flügel in genau gleichen Abständen
voneinander stehen. — Verbesserungen an den Ventilatoren wurden
1843 von Daelen in Düren und 1848 von Lloyd in England an-
gegeben. Der Engländer Buckle stellte zahlreiche Versuche über die
zweckmäſsigsten Verhältnisse der Windradgebläse an, welche er am
28. April 1847 der Institution of mechanical Engineers vortrug 2).

Ein eigenartiges Gebläse war das von Debreczeny erfundene
und zuerst zu Vayda Hunyad in Siebenbürgen ausgeführte Schnecken-
gebläse 3).

Um namentlich bei Kolbengebläsen einen möglichst gleichmäſsigen
Luftstrom zu erhalten, wendete man Regulatoren an. Für die
starken englischen Cylindergebläse
kamen immer mehr die Regulatoren
mit unveränderlichem Inhalt auf,
und zwar waren dies meist groſse
und starke Blechkessel.

Der Regulator der Gebläsean-
lage von Decazes war z. B. ein
Kugelkessel (Fig. 143) von 800 Kbfſs.
Inhalt. Sein Rauminhalt verhielt
sich zum Inhalt des Gebläsecylin-
ders wie 27 zu 1. Bei anderen An-
lagen wählte man da, wo Maschine
und Regulator nahe zusammen-
gerückt waren, das 20fache Volum,
während, wenn eine längere Leitung

[Abbildung] Fig. 143.
dazwischen lag, der 10- bis 15fache Inhalt genügte. Auf den belgischen
Hütten hatte man meist cylindrische Regulatoren. Auf der Hütte zu
Sclessin war für sechs Hochöfen nur ein Regulator von 300 Fuſs
Länge und 5 Fuſs Durchmesser. Weite Windleitungen empfahlen
sich wegen der geringeren Reibung. Bei heiſsem Winde muſste man
die Leitungen weiter nehmen als bei kaltem. Zur Dichtung nahm man
bei heiſsem Winde Kupferdraht statt Blei, wenn man nicht Rostkitt
anwendete.

Die Anwendung des heiſsen Windes hatte mancherlei Verände-

1) Siehe Dinglers Journal, Bd. 81, S. 67.
2) Siehe Hartmann, Die Fortschritte der Eisenhüttenkunde, 1851, S. 505.
3) Siehe Tunners Jahrbuch, II, 241.
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[493/0509] Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850. Nach v. Sabloukoff 1) genügen vier Windflügel, um das Maxi- mum der Wirkung zu erreichen. Um das Zittern des Apparates mög- lichst zu vermeiden, müssen die Flügel in genau gleichen Abständen voneinander stehen. — Verbesserungen an den Ventilatoren wurden 1843 von Daelen in Düren und 1848 von Lloyd in England an- gegeben. Der Engländer Buckle stellte zahlreiche Versuche über die zweckmäſsigsten Verhältnisse der Windradgebläse an, welche er am 28. April 1847 der Institution of mechanical Engineers vortrug 2). Ein eigenartiges Gebläse war das von Debreczeny erfundene und zuerst zu Vayda Hunyad in Siebenbürgen ausgeführte Schnecken- gebläse 3). Um namentlich bei Kolbengebläsen einen möglichst gleichmäſsigen Luftstrom zu erhalten, wendete man Regulatoren an. Für die starken englischen Cylindergebläse kamen immer mehr die Regulatoren mit unveränderlichem Inhalt auf, und zwar waren dies meist groſse und starke Blechkessel. Der Regulator der Gebläsean- lage von Decazes war z. B. ein Kugelkessel (Fig. 143) von 800 Kbfſs. Inhalt. Sein Rauminhalt verhielt sich zum Inhalt des Gebläsecylin- ders wie 27 zu 1. Bei anderen An- lagen wählte man da, wo Maschine und Regulator nahe zusammen- gerückt waren, das 20fache Volum, während, wenn eine längere Leitung [Abbildung Fig. 143.] dazwischen lag, der 10- bis 15fache Inhalt genügte. Auf den belgischen Hütten hatte man meist cylindrische Regulatoren. Auf der Hütte zu Sclessin war für sechs Hochöfen nur ein Regulator von 300 Fuſs Länge und 5 Fuſs Durchmesser. Weite Windleitungen empfahlen sich wegen der geringeren Reibung. Bei heiſsem Winde muſste man die Leitungen weiter nehmen als bei kaltem. Zur Dichtung nahm man bei heiſsem Winde Kupferdraht statt Blei, wenn man nicht Rostkitt anwendete. Die Anwendung des heiſsen Windes hatte mancherlei Verände- 1) Siehe Dinglers Journal, Bd. 81, S. 67. 2) Siehe Hartmann, Die Fortschritte der Eisenhüttenkunde, 1851, S. 505. 3) Siehe Tunners Jahrbuch, II, 241.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/509>, abgerufen am 10.11.2024.