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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.
über 3 Fuss im Durchmesser. Die Achse machte 600 Umdrehungen in
der Minute und wurde von einer Dampfmaschine in Bewegung gesetzt.
Mittels dieses Gebläses schmolzen die Herren Carmichael 23 Ctr.
Roheisen, indem sie zu 210 Pfd. desselben 23 Pfd. Koks gebrauchten,
ohne die Füllkoks. Die Leistung war also eine sehr günstige.

Am 17. Januar 1833 erhielt Alexander Clark von Holywell
ein Patent auf einen Ventilator derselben Konstruktion 1), der zum
Hausgebrauche, zum Anblasen der Öfen und zu anderen Zwecken
dienen sollte.

Nach Guenyveau waren 1835 Ventilatorgebläse bereits in vielen
Giessereien in Frankreich eingeführt, so zu Paris, Rouen, Lyon u. s. w.
In Rouen wurde z. B. in der Giesserei von James Martin et fils
ein Ventilatorgebläse 2) zum Betriebe eines Kupolofens benutzt, welches
durch ein Göpelwerk mit drei Pferden bewegt wurde. Dasselbe schmolz
1200 bis 1500 kg in der Stunde.

Guenyveau rühmt an den Ventilatoren die geringe Kraft, die
erfordert werde, um den nötigen Wind zu erzeugen, die leichte Kon-
struktion und dabei keine Reparaturen. Die Pressung sei allerdings
schwach, sie betrage 30 bis 54 Linien Wasserdruck.

Von einem Ventilator zu La Voulte bemerkt Varin, dass er nur
mit 11 mm Quecksilber blase, weshalb diese Gebläse für Winderhitzung
ungeeignet seien.

Walther de St. Ange empfiehlt die Windradgebläse für
Schmiedefeuer und Kupolöfen, dagegen wende man sie, obgleich sie
die genügende Wärmemenge zu erzeugen vermöchten, bei Hochöfen
der schwachen Pressung wegen nicht an.

Karsten bildet in seinem Handbuch der Eisenhüttenkunde 1841,
Tab. XIV, zwei verschiedene Systeme von Ventilatoren ab, das eine,
Fig. 141 (a. f. S.), mit geraden, das andere, Fig. 142 (a. f. S.), mit
gebogenen Schaufeln. Hiervon ist als ein drittes System das mit
geknickten Windflügeln, wie sie der Ventilator von Carmichael zeigt,
zu unterscheiden. Als den günstigsten Knickungswinkel hat Letoret
43° angegeben 3). Der Ingenieur Cadiat zu Paris hat in einem Auf-
satz 4) über Ventilatoren mit geraden Flügeln folgende allgemeine
Sätze aufgestellt:


1) Siehe London Journal of Arts, Aug. 1833, S. 20.
2) Beschrieben und abgebildet von M. de Saint Legier in Annales des mines,
4. Serie, VII, 1835.
3) Armengaud, Publication industrielle, II, 331.
4) L. c. II, 323 und Berg- und hüttenmänn. Ztg. I, 981.

Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.
über 3 Fuſs im Durchmesser. Die Achse machte 600 Umdrehungen in
der Minute und wurde von einer Dampfmaschine in Bewegung gesetzt.
Mittels dieses Gebläses schmolzen die Herren Carmichael 23 Ctr.
Roheisen, indem sie zu 210 Pfd. desselben 23 Pfd. Koks gebrauchten,
ohne die Füllkoks. Die Leistung war also eine sehr günstige.

Am 17. Januar 1833 erhielt Alexander Clark von Holywell
ein Patent auf einen Ventilator derselben Konstruktion 1), der zum
Hausgebrauche, zum Anblasen der Öfen und zu anderen Zwecken
dienen sollte.

Nach Guenyveau waren 1835 Ventilatorgebläse bereits in vielen
Gieſsereien in Frankreich eingeführt, so zu Paris, Rouen, Lyon u. s. w.
In Rouen wurde z. B. in der Gieſserei von James Martin et fils
ein Ventilatorgebläse 2) zum Betriebe eines Kupolofens benutzt, welches
durch ein Göpelwerk mit drei Pferden bewegt wurde. Dasselbe schmolz
1200 bis 1500 kg in der Stunde.

Guenyveau rühmt an den Ventilatoren die geringe Kraft, die
erfordert werde, um den nötigen Wind zu erzeugen, die leichte Kon-
struktion und dabei keine Reparaturen. Die Pressung sei allerdings
schwach, sie betrage 30 bis 54 Linien Wasserdruck.

Von einem Ventilator zu La Voulte bemerkt Varin, daſs er nur
mit 11 mm Quecksilber blase, weshalb diese Gebläse für Winderhitzung
ungeeignet seien.

Walther de St. Ange empfiehlt die Windradgebläse für
Schmiedefeuer und Kupolöfen, dagegen wende man sie, obgleich sie
die genügende Wärmemenge zu erzeugen vermöchten, bei Hochöfen
der schwachen Pressung wegen nicht an.

Karsten bildet in seinem Handbuch der Eisenhüttenkunde 1841,
Tab. XIV, zwei verschiedene Systeme von Ventilatoren ab, das eine,
Fig. 141 (a. f. S.), mit geraden, das andere, Fig. 142 (a. f. S.), mit
gebogenen Schaufeln. Hiervon ist als ein drittes System das mit
geknickten Windflügeln, wie sie der Ventilator von Carmichael zeigt,
zu unterscheiden. Als den günstigsten Knickungswinkel hat Létoret
43° angegeben 3). Der Ingenieur Cadiat zu Paris hat in einem Auf-
satz 4) über Ventilatoren mit geraden Flügeln folgende allgemeine
Sätze aufgestellt:


1) Siehe London Journal of Arts, Aug. 1833, S. 20.
2) Beschrieben und abgebildet von M. de Saint Legier in Annales des mines,
4. Serie, VII, 1835.
3) Armengaud, Publication industrielle, II, 331.
4) L. c. II, 323 und Berg- und hüttenmänn. Ztg. I, 981.
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[491/0507] Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850. über 3 Fuſs im Durchmesser. Die Achse machte 600 Umdrehungen in der Minute und wurde von einer Dampfmaschine in Bewegung gesetzt. Mittels dieses Gebläses schmolzen die Herren Carmichael 23 Ctr. Roheisen, indem sie zu 210 Pfd. desselben 23 Pfd. Koks gebrauchten, ohne die Füllkoks. Die Leistung war also eine sehr günstige. Am 17. Januar 1833 erhielt Alexander Clark von Holywell ein Patent auf einen Ventilator derselben Konstruktion 1), der zum Hausgebrauche, zum Anblasen der Öfen und zu anderen Zwecken dienen sollte. Nach Guenyveau waren 1835 Ventilatorgebläse bereits in vielen Gieſsereien in Frankreich eingeführt, so zu Paris, Rouen, Lyon u. s. w. In Rouen wurde z. B. in der Gieſserei von James Martin et fils ein Ventilatorgebläse 2) zum Betriebe eines Kupolofens benutzt, welches durch ein Göpelwerk mit drei Pferden bewegt wurde. Dasselbe schmolz 1200 bis 1500 kg in der Stunde. Guenyveau rühmt an den Ventilatoren die geringe Kraft, die erfordert werde, um den nötigen Wind zu erzeugen, die leichte Kon- struktion und dabei keine Reparaturen. Die Pressung sei allerdings schwach, sie betrage 30 bis 54 Linien Wasserdruck. Von einem Ventilator zu La Voulte bemerkt Varin, daſs er nur mit 11 mm Quecksilber blase, weshalb diese Gebläse für Winderhitzung ungeeignet seien. Walther de St. Ange empfiehlt die Windradgebläse für Schmiedefeuer und Kupolöfen, dagegen wende man sie, obgleich sie die genügende Wärmemenge zu erzeugen vermöchten, bei Hochöfen der schwachen Pressung wegen nicht an. Karsten bildet in seinem Handbuch der Eisenhüttenkunde 1841, Tab. XIV, zwei verschiedene Systeme von Ventilatoren ab, das eine, Fig. 141 (a. f. S.), mit geraden, das andere, Fig. 142 (a. f. S.), mit gebogenen Schaufeln. Hiervon ist als ein drittes System das mit geknickten Windflügeln, wie sie der Ventilator von Carmichael zeigt, zu unterscheiden. Als den günstigsten Knickungswinkel hat Létoret 43° angegeben 3). Der Ingenieur Cadiat zu Paris hat in einem Auf- satz 4) über Ventilatoren mit geraden Flügeln folgende allgemeine Sätze aufgestellt: 1) Siehe London Journal of Arts, Aug. 1833, S. 20. 2) Beschrieben und abgebildet von M. de Saint Legier in Annales des mines, 4. Serie, VII, 1835. 3) Armengaud, Publication industrielle, II, 331. 4) L. c. II, 323 und Berg- und hüttenmänn. Ztg. I, 981.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/507>, abgerufen am 22.11.2024.