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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Der Hochofenprozess.
Der Hochofenprozess.

Die oben angeführten Untersuchungen der Hochofengase führten
zu einem genaueren und richtigeren Verständnis des Hochofen-
prozesses
. Die Analysen der Gase vor der Form und im Gestell be-
wiesen, dass zwar in dem Verbrennungsfokus vor der Form die Kohle zu
Kohlensäure verbrennt, ausserhalb desselben aber zu Kohlenoxydgas,
und dass auch die vor der Form gebildete Kohlensäure beim Auf-
steigen in sehr kurzer Entfernung durch die Berührung mit glühenden
Kohlen wieder zu Kohlenoxyd reduziert wird, so dass in einer Ent-
fernung von 0,30 bis 0,40 m nur Kohlenoxyd in den Verbrennungs-
gasen enthalten ist. In diesem verhältnismässig kleinen Raume vor
der Form vollzieht sich die Verbrennung und die Wärmeentwickelung, und
die hier konzentrierte Hitze bewirkt die Schmelzung. Schon Bunsen
hatte die Ansicht ausgesprochen, dass der durch das Gebläse in den
Ofen eingeführte Sauerstoff fast unmittelbar über der Form schon nur
als im Kohlenoxydgas gebunden erscheint. Ebelman hatte aber durch
seine Untersuchungen der Gase vor und über der Form den Beweis
dafür erbracht. Im Fokus, wo die Kohle zu Kohlensäure verbrennt,
herrscht das Maximum der Hitze. Ebelman wies nach, dass dieser
Raum der höchsten Hitze sehr klein ist, weil sich sofort die gebildete
Kohlensäure in Berührung mit Kohle zu Kohlenoxyd reduziert, wo-
durch eine grosse Abkühlung eintritt. Nach Dulongs Versuchen
entwickelten 2 Liter atmosphärischen Sauerstoffs, indem sie 2 Liter
Kohlensäure erzeugten, eine Temperatur von 2232°, während sie bei
der Erzeugung von 4 Liter Kohlenoxyd nur 780° C. hervorbrachten.
Dem entsprechend fände mit der Reduktion eine gleichzeitige Tem-
peraturerniedrigung von 2232° C. auf 780° C. statt.

Die zweite Quelle der Abkühlung im Hochofen ist die Reduktion
der Erze, d. h. der Übergang des Sauerstoffs vom Eisenoxyd an
die Kohle und das Kohlenoxyd, weil 1 Liter Sauerstoff mit 1 Liter
Kohlenstoff nur 1598 Wärmeeinheiten erzeugt, während 6216 Wärme-
einheiten erforderlich sind, die gleiche Menge Sauerstoff vom Eisen
zu trennen.

Von der Hülle des Fokus an bis zu dem Anfang der Rast er-
leidet der Gasstrom, nach Ebelman, keine bemerkbare Veränderung
und ist durch die Abwesenheit der Kohlensäure charakterisiert. Von
hier an beginnt die Kohlensäure wieder zu erscheinen und nimmt zu

Der Hochofenprozeſs.
Der Hochofenprozeſs.

Die oben angeführten Untersuchungen der Hochofengase führten
zu einem genaueren und richtigeren Verständnis des Hochofen-
prozesses
. Die Analysen der Gase vor der Form und im Gestell be-
wiesen, daſs zwar in dem Verbrennungsfokus vor der Form die Kohle zu
Kohlensäure verbrennt, auſserhalb desselben aber zu Kohlenoxydgas,
und daſs auch die vor der Form gebildete Kohlensäure beim Auf-
steigen in sehr kurzer Entfernung durch die Berührung mit glühenden
Kohlen wieder zu Kohlenoxyd reduziert wird, so daſs in einer Ent-
fernung von 0,30 bis 0,40 m nur Kohlenoxyd in den Verbrennungs-
gasen enthalten ist. In diesem verhältnismäſsig kleinen Raume vor
der Form vollzieht sich die Verbrennung und die Wärmeentwickelung, und
die hier konzentrierte Hitze bewirkt die Schmelzung. Schon Bunsen
hatte die Ansicht ausgesprochen, daſs der durch das Gebläse in den
Ofen eingeführte Sauerstoff fast unmittelbar über der Form schon nur
als im Kohlenoxydgas gebunden erscheint. Ebelman hatte aber durch
seine Untersuchungen der Gase vor und über der Form den Beweis
dafür erbracht. Im Fokus, wo die Kohle zu Kohlensäure verbrennt,
herrscht das Maximum der Hitze. Ebelman wies nach, daſs dieser
Raum der höchsten Hitze sehr klein ist, weil sich sofort die gebildete
Kohlensäure in Berührung mit Kohle zu Kohlenoxyd reduziert, wo-
durch eine groſse Abkühlung eintritt. Nach Dulongs Versuchen
entwickelten 2 Liter atmosphärischen Sauerstoffs, indem sie 2 Liter
Kohlensäure erzeugten, eine Temperatur von 2232°, während sie bei
der Erzeugung von 4 Liter Kohlenoxyd nur 780° C. hervorbrachten.
Dem entsprechend fände mit der Reduktion eine gleichzeitige Tem-
peraturerniedrigung von 2232° C. auf 780° C. statt.

Die zweite Quelle der Abkühlung im Hochofen ist die Reduktion
der Erze, d. h. der Übergang des Sauerstoffs vom Eisenoxyd an
die Kohle und das Kohlenoxyd, weil 1 Liter Sauerstoff mit 1 Liter
Kohlenstoff nur 1598 Wärmeeinheiten erzeugt, während 6216 Wärme-
einheiten erforderlich sind, die gleiche Menge Sauerstoff vom Eisen
zu trennen.

Von der Hülle des Fokus an bis zu dem Anfang der Rast er-
leidet der Gasstrom, nach Ebelman, keine bemerkbare Veränderung
und ist durch die Abwesenheit der Kohlensäure charakterisiert. Von
hier an beginnt die Kohlensäure wieder zu erscheinen und nimmt zu

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[450/0466] Der Hochofenprozeſs. Der Hochofenprozeſs. Die oben angeführten Untersuchungen der Hochofengase führten zu einem genaueren und richtigeren Verständnis des Hochofen- prozesses. Die Analysen der Gase vor der Form und im Gestell be- wiesen, daſs zwar in dem Verbrennungsfokus vor der Form die Kohle zu Kohlensäure verbrennt, auſserhalb desselben aber zu Kohlenoxydgas, und daſs auch die vor der Form gebildete Kohlensäure beim Auf- steigen in sehr kurzer Entfernung durch die Berührung mit glühenden Kohlen wieder zu Kohlenoxyd reduziert wird, so daſs in einer Ent- fernung von 0,30 bis 0,40 m nur Kohlenoxyd in den Verbrennungs- gasen enthalten ist. In diesem verhältnismäſsig kleinen Raume vor der Form vollzieht sich die Verbrennung und die Wärmeentwickelung, und die hier konzentrierte Hitze bewirkt die Schmelzung. Schon Bunsen hatte die Ansicht ausgesprochen, daſs der durch das Gebläse in den Ofen eingeführte Sauerstoff fast unmittelbar über der Form schon nur als im Kohlenoxydgas gebunden erscheint. Ebelman hatte aber durch seine Untersuchungen der Gase vor und über der Form den Beweis dafür erbracht. Im Fokus, wo die Kohle zu Kohlensäure verbrennt, herrscht das Maximum der Hitze. Ebelman wies nach, daſs dieser Raum der höchsten Hitze sehr klein ist, weil sich sofort die gebildete Kohlensäure in Berührung mit Kohle zu Kohlenoxyd reduziert, wo- durch eine groſse Abkühlung eintritt. Nach Dulongs Versuchen entwickelten 2 Liter atmosphärischen Sauerstoffs, indem sie 2 Liter Kohlensäure erzeugten, eine Temperatur von 2232°, während sie bei der Erzeugung von 4 Liter Kohlenoxyd nur 780° C. hervorbrachten. Dem entsprechend fände mit der Reduktion eine gleichzeitige Tem- peraturerniedrigung von 2232° C. auf 780° C. statt. Die zweite Quelle der Abkühlung im Hochofen ist die Reduktion der Erze, d. h. der Übergang des Sauerstoffs vom Eisenoxyd an die Kohle und das Kohlenoxyd, weil 1 Liter Sauerstoff mit 1 Liter Kohlenstoff nur 1598 Wärmeeinheiten erzeugt, während 6216 Wärme- einheiten erforderlich sind, die gleiche Menge Sauerstoff vom Eisen zu trennen. Von der Hülle des Fokus an bis zu dem Anfang der Rast er- leidet der Gasstrom, nach Ebelman, keine bemerkbare Veränderung und ist durch die Abwesenheit der Kohlensäure charakterisiert. Von hier an beginnt die Kohlensäure wieder zu erscheinen und nimmt zu

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/466>, abgerufen am 26.11.2024.