Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
und Sumpfgas, sowie Wasserstoffgas zeigt. Die Teerdämpfe, die noch
bis zu einer Tiefe von 5,18 m wahrnehmbar waren, zersetzten sich
beim Durchgang durch die darüber-
liegenden rotglühenden Kohlen. Ähn-
lich verhalten sich die Wasserdämpfe.

Bunsen und Playfair ziehen aus
ihren Analysen den Schluss, dass bei den
mit Steinkohlen und heissem Winde be-
triebenen Hochöfen die Reduktion des
Erzes und die Abscheidung der Kohlen-
säure aus dem Kalkstein erst in der
Rast des Ofens vor sich gehe. Be-
merkenswert ist ferner, dass die nur
0,64 m über der Form entnommenen
Gase schon keine Spur von Kohlensäure
mehr zeigen.

Sehr wichtig war der Nachweis von
Cyan in dem Gestell des Hochofens.
Schon 1826 hatte Desfosses nachge-
wiesen, dass Cyankalium sich bildet,
wenn Stickstoff durch rotglühende Holz-
kohle geleitet wird. John Dawes
hatte 1835 ein Patent genommen, in
welchem die Gewinnung von Cyan-
kalium aus Eisenhochöfen enthalten
war. Besonders auffallend war diese
Cyankaliumbildung im Gestell der Hoch-
öfen seit der Einführung des heissen
Windes und des Steinkohlenbetriebes
bemerkbar geworden.

1842 fanden Zinken und Brom-
eis
Cyankalium im Gestell des aus-
geblasenen Hochofens zu Mägdesprung.
Redtenbacher sammelte 1843 Cyan-

[Abbildung] Fig. 123.
kalium in einem Lichtloch in der Brust des Hochofens von Mariazell.
Bunsen und Playfair wiesen nach, dass die Cyankaliumbildung im
Gestell des Hochofens von Alfreton ganz bedeutend war. Nach ihrer
Ansicht ist das Cyankalium ein nicht unwichtiges Reduktionsmittel
beim Hochofenprozess. Doch scheint seine Menge zu gering zu sein,
um grosse Wirkung auszuüben.


Beck, Geschichte des Eisens. 29

Die chemische Untersuchung der Hochofengase.
und Sumpfgas, sowie Wasserstoffgas zeigt. Die Teerdämpfe, die noch
bis zu einer Tiefe von 5,18 m wahrnehmbar waren, zersetzten sich
beim Durchgang durch die darüber-
liegenden rotglühenden Kohlen. Ähn-
lich verhalten sich die Wasserdämpfe.

Bunsen und Playfair ziehen aus
ihren Analysen den Schluſs, daſs bei den
mit Steinkohlen und heiſsem Winde be-
triebenen Hochöfen die Reduktion des
Erzes und die Abscheidung der Kohlen-
säure aus dem Kalkstein erst in der
Rast des Ofens vor sich gehe. Be-
merkenswert ist ferner, daſs die nur
0,64 m über der Form entnommenen
Gase schon keine Spur von Kohlensäure
mehr zeigen.

Sehr wichtig war der Nachweis von
Cyan in dem Gestell des Hochofens.
Schon 1826 hatte Desfosses nachge-
wiesen, daſs Cyankalium sich bildet,
wenn Stickstoff durch rotglühende Holz-
kohle geleitet wird. John Dawes
hatte 1835 ein Patent genommen, in
welchem die Gewinnung von Cyan-
kalium aus Eisenhochöfen enthalten
war. Besonders auffallend war diese
Cyankaliumbildung im Gestell der Hoch-
öfen seit der Einführung des heiſsen
Windes und des Steinkohlenbetriebes
bemerkbar geworden.

1842 fanden Zinken und Brom-
eis
Cyankalium im Gestell des aus-
geblasenen Hochofens zu Mägdesprung.
Redtenbacher sammelte 1843 Cyan-

[Abbildung] Fig. 123.
kalium in einem Lichtloch in der Brust des Hochofens von Mariazell.
Bunsen und Playfair wiesen nach, daſs die Cyankaliumbildung im
Gestell des Hochofens von Alfreton ganz bedeutend war. Nach ihrer
Ansicht ist das Cyankalium ein nicht unwichtiges Reduktionsmittel
beim Hochofenprozeſs. Doch scheint seine Menge zu gering zu sein,
um groſse Wirkung auszuüben.


Beck, Geschichte des Eisens. 29
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0465" n="449"/><fw place="top" type="header">Die chemische Untersuchung der Hochofengase.</fw><lb/>
und Sumpfgas, sowie Wasserstoffgas zeigt. Die Teerdämpfe, die noch<lb/>
bis zu einer Tiefe von 5,18 m wahrnehmbar waren, zersetzten sich<lb/>
beim Durchgang durch die darüber-<lb/>
liegenden rotglühenden Kohlen. Ähn-<lb/>
lich verhalten sich die Wasserdämpfe.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Bunsen</hi> und <hi rendition="#g">Playfair</hi> ziehen aus<lb/>
ihren Analysen den Schlu&#x017F;s, da&#x017F;s bei den<lb/>
mit Steinkohlen und hei&#x017F;sem Winde be-<lb/>
triebenen Hochöfen die Reduktion des<lb/>
Erzes und die Abscheidung der Kohlen-<lb/>
säure aus dem Kalkstein erst in der<lb/>
Rast des Ofens vor sich gehe. Be-<lb/>
merkenswert ist ferner, da&#x017F;s die nur<lb/>
0,64 m über der Form entnommenen<lb/>
Gase schon keine Spur von Kohlensäure<lb/>
mehr zeigen.</p><lb/>
              <p>Sehr wichtig war der Nachweis von<lb/><hi rendition="#g">Cyan</hi> in dem Gestell des Hochofens.<lb/>
Schon 1826 hatte <hi rendition="#g">Desfosses</hi> nachge-<lb/>
wiesen, da&#x017F;s Cyankalium sich bildet,<lb/>
wenn Stickstoff durch rotglühende Holz-<lb/>
kohle geleitet wird. <hi rendition="#g">John Dawes</hi><lb/>
hatte 1835 ein Patent genommen, in<lb/>
welchem die Gewinnung von Cyan-<lb/>
kalium aus Eisenhochöfen enthalten<lb/>
war. Besonders auffallend war diese<lb/>
Cyankaliumbildung im Gestell der Hoch-<lb/>
öfen seit der Einführung des hei&#x017F;sen<lb/>
Windes und des Steinkohlenbetriebes<lb/>
bemerkbar geworden.</p><lb/>
              <p>1842 fanden <hi rendition="#g">Zinken</hi> und <hi rendition="#g">Brom-<lb/>
eis</hi> Cyankalium im Gestell des aus-<lb/>
geblasenen Hochofens zu Mägdesprung.<lb/><hi rendition="#g">Redtenbacher</hi> sammelte 1843 Cyan-<lb/><figure><head>Fig. 123.</head></figure><lb/>
kalium in einem Lichtloch in der Brust des Hochofens von Mariazell.<lb/><hi rendition="#g">Bunsen</hi> und <hi rendition="#g">Playfair</hi> wiesen nach, da&#x017F;s die Cyankaliumbildung im<lb/>
Gestell des Hochofens von Alfreton ganz bedeutend war. Nach ihrer<lb/>
Ansicht ist das Cyankalium ein nicht unwichtiges Reduktionsmittel<lb/>
beim Hochofenproze&#x017F;s. Doch scheint seine Menge zu gering zu sein,<lb/>
um gro&#x017F;se Wirkung auszuüben.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 29</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0465] Die chemische Untersuchung der Hochofengase. und Sumpfgas, sowie Wasserstoffgas zeigt. Die Teerdämpfe, die noch bis zu einer Tiefe von 5,18 m wahrnehmbar waren, zersetzten sich beim Durchgang durch die darüber- liegenden rotglühenden Kohlen. Ähn- lich verhalten sich die Wasserdämpfe. Bunsen und Playfair ziehen aus ihren Analysen den Schluſs, daſs bei den mit Steinkohlen und heiſsem Winde be- triebenen Hochöfen die Reduktion des Erzes und die Abscheidung der Kohlen- säure aus dem Kalkstein erst in der Rast des Ofens vor sich gehe. Be- merkenswert ist ferner, daſs die nur 0,64 m über der Form entnommenen Gase schon keine Spur von Kohlensäure mehr zeigen. Sehr wichtig war der Nachweis von Cyan in dem Gestell des Hochofens. Schon 1826 hatte Desfosses nachge- wiesen, daſs Cyankalium sich bildet, wenn Stickstoff durch rotglühende Holz- kohle geleitet wird. John Dawes hatte 1835 ein Patent genommen, in welchem die Gewinnung von Cyan- kalium aus Eisenhochöfen enthalten war. Besonders auffallend war diese Cyankaliumbildung im Gestell der Hoch- öfen seit der Einführung des heiſsen Windes und des Steinkohlenbetriebes bemerkbar geworden. 1842 fanden Zinken und Brom- eis Cyankalium im Gestell des aus- geblasenen Hochofens zu Mägdesprung. Redtenbacher sammelte 1843 Cyan- [Abbildung Fig. 123.] kalium in einem Lichtloch in der Brust des Hochofens von Mariazell. Bunsen und Playfair wiesen nach, daſs die Cyankaliumbildung im Gestell des Hochofens von Alfreton ganz bedeutend war. Nach ihrer Ansicht ist das Cyankalium ein nicht unwichtiges Reduktionsmittel beim Hochofenprozeſs. Doch scheint seine Menge zu gering zu sein, um groſse Wirkung auszuüben. Beck, Geschichte des Eisens. 29

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/465
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/465>, abgerufen am 22.11.2024.