Auf allen diesen Werken hatte man die Koks durch rohe Stein- kohlen ersetzt und dieselben glänzenden Ergebnisse erzielt.
Die Erfolge auf der Birtlyhütte bei Newcastle in England, wo man mit Koks schmolz, waren nicht so bedeutend, kamen aber der Ersparnis, wie man sie auch auf den schottischen Werken mit Koks- betrieb erzielt hatte, gleich.
Auf dem Tyne-Eisenwerk erblies man in demselben Ofen Giesse- rei- und Frischereiroheisen mit heissem Winde, wobei man nur den Erzsatz änderte. Auf diesem Werke wendete man zuerst den heissen Wind auch bei den Kupolöfen an und verbrauchte dabei nur 130 kg gegen 200 kg bei kaltem Winde auf die Tonne Roheisen. Die Pro- duktion stieg in der gleichen Zeit auf das Doppelte. Die Wind- erhitzungsapparate waren über der Gicht der Kupolöfen angebracht.
Butterley-Iron-Works und die Werke von Cadnor Park in Derby- shire gehörten Herrn Jessop, einem der tüchtigsten Eisenindustriellen Englands. Derselbe führte 1833 den Betrieb mit heissem Winde ein und bediente sich dabei der ineinander gesteckten Röhren oder der Ringröhren-Apparate (pipe within pipe ovens). Aus dem so erblasenen Roheisen wurden Kesselbleche und bessere Stabeisensorten erzeugt.
Auf der Eisenhütte zu Wednesbury hatte Herr Forster von der Firma Lloyd, Forster & Co. den Winderhitzungsapparat direkt über die Gicht gestellt. Es war dies damals der einzige Apparat in England, der mit Gichtgasen geheizt wurde. Obgleich der Apparat sehr kompliziert war, so erzielte man mit der Gichtflamme allein doch nur eine Temperatur von 360° F. (= 182° C.). Um heisseren Wind zu erhalten, musste man sich noch einer besonderen Stein- kohlenfeuerung bedienen.
In Wales wendeten anfangs nur zwei Hütten, die zu Warteg und Bleanavon, heissen Wind an. Die grossen Werke bei Merthyr-Tydvill verhielten sich ablehnend gegen die neue Erfindung. Hierzu wirkten verschiedene Gründe mit. Zunächst war der Brennmaterialverbrauch auf den südwalesischen Hütten bereits ein so geringer, dass die Ersparnis, namentlich bei dem billigen Preise der Kohlen, nicht so sehr ins Ge- wicht fiel, wogegen bei den niedrigen Gestehungskosten die Patentgebühr von 1 sh für die Tonne mehr wie anderswo in Betracht kam. Die Gross- industriellen von Wales schlossen sich deshalb von vornherein der Oppo- sition gegen Neilson, welche hauptsächlich gegen diese Gebühren ankämpfte, an. Ausserdem waren die Apparate, in welchen auf den grossen Hüttenwerken Dowlais und Cyfartha die ersten Versuche mit heissem Winde gemacht worden waren, sehr unvollkommen und des-
Winderhitzung 1831 bis 1850.
Auf allen diesen Werken hatte man die Koks durch rohe Stein- kohlen ersetzt und dieselben glänzenden Ergebnisse erzielt.
Die Erfolge auf der Birtlyhütte bei Newcastle in England, wo man mit Koks schmolz, waren nicht so bedeutend, kamen aber der Ersparnis, wie man sie auch auf den schottischen Werken mit Koks- betrieb erzielt hatte, gleich.
Auf dem Tyne-Eisenwerk erblies man in demselben Ofen Gieſse- rei- und Frischereiroheisen mit heiſsem Winde, wobei man nur den Erzsatz änderte. Auf diesem Werke wendete man zuerst den heiſsen Wind auch bei den Kupolöfen an und verbrauchte dabei nur 130 kg gegen 200 kg bei kaltem Winde auf die Tonne Roheisen. Die Pro- duktion stieg in der gleichen Zeit auf das Doppelte. Die Wind- erhitzungsapparate waren über der Gicht der Kupolöfen angebracht.
Butterley-Iron-Works und die Werke von Cadnor Park in Derby- shire gehörten Herrn Jessop, einem der tüchtigsten Eisenindustriellen Englands. Derselbe führte 1833 den Betrieb mit heiſsem Winde ein und bediente sich dabei der ineinander gesteckten Röhren oder der Ringröhren-Apparate (pipe within pipe ovens). Aus dem so erblasenen Roheisen wurden Kesselbleche und bessere Stabeisensorten erzeugt.
Auf der Eisenhütte zu Wednesbury hatte Herr Forster von der Firma Lloyd, Forster & Co. den Winderhitzungsapparat direkt über die Gicht gestellt. Es war dies damals der einzige Apparat in England, der mit Gichtgasen geheizt wurde. Obgleich der Apparat sehr kompliziert war, so erzielte man mit der Gichtflamme allein doch nur eine Temperatur von 360° F. (= 182° C.). Um heiſseren Wind zu erhalten, muſste man sich noch einer besonderen Stein- kohlenfeuerung bedienen.
In Wales wendeten anfangs nur zwei Hütten, die zu Warteg und Bleanavon, heiſsen Wind an. Die groſsen Werke bei Merthyr-Tydvill verhielten sich ablehnend gegen die neue Erfindung. Hierzu wirkten verschiedene Gründe mit. Zunächst war der Brennmaterialverbrauch auf den südwalesischen Hütten bereits ein so geringer, daſs die Ersparnis, namentlich bei dem billigen Preise der Kohlen, nicht so sehr ins Ge- wicht fiel, wogegen bei den niedrigen Gestehungskosten die Patentgebühr von 1 sh für die Tonne mehr wie anderswo in Betracht kam. Die Groſs- industriellen von Wales schlossen sich deshalb von vornherein der Oppo- sition gegen Neilson, welche hauptsächlich gegen diese Gebühren ankämpfte, an. Auſserdem waren die Apparate, in welchen auf den groſsen Hüttenwerken Dowlais und Cyfartha die ersten Versuche mit heiſsem Winde gemacht worden waren, sehr unvollkommen und des-
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Winderhitzung 1831 bis 1850.
Auf allen diesen Werken hatte man die Koks durch rohe Stein-
kohlen ersetzt und dieselben glänzenden Ergebnisse erzielt.
Die Erfolge auf der Birtlyhütte bei Newcastle in England, wo
man mit Koks schmolz, waren nicht so bedeutend, kamen aber der
Ersparnis, wie man sie auch auf den schottischen Werken mit Koks-
betrieb erzielt hatte, gleich.
Auf dem Tyne-Eisenwerk erblies man in demselben Ofen Gieſse-
rei- und Frischereiroheisen mit heiſsem Winde, wobei man nur den
Erzsatz änderte. Auf diesem Werke wendete man zuerst den heiſsen
Wind auch bei den Kupolöfen an und verbrauchte dabei nur 130 kg
gegen 200 kg bei kaltem Winde auf die Tonne Roheisen. Die Pro-
duktion stieg in der gleichen Zeit auf das Doppelte. Die Wind-
erhitzungsapparate waren über der Gicht der Kupolöfen angebracht.
Butterley-Iron-Works und die Werke von Cadnor Park in Derby-
shire gehörten Herrn Jessop, einem der tüchtigsten Eisenindustriellen
Englands. Derselbe führte 1833 den Betrieb mit heiſsem Winde ein
und bediente sich dabei der ineinander gesteckten Röhren oder der
Ringröhren-Apparate (pipe within pipe ovens). Aus dem so erblasenen
Roheisen wurden Kesselbleche und bessere Stabeisensorten erzeugt.
Auf der Eisenhütte zu Wednesbury hatte Herr Forster von der
Firma Lloyd, Forster & Co. den Winderhitzungsapparat direkt
über die Gicht gestellt. Es war dies damals der einzige Apparat in
England, der mit Gichtgasen geheizt wurde. Obgleich der Apparat
sehr kompliziert war, so erzielte man mit der Gichtflamme allein
doch nur eine Temperatur von 360° F. (= 182° C.). Um heiſseren
Wind zu erhalten, muſste man sich noch einer besonderen Stein-
kohlenfeuerung bedienen.
In Wales wendeten anfangs nur zwei Hütten, die zu Warteg und
Bleanavon, heiſsen Wind an. Die groſsen Werke bei Merthyr-Tydvill
verhielten sich ablehnend gegen die neue Erfindung. Hierzu wirkten
verschiedene Gründe mit. Zunächst war der Brennmaterialverbrauch
auf den südwalesischen Hütten bereits ein so geringer, daſs die Ersparnis,
namentlich bei dem billigen Preise der Kohlen, nicht so sehr ins Ge-
wicht fiel, wogegen bei den niedrigen Gestehungskosten die Patentgebühr
von 1 sh für die Tonne mehr wie anderswo in Betracht kam. Die Groſs-
industriellen von Wales schlossen sich deshalb von vornherein der Oppo-
sition gegen Neilson, welche hauptsächlich gegen diese Gebühren
ankämpfte, an. Auſserdem waren die Apparate, in welchen auf den
groſsen Hüttenwerken Dowlais und Cyfartha die ersten Versuche mit
heiſsem Winde gemacht worden waren, sehr unvollkommen und des-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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