padius, welcher daran festhielt und dieselbe durch sein Ansehen als Chemiker und Professor der Hüttenkunde in Freiberg deckte. Dieser Irrtum, wie mancher andere, erhielt sich hauptsächlich deshalb, weil die quantitative chemische Analyse immer noch nicht in ausreichender Weise als Kontrolle angewendet wurde. Auch waren die Unter- suchungsmethoden noch nicht genau genug. Mehr und mehr aber fing die chemische Analyse an, das herrschende Dunkel aufzuhellen, und es ist ein anziehendes, bewunderungswürdiges Schauspiel, wie eine Frage nach der anderen durch die sorgfältige Gewichtsermitte- lung der chemischen Bestandteile mittels der Wage gelöst wurde. Zu diesen für die Geschichte des Eisens wichtigen Fragen, welchen um diese Zeit besondere Aufmerksamkeit zugewendet wurde, gehörten die über die Sauerstoffverbindungen des Eisens und die Zusammen- setzung der Erze.
Die Sauerstoffverbindungen des Eisens, wie sie dem Hüttenmanne vorkommen, sind höchst mannigfaltiger Art. Glüht man das Eisen an der Luft, so nimmt es Sauerstoff auf; das gebil- dete Produkt zeigt aber einen wechselnden Sauerstoffgehalt. Ebenso haben viele Erze, z. B. die magnetischen Eisenerze Schwedens, einen verschiedenen Sauerstoffgehalt. Es war deshalb nicht zu verwundern, dass viele Chemiker geneigt waren, anzunehmen, dass sich das Eisen in unendlichem, fortschreitendem Verhältnis mit dem Sauerstoff ver- bände. Diese Lehre vertrat besonders Berthollet, der es als ein allgemeines Gesetz aufstellte, dass die Körper sich in unendlich vielen progressiven Verhältnissen miteinander verbinden und sich dabei be- sonders auch auf die wechselnden Oxydationsstufen des Eisens stützte. Dem trat zuerst Proust entgegen, der nachwies, dass es keine solche unendliche Progression in der Natur gäbe, sondern dass alle bestimmt charakterisierten Körper auch nach bestimmten Verhältnissen ihrer Elemente gemischt sind. Dies liess sich für viele Körper nach- weisen, für viele aber auch nicht, und es gelang erst Berzelius 1810 durch gründlichere methodische Untersuchungen, diesem wich- tigen Gesetze der chemischen Proportionen eine feste Grundlage zu geben 1). Durch die Ermittelung der Äquivalentgewichte und der Proportionen erhielt die Chemie eine mathematische Sicherheit.
1) Siehe die wichtige Abhandlung von Berzelius: Versuch, die bestimmten und einfachen Verhältnisse aufzufinden, nach welchen die Bestandteile der unor- ganischen Natur miteinander verbunden sind, im Journal der Physik, Bd. 37 und 38, aus dem dritten Teile der Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi af Hisinger och Berzelius, Stockholm 1880.
Chemie 1801 bis 1815.
padius, welcher daran festhielt und dieselbe durch sein Ansehen als Chemiker und Professor der Hüttenkunde in Freiberg deckte. Dieser Irrtum, wie mancher andere, erhielt sich hauptsächlich deshalb, weil die quantitative chemische Analyse immer noch nicht in ausreichender Weise als Kontrolle angewendet wurde. Auch waren die Unter- suchungsmethoden noch nicht genau genug. Mehr und mehr aber fing die chemische Analyse an, das herrschende Dunkel aufzuhellen, und es ist ein anziehendes, bewunderungswürdiges Schauspiel, wie eine Frage nach der anderen durch die sorgfältige Gewichtsermitte- lung der chemischen Bestandteile mittels der Wage gelöst wurde. Zu diesen für die Geschichte des Eisens wichtigen Fragen, welchen um diese Zeit besondere Aufmerksamkeit zugewendet wurde, gehörten die über die Sauerstoffverbindungen des Eisens und die Zusammen- setzung der Erze.
Die Sauerstoffverbindungen des Eisens, wie sie dem Hüttenmanne vorkommen, sind höchst mannigfaltiger Art. Glüht man das Eisen an der Luft, so nimmt es Sauerstoff auf; das gebil- dete Produkt zeigt aber einen wechselnden Sauerstoffgehalt. Ebenso haben viele Erze, z. B. die magnetischen Eisenerze Schwedens, einen verschiedenen Sauerstoffgehalt. Es war deshalb nicht zu verwundern, daſs viele Chemiker geneigt waren, anzunehmen, daſs sich das Eisen in unendlichem, fortschreitendem Verhältnis mit dem Sauerstoff ver- bände. Diese Lehre vertrat besonders Berthollet, der es als ein allgemeines Gesetz aufstellte, daſs die Körper sich in unendlich vielen progressiven Verhältnissen miteinander verbinden und sich dabei be- sonders auch auf die wechselnden Oxydationsstufen des Eisens stützte. Dem trat zuerst Proust entgegen, der nachwies, daſs es keine solche unendliche Progression in der Natur gäbe, sondern daſs alle bestimmt charakterisierten Körper auch nach bestimmten Verhältnissen ihrer Elemente gemischt sind. Dies lieſs sich für viele Körper nach- weisen, für viele aber auch nicht, und es gelang erst Berzelius 1810 durch gründlichere methodische Untersuchungen, diesem wich- tigen Gesetze der chemischen Proportionen eine feste Grundlage zu geben 1). Durch die Ermittelung der Äquivalentgewichte und der Proportionen erhielt die Chemie eine mathematische Sicherheit.
1) Siehe die wichtige Abhandlung von Berzelius: Versuch, die bestimmten und einfachen Verhältnisse aufzufinden, nach welchen die Bestandteile der unor- ganischen Natur miteinander verbunden sind, im Journal der Physik, Bd. 37 und 38, aus dem dritten Teile der Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi af Hisinger och Berzelius, Stockholm 1880.
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Chemie 1801 bis 1815.
padius, welcher daran festhielt und dieselbe durch sein Ansehen als
Chemiker und Professor der Hüttenkunde in Freiberg deckte. Dieser
Irrtum, wie mancher andere, erhielt sich hauptsächlich deshalb, weil
die quantitative chemische Analyse immer noch nicht in ausreichender
Weise als Kontrolle angewendet wurde. Auch waren die Unter-
suchungsmethoden noch nicht genau genug. Mehr und mehr aber
fing die chemische Analyse an, das herrschende Dunkel aufzuhellen,
und es ist ein anziehendes, bewunderungswürdiges Schauspiel, wie
eine Frage nach der anderen durch die sorgfältige Gewichtsermitte-
lung der chemischen Bestandteile mittels der Wage gelöst wurde.
Zu diesen für die Geschichte des Eisens wichtigen Fragen, welchen
um diese Zeit besondere Aufmerksamkeit zugewendet wurde, gehörten
die über die Sauerstoffverbindungen des Eisens und die Zusammen-
setzung der Erze.
Die Sauerstoffverbindungen des Eisens, wie sie dem
Hüttenmanne vorkommen, sind höchst mannigfaltiger Art. Glüht
man das Eisen an der Luft, so nimmt es Sauerstoff auf; das gebil-
dete Produkt zeigt aber einen wechselnden Sauerstoffgehalt. Ebenso
haben viele Erze, z. B. die magnetischen Eisenerze Schwedens, einen
verschiedenen Sauerstoffgehalt. Es war deshalb nicht zu verwundern,
daſs viele Chemiker geneigt waren, anzunehmen, daſs sich das Eisen
in unendlichem, fortschreitendem Verhältnis mit dem Sauerstoff ver-
bände. Diese Lehre vertrat besonders Berthollet, der es als ein
allgemeines Gesetz aufstellte, daſs die Körper sich in unendlich vielen
progressiven Verhältnissen miteinander verbinden und sich dabei be-
sonders auch auf die wechselnden Oxydationsstufen des Eisens stützte.
Dem trat zuerst Proust entgegen, der nachwies, daſs es keine solche
unendliche Progression in der Natur gäbe, sondern daſs alle bestimmt
charakterisierten Körper auch nach bestimmten Verhältnissen ihrer
Elemente gemischt sind. Dies lieſs sich für viele Körper nach-
weisen, für viele aber auch nicht, und es gelang erst Berzelius
1810 durch gründlichere methodische Untersuchungen, diesem wich-
tigen Gesetze der chemischen Proportionen eine feste Grundlage zu
geben 1). Durch die Ermittelung der Äquivalentgewichte und der
Proportionen erhielt die Chemie eine mathematische Sicherheit.
1) Siehe die wichtige Abhandlung von Berzelius: Versuch, die bestimmten
und einfachen Verhältnisse aufzufinden, nach welchen die Bestandteile der unor-
ganischen Natur miteinander verbunden sind, im Journal der Physik, Bd. 37 und
38, aus dem dritten Teile der Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi af
Hisinger och Berzelius, Stockholm 1880.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/42>, abgerufen am 22.11.2024.
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