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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Deutschland bis 1830.

Der auswärtige Absatz, besonders nach Preussen, hatte sich in
dieser Periode vermindert. Von den Ende der zwanziger Jahre durch-
schnittlich erzeugten 14925 Ctr. waren 13225 Ctr. im Inlande verkauft
und nur etwa 1700 Ctr. ausgeführt und von 25325 Ctr. Stabeisen
22675 Ctr. im Inlande und nur 2650 Ctr. in das Ausland verkauft
worden.

Das schwedische und mehr noch das engliche Eisen bereitete dem
harzer Eisen eine nachteilige Konkurrenz. 1820 hatte englisches
Eisen in Bremen 51/2 Rthlr. die 120 Pfd. gegolten, 1830 nur noch
3 Rthlr.; in Hannover kostete 1 Ctr. (112 Pfd.) englisches Stabeisen
4 Rthlr. 2 Ggr., 1 Ctr. harzer Eisen dagegen 5 Rthlr. 20 Ggr. Der
Ausfuhr nach Preussen und Hessen stand der von diesen Staaten
eingeführte Schutzzoll im Wege.

In dem Kurfürstentum Hessen zeichnete sich die herrschaft-
liche Eisenhütte zu Veckenhagen durch schöne Gusswaren aus.

In Süddeutschland bemühte sich besonders die württem-
bergische
Regierung, die Eisenindustrie des Landes zu heben. 1803
hatte Herzog Friedrich eine Sensenfabrik bei Friedrichsthal im
Schwarzwalde angelegt, erst nur in kleinem Umfange, 1810 wurde
sie aber sehr erweitert, und 1815 bis 1822 lieferte sie bereits jähr-
lich 30000 blaue (steirische) Sensen, 10000 Schnabelsensen (tiroler),
25000 Sicheln, 10000 Strohmesserblätter, 4000 ganze Strohmesser,
1000 Schippen und 100 Stück halbmondförmige Zimmerer- und Wald-
sägen. Es war dadurch ein wichtiger Nahrungszweig für die arme
Gegend geschaffen. Auf der Eisenhütte zu Oberndorf wurden während
der Kriegszeiten jährlich 3000 bis 4000 Stück Gewehre gemacht.

Die Drahtzieherei zu Unterkochen wurde 1811 umgebaut und
neu eingerichtet. 1821 wurde hier ein Walzwerk für Blech, Band-
eisen und andere Eisensorten angelegt. 1818 wurde zu Wasseralfingen
ein neuer Hochofen mit Kastengebläse anstatt der alten Spitzbälge
erbaut. 1822 wurden die königlichen Hüttenwerke zu Wasseralfingen
und Königsbronn vergrössert. Zu Wasseralfingen war eine grosse
Lehm- und Massenformerei eingerichtet und 1820/21 der erste Kupol-
ofen gebaut worden; zu Königsbronn wurde 1822 der erste Flammofen
gebaut, der zum Kanonen- und Munitionsguss diente. Auf dem nahe-
gelegenen Hammerwerke Izelberg wurde ebenfalls im Jahre 1822 ein
Blechwalzwerk erbaut.

1824 wurde der berühmte Bildhauer Konrad Weitbrecht (geb.
1796, gest. 1836) nach Wasseralfingen berufen und daselbst angestellt.
Er hob und begründete die künstlerische Bedeutung der Erzeugnisse

Deutschland bis 1830.

Der auswärtige Absatz, besonders nach Preuſsen, hatte sich in
dieser Periode vermindert. Von den Ende der zwanziger Jahre durch-
schnittlich erzeugten 14925 Ctr. waren 13225 Ctr. im Inlande verkauft
und nur etwa 1700 Ctr. ausgeführt und von 25325 Ctr. Stabeisen
22675 Ctr. im Inlande und nur 2650 Ctr. in das Ausland verkauft
worden.

Das schwedische und mehr noch das engliche Eisen bereitete dem
harzer Eisen eine nachteilige Konkurrenz. 1820 hatte englisches
Eisen in Bremen 5½ Rthlr. die 120 Pfd. gegolten, 1830 nur noch
3 Rthlr.; in Hannover kostete 1 Ctr. (112 Pfd.) englisches Stabeisen
4 Rthlr. 2 Ggr., 1 Ctr. harzer Eisen dagegen 5 Rthlr. 20 Ggr. Der
Ausfuhr nach Preuſsen und Hessen stand der von diesen Staaten
eingeführte Schutzzoll im Wege.

In dem Kurfürstentum Hessen zeichnete sich die herrschaft-
liche Eisenhütte zu Veckenhagen durch schöne Guſswaren aus.

In Süddeutschland bemühte sich besonders die württem-
bergische
Regierung, die Eisenindustrie des Landes zu heben. 1803
hatte Herzog Friedrich eine Sensenfabrik bei Friedrichsthal im
Schwarzwalde angelegt, erst nur in kleinem Umfange, 1810 wurde
sie aber sehr erweitert, und 1815 bis 1822 lieferte sie bereits jähr-
lich 30000 blaue (steirische) Sensen, 10000 Schnabelsensen (tiroler),
25000 Sicheln, 10000 Strohmesserblätter, 4000 ganze Strohmesser,
1000 Schippen und 100 Stück halbmondförmige Zimmerer- und Wald-
sägen. Es war dadurch ein wichtiger Nahrungszweig für die arme
Gegend geschaffen. Auf der Eisenhütte zu Oberndorf wurden während
der Kriegszeiten jährlich 3000 bis 4000 Stück Gewehre gemacht.

Die Drahtzieherei zu Unterkochen wurde 1811 umgebaut und
neu eingerichtet. 1821 wurde hier ein Walzwerk für Blech, Band-
eisen und andere Eisensorten angelegt. 1818 wurde zu Wasseralfingen
ein neuer Hochofen mit Kastengebläse anstatt der alten Spitzbälge
erbaut. 1822 wurden die königlichen Hüttenwerke zu Wasseralfingen
und Königsbronn vergröſsert. Zu Wasseralfingen war eine groſse
Lehm- und Massenformerei eingerichtet und 1820/21 der erste Kupol-
ofen gebaut worden; zu Königsbronn wurde 1822 der erste Flammofen
gebaut, der zum Kanonen- und Munitionsguſs diente. Auf dem nahe-
gelegenen Hammerwerke Izelberg wurde ebenfalls im Jahre 1822 ein
Blechwalzwerk erbaut.

1824 wurde der berühmte Bildhauer Konrad Weitbrecht (geb.
1796, gest. 1836) nach Wasseralfingen berufen und daselbst angestellt.
Er hob und begründete die künstlerische Bedeutung der Erzeugnisse

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[365/0381] Deutschland bis 1830. Der auswärtige Absatz, besonders nach Preuſsen, hatte sich in dieser Periode vermindert. Von den Ende der zwanziger Jahre durch- schnittlich erzeugten 14925 Ctr. waren 13225 Ctr. im Inlande verkauft und nur etwa 1700 Ctr. ausgeführt und von 25325 Ctr. Stabeisen 22675 Ctr. im Inlande und nur 2650 Ctr. in das Ausland verkauft worden. Das schwedische und mehr noch das engliche Eisen bereitete dem harzer Eisen eine nachteilige Konkurrenz. 1820 hatte englisches Eisen in Bremen 5½ Rthlr. die 120 Pfd. gegolten, 1830 nur noch 3 Rthlr.; in Hannover kostete 1 Ctr. (112 Pfd.) englisches Stabeisen 4 Rthlr. 2 Ggr., 1 Ctr. harzer Eisen dagegen 5 Rthlr. 20 Ggr. Der Ausfuhr nach Preuſsen und Hessen stand der von diesen Staaten eingeführte Schutzzoll im Wege. In dem Kurfürstentum Hessen zeichnete sich die herrschaft- liche Eisenhütte zu Veckenhagen durch schöne Guſswaren aus. In Süddeutschland bemühte sich besonders die württem- bergische Regierung, die Eisenindustrie des Landes zu heben. 1803 hatte Herzog Friedrich eine Sensenfabrik bei Friedrichsthal im Schwarzwalde angelegt, erst nur in kleinem Umfange, 1810 wurde sie aber sehr erweitert, und 1815 bis 1822 lieferte sie bereits jähr- lich 30000 blaue (steirische) Sensen, 10000 Schnabelsensen (tiroler), 25000 Sicheln, 10000 Strohmesserblätter, 4000 ganze Strohmesser, 1000 Schippen und 100 Stück halbmondförmige Zimmerer- und Wald- sägen. Es war dadurch ein wichtiger Nahrungszweig für die arme Gegend geschaffen. Auf der Eisenhütte zu Oberndorf wurden während der Kriegszeiten jährlich 3000 bis 4000 Stück Gewehre gemacht. Die Drahtzieherei zu Unterkochen wurde 1811 umgebaut und neu eingerichtet. 1821 wurde hier ein Walzwerk für Blech, Band- eisen und andere Eisensorten angelegt. 1818 wurde zu Wasseralfingen ein neuer Hochofen mit Kastengebläse anstatt der alten Spitzbälge erbaut. 1822 wurden die königlichen Hüttenwerke zu Wasseralfingen und Königsbronn vergröſsert. Zu Wasseralfingen war eine groſse Lehm- und Massenformerei eingerichtet und 1820/21 der erste Kupol- ofen gebaut worden; zu Königsbronn wurde 1822 der erste Flammofen gebaut, der zum Kanonen- und Munitionsguſs diente. Auf dem nahe- gelegenen Hammerwerke Izelberg wurde ebenfalls im Jahre 1822 ein Blechwalzwerk erbaut. 1824 wurde der berühmte Bildhauer Konrad Weitbrecht (geb. 1796, gest. 1836) nach Wasseralfingen berufen und daselbst angestellt. Er hob und begründete die künstlerische Bedeutung der Erzeugnisse

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/381>, abgerufen am 25.11.2024.