die Wirksamkeit und kann sich nach lokalen Umständen richten. Im allgemeinen muss der Windbehälter von einer Feuerung erhitzt werden, welche unabhängig von der durch den Luftstrom gespeisten Feuerung ist; auch ist es im allgemeinen besser, dass der Behälter mit seiner Feuerung in Mauerwerk eingeschlossen sei, durch welches die Wind- leitungsröhren gehen. Übrigens aber ist die Art der Erhitzung des Windbehälters unwesentlich für den Effekt, wenn nur die richtige Temperatur erreicht wird."
Neilsons Patent beschränkte sich nicht auf einen besonderen Apparat, sondern umfasste das Princip der Erhitzung des Windes zwischen Gebläsemaschine und Ofen. Diese allgemeine Fassung kam Neilson später sehr zu statten. Da Neilson nicht die Mittel besass, sein Patent auszubeuten, so verband er sich mit den oben genannten Herren Macintosh und Dunlop, sowie mit John Wilson von Dun- dyvan, indem er für sich selbst nur 3/10 des Gewinns beanspruchte. Um die Einführung der Erfindung nicht zu erschweren, verlangten die Patentinhaber nur 1 sh für die Tonne von allem Roheisen, welches nach ihrem Patent dargestellt werden würde.
Die erste Anwendung von Neilsons Erfindung wurde auf den Clyde-Eisenwerken gemacht, und diese bewies sofort den grossen und in der That unerwarteten Nutzen des Verfahrens. Von der ungeheuren Tragweite der Erfindung hatte aber der Erfinder damals selbst noch keine Ahnung. Aus der Fassung der Patentschrift geht hervor, dass er zunächst nur an die Anwendung bei Schmiedefeuern und Kupolöfen glaubte, während sich sehr bald der grösste Nutzen bei den Hoch- öfen herausstellte.
Der Hochofen der Clydehütte, welcher in der ersten Hälfte des Jahres 1829 noch mit kaltem Winde betrieben wurde, verbrauchte auf 1 Tonne Roheisen 8 Tonnen 11/4 Ctr. Koks. Dagegen brauchte der- selbe Hochofen in den ersten 6 Monaten des Jahres 1830 mit auf 300° F. = 149° C. erhitztem Wind nur 5 Tonnen 31/4 Ctr. Koks. Bringt man die 8 Ctr. Kohlen, welche zur Erhitzung des Windes ver- braucht wurden, in Abzug, so stellte sich die Ersparnis auf die Tonne auf 21/2 Tonnen Koks oder 50 Ctr. auf 20 Ctr. Eisen.
Der Nutzen war also beträchtlich, obgleich er noch gering war gegen den, der später mit besseren Vorrichtungen unter günstigeren Bedingungen erzielt wurde. Dass nicht gleich ein noch grösserer Nutzen erzielt wurde, hatte seinen Grund in den unvollkommenen Winderhitzungsapparaten. Wir haben oben erwähnt, dass die Hütten- besitzer nichts an ihrer Windleitung geändert haben wollten und
Erfindung der Winderhitzung 1829.
die Wirksamkeit und kann sich nach lokalen Umständen richten. Im allgemeinen muſs der Windbehälter von einer Feuerung erhitzt werden, welche unabhängig von der durch den Luftstrom gespeisten Feuerung ist; auch ist es im allgemeinen besser, daſs der Behälter mit seiner Feuerung in Mauerwerk eingeschlossen sei, durch welches die Wind- leitungsröhren gehen. Übrigens aber ist die Art der Erhitzung des Windbehälters unwesentlich für den Effekt, wenn nur die richtige Temperatur erreicht wird.“
Neilsons Patent beschränkte sich nicht auf einen besonderen Apparat, sondern umfaſste das Princip der Erhitzung des Windes zwischen Gebläsemaschine und Ofen. Diese allgemeine Fassung kam Neilson später sehr zu statten. Da Neilson nicht die Mittel besaſs, sein Patent auszubeuten, so verband er sich mit den oben genannten Herren Macintosh und Dunlop, sowie mit John Wilson von Dun- dyvan, indem er für sich selbst nur 3/10 des Gewinns beanspruchte. Um die Einführung der Erfindung nicht zu erschweren, verlangten die Patentinhaber nur 1 sh für die Tonne von allem Roheisen, welches nach ihrem Patent dargestellt werden würde.
Die erste Anwendung von Neilsons Erfindung wurde auf den Clyde-Eisenwerken gemacht, und diese bewies sofort den groſsen und in der That unerwarteten Nutzen des Verfahrens. Von der ungeheuren Tragweite der Erfindung hatte aber der Erfinder damals selbst noch keine Ahnung. Aus der Fassung der Patentschrift geht hervor, daſs er zunächst nur an die Anwendung bei Schmiedefeuern und Kupolöfen glaubte, während sich sehr bald der gröſste Nutzen bei den Hoch- öfen herausstellte.
Der Hochofen der Clydehütte, welcher in der ersten Hälfte des Jahres 1829 noch mit kaltem Winde betrieben wurde, verbrauchte auf 1 Tonne Roheisen 8 Tonnen 1¼ Ctr. Koks. Dagegen brauchte der- selbe Hochofen in den ersten 6 Monaten des Jahres 1830 mit auf 300° F. = 149° C. erhitztem Wind nur 5 Tonnen 3¼ Ctr. Koks. Bringt man die 8 Ctr. Kohlen, welche zur Erhitzung des Windes ver- braucht wurden, in Abzug, so stellte sich die Ersparnis auf die Tonne auf 2½ Tonnen Koks oder 50 Ctr. auf 20 Ctr. Eisen.
Der Nutzen war also beträchtlich, obgleich er noch gering war gegen den, der später mit besseren Vorrichtungen unter günstigeren Bedingungen erzielt wurde. Daſs nicht gleich ein noch gröſserer Nutzen erzielt wurde, hatte seinen Grund in den unvollkommenen Winderhitzungsapparaten. Wir haben oben erwähnt, daſs die Hütten- besitzer nichts an ihrer Windleitung geändert haben wollten und
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[314/0330]
Erfindung der Winderhitzung 1829.
die Wirksamkeit und kann sich nach lokalen Umständen richten. Im
allgemeinen muſs der Windbehälter von einer Feuerung erhitzt werden,
welche unabhängig von der durch den Luftstrom gespeisten Feuerung
ist; auch ist es im allgemeinen besser, daſs der Behälter mit seiner
Feuerung in Mauerwerk eingeschlossen sei, durch welches die Wind-
leitungsröhren gehen. Übrigens aber ist die Art der Erhitzung des
Windbehälters unwesentlich für den Effekt, wenn nur die richtige
Temperatur erreicht wird.“
Neilsons Patent beschränkte sich nicht auf einen besonderen
Apparat, sondern umfaſste das Princip der Erhitzung des Windes
zwischen Gebläsemaschine und Ofen. Diese allgemeine Fassung kam
Neilson später sehr zu statten. Da Neilson nicht die Mittel besaſs,
sein Patent auszubeuten, so verband er sich mit den oben genannten
Herren Macintosh und Dunlop, sowie mit John Wilson von Dun-
dyvan, indem er für sich selbst nur 3/10 des Gewinns beanspruchte.
Um die Einführung der Erfindung nicht zu erschweren, verlangten die
Patentinhaber nur 1 sh für die Tonne von allem Roheisen, welches
nach ihrem Patent dargestellt werden würde.
Die erste Anwendung von Neilsons Erfindung wurde auf den
Clyde-Eisenwerken gemacht, und diese bewies sofort den groſsen und
in der That unerwarteten Nutzen des Verfahrens. Von der ungeheuren
Tragweite der Erfindung hatte aber der Erfinder damals selbst noch
keine Ahnung. Aus der Fassung der Patentschrift geht hervor, daſs er
zunächst nur an die Anwendung bei Schmiedefeuern und Kupolöfen
glaubte, während sich sehr bald der gröſste Nutzen bei den Hoch-
öfen herausstellte.
Der Hochofen der Clydehütte, welcher in der ersten Hälfte des
Jahres 1829 noch mit kaltem Winde betrieben wurde, verbrauchte auf
1 Tonne Roheisen 8 Tonnen 1¼ Ctr. Koks. Dagegen brauchte der-
selbe Hochofen in den ersten 6 Monaten des Jahres 1830 mit auf
300° F. = 149° C. erhitztem Wind nur 5 Tonnen 3¼ Ctr. Koks.
Bringt man die 8 Ctr. Kohlen, welche zur Erhitzung des Windes ver-
braucht wurden, in Abzug, so stellte sich die Ersparnis auf die
Tonne auf 2½ Tonnen Koks oder 50 Ctr. auf 20 Ctr. Eisen.
Der Nutzen war also beträchtlich, obgleich er noch gering war
gegen den, der später mit besseren Vorrichtungen unter günstigeren
Bedingungen erzielt wurde. Daſs nicht gleich ein noch gröſserer
Nutzen erzielt wurde, hatte seinen Grund in den unvollkommenen
Winderhitzungsapparaten. Wir haben oben erwähnt, daſs die Hütten-
besitzer nichts an ihrer Windleitung geändert haben wollten und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/330>, abgerufen am 28.11.2024.
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