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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenbahnen bis 1830.
nissen und ohne jede Schulbildung wuchs der Junge heran und
musste schon in frühen Jahren helfen, durch seiner Hände Arbeit zu
seinem Unterhalt beizutragen. Als ein grosses Glück erschien es ihm
und seinen Eltern, als der starke Junge im 15. Lebensjahre Heizer
bei der Dampfmaschine eines Kohlenbergwerkes bei Newburn on the
Tyne wurde. Im 17. Jahre wurde er Maschinenwärter (plugman),
während sein Vater sein Heizer wurde. In dieser Stellung konnte
sich sein ausserordentliches mechanisches Talent entfalten. Die Ver-
pflichtung, seine Maschine in Ordnung zu halten, zwang ihn, dieselbe
genau zu studieren, selbständig zu denken und zu handeln. Er erlangte
rasch volles Verständnis ihrer Construction und sein mechanisches
Geschick machte es ihm leicht, sich zu helfen und alle laufenden
Reparaturen selbst zu machen. Er lernte aber nicht bloss von seiner
Maschine. Da er jetzt den Mangel jeglicher Schulbildung tief
empfand, entschloss er sich, in seinen alten Tagen noch einmal
Schulknabe zu werden, um Lesen und Schreiben zu lernen. Der
grosse starke Mann setzte sich in die Abendschule zu den Kindern
und lernte bei Robin Cowens für 3 Pence die Woche diese wichtigen
Künste. In gleicher Weise lernte er Rechnen. Georg wurde, nun
20 Jahre alt, Maschinist bei der Fördermaschine (brakesman), was für
das schwierigste Amt bei den Kohlenbergwerksmaschinen galt. In
dieser Stellung kam er später nach Killingworth, von wo sein Ruhm
ausging. Er hatte sich durch scharfe Beobachtung der Maschinen
und unablässigen Fleiss so grosse mechanische Kenntnisse und Ge-
schicklichkeiten erworben, dass er imstande war, auch andere Maschinen,
die in Unordnung geraten waren, zu reparieren und in Ordnung zu
bringen. Durch verschiedene glückliche Kuren an kranken Maschinen
erlangte er einen Namen als Maschinenarzt in seinem Revier. George
Stephenson
hatte inzwischen geheiratet und am 16. Oktober 1803
wurde ihm ein Sohn geboren, den er nach dem Grossvater Robert
nannte und der den Ruhm des Namens Stephenson fortzusetzen
bestimmt war. Diesem Sohn eine gute Erziehung, besser als sie ihm
geworden, zu geben, wurde nun eine Lebensaufgabe des glücklichen
Vaters. Auch weckte er früh in dem Knaben das Interesse für
Mechanik und schärfte spielend seine Erfindungsgabe. Manches kind-
liche Kunstwerk fertigten Vater und Sohn gemeinschaftlich, um später
zu ernsteren Arbeiten überzugehen.

Die Frage des billigen Kohlentransportes nach den Verladeplätzen
an dem Tynefluss beschäftigte George Stephenson, seitdem er
Maschinist bei der Fördermaschine zu Killingworth geworden war.

Die Eisenbahnen bis 1830.
nissen und ohne jede Schulbildung wuchs der Junge heran und
muſste schon in frühen Jahren helfen, durch seiner Hände Arbeit zu
seinem Unterhalt beizutragen. Als ein groſses Glück erschien es ihm
und seinen Eltern, als der starke Junge im 15. Lebensjahre Heizer
bei der Dampfmaschine eines Kohlenbergwerkes bei Newburn on the
Tyne wurde. Im 17. Jahre wurde er Maschinenwärter (plugman),
während sein Vater sein Heizer wurde. In dieser Stellung konnte
sich sein auſserordentliches mechanisches Talent entfalten. Die Ver-
pflichtung, seine Maschine in Ordnung zu halten, zwang ihn, dieselbe
genau zu studieren, selbständig zu denken und zu handeln. Er erlangte
rasch volles Verständnis ihrer Construction und sein mechanisches
Geschick machte es ihm leicht, sich zu helfen und alle laufenden
Reparaturen selbst zu machen. Er lernte aber nicht bloſs von seiner
Maschine. Da er jetzt den Mangel jeglicher Schulbildung tief
empfand, entschloſs er sich, in seinen alten Tagen noch einmal
Schulknabe zu werden, um Lesen und Schreiben zu lernen. Der
groſse starke Mann setzte sich in die Abendschule zu den Kindern
und lernte bei Robin Cowens für 3 Pence die Woche diese wichtigen
Künste. In gleicher Weise lernte er Rechnen. Georg wurde, nun
20 Jahre alt, Maschinist bei der Fördermaschine (brakesman), was für
das schwierigste Amt bei den Kohlenbergwerksmaschinen galt. In
dieser Stellung kam er später nach Killingworth, von wo sein Ruhm
ausging. Er hatte sich durch scharfe Beobachtung der Maschinen
und unablässigen Fleiſs so groſse mechanische Kenntnisse und Ge-
schicklichkeiten erworben, daſs er imstande war, auch andere Maschinen,
die in Unordnung geraten waren, zu reparieren und in Ordnung zu
bringen. Durch verschiedene glückliche Kuren an kranken Maschinen
erlangte er einen Namen als Maschinenarzt in seinem Revier. George
Stephenson
hatte inzwischen geheiratet und am 16. Oktober 1803
wurde ihm ein Sohn geboren, den er nach dem Groſsvater Robert
nannte und der den Ruhm des Namens Stephenson fortzusetzen
bestimmt war. Diesem Sohn eine gute Erziehung, besser als sie ihm
geworden, zu geben, wurde nun eine Lebensaufgabe des glücklichen
Vaters. Auch weckte er früh in dem Knaben das Interesse für
Mechanik und schärfte spielend seine Erfindungsgabe. Manches kind-
liche Kunstwerk fertigten Vater und Sohn gemeinschaftlich, um später
zu ernsteren Arbeiten überzugehen.

Die Frage des billigen Kohlentransportes nach den Verladeplätzen
an dem Tynefluſs beschäftigte George Stephenson, seitdem er
Maschinist bei der Fördermaschine zu Killingworth geworden war.

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[292/0308] Die Eisenbahnen bis 1830. nissen und ohne jede Schulbildung wuchs der Junge heran und muſste schon in frühen Jahren helfen, durch seiner Hände Arbeit zu seinem Unterhalt beizutragen. Als ein groſses Glück erschien es ihm und seinen Eltern, als der starke Junge im 15. Lebensjahre Heizer bei der Dampfmaschine eines Kohlenbergwerkes bei Newburn on the Tyne wurde. Im 17. Jahre wurde er Maschinenwärter (plugman), während sein Vater sein Heizer wurde. In dieser Stellung konnte sich sein auſserordentliches mechanisches Talent entfalten. Die Ver- pflichtung, seine Maschine in Ordnung zu halten, zwang ihn, dieselbe genau zu studieren, selbständig zu denken und zu handeln. Er erlangte rasch volles Verständnis ihrer Construction und sein mechanisches Geschick machte es ihm leicht, sich zu helfen und alle laufenden Reparaturen selbst zu machen. Er lernte aber nicht bloſs von seiner Maschine. Da er jetzt den Mangel jeglicher Schulbildung tief empfand, entschloſs er sich, in seinen alten Tagen noch einmal Schulknabe zu werden, um Lesen und Schreiben zu lernen. Der groſse starke Mann setzte sich in die Abendschule zu den Kindern und lernte bei Robin Cowens für 3 Pence die Woche diese wichtigen Künste. In gleicher Weise lernte er Rechnen. Georg wurde, nun 20 Jahre alt, Maschinist bei der Fördermaschine (brakesman), was für das schwierigste Amt bei den Kohlenbergwerksmaschinen galt. In dieser Stellung kam er später nach Killingworth, von wo sein Ruhm ausging. Er hatte sich durch scharfe Beobachtung der Maschinen und unablässigen Fleiſs so groſse mechanische Kenntnisse und Ge- schicklichkeiten erworben, daſs er imstande war, auch andere Maschinen, die in Unordnung geraten waren, zu reparieren und in Ordnung zu bringen. Durch verschiedene glückliche Kuren an kranken Maschinen erlangte er einen Namen als Maschinenarzt in seinem Revier. George Stephenson hatte inzwischen geheiratet und am 16. Oktober 1803 wurde ihm ein Sohn geboren, den er nach dem Groſsvater Robert nannte und der den Ruhm des Namens Stephenson fortzusetzen bestimmt war. Diesem Sohn eine gute Erziehung, besser als sie ihm geworden, zu geben, wurde nun eine Lebensaufgabe des glücklichen Vaters. Auch weckte er früh in dem Knaben das Interesse für Mechanik und schärfte spielend seine Erfindungsgabe. Manches kind- liche Kunstwerk fertigten Vater und Sohn gemeinschaftlich, um später zu ernsteren Arbeiten überzugehen. Die Frage des billigen Kohlentransportes nach den Verladeplätzen an dem Tynefluſs beschäftigte George Stephenson, seitdem er Maschinist bei der Fördermaschine zu Killingworth geworden war.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/308>, abgerufen am 18.05.2024.