Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.
Scheibensegmentes gepresst werden sollte. 1817 ging er aber zum
Schweissen mittels Walzen über, wobei er nicht einen Dorn von der
ganzen Länge des Rohres, sondern einen kurzen Dorn gebrauchte,
der unbeweglich in der Öffnung des Walzenkalibers stehen blieb,
während die Walzen das Rohr über denselben fortschoben 1). Mittels
dieses Verfahrens wurden später die meisten der in Birmingham
fabrizierten Gewehrläufe hergestellt. Durchschlagenden Erfolg erzielte
aber mit der Fabrikation geschweisster Röhren zuerst Whitehouse
von Wednesbury 1825, und fanden geschweisste Rohre von da an
die mannigfaltigste Anwendung.

Ein wichtiger Fortschritt bei der Gewehrfabrikation war die
Erfindung des Perkussionsschlosses von John Forsyth zu Belhelvie
in Schottland 1807, welcher auch schon das Knallquecksilber an
Stelle des chlorsauren Kalis als Zündstoff in Vorschlag brachte. Die
Bedeutung des Perkussionsschlosses wurde aber damals noch nicht
erkannt, selbst von Napoleon nicht. Das Einführungspatent, welches
Prelat dafür 1810 in Frankreich nahm, hatte keinen Erfolg. Dagegen
fand in demselben Jahre Lepage mit seinem Perkussionsschloss mit
äusserlich angebrachter Pfanne und Zündkrautbedeckung Anklang.
Zu grosser Bedeutung gelangten aber die Perkussionsgewehre erst
durch die Erfindung des Zündhütchens durch Joseph Egg in London
1818. 1820 wurden sie von Debourbet und von Prelat in Frank-
reich eingeführt und fanden von da an rasche Verbreitung.

Zu den Fortschritten der Gewehrfabrikation gehörten verbesserte
Vorrichtungen zum Abdrehen und Ziehen der Läufe. Das Abdrehen
der Läufe soll zuerst in Frankreich von Javelle zu St. Etienne im
Jahre 1792 angewendet worden sein. 1811 nahmen H. James und
J. Jones in England ein Patent darauf. Die alte Ziehbank wurde
zuerst von Jacquet in Versailles 1817 verbessert.

Jeremias Chubb liess sich 1818 ein Patent auf das bekannte,
von ihm erfundene Sicherheitsschloss (Chubbs detector lock) erteilen.

Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.

Über die Fortschritte der Stahlfabrikation in dieser Periode
können wir uns kurz fassen.

Bei der Cementstahlfabrikation machte man die Brennkisten
aus möglichst grossen feuerfesten Ziegeln oder gebrannten Thon-

1) Siehe Karmarsch, a. a. O., S. 329.

Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.
Scheibensegmentes gepreſst werden sollte. 1817 ging er aber zum
Schweiſsen mittels Walzen über, wobei er nicht einen Dorn von der
ganzen Länge des Rohres, sondern einen kurzen Dorn gebrauchte,
der unbeweglich in der Öffnung des Walzenkalibers stehen blieb,
während die Walzen das Rohr über denselben fortschoben 1). Mittels
dieses Verfahrens wurden später die meisten der in Birmingham
fabrizierten Gewehrläufe hergestellt. Durchschlagenden Erfolg erzielte
aber mit der Fabrikation geschweiſster Röhren zuerst Whitehouse
von Wednesbury 1825, und fanden geschweiſste Rohre von da an
die mannigfaltigste Anwendung.

Ein wichtiger Fortschritt bei der Gewehrfabrikation war die
Erfindung des Perkussionsschlosses von John Forsyth zu Belhelvie
in Schottland 1807, welcher auch schon das Knallquecksilber an
Stelle des chlorsauren Kalis als Zündstoff in Vorschlag brachte. Die
Bedeutung des Perkussionsschlosses wurde aber damals noch nicht
erkannt, selbst von Napoleon nicht. Das Einführungspatent, welches
Prelat dafür 1810 in Frankreich nahm, hatte keinen Erfolg. Dagegen
fand in demselben Jahre Lepage mit seinem Perkussionsschloſs mit
äuſserlich angebrachter Pfanne und Zündkrautbedeckung Anklang.
Zu groſser Bedeutung gelangten aber die Perkussionsgewehre erst
durch die Erfindung des Zündhütchens durch Joseph Egg in London
1818. 1820 wurden sie von Debourbet und von Prelat in Frank-
reich eingeführt und fanden von da an rasche Verbreitung.

Zu den Fortschritten der Gewehrfabrikation gehörten verbesserte
Vorrichtungen zum Abdrehen und Ziehen der Läufe. Das Abdrehen
der Läufe soll zuerst in Frankreich von Javelle zu St. Etienne im
Jahre 1792 angewendet worden sein. 1811 nahmen H. James und
J. Jones in England ein Patent darauf. Die alte Ziehbank wurde
zuerst von Jacquet in Versailles 1817 verbessert.

Jeremias Chubb lieſs sich 1818 ein Patent auf das bekannte,
von ihm erfundene Sicherheitsschloſs (Chubbs detector lock) erteilen.

Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.

Über die Fortschritte der Stahlfabrikation in dieser Periode
können wir uns kurz fassen.

Bei der Cementstahlfabrikation machte man die Brennkisten
aus möglichst groſsen feuerfesten Ziegeln oder gebrannten Thon-

1) Siehe Karmarsch, a. a. O., S. 329.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0294" n="278"/><fw place="top" type="header">Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.</fw><lb/>
Scheibensegmentes gepre&#x017F;st werden sollte. 1817 ging er aber zum<lb/>
Schwei&#x017F;sen mittels Walzen über, wobei er nicht einen Dorn von der<lb/>
ganzen Länge des Rohres, sondern einen kurzen Dorn gebrauchte,<lb/>
der unbeweglich in der Öffnung des Walzenkalibers stehen blieb,<lb/>
während die Walzen das Rohr über denselben fortschoben <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Karmarsch</hi>, a. a. O., S. 329.</note>. Mittels<lb/>
dieses Verfahrens wurden später die meisten der in Birmingham<lb/>
fabrizierten Gewehrläufe hergestellt. Durchschlagenden Erfolg erzielte<lb/>
aber mit der Fabrikation geschwei&#x017F;ster Röhren zuerst <hi rendition="#g">Whitehouse</hi><lb/>
von Wednesbury 1825, und fanden geschwei&#x017F;ste Rohre von da an<lb/>
die mannigfaltigste Anwendung.</p><lb/>
            <p>Ein wichtiger Fortschritt bei der <hi rendition="#g">Gewehrfabrikation</hi> war die<lb/>
Erfindung des Perkussionsschlosses von <hi rendition="#g">John Forsyth</hi> zu Belhelvie<lb/>
in Schottland 1807, welcher auch schon das Knallquecksilber an<lb/>
Stelle des chlorsauren Kalis als Zündstoff in Vorschlag brachte. Die<lb/>
Bedeutung des Perkussionsschlosses wurde aber damals noch nicht<lb/>
erkannt, selbst von Napoleon nicht. Das Einführungspatent, welches<lb/><hi rendition="#g">Prelat</hi> dafür 1810 in Frankreich nahm, hatte keinen Erfolg. Dagegen<lb/>
fand in demselben Jahre <hi rendition="#g">Lepage</hi> mit seinem Perkussionsschlo&#x017F;s mit<lb/>
äu&#x017F;serlich angebrachter Pfanne und Zündkrautbedeckung Anklang.<lb/>
Zu gro&#x017F;ser Bedeutung gelangten aber die Perkussionsgewehre erst<lb/>
durch die Erfindung des Zündhütchens durch <hi rendition="#g">Joseph Egg</hi> in London<lb/>
1818. 1820 wurden sie von <hi rendition="#g">Debourbet</hi> und von <hi rendition="#g">Prelat</hi> in Frank-<lb/>
reich eingeführt und fanden von da an rasche Verbreitung.</p><lb/>
            <p>Zu den Fortschritten der Gewehrfabrikation gehörten verbesserte<lb/>
Vorrichtungen zum Abdrehen und Ziehen der Läufe. Das Abdrehen<lb/>
der Läufe soll zuerst in Frankreich von <hi rendition="#g">Javelle</hi> zu St. Etienne im<lb/>
Jahre 1792 angewendet worden sein. 1811 nahmen H. <hi rendition="#g">James</hi> und<lb/>
J. <hi rendition="#g">Jones</hi> in England ein Patent darauf. Die alte Ziehbank wurde<lb/>
zuerst von <hi rendition="#g">Jacquet</hi> in Versailles 1817 verbessert.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Jeremias Chubb</hi> lie&#x017F;s sich 1818 ein Patent auf das bekannte,<lb/>
von ihm erfundene Sicherheitsschlo&#x017F;s (<hi rendition="#g">Chubbs</hi> detector lock) erteilen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.</hi> </head><lb/>
            <p>Über die Fortschritte der <hi rendition="#g">Stahlfabrikation</hi> in dieser Periode<lb/>
können wir uns kurz fassen.</p><lb/>
            <p>Bei der <hi rendition="#g">Cementstahlf</hi>abrikation machte man die Brennkisten<lb/>
aus möglichst gro&#x017F;sen feuerfesten Ziegeln oder gebrannten Thon-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0294] Die Stahlbereitung 1816 bis 1830. Scheibensegmentes gepreſst werden sollte. 1817 ging er aber zum Schweiſsen mittels Walzen über, wobei er nicht einen Dorn von der ganzen Länge des Rohres, sondern einen kurzen Dorn gebrauchte, der unbeweglich in der Öffnung des Walzenkalibers stehen blieb, während die Walzen das Rohr über denselben fortschoben 1). Mittels dieses Verfahrens wurden später die meisten der in Birmingham fabrizierten Gewehrläufe hergestellt. Durchschlagenden Erfolg erzielte aber mit der Fabrikation geschweiſster Röhren zuerst Whitehouse von Wednesbury 1825, und fanden geschweiſste Rohre von da an die mannigfaltigste Anwendung. Ein wichtiger Fortschritt bei der Gewehrfabrikation war die Erfindung des Perkussionsschlosses von John Forsyth zu Belhelvie in Schottland 1807, welcher auch schon das Knallquecksilber an Stelle des chlorsauren Kalis als Zündstoff in Vorschlag brachte. Die Bedeutung des Perkussionsschlosses wurde aber damals noch nicht erkannt, selbst von Napoleon nicht. Das Einführungspatent, welches Prelat dafür 1810 in Frankreich nahm, hatte keinen Erfolg. Dagegen fand in demselben Jahre Lepage mit seinem Perkussionsschloſs mit äuſserlich angebrachter Pfanne und Zündkrautbedeckung Anklang. Zu groſser Bedeutung gelangten aber die Perkussionsgewehre erst durch die Erfindung des Zündhütchens durch Joseph Egg in London 1818. 1820 wurden sie von Debourbet und von Prelat in Frank- reich eingeführt und fanden von da an rasche Verbreitung. Zu den Fortschritten der Gewehrfabrikation gehörten verbesserte Vorrichtungen zum Abdrehen und Ziehen der Läufe. Das Abdrehen der Läufe soll zuerst in Frankreich von Javelle zu St. Etienne im Jahre 1792 angewendet worden sein. 1811 nahmen H. James und J. Jones in England ein Patent darauf. Die alte Ziehbank wurde zuerst von Jacquet in Versailles 1817 verbessert. Jeremias Chubb lieſs sich 1818 ein Patent auf das bekannte, von ihm erfundene Sicherheitsschloſs (Chubbs detector lock) erteilen. Die Stahlbereitung 1816 bis 1830. Über die Fortschritte der Stahlfabrikation in dieser Periode können wir uns kurz fassen. Bei der Cementstahlfabrikation machte man die Brennkisten aus möglichst groſsen feuerfesten Ziegeln oder gebrannten Thon- 1) Siehe Karmarsch, a. a. O., S. 329.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/294
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/294>, abgerufen am 25.11.2024.