Die strengflüssige Asche der Koks bedingte eine strengflüssigere Schlacke, also eine höhere Temperatur in dem Teile des Ofens, wo die Schlackenbildung vor sich ging. Dies setzte aber eine stärkere Er- hitzung der ganzen Schmelzmasse vor ihrem Einrücken in das Ofen- gestell voraus, und das konnte nur erreicht werden durch ein längeres Verweilen in dem Vorbereitungsraum, dem Ofenschacht. Hierfür musste man diesen grösser, namentlich weiter machen. Die Erhöhung und Erweiterung des Hochofenschachtes beeinflusste deshalb haupt- sächlich die Entwickelung der inneren Ofenform.
Im allgemeinen nahm die Mannigfaltigkeit derselben eher zu wie ab. Eine Frage, die vielfach erörtert wurde, war die, ob ein Ober- gestell notwendig oder zweckmässig sei? Die hohen Blauöfen, Floss- öfen und die schwedischen Hochöfen hatten in der Regel keins, während es sonst ziemlich allgemein gebräuchlich war. Bei den Koks- öfen wurde ein Obergestell fast allgemein für nötig gehalten. Auch Karsten hält ein solches im allgemeinen für besser, namentlich wenn graues Eisen erblasen werden soll.
Die Verankerung des Rauhgemäuers geschah bei runden Öfen mit eisernen Reifen, bei viereckigen Öfen mit durch das Mauerwerk gelegten Ankern, die durch eiserne Riegel befestigt wurden. Je stärker die Verankerung, je mehr konnte man an der Stärke des Rauh- mauerwerks sparen.
Durch das Streben, die Produktion zu vergrössern, kam man in England zu immer grösseren und weiteren Öfen. Bei dem 1824 neuerbauten Hochofen zu Plymouth Ironwork hielt man sich noch einigermassen an die früheren Verhältnisse, doch machte man die Gicht 10 Fuss weit, bei einer Gestellweite von 31/2 Fuss. Die einige Jahre danach zu Dowlais erbauten Hochöfen hatten dagegen schon die ausserordentliche Gichtweite von 161/2 Fuss. Figg. 61 bis 64 stellen einen dieser Öfen, die in ihrer ganzen Konstruktion abweichend waren, dar. Der weite Schacht ging 48 Fuss cylindrisch bis zur Rast nieder. Um die weite Gicht beschicken zu können, waren in dem Gichtmantel, der eine Fortsetzung des Schachtes bildete, vier Aufgebeöffnungen ge- lassen, zu welchen man auf einer vorgebauten eisernen Galerie gelangte. Natürlich konnte bei so weiten Gichten das Aufgeben nicht so gleichmässig geschehen wie bei engen. Der obere Ofen war ohne jedes Rauhmauerwerk erbaut und bestand nur aus der Schacht- mauer, welche aus 18 Zoll langen feuerfesten Thonsteinen sorgfältig aufgeführt war. Diese Mauer war mit 1/4 Zoll starken und 4 Zoll hohen gewalzten eisernen Schienen umgeben, welche allein jede Lage
Die Roheisendarstellung 1816 bis 1830.
Die strengflüssige Asche der Koks bedingte eine strengflüssigere Schlacke, also eine höhere Temperatur in dem Teile des Ofens, wo die Schlackenbildung vor sich ging. Dies setzte aber eine stärkere Er- hitzung der ganzen Schmelzmasse vor ihrem Einrücken in das Ofen- gestell voraus, und das konnte nur erreicht werden durch ein längeres Verweilen in dem Vorbereitungsraum, dem Ofenschacht. Hierfür muſste man diesen gröſser, namentlich weiter machen. Die Erhöhung und Erweiterung des Hochofenschachtes beeinfluſste deshalb haupt- sächlich die Entwickelung der inneren Ofenform.
Im allgemeinen nahm die Mannigfaltigkeit derselben eher zu wie ab. Eine Frage, die vielfach erörtert wurde, war die, ob ein Ober- gestell notwendig oder zweckmäſsig sei? Die hohen Blauöfen, Floſs- öfen und die schwedischen Hochöfen hatten in der Regel keins, während es sonst ziemlich allgemein gebräuchlich war. Bei den Koks- öfen wurde ein Obergestell fast allgemein für nötig gehalten. Auch Karsten hält ein solches im allgemeinen für besser, namentlich wenn graues Eisen erblasen werden soll.
Die Verankerung des Rauhgemäuers geschah bei runden Öfen mit eisernen Reifen, bei viereckigen Öfen mit durch das Mauerwerk gelegten Ankern, die durch eiserne Riegel befestigt wurden. Je stärker die Verankerung, je mehr konnte man an der Stärke des Rauh- mauerwerks sparen.
Durch das Streben, die Produktion zu vergröſsern, kam man in England zu immer gröſseren und weiteren Öfen. Bei dem 1824 neuerbauten Hochofen zu Plymouth Ironwork hielt man sich noch einigermaſsen an die früheren Verhältnisse, doch machte man die Gicht 10 Fuſs weit, bei einer Gestellweite von 3½ Fuſs. Die einige Jahre danach zu Dowlais erbauten Hochöfen hatten dagegen schon die auſserordentliche Gichtweite von 16½ Fuſs. Figg. 61 bis 64 stellen einen dieser Öfen, die in ihrer ganzen Konstruktion abweichend waren, dar. Der weite Schacht ging 48 Fuſs cylindrisch bis zur Rast nieder. Um die weite Gicht beschicken zu können, waren in dem Gichtmantel, der eine Fortsetzung des Schachtes bildete, vier Aufgebeöffnungen ge- lassen, zu welchen man auf einer vorgebauten eisernen Galerie gelangte. Natürlich konnte bei so weiten Gichten das Aufgeben nicht so gleichmäſsig geschehen wie bei engen. Der obere Ofen war ohne jedes Rauhmauerwerk erbaut und bestand nur aus der Schacht- mauer, welche aus 18 Zoll langen feuerfesten Thonsteinen sorgfältig aufgeführt war. Diese Mauer war mit ¼ Zoll starken und 4 Zoll hohen gewalzten eisernen Schienen umgeben, welche allein jede Lage
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Die Roheisendarstellung 1816 bis 1830.
Die strengflüssige Asche der Koks bedingte eine strengflüssigere
Schlacke, also eine höhere Temperatur in dem Teile des Ofens, wo die
Schlackenbildung vor sich ging. Dies setzte aber eine stärkere Er-
hitzung der ganzen Schmelzmasse vor ihrem Einrücken in das Ofen-
gestell voraus, und das konnte nur erreicht werden durch ein längeres
Verweilen in dem Vorbereitungsraum, dem Ofenschacht. Hierfür
muſste man diesen gröſser, namentlich weiter machen. Die Erhöhung
und Erweiterung des Hochofenschachtes beeinfluſste deshalb haupt-
sächlich die Entwickelung der inneren Ofenform.
Im allgemeinen nahm die Mannigfaltigkeit derselben eher zu wie
ab. Eine Frage, die vielfach erörtert wurde, war die, ob ein Ober-
gestell notwendig oder zweckmäſsig sei? Die hohen Blauöfen, Floſs-
öfen und die schwedischen Hochöfen hatten in der Regel keins,
während es sonst ziemlich allgemein gebräuchlich war. Bei den Koks-
öfen wurde ein Obergestell fast allgemein für nötig gehalten. Auch
Karsten hält ein solches im allgemeinen für besser, namentlich wenn
graues Eisen erblasen werden soll.
Die Verankerung des Rauhgemäuers geschah bei runden Öfen
mit eisernen Reifen, bei viereckigen Öfen mit durch das Mauerwerk
gelegten Ankern, die durch eiserne Riegel befestigt wurden. Je stärker
die Verankerung, je mehr konnte man an der Stärke des Rauh-
mauerwerks sparen.
Durch das Streben, die Produktion zu vergröſsern, kam man in
England zu immer gröſseren und weiteren Öfen. Bei dem 1824
neuerbauten Hochofen zu Plymouth Ironwork hielt man sich noch
einigermaſsen an die früheren Verhältnisse, doch machte man die
Gicht 10 Fuſs weit, bei einer Gestellweite von 3½ Fuſs. Die einige
Jahre danach zu Dowlais erbauten Hochöfen hatten dagegen schon
die auſserordentliche Gichtweite von 16½ Fuſs. Figg. 61 bis 64 stellen
einen dieser Öfen, die in ihrer ganzen Konstruktion abweichend waren,
dar. Der weite Schacht ging 48 Fuſs cylindrisch bis zur Rast nieder.
Um die weite Gicht beschicken zu können, waren in dem Gichtmantel,
der eine Fortsetzung des Schachtes bildete, vier Aufgebeöffnungen ge-
lassen, zu welchen man auf einer vorgebauten eisernen Galerie
gelangte. Natürlich konnte bei so weiten Gichten das Aufgeben nicht
so gleichmäſsig geschehen wie bei engen. Der obere Ofen war
ohne jedes Rauhmauerwerk erbaut und bestand nur aus der Schacht-
mauer, welche aus 18 Zoll langen feuerfesten Thonsteinen sorgfältig
aufgeführt war. Diese Mauer war mit ¼ Zoll starken und 4 Zoll
hohen gewalzten eisernen Schienen umgeben, welche allein jede Lage
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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