bei grauem Holzkohlenroheisen der Sayner Hütte 0,89 3,71 4,6
bei grauem Koksroheisen der Königs- hütte von sehr hitzigem Ofengang 0,58 2,57 3,15
bei grauem Koksroheisen von weniger hitzigem Gang 0,95 2,70 3,65
Eine Grenze zwischen hartem Gussstahl und weissem Roheisen hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes giebt es nicht. Harter Gussstahl von 2,8 bis 3 Proz. Kohlenstoff verhielt sich beim plötzlichen Erstarren nach dem Guss ganz wie weisses Roheisen.
Sefström wies nach, dass der Eisengehalt in den Graphit- schuppen des Eisens nur mechanisch eingemengt sei, dass also Graphit nicht, wie früher namentlich französische Chemiker angenommen hatten, eine Kohlen-Eisenverbindung sei.
Die Untersuchungen über andere chemische Gemengteile des Eisens in diesem Zeitraume haben noch zu einigen Ergebnissen geführt, welche Erwähnung verdienen.
Um zu erfahren, bei welchem Schwefelgehalte das Stabeisen zur Verarbeitung unter dem Hammer ganz untauglich wird, hat Karsten in Oberschlesien Versuche im grossen angestellt. Das mit einem geringen Zusatze von Gips gefrischte Stabeisen war durch Rot- bruch unbrauchbar bei einem Schwefelgehalt von nur 0,03375 Proz. In einem anderen rotbrüchigen Stabeisen fand Karsten sogar nur 0,01 Proz. Schwefel.
Evain in Metz machte zuerst darauf aufmerksam, dass sich glühendes Eisen, selbst wenn es 1 Zoll dick ist, in wenigen Sekunden vermittelst einer Schwefelstange, welche auf das glühende Eisen senk- recht gehalten wird, durchbohren lasse 1).
Geringe Beimischungen von Phosphor sind in jedem Stabeisen anzutreffen; so lange dieselben unter 0,5 Proz. bleiben, ist für die Beschaffenheit des Eisens nichts zu fürchten. Nach Karsten scheint ein geringer Phosphorgehalt bis zu 0,3 Proz. das Eisen nur härter zu machen, ohne seine Festigkeit zu vermindern. Boussingault machte darauf aufmerksam, dass schon bei der Temperatur, in welcher das Stabeisen zu Stahl cementiert wird, eine Reduktion der Kiesel- säure zu Silicium stattfindet, und dass das Silicium sich ebenso wie die Kohle mit dem Eisen verbindet. Aber es bedarf hierzu nicht ein-
1) Annales de Chimie et de Physique XXV, 107.
Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.
gebunden Graphit Zusammen Kohlenstoff
bei grauem Holzkohlenroheisen der Sayner Hütte 0,89 3,71 4,6
bei grauem Koksroheisen der Königs- hütte von sehr hitzigem Ofengang 0,58 2,57 3,15
bei grauem Koksroheisen von weniger hitzigem Gang 0,95 2,70 3,65
Eine Grenze zwischen hartem Guſsstahl und weiſsem Roheisen hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes giebt es nicht. Harter Guſsstahl von 2,8 bis 3 Proz. Kohlenstoff verhielt sich beim plötzlichen Erstarren nach dem Guſs ganz wie weiſses Roheisen.
Sefström wies nach, daſs der Eisengehalt in den Graphit- schuppen des Eisens nur mechanisch eingemengt sei, daſs also Graphit nicht, wie früher namentlich französische Chemiker angenommen hatten, eine Kohlen-Eisenverbindung sei.
Die Untersuchungen über andere chemische Gemengteile des Eisens in diesem Zeitraume haben noch zu einigen Ergebnissen geführt, welche Erwähnung verdienen.
Um zu erfahren, bei welchem Schwefelgehalte das Stabeisen zur Verarbeitung unter dem Hammer ganz untauglich wird, hat Karsten in Oberschlesien Versuche im groſsen angestellt. Das mit einem geringen Zusatze von Gips gefrischte Stabeisen war durch Rot- bruch unbrauchbar bei einem Schwefelgehalt von nur 0,03375 Proz. In einem anderen rotbrüchigen Stabeisen fand Karsten sogar nur 0,01 Proz. Schwefel.
Evain in Metz machte zuerst darauf aufmerksam, daſs sich glühendes Eisen, selbst wenn es 1 Zoll dick ist, in wenigen Sekunden vermittelst einer Schwefelstange, welche auf das glühende Eisen senk- recht gehalten wird, durchbohren lasse 1).
Geringe Beimischungen von Phosphor sind in jedem Stabeisen anzutreffen; so lange dieselben unter 0,5 Proz. bleiben, ist für die Beschaffenheit des Eisens nichts zu fürchten. Nach Karsten scheint ein geringer Phosphorgehalt bis zu 0,3 Proz. das Eisen nur härter zu machen, ohne seine Festigkeit zu vermindern. Boussingault machte darauf aufmerksam, daſs schon bei der Temperatur, in welcher das Stabeisen zu Stahl cementiert wird, eine Reduktion der Kiesel- säure zu Silicium stattfindet, und daſs das Silicium sich ebenso wie die Kohle mit dem Eisen verbindet. Aber es bedarf hierzu nicht ein-
1) Annales de Chimie et de Physique XXV, 107.
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Die Chemie des Eisens 1816 bis 1830.
gebunden Graphit Zusammen
Kohlenstoff
bei grauem Holzkohlenroheisen der
Sayner Hütte 0,89 3,71 4,6
bei grauem Koksroheisen der Königs-
hütte von sehr hitzigem Ofengang 0,58 2,57 3,15
bei grauem Koksroheisen von weniger
hitzigem Gang 0,95 2,70 3,65
Eine Grenze zwischen hartem Guſsstahl und weiſsem Roheisen
hinsichtlich des Kohlenstoffgehaltes giebt es nicht. Harter Guſsstahl
von 2,8 bis 3 Proz. Kohlenstoff verhielt sich beim plötzlichen Erstarren
nach dem Guſs ganz wie weiſses Roheisen.
Sefström wies nach, daſs der Eisengehalt in den Graphit-
schuppen des Eisens nur mechanisch eingemengt sei, daſs also Graphit
nicht, wie früher namentlich französische Chemiker angenommen
hatten, eine Kohlen-Eisenverbindung sei.
Die Untersuchungen über andere chemische Gemengteile des
Eisens in diesem Zeitraume haben noch zu einigen Ergebnissen
geführt, welche Erwähnung verdienen.
Um zu erfahren, bei welchem Schwefelgehalte das Stabeisen
zur Verarbeitung unter dem Hammer ganz untauglich wird, hat
Karsten in Oberschlesien Versuche im groſsen angestellt. Das mit
einem geringen Zusatze von Gips gefrischte Stabeisen war durch Rot-
bruch unbrauchbar bei einem Schwefelgehalt von nur 0,03375 Proz.
In einem anderen rotbrüchigen Stabeisen fand Karsten sogar nur
0,01 Proz. Schwefel.
Evain in Metz machte zuerst darauf aufmerksam, daſs sich
glühendes Eisen, selbst wenn es 1 Zoll dick ist, in wenigen Sekunden
vermittelst einer Schwefelstange, welche auf das glühende Eisen senk-
recht gehalten wird, durchbohren lasse 1).
Geringe Beimischungen von Phosphor sind in jedem Stabeisen
anzutreffen; so lange dieselben unter 0,5 Proz. bleiben, ist für die
Beschaffenheit des Eisens nichts zu fürchten. Nach Karsten scheint
ein geringer Phosphorgehalt bis zu 0,3 Proz. das Eisen nur härter
zu machen, ohne seine Festigkeit zu vermindern. Boussingault
machte darauf aufmerksam, daſs schon bei der Temperatur, in welcher
das Stabeisen zu Stahl cementiert wird, eine Reduktion der Kiesel-
säure zu Silicium stattfindet, und daſs das Silicium sich ebenso wie
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1) Annales de Chimie et de Physique XXV, 107.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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