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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Verwendung von Stahl und Eisen.
Land bedeckten. Man unterschied Rail-ways und Tram-ways. Erstere
bestanden aus 2 bis 3 Zoll breiten eisernen Stegen, welche auf
der inwendigen und oberen Kante glatt waren, auf der unteren und
äusseren Seite jede beliebige Form haben konnten. Die darauf lau-
fenden Wagenräder hatten inwendig einen Falz, wodurch die Wagen
in der Bahn gehalten wurden.

Bei den Tram-ways hatte die Bahn, auf der die Räder liefen,
auf der äusseren Seite eine rechtwinkelig aufgeschlagene Kante. Die
Spuren oder Geleise, welche entsprechend der englischen Wagenspur
5 Fuss breit waren, bestanden aus Gusseisen und lagen auf Lang-
hölzern. Um 1793 hatte Ch. Outram eine Reform des Eisenbahn-
baues dadurch herbeigeführt, dass er die 1 m lang gegossenen
Schienenstücke auch unten mit einer Rippe versah, mittels welcher
er sie an den Enden auf einzelnen Steinen auflagerte und sie darauf
mit eisernen Nägeln in Holzdübeln befestigte. Diese verbesserten
Outram-Bahnen fanden grosse Verbreitung, und soll aus der Be-
zeichnung Outram-Bahn die landläufige Bezeichnung Trambahn
(Outram-way = Tram-ways entstanden sein (??) 1).

Wilkinson goss auf seinem Eisenwerk bei Bilston Schwellen
und Geleise aus einem Stück. Woodhouse verbesserte die Coal-
brookdale-Schiene dadurch, dass er ihr Kastenform gab, wodurch sie
direkt auf den Boden in die Strassenoberfläche gelegt werden konnte.
Dies waren die Anfänge des eisernen Oberbaues.

John Outram gab ferner den Schienen unten Fischbauchform
nach der Linie der grössten Tragfähigkeit, welche Form allgemeine
Verbreitung fand. Um 1803 machte Nixon bei Newcastle die
ersten Versuche mit schmiedeeisernen Schienen. Die gusseisernen
Räder der viereckigen, trichterförmigen Kastenwagen waren sehr
klein. Ein Pferd konnte mit Leichtigkeit grosse Lasten auf diesen
Eisenbahnen fortbewegen. Zu Croyden zog ein Pferd bei einer Wette
12 mit Steinen beladene Karren, 85568 engl. Pfd. schwer, nebst
vier mit 50 Arbeitern beladenen auf einem eisernen Wagengeleise mit
Leichtigkeit 6 engl. Meilen weit 2).

Eine engl. Meile Eisenbahn kostete bei Manchester 300 £. Wyatt
hatte 1802 die Bahnen dadurch verbessert, dass er die Stegschienen
oval machte und sie in Stein einliess 3). Ein Pferd leistete auf seiner

1) Hausmann leitet das Wort wohl richtiger von dem deutschen berg-
männischen Ausdruck Tram-Balken (Geleis der Tromen bei Agrikola-Bechius) ab.
2) Siehe Zeitung für die elegante Welt, 1808, Nr. 120, S. 960.
3) Vgl. Haarmann, Das Eisenbahn-Geleise, S. 21.

Die Verwendung von Stahl und Eisen.
Land bedeckten. Man unterschied Rail-ways und Tram-ways. Erstere
bestanden aus 2 bis 3 Zoll breiten eisernen Stegen, welche auf
der inwendigen und oberen Kante glatt waren, auf der unteren und
äuſseren Seite jede beliebige Form haben konnten. Die darauf lau-
fenden Wagenräder hatten inwendig einen Falz, wodurch die Wagen
in der Bahn gehalten wurden.

Bei den Tram-ways hatte die Bahn, auf der die Räder liefen,
auf der äuſseren Seite eine rechtwinkelig aufgeschlagene Kante. Die
Spuren oder Geleise, welche entsprechend der englischen Wagenspur
5 Fuſs breit waren, bestanden aus Guſseisen und lagen auf Lang-
hölzern. Um 1793 hatte Ch. Outram eine Reform des Eisenbahn-
baues dadurch herbeigeführt, daſs er die 1 m lang gegossenen
Schienenstücke auch unten mit einer Rippe versah, mittels welcher
er sie an den Enden auf einzelnen Steinen auflagerte und sie darauf
mit eisernen Nägeln in Holzdübeln befestigte. Diese verbesserten
Outram-Bahnen fanden groſse Verbreitung, und soll aus der Be-
zeichnung Outram-Bahn die landläufige Bezeichnung Trambahn
(Outram-way = Tram-ways entstanden sein (??) 1).

Wilkinson goſs auf seinem Eisenwerk bei Bilston Schwellen
und Geleise aus einem Stück. Woodhouse verbesserte die Coal-
brookdale-Schiene dadurch, daſs er ihr Kastenform gab, wodurch sie
direkt auf den Boden in die Straſsenoberfläche gelegt werden konnte.
Dies waren die Anfänge des eisernen Oberbaues.

John Outram gab ferner den Schienen unten Fischbauchform
nach der Linie der gröſsten Tragfähigkeit, welche Form allgemeine
Verbreitung fand. Um 1803 machte Nixon bei Newcastle die
ersten Versuche mit schmiedeeisernen Schienen. Die guſseisernen
Räder der viereckigen, trichterförmigen Kastenwagen waren sehr
klein. Ein Pferd konnte mit Leichtigkeit groſse Lasten auf diesen
Eisenbahnen fortbewegen. Zu Croyden zog ein Pferd bei einer Wette
12 mit Steinen beladene Karren, 85568 engl. Pfd. schwer, nebst
vier mit 50 Arbeitern beladenen auf einem eisernen Wagengeleise mit
Leichtigkeit 6 engl. Meilen weit 2).

Eine engl. Meile Eisenbahn kostete bei Manchester 300 £. Wyatt
hatte 1802 die Bahnen dadurch verbessert, daſs er die Stegschienen
oval machte und sie in Stein einlieſs 3). Ein Pferd leistete auf seiner

1) Hausmann leitet das Wort wohl richtiger von dem deutschen berg-
männischen Ausdruck Tram-Balken (Geleis der Trômen bei Agrikola-Bechius) ab.
2) Siehe Zeitung für die elegante Welt, 1808, Nr. 120, S. 960.
3) Vgl. Haarmann, Das Eisenbahn-Geleise, S. 21.
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[141/0157] Die Verwendung von Stahl und Eisen. Land bedeckten. Man unterschied Rail-ways und Tram-ways. Erstere bestanden aus 2 bis 3 Zoll breiten eisernen Stegen, welche auf der inwendigen und oberen Kante glatt waren, auf der unteren und äuſseren Seite jede beliebige Form haben konnten. Die darauf lau- fenden Wagenräder hatten inwendig einen Falz, wodurch die Wagen in der Bahn gehalten wurden. Bei den Tram-ways hatte die Bahn, auf der die Räder liefen, auf der äuſseren Seite eine rechtwinkelig aufgeschlagene Kante. Die Spuren oder Geleise, welche entsprechend der englischen Wagenspur 5 Fuſs breit waren, bestanden aus Guſseisen und lagen auf Lang- hölzern. Um 1793 hatte Ch. Outram eine Reform des Eisenbahn- baues dadurch herbeigeführt, daſs er die 1 m lang gegossenen Schienenstücke auch unten mit einer Rippe versah, mittels welcher er sie an den Enden auf einzelnen Steinen auflagerte und sie darauf mit eisernen Nägeln in Holzdübeln befestigte. Diese verbesserten Outram-Bahnen fanden groſse Verbreitung, und soll aus der Be- zeichnung Outram-Bahn die landläufige Bezeichnung Trambahn (Outram-way = Tram-ways entstanden sein (??) 1). Wilkinson goſs auf seinem Eisenwerk bei Bilston Schwellen und Geleise aus einem Stück. Woodhouse verbesserte die Coal- brookdale-Schiene dadurch, daſs er ihr Kastenform gab, wodurch sie direkt auf den Boden in die Straſsenoberfläche gelegt werden konnte. Dies waren die Anfänge des eisernen Oberbaues. John Outram gab ferner den Schienen unten Fischbauchform nach der Linie der gröſsten Tragfähigkeit, welche Form allgemeine Verbreitung fand. Um 1803 machte Nixon bei Newcastle die ersten Versuche mit schmiedeeisernen Schienen. Die guſseisernen Räder der viereckigen, trichterförmigen Kastenwagen waren sehr klein. Ein Pferd konnte mit Leichtigkeit groſse Lasten auf diesen Eisenbahnen fortbewegen. Zu Croyden zog ein Pferd bei einer Wette 12 mit Steinen beladene Karren, 85568 engl. Pfd. schwer, nebst vier mit 50 Arbeitern beladenen auf einem eisernen Wagengeleise mit Leichtigkeit 6 engl. Meilen weit 2). Eine engl. Meile Eisenbahn kostete bei Manchester 300 £. Wyatt hatte 1802 die Bahnen dadurch verbessert, daſs er die Stegschienen oval machte und sie in Stein einlieſs 3). Ein Pferd leistete auf seiner 1) Hausmann leitet das Wort wohl richtiger von dem deutschen berg- männischen Ausdruck Tram-Balken (Geleis der Trômen bei Agrikola-Bechius) ab. 2) Siehe Zeitung für die elegante Welt, 1808, Nr. 120, S. 960. 3) Vgl. Haarmann, Das Eisenbahn-Geleise, S. 21.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/157>, abgerufen am 22.11.2024.