lichkeit geheim hielt, können wir nur wenig darüber berichten 1); das Wichtigste haben wir bereits mitgeteilt. Die Engländer bedienten sich der Graphittiegel; das Schmelzen geschah in Windöfen. Vander- broecks2) Bericht über englischen Gussstahl kann sich nur auf einen ganz geringen Gussstahl beziehen, welcher durch Zusammenschmelzen von weissem und grauem Roheisen mit Blechabschnitzeln, altem Eisen, Hammerschlag und Stahlabfällen in grossen Tiegeln, welche 100 kg Einsatz fassten, erzeugt wurde. Vier dieser Tiegel wurden in einen Flammofen, ähnlich einem Glasofen, eingesetzt.
Von hohem geschichtlichen Interesse ist dagegen Vandenbroecks weiterer Bericht, wonach man in England um 1812 Stahl in Flamm- öfen mit tiegelförmig vertieften Herden durch Zusammenschmelzen von Roheisen, Schmiedeeisenschrot und Hammerschlag herstellte. Die Mischung wurde auf die Feuerbrücke gelegt, schmolz und sam- melte sich das flüssige Metall unter einer Schlackendecke im Herde. Es trat ein Aufwallen und Kochen ein, wobei Kohlenoxydgas mit violetter Flamme entwich. Sobald das Kochen aufgehört hatte, brachte man ein Stück grünes Holz in die Masse und rührte das flüssige Metall um, um die Absonderung zur Schlacke zu befördern. Wenn das Roheisen anfing zu frischen, schöpfte der Arbeiter eine Probe, die er in eine Probeform ausgoss und unter dem Hammer untersuchte. Zeigte sich der Stahl in seinem Korn als zu weich, so wurden Brocken von hochcementiertem Brennstahl eingeworfen, um Kohlenstoff zuzuführen; war er zu hart, so setzte man Blechabschnitzel oder altes Eisen zu. Alsdann wurde die Schlacke abgezogen, der Gussstahl in die Formen laufen lassen und dann geschmiedet 3).
Der unter dem Namen Marshall -- auf dem Kontinent oft fälsch- lich Martial -- bezeichnete vorzügliche englische Gussstahl zeigte noch deutlich die Nähte der cylindrischen Form, in welcher er gegossen war; er war demnach nicht überschmiedet.
Das am 13. November 1800 von David Mushet erworbene umfangreiche Patent (Nr. 2447) für Gussstahlbereitung enthält in seinem ersten Teil nichts anderes als die Beschreibung des Verfahrens, Schmiedeeisen mit Zusatz von abgewogenen Mengen von Kohle, Graphit oder sonstigen Kohlensubstanzen in Tiegeln zu schmelzen, wie es Clouet
1) Ein kurzer Bericht von Thomas G. Smith aus Philadelphia findet sich Journal des mines, t. XIII, p. 59.
2) Inspecteur des travaux de l'ecole pratique des mines de la Sarre.
3) Siehe Hassenfratz, Siderotechnie; Gruner, Annales des mines, VI. Serie, T. XII; Wedding, Eisenhüttenkunde, III, 535.
Stahlbereitung 1801 bis 1815.
lichkeit geheim hielt, können wir nur wenig darüber berichten 1); das Wichtigste haben wir bereits mitgeteilt. Die Engländer bedienten sich der Graphittiegel; das Schmelzen geschah in Windöfen. Vander- broecks2) Bericht über englischen Guſsstahl kann sich nur auf einen ganz geringen Guſsstahl beziehen, welcher durch Zusammenschmelzen von weiſsem und grauem Roheisen mit Blechabschnitzeln, altem Eisen, Hammerschlag und Stahlabfällen in groſsen Tiegeln, welche 100 kg Einsatz faſsten, erzeugt wurde. Vier dieser Tiegel wurden in einen Flammofen, ähnlich einem Glasofen, eingesetzt.
Von hohem geschichtlichen Interesse ist dagegen Vandenbroecks weiterer Bericht, wonach man in England um 1812 Stahl in Flamm- öfen mit tiegelförmig vertieften Herden durch Zusammenschmelzen von Roheisen, Schmiedeeisenschrot und Hammerschlag herstellte. Die Mischung wurde auf die Feuerbrücke gelegt, schmolz und sam- melte sich das flüssige Metall unter einer Schlackendecke im Herde. Es trat ein Aufwallen und Kochen ein, wobei Kohlenoxydgas mit violetter Flamme entwich. Sobald das Kochen aufgehört hatte, brachte man ein Stück grünes Holz in die Masse und rührte das flüssige Metall um, um die Absonderung zur Schlacke zu befördern. Wenn das Roheisen anfing zu frischen, schöpfte der Arbeiter eine Probe, die er in eine Probeform ausgoſs und unter dem Hammer untersuchte. Zeigte sich der Stahl in seinem Korn als zu weich, so wurden Brocken von hochcementiertem Brennstahl eingeworfen, um Kohlenstoff zuzuführen; war er zu hart, so setzte man Blechabschnitzel oder altes Eisen zu. Alsdann wurde die Schlacke abgezogen, der Guſsstahl in die Formen laufen lassen und dann geschmiedet 3).
Der unter dem Namen Marshall — auf dem Kontinent oft fälsch- lich Martial — bezeichnete vorzügliche englische Guſsstahl zeigte noch deutlich die Nähte der cylindrischen Form, in welcher er gegossen war; er war demnach nicht überschmiedet.
Das am 13. November 1800 von David Mushet erworbene umfangreiche Patent (Nr. 2447) für Guſsstahlbereitung enthält in seinem ersten Teil nichts anderes als die Beschreibung des Verfahrens, Schmiedeeisen mit Zusatz von abgewogenen Mengen von Kohle, Graphit oder sonstigen Kohlensubstanzen in Tiegeln zu schmelzen, wie es Clouet
1) Ein kurzer Bericht von Thomas G. Smith aus Philadelphia findet sich Journal des mines, t. XIII, p. 59.
2) Inspecteur des travaux de l’école pratique des mines de la Sarre.
3) Siehe Hassenfratz, Sidérotechnie; Gruner, Annales des mines, VI. Serie, T. XII; Wedding, Eisenhüttenkunde, III, 535.
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Stahlbereitung 1801 bis 1815.
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Wichtigste haben wir bereits mitgeteilt. Die Engländer bedienten sich
der Graphittiegel; das Schmelzen geschah in Windöfen. Vander-
broecks 2) Bericht über englischen Guſsstahl kann sich nur auf einen
ganz geringen Guſsstahl beziehen, welcher durch Zusammenschmelzen
von weiſsem und grauem Roheisen mit Blechabschnitzeln, altem Eisen,
Hammerschlag und Stahlabfällen in groſsen Tiegeln, welche 100 kg
Einsatz faſsten, erzeugt wurde. Vier dieser Tiegel wurden in einen
Flammofen, ähnlich einem Glasofen, eingesetzt.
Von hohem geschichtlichen Interesse ist dagegen Vandenbroecks
weiterer Bericht, wonach man in England um 1812 Stahl in Flamm-
öfen mit tiegelförmig vertieften Herden durch Zusammenschmelzen
von Roheisen, Schmiedeeisenschrot und Hammerschlag herstellte.
Die Mischung wurde auf die Feuerbrücke gelegt, schmolz und sam-
melte sich das flüssige Metall unter einer Schlackendecke im Herde.
Es trat ein Aufwallen und Kochen ein, wobei Kohlenoxydgas mit
violetter Flamme entwich. Sobald das Kochen aufgehört hatte, brachte
man ein Stück grünes Holz in die Masse und rührte das flüssige Metall
um, um die Absonderung zur Schlacke zu befördern. Wenn das
Roheisen anfing zu frischen, schöpfte der Arbeiter eine Probe, die er
in eine Probeform ausgoſs und unter dem Hammer untersuchte. Zeigte
sich der Stahl in seinem Korn als zu weich, so wurden Brocken von
hochcementiertem Brennstahl eingeworfen, um Kohlenstoff zuzuführen;
war er zu hart, so setzte man Blechabschnitzel oder altes Eisen zu.
Alsdann wurde die Schlacke abgezogen, der Guſsstahl in die Formen
laufen lassen und dann geschmiedet 3).
Der unter dem Namen Marshall — auf dem Kontinent oft fälsch-
lich Martial — bezeichnete vorzügliche englische Guſsstahl zeigte noch
deutlich die Nähte der cylindrischen Form, in welcher er gegossen
war; er war demnach nicht überschmiedet.
Das am 13. November 1800 von David Mushet erworbene
umfangreiche Patent (Nr. 2447) für Guſsstahlbereitung enthält in
seinem ersten Teil nichts anderes als die Beschreibung des Verfahrens,
Schmiedeeisen mit Zusatz von abgewogenen Mengen von Kohle, Graphit
oder sonstigen Kohlensubstanzen in Tiegeln zu schmelzen, wie es Clouet
1) Ein kurzer Bericht von Thomas G. Smith aus Philadelphia findet sich
Journal des mines, t. XIII, p. 59.
2) Inspecteur des travaux de l’école pratique des mines de la Sarre.
3) Siehe Hassenfratz, Sidérotechnie; Gruner, Annales des mines, VI. Serie,
T. XII; Wedding, Eisenhüttenkunde, III, 535.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/151>, abgerufen am 24.11.2024.
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