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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
Eine Ersparnis wurde dabei aber nicht erzielt. Frischversuche mit
Steinkohlen misslangen gänzlich. Vorteilhafter erwies es sich, die
Steinkohlen zum Ausheizen der Schirbel zu verwenden. Als 1810 die
Rybniker Hütte umgebaut wurde, machte man von neuem Versuche.
Hierbei stellte sich ein grosser Vorteil durch das Vorwärmen des
Roheisens bis zur Rotglut heraus, indem sowohl Kohlen erspart als
die Produktion erhöht wurde. Ferner erwies sich die Anwendung
von granuliertem und dadurch weiss gewordenem Roheisen, welches
vorher in einem Flammofen umgeschmolzen war, als lohnend.

Karsten empfiehlt das Braten des Scheibeneisens mit Stein-
kohlen, da wo solche billig zu erhalten seien, auszuführen, was in
einem Flammofen mit weiter Fuchsöffnung geschehen müsse. Eine
unmittelbare praktische Folge hatten diese Vorschläge nicht.

Während man in den Staaten des Kontinents an dem Herd-
frischen mit Holzkohlen unverändert festhielt, breitete sich in England
das Flammofenfrischen mit Steinkohlen immer mehr aus. Es ent-
stand dadurch eine Massenfabrikation von Schmiedeeisen, von der man
früher keine Ahnung hatte. Hierdurch erlangte England einen grossen
Vorsprung vor allen übrigen eisenerzeugenden Ländern. Zur Zeit, als
Svedenstjerna und Bonnard die Eisenwerke von Südwales besuchten
(1802), wurde von den vier grossen Eisenwerken bei Merthyr Tydvil
Cyfartha, Pennydarran, Dowlais und Plymouth jährlich 20000 Tonnen
Stab-, Band-, Bolzeneisen und Blech bereitet. Die Werke, nament-
lich die von Pennydarran und Cyfartha, waren so angelegt, dass Eisen-
stein und Kohle aus den Gruben direkt auf die Gicht des Hochofens
gefahren werden konnte. Pennydarran besass allein 3 Hochöfen,
3 Feineisenfeuer, 25 Puddel- und 8 Schweissöfen, sowie 9 oder 10
Dampfmaschinen, von denen einige 70 bis 80 Pferdekräfte hatten.
Das Werk hatte mit den Grubenarbeitern 900 Arbeiter und galt
damals für eine erstaunliche Anlage. Die Eisenbahn, welche der
Besitzer Homphray zum Transport dem Cardiffkanal entlang angelegt
hatte, war 7 engl. Meilen lang. Der Kanal selbst war über 23 engl.
Meilen lang und hatte auf dieser Strecke 52 Schleusen. Ein Stab-
hammer wog an 10 Tonnen. Das riesige eiserne Wasserrad zu Cy-
fartha wog über 100 Tonnen.

John Wilkinsons grosses Eisenwerk zu Bradley bei Wednesbury
war gleichfalls sehr ausgedehnt. Dort wurden zeitweise an 200 Tonnen
Bleche, Bandeisen, Stabeisen und Nageleisen in einer Woche gemacht.
1814 beschäftigte es 5000 männliche Arbeiter. Fig. 36 u. 37 zeigen
einen englischen Puddelofen zu Anfang des Jahrhunderts (nach

Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
Eine Ersparnis wurde dabei aber nicht erzielt. Frischversuche mit
Steinkohlen miſslangen gänzlich. Vorteilhafter erwies es sich, die
Steinkohlen zum Ausheizen der Schirbel zu verwenden. Als 1810 die
Rybniker Hütte umgebaut wurde, machte man von neuem Versuche.
Hierbei stellte sich ein groſser Vorteil durch das Vorwärmen des
Roheisens bis zur Rotglut heraus, indem sowohl Kohlen erspart als
die Produktion erhöht wurde. Ferner erwies sich die Anwendung
von granuliertem und dadurch weiſs gewordenem Roheisen, welches
vorher in einem Flammofen umgeschmolzen war, als lohnend.

Karsten empfiehlt das Braten des Scheibeneisens mit Stein-
kohlen, da wo solche billig zu erhalten seien, auszuführen, was in
einem Flammofen mit weiter Fuchsöffnung geschehen müsse. Eine
unmittelbare praktische Folge hatten diese Vorschläge nicht.

Während man in den Staaten des Kontinents an dem Herd-
frischen mit Holzkohlen unverändert festhielt, breitete sich in England
das Flammofenfrischen mit Steinkohlen immer mehr aus. Es ent-
stand dadurch eine Massenfabrikation von Schmiedeeisen, von der man
früher keine Ahnung hatte. Hierdurch erlangte England einen groſsen
Vorsprung vor allen übrigen eisenerzeugenden Ländern. Zur Zeit, als
Svedenstjerna und Bonnard die Eisenwerke von Südwales besuchten
(1802), wurde von den vier groſsen Eisenwerken bei Merthyr Tydvil
Cyfartha, Pennydarran, Dowlais und Plymouth jährlich 20000 Tonnen
Stab-, Band-, Bolzeneisen und Blech bereitet. Die Werke, nament-
lich die von Pennydarran und Cyfartha, waren so angelegt, daſs Eisen-
stein und Kohle aus den Gruben direkt auf die Gicht des Hochofens
gefahren werden konnte. Pennydarran besaſs allein 3 Hochöfen,
3 Feineisenfeuer, 25 Puddel- und 8 Schweiſsöfen, sowie 9 oder 10
Dampfmaschinen, von denen einige 70 bis 80 Pferdekräfte hatten.
Das Werk hatte mit den Grubenarbeitern 900 Arbeiter und galt
damals für eine erstaunliche Anlage. Die Eisenbahn, welche der
Besitzer Homphray zum Transport dem Cardiffkanal entlang angelegt
hatte, war 7 engl. Meilen lang. Der Kanal selbst war über 23 engl.
Meilen lang und hatte auf dieser Strecke 52 Schleusen. Ein Stab-
hammer wog an 10 Tonnen. Das riesige eiserne Wasserrad zu Cy-
fartha wog über 100 Tonnen.

John Wilkinsons groſses Eisenwerk zu Bradley bei Wednesbury
war gleichfalls sehr ausgedehnt. Dort wurden zeitweise an 200 Tonnen
Bleche, Bandeisen, Stabeisen und Nageleisen in einer Woche gemacht.
1814 beschäftigte es 5000 männliche Arbeiter. Fig. 36 u. 37 zeigen
einen englischen Puddelofen zu Anfang des Jahrhunderts (nach

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[112/0128] Stabeisenbereitung 1801 bis 1815. Eine Ersparnis wurde dabei aber nicht erzielt. Frischversuche mit Steinkohlen miſslangen gänzlich. Vorteilhafter erwies es sich, die Steinkohlen zum Ausheizen der Schirbel zu verwenden. Als 1810 die Rybniker Hütte umgebaut wurde, machte man von neuem Versuche. Hierbei stellte sich ein groſser Vorteil durch das Vorwärmen des Roheisens bis zur Rotglut heraus, indem sowohl Kohlen erspart als die Produktion erhöht wurde. Ferner erwies sich die Anwendung von granuliertem und dadurch weiſs gewordenem Roheisen, welches vorher in einem Flammofen umgeschmolzen war, als lohnend. Karsten empfiehlt das Braten des Scheibeneisens mit Stein- kohlen, da wo solche billig zu erhalten seien, auszuführen, was in einem Flammofen mit weiter Fuchsöffnung geschehen müsse. Eine unmittelbare praktische Folge hatten diese Vorschläge nicht. Während man in den Staaten des Kontinents an dem Herd- frischen mit Holzkohlen unverändert festhielt, breitete sich in England das Flammofenfrischen mit Steinkohlen immer mehr aus. Es ent- stand dadurch eine Massenfabrikation von Schmiedeeisen, von der man früher keine Ahnung hatte. Hierdurch erlangte England einen groſsen Vorsprung vor allen übrigen eisenerzeugenden Ländern. Zur Zeit, als Svedenstjerna und Bonnard die Eisenwerke von Südwales besuchten (1802), wurde von den vier groſsen Eisenwerken bei Merthyr Tydvil Cyfartha, Pennydarran, Dowlais und Plymouth jährlich 20000 Tonnen Stab-, Band-, Bolzeneisen und Blech bereitet. Die Werke, nament- lich die von Pennydarran und Cyfartha, waren so angelegt, daſs Eisen- stein und Kohle aus den Gruben direkt auf die Gicht des Hochofens gefahren werden konnte. Pennydarran besaſs allein 3 Hochöfen, 3 Feineisenfeuer, 25 Puddel- und 8 Schweiſsöfen, sowie 9 oder 10 Dampfmaschinen, von denen einige 70 bis 80 Pferdekräfte hatten. Das Werk hatte mit den Grubenarbeitern 900 Arbeiter und galt damals für eine erstaunliche Anlage. Die Eisenbahn, welche der Besitzer Homphray zum Transport dem Cardiffkanal entlang angelegt hatte, war 7 engl. Meilen lang. Der Kanal selbst war über 23 engl. Meilen lang und hatte auf dieser Strecke 52 Schleusen. Ein Stab- hammer wog an 10 Tonnen. Das riesige eiserne Wasserrad zu Cy- fartha wog über 100 Tonnen. John Wilkinsons groſses Eisenwerk zu Bradley bei Wednesbury war gleichfalls sehr ausgedehnt. Dort wurden zeitweise an 200 Tonnen Bleche, Bandeisen, Stabeisen und Nageleisen in einer Woche gemacht. 1814 beschäftigte es 5000 männliche Arbeiter. Fig. 36 u. 37 zeigen einen englischen Puddelofen zu Anfang des Jahrhunderts (nach

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/128>, abgerufen am 26.11.2024.