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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
Methode mit denen einer anderen zu verbinden oder durch Teilung
zu verbessern. So ging z. B. in Deutschland hier und da das Streben
dahin, das Frischen und das Ausschmieden in der Weise, wie bei den
Wallonschmieden, zu trennen. J. E. Kohl hatte auf der Wilhelms-
hütte im Braunschweigischen den Versuch gemacht, die deutsche
Frischmethode durch Anlegung eines besonderen Reckherdes zu ver-
vollkommnen. Er will dabei ein entschieden günstiges Resultat erzielt
haben, sowohl in Bezug auf Zeit-, wie auf Kohlenersparung. Die Ver-
suche wurden auf der Karlshütte bei Delligsen wiederholt, fanden
aber sonst keine Nachahmung. Karsten spricht sich für die Tren-
nung nur unter der Voraussetzung, dass das graue Roheisen durch
eine vorbereitende Behandlung (Hartzerennen) erst in weisses Eisen
verwandelt würde, aus. Das eigentliche Frischen würde dadurch sehr
beschleunigt werden, allerdings so sehr, dass ein einziger Heizherd
nicht imstande wäre, einen Frischherd zu bedienen. Da ausserdem
der Abbrand der Kolben im trockenen Herd zu gross sein würde, so
schlägt Karsten statt dessen einen gut konstruierten Glühofen und
ein Walzwerk vor. Von dem deutschen Herdfrischen wäre dann
freilich nicht mehr viel übrig geblieben.

Die Anwendung eines besonderen Reckherdes hätte ausser dem
Vorteil der Beschleunigung des Prozesses auch den der Möglichkeit
der Verwendung von Steinkohlen zum Ausheizen gehabt; hierauf legte
man aber damals noch kein besonderes Gewicht. Dass das Frischen
selbst sich nicht mit Steinkohlen bewerkstelligen liess, war eine That-
sache, die man in England längst gründlich ausprobiert hatte. In
Frankreich machten Roziere und Houry im Jahre 1802 eingehende
Versuche über das Verfrischen von Roheisen mit Steinkohlen im
Herd 1).

Die im ganzen negativen Ergebnisse dieser Versuche fasst
Hassenfratz darin zusammen, dass 1. alles mit Steinkohlen allein
geschmolzene und gefrischte Eisen rotbrüchig sei; 2. dass man nur
bei einem Zusatz von 1/4 bis 1/5 reiner Steinkohle, wie die von Rive-
de-Gier
, noch ein ziemlich reines Eisen erhalte; dass aber 3., wenn
man schlechte Steinkohlen den Holzkohlen beimengte, das Eisen stets
rotbrüchig würde, so gering auch das Verhältnis der angewendeten
Steinkohlen wäre. Graf v. Reden liess 1804 zu Malapane Versuche
mit Steinkohlen anstellen, wobei er diese zum Vorwärmen des Roh-
eisens, welches er glühend in den Frischherd einsetzte, benutzte.

1) Siehe Journal des mines, tome 17, p. 35 et 225.

Stabeisenbereitung 1801 bis 1815.
Methode mit denen einer anderen zu verbinden oder durch Teilung
zu verbessern. So ging z. B. in Deutschland hier und da das Streben
dahin, das Frischen und das Ausschmieden in der Weise, wie bei den
Wallonschmieden, zu trennen. J. E. Kohl hatte auf der Wilhelms-
hütte im Braunschweigischen den Versuch gemacht, die deutsche
Frischmethode durch Anlegung eines besonderen Reckherdes zu ver-
vollkommnen. Er will dabei ein entschieden günstiges Resultat erzielt
haben, sowohl in Bezug auf Zeit-, wie auf Kohlenersparung. Die Ver-
suche wurden auf der Karlshütte bei Delligsen wiederholt, fanden
aber sonst keine Nachahmung. Karsten spricht sich für die Tren-
nung nur unter der Voraussetzung, daſs das graue Roheisen durch
eine vorbereitende Behandlung (Hartzerennen) erst in weiſses Eisen
verwandelt würde, aus. Das eigentliche Frischen würde dadurch sehr
beschleunigt werden, allerdings so sehr, daſs ein einziger Heizherd
nicht imstande wäre, einen Frischherd zu bedienen. Da auſserdem
der Abbrand der Kolben im trockenen Herd zu groſs sein würde, so
schlägt Karsten statt dessen einen gut konstruierten Glühofen und
ein Walzwerk vor. Von dem deutschen Herdfrischen wäre dann
freilich nicht mehr viel übrig geblieben.

Die Anwendung eines besonderen Reckherdes hätte auſser dem
Vorteil der Beschleunigung des Prozesses auch den der Möglichkeit
der Verwendung von Steinkohlen zum Ausheizen gehabt; hierauf legte
man aber damals noch kein besonderes Gewicht. Daſs das Frischen
selbst sich nicht mit Steinkohlen bewerkstelligen lieſs, war eine That-
sache, die man in England längst gründlich ausprobiert hatte. In
Frankreich machten Rozière und Houry im Jahre 1802 eingehende
Versuche über das Verfrischen von Roheisen mit Steinkohlen im
Herd 1).

Die im ganzen negativen Ergebnisse dieser Versuche faſst
Hassenfratz darin zusammen, daſs 1. alles mit Steinkohlen allein
geschmolzene und gefrischte Eisen rotbrüchig sei; 2. daſs man nur
bei einem Zusatz von ¼ bis ⅕ reiner Steinkohle, wie die von Rive-
de-Gier
, noch ein ziemlich reines Eisen erhalte; daſs aber 3., wenn
man schlechte Steinkohlen den Holzkohlen beimengte, das Eisen stets
rotbrüchig würde, so gering auch das Verhältnis der angewendeten
Steinkohlen wäre. Graf v. Reden lieſs 1804 zu Malapane Versuche
mit Steinkohlen anstellen, wobei er diese zum Vorwärmen des Roh-
eisens, welches er glühend in den Frischherd einsetzte, benutzte.

1) Siehe Journal des mines, tome 17, p. 35 et 225.
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[111/0127] Stabeisenbereitung 1801 bis 1815. Methode mit denen einer anderen zu verbinden oder durch Teilung zu verbessern. So ging z. B. in Deutschland hier und da das Streben dahin, das Frischen und das Ausschmieden in der Weise, wie bei den Wallonschmieden, zu trennen. J. E. Kohl hatte auf der Wilhelms- hütte im Braunschweigischen den Versuch gemacht, die deutsche Frischmethode durch Anlegung eines besonderen Reckherdes zu ver- vollkommnen. Er will dabei ein entschieden günstiges Resultat erzielt haben, sowohl in Bezug auf Zeit-, wie auf Kohlenersparung. Die Ver- suche wurden auf der Karlshütte bei Delligsen wiederholt, fanden aber sonst keine Nachahmung. Karsten spricht sich für die Tren- nung nur unter der Voraussetzung, daſs das graue Roheisen durch eine vorbereitende Behandlung (Hartzerennen) erst in weiſses Eisen verwandelt würde, aus. Das eigentliche Frischen würde dadurch sehr beschleunigt werden, allerdings so sehr, daſs ein einziger Heizherd nicht imstande wäre, einen Frischherd zu bedienen. Da auſserdem der Abbrand der Kolben im trockenen Herd zu groſs sein würde, so schlägt Karsten statt dessen einen gut konstruierten Glühofen und ein Walzwerk vor. Von dem deutschen Herdfrischen wäre dann freilich nicht mehr viel übrig geblieben. Die Anwendung eines besonderen Reckherdes hätte auſser dem Vorteil der Beschleunigung des Prozesses auch den der Möglichkeit der Verwendung von Steinkohlen zum Ausheizen gehabt; hierauf legte man aber damals noch kein besonderes Gewicht. Daſs das Frischen selbst sich nicht mit Steinkohlen bewerkstelligen lieſs, war eine That- sache, die man in England längst gründlich ausprobiert hatte. In Frankreich machten Rozière und Houry im Jahre 1802 eingehende Versuche über das Verfrischen von Roheisen mit Steinkohlen im Herd 1). Die im ganzen negativen Ergebnisse dieser Versuche faſst Hassenfratz darin zusammen, daſs 1. alles mit Steinkohlen allein geschmolzene und gefrischte Eisen rotbrüchig sei; 2. daſs man nur bei einem Zusatz von ¼ bis ⅕ reiner Steinkohle, wie die von Rive- de-Gier, noch ein ziemlich reines Eisen erhalte; daſs aber 3., wenn man schlechte Steinkohlen den Holzkohlen beimengte, das Eisen stets rotbrüchig würde, so gering auch das Verhältnis der angewendeten Steinkohlen wäre. Graf v. Reden lieſs 1804 zu Malapane Versuche mit Steinkohlen anstellen, wobei er diese zum Vorwärmen des Roh- eisens, welches er glühend in den Frischherd einsetzte, benutzte. 1) Siehe Journal des mines, tome 17, p. 35 et 225.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/127>, abgerufen am 26.11.2024.