Während früher Russland Eisen ausführte, war es jetzt gezwungen, grosse Mengen von Eisen und Eisenwaren aus dem Auslande zu be- ziehen; jedoch erhob man bis 1857 einen Schutzzoll von 15 Kopeken für das Pud Roheisen und 50 bis 90 Kopeken für das Pud Schmiede- eisen. Diese Sätze wurden aber 1859 auf 5 Kopeken für Roheisen, 35 Kopeken für Stabeisen, Eisenabfälle und Schienen, 45 Kopeken für Eisenwaren, 75 Kopeken für Blech und Kesselbestandteile und 70 Kopeken für Stahl herabgesetzt.
Spanien 1851 bis 1860.
Spaniens Eisenproduktion betrug 1850 bis 1853 im Durchschnitt 575400 Ctr. 1) Schmiedeeisen, 161200 Ctr. Gusswaren und 11000 Ctr. Stahl. 1854 stieg die Eisenproduktion auf 750000 Ctr. Die Eisen- einfuhr betrug nicht unter 600000 Ctr. -- Das erste Walzwerk in Spanien wurde 1853, die ersten Puddelöfen 1854 auf dem Werke Santa Ana de Bolueta in Biscaya in Betrieb gesetzt.
Das königliche Eisenwerk zu Truvia, welches hauptsächlich Artillerie- bedarf lieferte, wurde ebenfalls 1853 sehr vergrössert, indem ein Puddel- und Walzwerk mit allen neuen Verbesserungen errichtet wurde. Diese Hütte umfasste ausserdem zwei Kokshochöfen, welche mit Koks aus eng- lischen Steinkohlen betrieben wurden, Flamm- und Kupolöfen und hatte eine bedeutende Geschützgiesserei.
Das Eisenwerk Mieres in Asturien hatte ebenfalls zwei Koks- hochöfen und ein Walzwerk.
In Nordspanien war die direkte Eisengewinnung in Catalan- schmieden noch vorherrschend. Doch war die Zahl der Catalan- schmieden seit Anfang des Jahrhunderts zurückgegangen und erfuhren weiteren Rückgang durch die Einführung des Chenotprozesses. Dieser wurde 1852 zu Baracaldo bei Bilbao zuerst versucht. 1854 wurde der erste Chenotofen von Ibarra erbaut. 1859 standen auf den Baracaldowerken bereits acht Öfen im Betriebe.
Andere Länder 1851 bis 1860.
An den wichtigen Fortschritten des Eisenhüttenwesens in dem dem Jahre 1860 vorausgegangenen Jahrhundert hatten nur die wenigen angeführten Länder mehr oder weniger teilgenommen. Die Eisen- gewinnung in den übrigen Gebieten der Erde, räumlich weitaus den
1) Quintals = 46 kg.
Spanien 1851 bis 1860.
Während früher Ruſsland Eisen ausführte, war es jetzt gezwungen, groſse Mengen von Eisen und Eisenwaren aus dem Auslande zu be- ziehen; jedoch erhob man bis 1857 einen Schutzzoll von 15 Kopeken für das Pud Roheisen und 50 bis 90 Kopeken für das Pud Schmiede- eisen. Diese Sätze wurden aber 1859 auf 5 Kopeken für Roheisen, 35 Kopeken für Stabeisen, Eisenabfälle und Schienen, 45 Kopeken für Eisenwaren, 75 Kopeken für Blech und Kesselbestandteile und 70 Kopeken für Stahl herabgesetzt.
Spanien 1851 bis 1860.
Spaniens Eisenproduktion betrug 1850 bis 1853 im Durchschnitt 575400 Ctr. 1) Schmiedeeisen, 161200 Ctr. Guſswaren und 11000 Ctr. Stahl. 1854 stieg die Eisenproduktion auf 750000 Ctr. Die Eisen- einfuhr betrug nicht unter 600000 Ctr. — Das erste Walzwerk in Spanien wurde 1853, die ersten Puddelöfen 1854 auf dem Werke Santa Ana de Bolueta in Biscaya in Betrieb gesetzt.
Das königliche Eisenwerk zu Truvia, welches hauptsächlich Artillerie- bedarf lieferte, wurde ebenfalls 1853 sehr vergröſsert, indem ein Puddel- und Walzwerk mit allen neuen Verbesserungen errichtet wurde. Diese Hütte umfaſste auſserdem zwei Kokshochöfen, welche mit Koks aus eng- lischen Steinkohlen betrieben wurden, Flamm- und Kupolöfen und hatte eine bedeutende Geschützgieſserei.
Das Eisenwerk Mieres in Asturien hatte ebenfalls zwei Koks- hochöfen und ein Walzwerk.
In Nordspanien war die direkte Eisengewinnung in Catalan- schmieden noch vorherrschend. Doch war die Zahl der Catalan- schmieden seit Anfang des Jahrhunderts zurückgegangen und erfuhren weiteren Rückgang durch die Einführung des Chenotprozesses. Dieser wurde 1852 zu Baracaldo bei Bilbao zuerst versucht. 1854 wurde der erste Chenotofen von Ibarra erbaut. 1859 standen auf den Baracaldowerken bereits acht Öfen im Betriebe.
Andere Länder 1851 bis 1860.
An den wichtigen Fortschritten des Eisenhüttenwesens in dem dem Jahre 1860 vorausgegangenen Jahrhundert hatten nur die wenigen angeführten Länder mehr oder weniger teilgenommen. Die Eisen- gewinnung in den übrigen Gebieten der Erde, räumlich weitaus den
1) Quintals = 46 kg.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f1026"n="1010"/><fwplace="top"type="header">Spanien 1851 bis 1860.</fw><lb/><p>Während früher Ruſsland Eisen ausführte, war es jetzt gezwungen,<lb/>
groſse Mengen von Eisen und Eisenwaren aus dem Auslande zu be-<lb/>
ziehen; jedoch erhob man bis 1857 einen Schutzzoll von 15 Kopeken<lb/>
für das Pud Roheisen und 50 bis 90 Kopeken für das Pud Schmiede-<lb/>
eisen. Diese Sätze wurden aber 1859 auf 5 Kopeken für Roheisen,<lb/>
35 Kopeken für Stabeisen, Eisenabfälle und Schienen, 45 Kopeken<lb/>
für Eisenwaren, 75 Kopeken für Blech und Kesselbestandteile und<lb/>
70 Kopeken für Stahl herabgesetzt.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Spanien 1851 bis 1860.</hi></head><lb/><p><hirendition="#g">Spaniens</hi> Eisenproduktion betrug 1850 bis 1853 im Durchschnitt<lb/>
575400 Ctr. <noteplace="foot"n="1)">Quintals = 46 kg.</note> Schmiedeeisen, 161200 Ctr. Guſswaren und 11000 Ctr.<lb/>
Stahl. 1854 stieg die Eisenproduktion auf 750000 Ctr. Die Eisen-<lb/>
einfuhr betrug nicht unter 600000 Ctr. — Das erste Walzwerk in<lb/>
Spanien wurde 1853, die ersten Puddelöfen 1854 auf dem Werke<lb/>
Santa Ana de Bolueta in Biscaya in Betrieb gesetzt.</p><lb/><p>Das königliche Eisenwerk zu Truvia, welches hauptsächlich Artillerie-<lb/>
bedarf lieferte, wurde ebenfalls 1853 sehr vergröſsert, indem ein Puddel-<lb/>
und Walzwerk mit allen neuen Verbesserungen errichtet wurde. Diese<lb/>
Hütte umfaſste auſserdem zwei Kokshochöfen, welche mit Koks aus eng-<lb/>
lischen Steinkohlen betrieben wurden, Flamm- und Kupolöfen und<lb/>
hatte eine bedeutende Geschützgieſserei.</p><lb/><p>Das Eisenwerk Mieres in Asturien hatte ebenfalls zwei Koks-<lb/>
hochöfen und ein Walzwerk.</p><lb/><p>In Nordspanien war die direkte Eisengewinnung in Catalan-<lb/>
schmieden noch vorherrschend. Doch war die Zahl der Catalan-<lb/>
schmieden seit Anfang des Jahrhunderts zurückgegangen und erfuhren<lb/>
weiteren Rückgang durch die Einführung des Chenotprozesses. Dieser<lb/>
wurde 1852 zu Baracaldo bei Bilbao zuerst versucht. 1854 wurde<lb/>
der erste Chenotofen von Ibarra erbaut. 1859 standen auf den<lb/>
Baracaldowerken bereits acht Öfen im Betriebe.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Andere Länder 1851 bis 1860.</hi></head><lb/><p>An den wichtigen Fortschritten des Eisenhüttenwesens in dem<lb/>
dem Jahre 1860 vorausgegangenen Jahrhundert hatten nur die wenigen<lb/>
angeführten Länder mehr oder weniger teilgenommen. Die Eisen-<lb/>
gewinnung in den übrigen Gebieten der Erde, räumlich weitaus den<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[1010/1026]
Spanien 1851 bis 1860.
Während früher Ruſsland Eisen ausführte, war es jetzt gezwungen,
groſse Mengen von Eisen und Eisenwaren aus dem Auslande zu be-
ziehen; jedoch erhob man bis 1857 einen Schutzzoll von 15 Kopeken
für das Pud Roheisen und 50 bis 90 Kopeken für das Pud Schmiede-
eisen. Diese Sätze wurden aber 1859 auf 5 Kopeken für Roheisen,
35 Kopeken für Stabeisen, Eisenabfälle und Schienen, 45 Kopeken
für Eisenwaren, 75 Kopeken für Blech und Kesselbestandteile und
70 Kopeken für Stahl herabgesetzt.
Spanien 1851 bis 1860.
Spaniens Eisenproduktion betrug 1850 bis 1853 im Durchschnitt
575400 Ctr. 1) Schmiedeeisen, 161200 Ctr. Guſswaren und 11000 Ctr.
Stahl. 1854 stieg die Eisenproduktion auf 750000 Ctr. Die Eisen-
einfuhr betrug nicht unter 600000 Ctr. — Das erste Walzwerk in
Spanien wurde 1853, die ersten Puddelöfen 1854 auf dem Werke
Santa Ana de Bolueta in Biscaya in Betrieb gesetzt.
Das königliche Eisenwerk zu Truvia, welches hauptsächlich Artillerie-
bedarf lieferte, wurde ebenfalls 1853 sehr vergröſsert, indem ein Puddel-
und Walzwerk mit allen neuen Verbesserungen errichtet wurde. Diese
Hütte umfaſste auſserdem zwei Kokshochöfen, welche mit Koks aus eng-
lischen Steinkohlen betrieben wurden, Flamm- und Kupolöfen und
hatte eine bedeutende Geschützgieſserei.
Das Eisenwerk Mieres in Asturien hatte ebenfalls zwei Koks-
hochöfen und ein Walzwerk.
In Nordspanien war die direkte Eisengewinnung in Catalan-
schmieden noch vorherrschend. Doch war die Zahl der Catalan-
schmieden seit Anfang des Jahrhunderts zurückgegangen und erfuhren
weiteren Rückgang durch die Einführung des Chenotprozesses. Dieser
wurde 1852 zu Baracaldo bei Bilbao zuerst versucht. 1854 wurde
der erste Chenotofen von Ibarra erbaut. 1859 standen auf den
Baracaldowerken bereits acht Öfen im Betriebe.
Andere Länder 1851 bis 1860.
An den wichtigen Fortschritten des Eisenhüttenwesens in dem
dem Jahre 1860 vorausgegangenen Jahrhundert hatten nur die wenigen
angeführten Länder mehr oder weniger teilgenommen. Die Eisen-
gewinnung in den übrigen Gebieten der Erde, räumlich weitaus den
1) Quintals = 46 kg.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1026>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.