Von besonderem Interesse für uns ist aber die von ihm zuerst auf dem Kontinent mit Erfolg durchgeführte Verwendung von Koks im Hochofen. Wir haben hierüber im Hauptteil nach der Schilderung des Franzosen De Genssane berichtet. Es dürfte aber angezeigt sein, dieselben hier nach Hasslachers Darstellung aus den nassau- saarbrücker Akten zu ergänzen.
Hofkammerrat Heuss war es, der ein eigenes System der "Aus- laugung" der Steinkohlen erfunden hatte und vom Fürsten Wilhelm die Erlaubnis erhielt, auf dem Sulzbacher Harzwerke Versuche zu machen. In einem Vertrage vom 2. Juni 1758 zwischen dem Fürsten und Heuss über die Anlegung von Russ- und anderen Kohlen- destillations-Fabriken, war bereits für den Fall, dass die "aus- gezogenen Kohlen" (Koks) auch zum Eisenschmelzen gebraucht werden könnten, ein bestimmter Preis für dieselben vorgesehen worden 1). Doch hatten die ersten Versuche mit den nach diesem Verfahren hergestellten "ausgelaugten Kohlen", die am 24. März 1761 auf der Sulzbacher Eisenschmelze unter Aufsicht des fürstl. Kammer- meisters Joh. Gottfried Röchling vorgenommen wurden, schlechten Erfolg. Heuss liess sich hierdurch nicht abschrecken. Im Frühjahr 1764 erbot er sich, die Sulzbacher Eisenschmelze mit Steinkohlen zu betreiben und die dazu erforderlichen Einrichtungen zu treffen: dieses kann ein Werk abgeben, "so in keinem Lande noch erfunden worden ist". Nachdem die vergleichende Kostenberechnung 2), die der Herzog von der Rentkammer hatte aufstellen lassen, günstig für den Stein- kohlenbetrieb ausgefallen war, ordnete der Fürst am 7. Februar 1765 die Ausführung der Versuche unter der Leitung von Heuss auf herrschaftliche Kosten an. Die auf S. 309 und 310 beschriebenen und abgebildeten "Öfen zum Präparieren der Steinkohlen" wurden in der Nähe der Schmelze erbaut, und die Verkokung in denselben kam vom 10. Juli 1765 ab in regelmässigen Gang. Gegen Ende des Jahres wurde mit dem Probeschmelzen im Hochofen begonnen. Nach man- cherlei Schwierigkeiten und Unterbrechung führte dasselbe im Laufe des Jahres 1766 zu befriedigenden Ergebnissen, und wurde der Hoch- ofen im Jahre 1767 mit Erfolg mit Koks betrieben. Bis zum 6. Juni 1767 waren auf demselben bereits 538 Ctr. Masseleisen, 152 Ctr.
1)Hasslacher, Geschichtliche Entwickelung des Steinkohlenbergbaues im Saargebiet. Zeitschr. für Bergbau, Hütten- und Salinenwesen im preuss. Staate. Bd. XXXII B. S. 461.
2) Siehe Hasslacher, Beiträge zur älteren Geschichte im Saargebiete. S. 16.
Westfalen und die Rheinlande.
Von besonderem Interesse für uns ist aber die von ihm zuerst auf dem Kontinent mit Erfolg durchgeführte Verwendung von Koks im Hochofen. Wir haben hierüber im Hauptteil nach der Schilderung des Franzosen De Genssane berichtet. Es dürfte aber angezeigt sein, dieselben hier nach Haſslachers Darstellung aus den nassau- saarbrücker Akten zu ergänzen.
Hofkammerrat Heuſs war es, der ein eigenes System der „Aus- laugung“ der Steinkohlen erfunden hatte und vom Fürsten Wilhelm die Erlaubnis erhielt, auf dem Sulzbacher Harzwerke Versuche zu machen. In einem Vertrage vom 2. Juni 1758 zwischen dem Fürsten und Heuſs über die Anlegung von Ruſs- und anderen Kohlen- destillations-Fabriken, war bereits für den Fall, daſs die „aus- gezogenen Kohlen“ (Koks) auch zum Eisenschmelzen gebraucht werden könnten, ein bestimmter Preis für dieselben vorgesehen worden 1). Doch hatten die ersten Versuche mit den nach diesem Verfahren hergestellten „ausgelaugten Kohlen“, die am 24. März 1761 auf der Sulzbacher Eisenschmelze unter Aufsicht des fürstl. Kammer- meisters Joh. Gottfried Röchling vorgenommen wurden, schlechten Erfolg. Heuſs lieſs sich hierdurch nicht abschrecken. Im Frühjahr 1764 erbot er sich, die Sulzbacher Eisenschmelze mit Steinkohlen zu betreiben und die dazu erforderlichen Einrichtungen zu treffen: dieses kann ein Werk abgeben, „so in keinem Lande noch erfunden worden ist“. Nachdem die vergleichende Kostenberechnung 2), die der Herzog von der Rentkammer hatte aufstellen lassen, günstig für den Stein- kohlenbetrieb ausgefallen war, ordnete der Fürst am 7. Februar 1765 die Ausführung der Versuche unter der Leitung von Heuſs auf herrschaftliche Kosten an. Die auf S. 309 und 310 beschriebenen und abgebildeten „Öfen zum Präparieren der Steinkohlen“ wurden in der Nähe der Schmelze erbaut, und die Verkokung in denselben kam vom 10. Juli 1765 ab in regelmäſsigen Gang. Gegen Ende des Jahres wurde mit dem Probeschmelzen im Hochofen begonnen. Nach man- cherlei Schwierigkeiten und Unterbrechung führte dasselbe im Laufe des Jahres 1766 zu befriedigenden Ergebnissen, und wurde der Hoch- ofen im Jahre 1767 mit Erfolg mit Koks betrieben. Bis zum 6. Juni 1767 waren auf demselben bereits 538 Ctr. Masseleisen, 152 Ctr.
1)Haſslacher, Geschichtliche Entwickelung des Steinkohlenbergbaues im Saargebiet. Zeitschr. für Bergbau, Hütten- und Salinenwesen im preuſs. Staate. Bd. XXXII B. S. 461.
2) Siehe Haſslacher, Beiträge zur älteren Geschichte im Saargebiete. S. 16.
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Westfalen und die Rheinlande.
Von besonderem Interesse für uns ist aber die von ihm zuerst
auf dem Kontinent mit Erfolg durchgeführte Verwendung von Koks
im Hochofen. Wir haben hierüber im Hauptteil nach der Schilderung
des Franzosen De Genssane berichtet. Es dürfte aber angezeigt
sein, dieselben hier nach Haſslachers Darstellung aus den nassau-
saarbrücker Akten zu ergänzen.
Hofkammerrat Heuſs war es, der ein eigenes System der „Aus-
laugung“ der Steinkohlen erfunden hatte und vom Fürsten Wilhelm
die Erlaubnis erhielt, auf dem Sulzbacher Harzwerke Versuche zu
machen. In einem Vertrage vom 2. Juni 1758 zwischen dem Fürsten
und Heuſs über die Anlegung von Ruſs- und anderen Kohlen-
destillations-Fabriken, war bereits für den Fall, daſs die „aus-
gezogenen Kohlen“ (Koks) auch zum Eisenschmelzen gebraucht
werden könnten, ein bestimmter Preis für dieselben vorgesehen
worden 1). Doch hatten die ersten Versuche mit den nach diesem
Verfahren hergestellten „ausgelaugten Kohlen“, die am 24. März 1761
auf der Sulzbacher Eisenschmelze unter Aufsicht des fürstl. Kammer-
meisters Joh. Gottfried Röchling vorgenommen wurden, schlechten
Erfolg. Heuſs lieſs sich hierdurch nicht abschrecken. Im Frühjahr
1764 erbot er sich, die Sulzbacher Eisenschmelze mit Steinkohlen zu
betreiben und die dazu erforderlichen Einrichtungen zu treffen: dieses
kann ein Werk abgeben, „so in keinem Lande noch erfunden worden
ist“. Nachdem die vergleichende Kostenberechnung 2), die der Herzog
von der Rentkammer hatte aufstellen lassen, günstig für den Stein-
kohlenbetrieb ausgefallen war, ordnete der Fürst am 7. Februar 1765
die Ausführung der Versuche unter der Leitung von Heuſs auf
herrschaftliche Kosten an. Die auf S. 309 und 310 beschriebenen und
abgebildeten „Öfen zum Präparieren der Steinkohlen“ wurden in der
Nähe der Schmelze erbaut, und die Verkokung in denselben kam vom
10. Juli 1765 ab in regelmäſsigen Gang. Gegen Ende des Jahres
wurde mit dem Probeschmelzen im Hochofen begonnen. Nach man-
cherlei Schwierigkeiten und Unterbrechung führte dasselbe im Laufe
des Jahres 1766 zu befriedigenden Ergebnissen, und wurde der Hoch-
ofen im Jahre 1767 mit Erfolg mit Koks betrieben. Bis zum 6. Juni
1767 waren auf demselben bereits 538 Ctr. Masseleisen, 152 Ctr.
1) Haſslacher, Geschichtliche Entwickelung des Steinkohlenbergbaues im
Saargebiet. Zeitschr. für Bergbau, Hütten- und Salinenwesen im preuſs. Staate.
Bd. XXXII B. S. 461.
2) Siehe Haſslacher, Beiträge zur älteren Geschichte im Saargebiete.
S. 16.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 985. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/999>, abgerufen am 22.11.2024.
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