ihre Erfahrung bereicherten1). Sie erhielten durch die oxydierende Wirkung der Flamme zu viel gefrischtes Eisen, skull-iron, wie es die Engländer nannten.
In dem Hochstift Essen, wo jetzt die grossartigste Stahl- industrie der Welt ihren Sitz hat, begann im vorigen Jahrhundert die Eisenindustrie mit bescheidenen Anfängen. Die Eisenhütte Neu- essen am linken Ufer der Emscher wurde 1740 erbaut und hatte gegen Ende des Jahrhunderts ausser dem Hochofen auch einen Windofen (Flammofen). Man verschmolz Raseneisenstein aus der Nachbarschaft. Es wurden hauptsächlich Gusswaren gemacht. Nach Versuchen des Reidemeisters Spennemann zu Vormholte in der Mark gab das Roheisen im rheinischen Frischfeuer ein kaltbrüchiges, dagegen im Stahlherd ein weiches biegsames Eisen2).
1743 erhielt der Domkapitular Freiherr von Wenge zum Dieck vom Kurfürsten von Köln Beleihung auf Eisenstein zwischen Oster- feld und Buer im Vest Recklinghausen. 1753 wurde die Beleh- nung bestätigt, ohne dass bis dahin eine Eisenhütte zu stande ge- kommen war3). Er erhielt aber die Erlaubnis zur Anlage und zum Betrieb einer Eisenschmelzhütte und Hammerwerk im Vest Reckling- hausen. Zur Erwerbung der Grundstücke und zum Bau wurden ihm alle möglichen Erleichterungen gewährt. Die Hütte wurde denn auch an der "Bocksmühle auf dem Furellenbach" vom Meister Luiker Walen 1757 erbaut und kam noch in den 50er Jahren in Betrieb. Es war dies die St. Antony-Hütte, aus welcher zum Teil das grosse Hüttenwerk Gute Hoffnungs-Hütte bei Sterkerade-Oberhausen hervorgegangen ist. Schon in den 70er Jahren war man gezwungen, Erze aus dem Clevischen zu beziehen. Die Behörde verbot aber Anfang der 80er Jahre die Ausfuhr von Eisenstein nach dem Kölnischen. 1780 wurde die Hütte verpachtet, und die Pächter erschlossen bei Carnap im Essenschen Raseneisenstein. Die technische Leitung hatte seit den 70er Jahren ein geschickter Meister, Pfandhöfer4). 1795 brachte die Fürstin Maria Kunigunde von Essen das Werk an sich.
Die preussische Regierung sah mit einiger Eifersucht das Wachs- tum dieser Hütte so nahe ihrer Grenze und unterstützte die Be-
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 289, wo er seine gemachten Erfahrungen mitteilt.
2) Siehe Eversmann, S. 295 Anmerk.
3) Siehe Grevel, Die Gute Hoffnungs-Hütte. 1881, S. 4.
4)Clemens Pfandhöfer war von Hause aus Weber; mit gesundem Menschenverstand, Beharrlichkeit und Zuversicht ausgerüstet, hatte er sich im Siegenschen zum Hüttenmeister emporgearbeitet.
Beck, Geschichte des Eisens. 61
Westfalen und die Rheinlande.
ihre Erfahrung bereicherten1). Sie erhielten durch die oxydierende Wirkung der Flamme zu viel gefrischtes Eisen, skull-iron, wie es die Engländer nannten.
In dem Hochstift Essen, wo jetzt die groſsartigste Stahl- industrie der Welt ihren Sitz hat, begann im vorigen Jahrhundert die Eisenindustrie mit bescheidenen Anfängen. Die Eisenhütte Neu- essen am linken Ufer der Emscher wurde 1740 erbaut und hatte gegen Ende des Jahrhunderts auſser dem Hochofen auch einen Windofen (Flammofen). Man verschmolz Raseneisenstein aus der Nachbarschaft. Es wurden hauptsächlich Guſswaren gemacht. Nach Versuchen des Reidemeisters Spennemann zu Vormholte in der Mark gab das Roheisen im rheinischen Frischfeuer ein kaltbrüchiges, dagegen im Stahlherd ein weiches biegsames Eisen2).
1743 erhielt der Domkapitular Freiherr von Wenge zum Dieck vom Kurfürsten von Köln Beleihung auf Eisenstein zwischen Oster- feld und Buer im Vest Recklinghausen. 1753 wurde die Beleh- nung bestätigt, ohne daſs bis dahin eine Eisenhütte zu stande ge- kommen war3). Er erhielt aber die Erlaubnis zur Anlage und zum Betrieb einer Eisenschmelzhütte und Hammerwerk im Vest Reckling- hausen. Zur Erwerbung der Grundstücke und zum Bau wurden ihm alle möglichen Erleichterungen gewährt. Die Hütte wurde denn auch an der „Bocksmühle auf dem Furellenbach“ vom Meister Luiker Walen 1757 erbaut und kam noch in den 50er Jahren in Betrieb. Es war dies die St. Antony-Hütte, aus welcher zum Teil das groſse Hüttenwerk Gute Hoffnungs-Hütte bei Sterkerade-Oberhausen hervorgegangen ist. Schon in den 70er Jahren war man gezwungen, Erze aus dem Clevischen zu beziehen. Die Behörde verbot aber Anfang der 80er Jahre die Ausfuhr von Eisenstein nach dem Kölnischen. 1780 wurde die Hütte verpachtet, und die Pächter erschlossen bei Carnap im Essenschen Raseneisenstein. Die technische Leitung hatte seit den 70er Jahren ein geschickter Meister, Pfandhöfer4). 1795 brachte die Fürstin Maria Kunigunde von Essen das Werk an sich.
Die preuſsische Regierung sah mit einiger Eifersucht das Wachs- tum dieser Hütte so nahe ihrer Grenze und unterstützte die Be-
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 289, wo er seine gemachten Erfahrungen mitteilt.
2) Siehe Eversmann, S. 295 Anmerk.
3) Siehe Grevel, Die Gute Hoffnungs-Hütte. 1881, S. 4.
4)Clemens Pfandhöfer war von Hause aus Weber; mit gesundem Menschenverstand, Beharrlichkeit und Zuversicht ausgerüstet, hatte er sich im Siegenschen zum Hüttenmeister emporgearbeitet.
Beck, Geschichte des Eisens. 61
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Westfalen und die Rheinlande.
ihre Erfahrung bereicherten 1). Sie erhielten durch die oxydierende
Wirkung der Flamme zu viel gefrischtes Eisen, skull-iron, wie es die
Engländer nannten.
In dem Hochstift Essen, wo jetzt die groſsartigste Stahl-
industrie der Welt ihren Sitz hat, begann im vorigen Jahrhundert
die Eisenindustrie mit bescheidenen Anfängen. Die Eisenhütte Neu-
essen am linken Ufer der Emscher wurde 1740 erbaut und hatte
gegen Ende des Jahrhunderts auſser dem Hochofen auch einen
Windofen (Flammofen). Man verschmolz Raseneisenstein aus der
Nachbarschaft. Es wurden hauptsächlich Guſswaren gemacht. Nach
Versuchen des Reidemeisters Spennemann zu Vormholte in der
Mark gab das Roheisen im rheinischen Frischfeuer ein kaltbrüchiges,
dagegen im Stahlherd ein weiches biegsames Eisen 2).
1743 erhielt der Domkapitular Freiherr von Wenge zum Dieck
vom Kurfürsten von Köln Beleihung auf Eisenstein zwischen Oster-
feld und Buer im Vest Recklinghausen. 1753 wurde die Beleh-
nung bestätigt, ohne daſs bis dahin eine Eisenhütte zu stande ge-
kommen war 3). Er erhielt aber die Erlaubnis zur Anlage und zum
Betrieb einer Eisenschmelzhütte und Hammerwerk im Vest Reckling-
hausen. Zur Erwerbung der Grundstücke und zum Bau wurden ihm
alle möglichen Erleichterungen gewährt. Die Hütte wurde denn auch
an der „Bocksmühle auf dem Furellenbach“ vom Meister Luiker
Walen 1757 erbaut und kam noch in den 50er Jahren in Betrieb.
Es war dies die St. Antony-Hütte, aus welcher zum Teil das groſse
Hüttenwerk Gute Hoffnungs-Hütte bei Sterkerade-Oberhausen
hervorgegangen ist. Schon in den 70er Jahren war man gezwungen,
Erze aus dem Clevischen zu beziehen. Die Behörde verbot aber Anfang
der 80er Jahre die Ausfuhr von Eisenstein nach dem Kölnischen. 1780
wurde die Hütte verpachtet, und die Pächter erschlossen bei Carnap
im Essenschen Raseneisenstein. Die technische Leitung hatte seit den
70er Jahren ein geschickter Meister, Pfandhöfer 4). 1795 brachte
die Fürstin Maria Kunigunde von Essen das Werk an sich.
Die preuſsische Regierung sah mit einiger Eifersucht das Wachs-
tum dieser Hütte so nahe ihrer Grenze und unterstützte die Be-
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 289, wo er seine gemachten Erfahrungen
mitteilt.
2) Siehe Eversmann, S. 295 Anmerk.
3) Siehe Grevel, Die Gute Hoffnungs-Hütte. 1881, S. 4.
4) Clemens Pfandhöfer war von Hause aus Weber; mit gesundem
Menschenverstand, Beharrlichkeit und Zuversicht ausgerüstet, hatte er sich
im Siegenschen zum Hüttenmeister emporgearbeitet.
Beck, Geschichte des Eisens. 61
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 961. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/975>, abgerufen am 22.11.2024.
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