Breitwaren und Kleineisenzeug gebraucht. Nach altem Satz gehörten zu einer Karre = 1352 Pfd. Osemund, 1813 1/3 Pfd. (10 2/3 Stallen) Roheisen und 5 Fuder oder 25 Tain (ca. 1000 kg) Holzkohlen. Der Schmiedelohn betrug 4 Rthlr. 55 Stüber auf eine Karre Drahtosemund. Die Osemundfabrikation war gesetzlich beschränkt; es durfte nur 8 Mo- nate geschmiedet werden. Als Maximum in der Reidung waren im ganzen 4018 Karren bestimmt, doch wurden nicht über 3200 Karren = 4326400 Pfd. geschmiedet; davon erhielt die Drahtfabrik zu Lüden- scheid 153, Altena 1250, Dahle 270 Karren, und von den verbleibenden 1527 Karren gingen ungefähr 3/4 auf die Breithämmer und Kleineisen- fabriken der Grafschaft Mark, 1/4 in die Kirchspiele Remscheid und nach Burg, Essen und Kölenburg auf die Gewehrfabriken.
Der Preis des Drahtosemund wurde auf einer jährlichen Versamm- lung Ende November zwischen den Osemund- und Drahtfabrikanten festgesetzt und stand um 1800 zu 80 Rthlr. die Karre. Die Osemund- fabrik wurde schon von König Friedrich Wilhelm I. mit der Be- freiung von der Militär-Konskription begnadigt. Jeder, der 1/4 Feuer besass, nahm daran Teil. Dieses hatte den Preis der Osemundhämmer weit über ihren eigentlichen Wert erhöht und den Besitz zersplittert. 1798 gab es in der Grafschaft Mark und zwar in den Ämtern Pletten- berg, Neuenrade, Altena und Iserlohn 84 Osemundhämmer, hiervon standen 76 in Betrieb, welche mit 300 Arbeitern 15967 Ctr. Draht- osemund und 19090 Ctr. Knüppelosemund im Werte von 107028 und 141750 Thlrn. erzeugten. Von dem Knüppelosemund wurde für 13833 Thlr. in das Bergische verkauft, das übrige im Lande meist zu Eisen-, Stahl- und Kratzendraht verarbeitet. Der Eisen- und Stahldraht ging nach ganz Westeuropa und nach Amerika; der Kratzendraht nach Spanien und dem Mittelmeer; die geflochtenen Drahtwaren nach Holland, Frankreich und Spanien.
Die wichtigsten Osemund-Reidemeister um 1800 waren 1): Joh. Peter und Joh. Diederich Brüninghaus zu Brüninghausen, Her- mann Heinr. Winkhaus zu Karthausen, Joh. Wilh. Wöste und Komp. zu Winkhausen, Gebr. Rentrop zu Harlingsen, Scheffen Nölle zu Othlingsen, Joh. Pet. Wöste daselbst, Joh. Geck zu Baucke- loh, Joh. Kaspar Hücking zu Hückingsen, Petr. Henr. Spannagel zu Nieden-Hunscheid, Joh. Heinr. Wöste zu Bollwerk, Witwe Vosswinkel zu Kierspe, J. P. W. Geck zu Bauckeloh, Arn. Bernh. Overbeck zu Altena, Pet. Joh. Vollmann zu Vollme u. a. m.
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 227.
Westfalen und die Rheinlande.
Breitwaren und Kleineisenzeug gebraucht. Nach altem Satz gehörten zu einer Karre = 1352 Pfd. Osemund, 1813⅓ Pfd. (10⅔ Stallen) Roheisen und 5 Fuder oder 25 Tain (ca. 1000 kg) Holzkohlen. Der Schmiedelohn betrug 4 Rthlr. 55 Stüber auf eine Karre Drahtosemund. Die Osemundfabrikation war gesetzlich beschränkt; es durfte nur 8 Mo- nate geschmiedet werden. Als Maximum in der Reidung waren im ganzen 4018 Karren bestimmt, doch wurden nicht über 3200 Karren = 4326400 Pfd. geschmiedet; davon erhielt die Drahtfabrik zu Lüden- scheid 153, Altena 1250, Dahle 270 Karren, und von den verbleibenden 1527 Karren gingen ungefähr ¾ auf die Breithämmer und Kleineisen- fabriken der Grafschaft Mark, ¼ in die Kirchspiele Remscheid und nach Burg, Essen und Kölenburg auf die Gewehrfabriken.
Der Preis des Drahtosemund wurde auf einer jährlichen Versamm- lung Ende November zwischen den Osemund- und Drahtfabrikanten festgesetzt und stand um 1800 zu 80 Rthlr. die Karre. Die Osemund- fabrik wurde schon von König Friedrich Wilhelm I. mit der Be- freiung von der Militär-Konskription begnadigt. Jeder, der ¼ Feuer besaſs, nahm daran Teil. Dieses hatte den Preis der Osemundhämmer weit über ihren eigentlichen Wert erhöht und den Besitz zersplittert. 1798 gab es in der Grafschaft Mark und zwar in den Ämtern Pletten- berg, Neuenrade, Altena und Iserlohn 84 Osemundhämmer, hiervon standen 76 in Betrieb, welche mit 300 Arbeitern 15967 Ctr. Draht- osemund und 19090 Ctr. Knüppelosemund im Werte von 107028 und 141750 Thlrn. erzeugten. Von dem Knüppelosemund wurde für 13833 Thlr. in das Bergische verkauft, das übrige im Lande meist zu Eisen-, Stahl- und Kratzendraht verarbeitet. Der Eisen- und Stahldraht ging nach ganz Westeuropa und nach Amerika; der Kratzendraht nach Spanien und dem Mittelmeer; die geflochtenen Drahtwaren nach Holland, Frankreich und Spanien.
Die wichtigsten Osemund-Reidemeister um 1800 waren 1): Joh. Peter und Joh. Diederich Brüninghaus zu Brüninghausen, Her- mann Heinr. Winkhaus zu Karthausen, Joh. Wilh. Wöste und Komp. zu Winkhausen, Gebr. Rentrop zu Harlingsen, Scheffen Nölle zu Othlingsen, Joh. Pet. Wöste daselbst, Joh. Geck zu Baucke- loh, Joh. Kaspar Hücking zu Hückingsen, Petr. Henr. Spannagel zu Nieden-Hunscheid, Joh. Heinr. Wöste zu Bollwerk, Witwe Voſswinkel zu Kierspe, J. P. W. Geck zu Bauckeloh, Arn. Bernh. Overbeck zu Altena, Pet. Joh. Vollmann zu Vollme u. a. m.
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 227.
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Westfalen und die Rheinlande.
Breitwaren und Kleineisenzeug gebraucht. Nach altem Satz gehörten
zu einer Karre = 1352 Pfd. Osemund, 1813⅓ Pfd. (10⅔ Stallen)
Roheisen und 5 Fuder oder 25 Tain (ca. 1000 kg) Holzkohlen. Der
Schmiedelohn betrug 4 Rthlr. 55 Stüber auf eine Karre Drahtosemund.
Die Osemundfabrikation war gesetzlich beschränkt; es durfte nur 8 Mo-
nate geschmiedet werden. Als Maximum in der Reidung waren im
ganzen 4018 Karren bestimmt, doch wurden nicht über 3200 Karren
= 4326400 Pfd. geschmiedet; davon erhielt die Drahtfabrik zu Lüden-
scheid 153, Altena 1250, Dahle 270 Karren, und von den verbleibenden
1527 Karren gingen ungefähr ¾ auf die Breithämmer und Kleineisen-
fabriken der Grafschaft Mark, ¼ in die Kirchspiele Remscheid und
nach Burg, Essen und Kölenburg auf die Gewehrfabriken.
Der Preis des Drahtosemund wurde auf einer jährlichen Versamm-
lung Ende November zwischen den Osemund- und Drahtfabrikanten
festgesetzt und stand um 1800 zu 80 Rthlr. die Karre. Die Osemund-
fabrik wurde schon von König Friedrich Wilhelm I. mit der Be-
freiung von der Militär-Konskription begnadigt. Jeder, der ¼ Feuer
besaſs, nahm daran Teil. Dieses hatte den Preis der Osemundhämmer
weit über ihren eigentlichen Wert erhöht und den Besitz zersplittert.
1798 gab es in der Grafschaft Mark und zwar in den Ämtern Pletten-
berg, Neuenrade, Altena und Iserlohn 84 Osemundhämmer, hiervon
standen 76 in Betrieb, welche mit 300 Arbeitern 15967 Ctr. Draht-
osemund und 19090 Ctr. Knüppelosemund im Werte von 107028 und
141750 Thlrn. erzeugten. Von dem Knüppelosemund wurde für
13833 Thlr. in das Bergische verkauft, das übrige im Lande meist
zu Eisen-, Stahl- und Kratzendraht verarbeitet. Der Eisen- und
Stahldraht ging nach ganz Westeuropa und nach Amerika; der
Kratzendraht nach Spanien und dem Mittelmeer; die geflochtenen
Drahtwaren nach Holland, Frankreich und Spanien.
Die wichtigsten Osemund-Reidemeister um 1800 waren 1): Joh.
Peter und Joh. Diederich Brüninghaus zu Brüninghausen, Her-
mann Heinr. Winkhaus zu Karthausen, Joh. Wilh. Wöste und
Komp. zu Winkhausen, Gebr. Rentrop zu Harlingsen, Scheffen
Nölle zu Othlingsen, Joh. Pet. Wöste daselbst, Joh. Geck zu Baucke-
loh, Joh. Kaspar Hücking zu Hückingsen, Petr. Henr. Spannagel
zu Nieden-Hunscheid, Joh. Heinr. Wöste zu Bollwerk, Witwe
Voſswinkel zu Kierspe, J. P. W. Geck zu Bauckeloh, Arn. Bernh.
Overbeck zu Altena, Pet. Joh. Vollmann zu Vollme u. a. m.
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 227.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/960>, abgerufen am 22.11.2024.
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