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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Preussen.

Da sich die Nachfrage nach Weissblech steigerte, indem der ein-
zige Weissblechhammer in Schlawentzitz nicht genügte, so wurde 1784
das Blechwerk zu Dembiohammer errichtet, das aber später nach
Malapane, wo man eine grosse Verzinnerei einrichtete, die 1799 in
Gang kam, verlegt wurde.

Im Jahre 1780 waren in Schlesien 36 Hochöfen im Betrieb,
welche aber höchstens 100000 Ctr. Roheisen lieferten. Der Wert der
gesamten Eisenproduktion wurde auf 250000 Thlr. angegeben; 1790
betrug der Wert der schlesischen Eisenproduktion schon 592318 Thr.;
1800 gab es 45 Hochöfen (6 mit Koks), über 150 Frischfeuer, welche
200000 bis 300000 Ctr. Roheisen und 160000 bis 180000 Ctr.
Schmiedeeisen lieferten.

Zwar hatten die Erfolge zu Malapane zur Genüge bewiesen, dass
man mit schlesischem Koks Eisenerze verhütten konnte, aber die Ein-
richtungen in Malapane waren nicht ausreichend, um damit einen
befriedigenden Betrieb wie in England zu erzielen. Deshalb erstrebte
Graf von Reden die Anlage eines ganz neuen Hüttenwerks, welches
eigens für diesen Zweck und mit allen verbesserten Einrichtungen
versehen sein sollte. Nach längeren Verhandlungen erhielt er endlich
die Zustimmung des Ministeriums und des Königs und erbaute das
Eisenhüttenwerk bei Gleiwitz, wo eine ausreichende Wasserkraft zur
Verfügung stand. Mit den Entwürfen und der Bauausführung
wurden Assessor Bogatsch und Bauinspektor Wedding betraut.
Ausserdem bediente sich die preussische Regierung der Dienste eines
englischen Ingenieurs M. Baildon, der früher Beamter der Carron-
Eisenwerke in Schottland gewesen war. Der Bau begann 1794 und
wurde 1796 vollendet. Am 21. September 1796 wurde der erste
wirkliche Kokshochofen in Deutschland angeblasen, denn alle Hoch-
öfen, in denen man vor diesem mit Koks geschmolzen hatte (Sulz-
bach, Malapane), waren Holzkohlenöfen gewesen. Der Hochofen,
welcher Fig. 199 abgebildet ist 1), war 40 Fuss rhein. (12,89 m) hoch,
10 Fuss 3 Zoll (3,45 m) im Kohlensack, 4 Fuss 7 Zoll (1,25 m) in
der Gicht weit, Rastneigung 67°, Höhe der Rast 9 Fuss, Höhe des
Gestells 6 Fuss, obere Weite 27 Zoll, Fassungsraum des Ofens
40,31 cbm. Das Gestell wurde ursprünglich aus Steinen, später (1815)
aber aus Masse hergerichtet. Der Schacht hatte zwei Futter, welche
durch eine Füllung getrennt waren. Das Gebläse hatte man aus

1) Nach Lampadius, Hüttenkunde. II. Bd. 4. Tab. H, Fig. 2. Siehe
ferner die Beschreibung von Daubuisson im Journal des mines. 1863. Nr. 84,
p. 455.
Preuſsen.

Da sich die Nachfrage nach Weiſsblech steigerte, indem der ein-
zige Weiſsblechhammer in Schlawentzitz nicht genügte, so wurde 1784
das Blechwerk zu Dembiohammer errichtet, das aber später nach
Malapane, wo man eine groſse Verzinnerei einrichtete, die 1799 in
Gang kam, verlegt wurde.

Im Jahre 1780 waren in Schlesien 36 Hochöfen im Betrieb,
welche aber höchstens 100000 Ctr. Roheisen lieferten. Der Wert der
gesamten Eisenproduktion wurde auf 250000 Thlr. angegeben; 1790
betrug der Wert der schlesischen Eisenproduktion schon 592318 Thr.;
1800 gab es 45 Hochöfen (6 mit Koks), über 150 Frischfeuer, welche
200000 bis 300000 Ctr. Roheisen und 160000 bis 180000 Ctr.
Schmiedeeisen lieferten.

Zwar hatten die Erfolge zu Malapane zur Genüge bewiesen, daſs
man mit schlesischem Koks Eisenerze verhütten konnte, aber die Ein-
richtungen in Malapane waren nicht ausreichend, um damit einen
befriedigenden Betrieb wie in England zu erzielen. Deshalb erstrebte
Graf von Reden die Anlage eines ganz neuen Hüttenwerks, welches
eigens für diesen Zweck und mit allen verbesserten Einrichtungen
versehen sein sollte. Nach längeren Verhandlungen erhielt er endlich
die Zustimmung des Ministeriums und des Königs und erbaute das
Eisenhüttenwerk bei Gleiwitz, wo eine ausreichende Wasserkraft zur
Verfügung stand. Mit den Entwürfen und der Bauausführung
wurden Assessor Bogatsch und Bauinspektor Wedding betraut.
Auſserdem bediente sich die preuſsische Regierung der Dienste eines
englischen Ingenieurs M. Baildon, der früher Beamter der Carron-
Eisenwerke in Schottland gewesen war. Der Bau begann 1794 und
wurde 1796 vollendet. Am 21. September 1796 wurde der erste
wirkliche Kokshochofen in Deutschland angeblasen, denn alle Hoch-
öfen, in denen man vor diesem mit Koks geschmolzen hatte (Sulz-
bach, Malapane), waren Holzkohlenöfen gewesen. Der Hochofen,
welcher Fig. 199 abgebildet ist 1), war 40 Fuſs rhein. (12,89 m) hoch,
10 Fuſs 3 Zoll (3,45 m) im Kohlensack, 4 Fuſs 7 Zoll (1,25 m) in
der Gicht weit, Rastneigung 67°, Höhe der Rast 9 Fuſs, Höhe des
Gestells 6 Fuſs, obere Weite 27 Zoll, Fassungsraum des Ofens
40,31 cbm. Das Gestell wurde ursprünglich aus Steinen, später (1815)
aber aus Masse hergerichtet. Der Schacht hatte zwei Futter, welche
durch eine Füllung getrennt waren. Das Gebläse hatte man aus

1) Nach Lampadius, Hüttenkunde. II. Bd. 4. Tab. H, Fig. 2. Siehe
ferner die Beschreibung von Daubuisson im Journal des mines. 1863. Nr. 84,
p. 455.
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[933/0947] Preuſsen. Da sich die Nachfrage nach Weiſsblech steigerte, indem der ein- zige Weiſsblechhammer in Schlawentzitz nicht genügte, so wurde 1784 das Blechwerk zu Dembiohammer errichtet, das aber später nach Malapane, wo man eine groſse Verzinnerei einrichtete, die 1799 in Gang kam, verlegt wurde. Im Jahre 1780 waren in Schlesien 36 Hochöfen im Betrieb, welche aber höchstens 100000 Ctr. Roheisen lieferten. Der Wert der gesamten Eisenproduktion wurde auf 250000 Thlr. angegeben; 1790 betrug der Wert der schlesischen Eisenproduktion schon 592318 Thr.; 1800 gab es 45 Hochöfen (6 mit Koks), über 150 Frischfeuer, welche 200000 bis 300000 Ctr. Roheisen und 160000 bis 180000 Ctr. Schmiedeeisen lieferten. Zwar hatten die Erfolge zu Malapane zur Genüge bewiesen, daſs man mit schlesischem Koks Eisenerze verhütten konnte, aber die Ein- richtungen in Malapane waren nicht ausreichend, um damit einen befriedigenden Betrieb wie in England zu erzielen. Deshalb erstrebte Graf von Reden die Anlage eines ganz neuen Hüttenwerks, welches eigens für diesen Zweck und mit allen verbesserten Einrichtungen versehen sein sollte. Nach längeren Verhandlungen erhielt er endlich die Zustimmung des Ministeriums und des Königs und erbaute das Eisenhüttenwerk bei Gleiwitz, wo eine ausreichende Wasserkraft zur Verfügung stand. Mit den Entwürfen und der Bauausführung wurden Assessor Bogatsch und Bauinspektor Wedding betraut. Auſserdem bediente sich die preuſsische Regierung der Dienste eines englischen Ingenieurs M. Baildon, der früher Beamter der Carron- Eisenwerke in Schottland gewesen war. Der Bau begann 1794 und wurde 1796 vollendet. Am 21. September 1796 wurde der erste wirkliche Kokshochofen in Deutschland angeblasen, denn alle Hoch- öfen, in denen man vor diesem mit Koks geschmolzen hatte (Sulz- bach, Malapane), waren Holzkohlenöfen gewesen. Der Hochofen, welcher Fig. 199 abgebildet ist 1), war 40 Fuſs rhein. (12,89 m) hoch, 10 Fuſs 3 Zoll (3,45 m) im Kohlensack, 4 Fuſs 7 Zoll (1,25 m) in der Gicht weit, Rastneigung 67°, Höhe der Rast 9 Fuſs, Höhe des Gestells 6 Fuſs, obere Weite 27 Zoll, Fassungsraum des Ofens 40,31 cbm. Das Gestell wurde ursprünglich aus Steinen, später (1815) aber aus Masse hergerichtet. Der Schacht hatte zwei Futter, welche durch eine Füllung getrennt waren. Das Gebläse hatte man aus 1) Nach Lampadius, Hüttenkunde. II. Bd. 4. Tab. H, Fig. 2. Siehe ferner die Beschreibung von Daubuisson im Journal des mines. 1863. Nr. 84, p. 455.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 933. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/947>, abgerufen am 22.11.2024.