werk zu Schnellfortel wurde im dritten Jahrzehnt angelegt, um das Holz der Stadt Görlitz besser zu verwerten. Das Eisenwerk bei Tschirndorf gehörte der Familie Kulhasse. Es hatte auch nur Luppenfeuer, bis 1764 der erste Hochofen erbaut wurde.
Der Teuplitzer und der Neiss-Hammer, ebenfalls im Sorauer Kreise, wurden 1748 von Graf Brühl vereinigt, der dort einen Hochofen anlegte. Es war dies wohl der Hochofen von Pförthen, für welchen der Kurfürst von Sachsen seinem Premierminister durch die Kon- zession vom 29. August 1749 so ausserordentliche Vergünstigungen einräumte 1). Er sollte angesehen werden, wie wenn er im Kur- fürstentum Sachsen selbst läge, cum jure praehibendi, dass binnen 20 Jahren kein anderer Hochofen im Markgrafentum erbaut werden solle. Das Eisen sollte frei eingehen und nicht nur von Grenzzöllen, sondern auch von allen Licenten und Landaccisen auf 20 Jahre befreit sein. Das Werk hatte Frischfeuer, Stab-, Zain- und Blech- hammer, und Graf Brühl rühmte sich, "die Ehre zu haben, die ein- zige Eisenfabrique im Markgrafthum Niederlausitz zu pflegen", welche bis zu dem Einfuhrverbot von 1764 selbst die Niederlagen von Berlin und Potsdam versorgte.
In der Oberlausitz wurden dagegen mehrere Eisenwerke betrieben, darunter Werau, durch den Vater des berühmten Mineralogen Werner, und Burghammer, welches dem Grafen Einsiedel gehörte.
Im Kreise Lübben bestand der uralte Eisenhammer zu Schlep- zig noch im Jahre 1757.
Von hervorragender Wichtigkeit war das Eisenwerk zu Peitz im Kreise Cottbus, welches Ende des 17. Jahrhunderts verpachtet worden war. Das Werk wurde von 1752 an auf Befehl Friedrichs II. in Regie übernommen, um Kugeln und Bomben "zu eben dem Preis wie in Zehdenick" zu giessen. 1753 wurde statt des Hochofens ein Blauofen angelegt von dem Schwarzburgischen Blauofenmeister Pfeifer; der- selbe hatte aber schlechte Resultate. 1755 wurde die Hütte wieder verpachtet. 1774 lieferte Peitz an 2000 Centner Munition und an 4000 Centner Stabeisen. Am 14. Juni 1778 übernahm die königl. Bergwerks- und Hütten-Administration in Berlin das Werk für eigene Rechnung. 1785 beschloss man, den Hochofenbetrieb durch An- schaffung eines englischen Cylindergebläses nach Angaben des Berg- kommissarius Eversmann zu verbessern, doch war es nicht möglich, im Inlande einen sorgfältig abgedrehten Cylinder zu beschaffen und
1) Siehe v. Hofmann, a. a. O., S. 81.
Preuſsen.
werk zu Schnellfortel wurde im dritten Jahrzehnt angelegt, um das Holz der Stadt Görlitz besser zu verwerten. Das Eisenwerk bei Tschirndorf gehörte der Familie Kulhasse. Es hatte auch nur Luppenfeuer, bis 1764 der erste Hochofen erbaut wurde.
Der Teuplitzer und der Neiſs-Hammer, ebenfalls im Sorauer Kreise, wurden 1748 von Graf Brühl vereinigt, der dort einen Hochofen anlegte. Es war dies wohl der Hochofen von Pförthen, für welchen der Kurfürst von Sachsen seinem Premierminister durch die Kon- zession vom 29. August 1749 so auſserordentliche Vergünstigungen einräumte 1). Er sollte angesehen werden, wie wenn er im Kur- fürstentum Sachsen selbst läge, cum jure praehibendi, daſs binnen 20 Jahren kein anderer Hochofen im Markgrafentum erbaut werden solle. Das Eisen sollte frei eingehen und nicht nur von Grenzzöllen, sondern auch von allen Licenten und Landaccisen auf 20 Jahre befreit sein. Das Werk hatte Frischfeuer, Stab-, Zain- und Blech- hammer, und Graf Brühl rühmte sich, „die Ehre zu haben, die ein- zige Eisenfabrique im Markgrafthum Niederlausitz zu pflegen“, welche bis zu dem Einfuhrverbot von 1764 selbst die Niederlagen von Berlin und Potsdam versorgte.
In der Oberlausitz wurden dagegen mehrere Eisenwerke betrieben, darunter Werau, durch den Vater des berühmten Mineralogen Werner, und Burghammer, welches dem Grafen Einsiedel gehörte.
Im Kreise Lübben bestand der uralte Eisenhammer zu Schlep- zig noch im Jahre 1757.
Von hervorragender Wichtigkeit war das Eisenwerk zu Peitz im Kreise Cottbus, welches Ende des 17. Jahrhunderts verpachtet worden war. Das Werk wurde von 1752 an auf Befehl Friedrichs II. in Regie übernommen, um Kugeln und Bomben „zu eben dem Preis wie in Zehdenick“ zu gieſsen. 1753 wurde statt des Hochofens ein Blauofen angelegt von dem Schwarzburgischen Blauofenmeister Pfeifer; der- selbe hatte aber schlechte Resultate. 1755 wurde die Hütte wieder verpachtet. 1774 lieferte Peitz an 2000 Centner Munition und an 4000 Centner Stabeisen. Am 14. Juni 1778 übernahm die königl. Bergwerks- und Hütten-Administration in Berlin das Werk für eigene Rechnung. 1785 beschloſs man, den Hochofenbetrieb durch An- schaffung eines englischen Cylindergebläses nach Angaben des Berg- kommissarius Eversmann zu verbessern, doch war es nicht möglich, im Inlande einen sorgfältig abgedrehten Cylinder zu beschaffen und
1) Siehe v. Hofmann, a. a. O., S. 81.
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Preuſsen.
werk zu Schnellfortel wurde im dritten Jahrzehnt angelegt, um das
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Tschirndorf gehörte der Familie Kulhasse. Es hatte auch nur
Luppenfeuer, bis 1764 der erste Hochofen erbaut wurde.
Der Teuplitzer und der Neiſs-Hammer, ebenfalls im Sorauer Kreise,
wurden 1748 von Graf Brühl vereinigt, der dort einen Hochofen
anlegte. Es war dies wohl der Hochofen von Pförthen, für welchen
der Kurfürst von Sachsen seinem Premierminister durch die Kon-
zession vom 29. August 1749 so auſserordentliche Vergünstigungen
einräumte 1). Er sollte angesehen werden, wie wenn er im Kur-
fürstentum Sachsen selbst läge, cum jure praehibendi, daſs binnen
20 Jahren kein anderer Hochofen im Markgrafentum erbaut werden
solle. Das Eisen sollte frei eingehen und nicht nur von Grenzzöllen,
sondern auch von allen Licenten und Landaccisen auf 20 Jahre
befreit sein. Das Werk hatte Frischfeuer, Stab-, Zain- und Blech-
hammer, und Graf Brühl rühmte sich, „die Ehre zu haben, die ein-
zige Eisenfabrique im Markgrafthum Niederlausitz zu pflegen“, welche
bis zu dem Einfuhrverbot von 1764 selbst die Niederlagen von Berlin
und Potsdam versorgte.
In der Oberlausitz wurden dagegen mehrere Eisenwerke betrieben,
darunter Werau, durch den Vater des berühmten Mineralogen Werner,
und Burghammer, welches dem Grafen Einsiedel gehörte.
Im Kreise Lübben bestand der uralte Eisenhammer zu Schlep-
zig noch im Jahre 1757.
Von hervorragender Wichtigkeit war das Eisenwerk zu Peitz
im Kreise Cottbus, welches Ende des 17. Jahrhunderts verpachtet
worden war. Das Werk wurde von 1752 an auf Befehl Friedrichs II.
in Regie übernommen, um Kugeln und Bomben „zu eben dem Preis wie
in Zehdenick“ zu gieſsen. 1753 wurde statt des Hochofens ein Blauofen
angelegt von dem Schwarzburgischen Blauofenmeister Pfeifer; der-
selbe hatte aber schlechte Resultate. 1755 wurde die Hütte wieder
verpachtet. 1774 lieferte Peitz an 2000 Centner Munition und an
4000 Centner Stabeisen. Am 14. Juni 1778 übernahm die königl.
Bergwerks- und Hütten-Administration in Berlin das Werk für eigene
Rechnung. 1785 beschloſs man, den Hochofenbetrieb durch An-
schaffung eines englischen Cylindergebläses nach Angaben des Berg-
kommissarius Eversmann zu verbessern, doch war es nicht möglich,
im Inlande einen sorgfältig abgedrehten Cylinder zu beschaffen und
1) Siehe v. Hofmann, a. a. O., S. 81.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 907. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/921>, abgerufen am 22.11.2024.
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