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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Harz.

Die Elender Hütte, eine Stunde über der Rothen- und 1/2 Stunde
über der Mandelholzer Hütte an der Bode, war 1778 bis 1782 erbaut
worden. 1783 wurde daselbst ein Hochofen (22 Fuss hoch) errichtet
1789 erbaute man einen zweiten, hauptsächlich für Granuliereisen.
Einige Jahre später, nachdem auch zu Altenau ein Hochofen erbaut
worden war, liess man den älteren Hochofen eingehen. Mit dem
neueren Hochofen, welcher zweckmässiger gebaut war, wurde ab-
wechselnd Frischereiroheisen und Granuliereisen gemacht. Auch goss
man ausser den gewöhnlichen groben Gusswaren Ambosse für die
preussischen Blechhütten und für Suhl, wozu das Eisen seiner Härte
wegen besonders geeignet war. Die Erze kamen von Elbingerode,
der Betrieb war wie auf Rothehütte. Der zu Elend zuletzt angelegte
und später allein betriebene Hochofen erhielt 1794 ein zweites Gebläse
und wurde mit zwei gegenüberliegenden Formen eingerichtet. Das neue
Gebläse war ein Kastengebläse, 41/2 Fuss weit und mit 48 Zoll Hub;
die beiden Blasekasten bliesen in einen Sammelkasten, aus dem der
Wind durch eine Deupe in den Ofen trat. Das andere Gebläse wurde
durch einen dritten Holzbalg verstärkt 1). Mit der Verdoppelung des
Gebläses wurde der Hochofen von 24 auf 30 Fuss erhöht. Seitdem gab
der Ofen bis zu 300 Ctr. Roheisen die Woche. Es wurde an Stab-
eisen jährlich gefrischt

zu Rothehütte     9800 Ctr.
" Mandelholz     5450 "
" Elend     2550 "
Summa 17800 Ctr.

Die herzoglich braunschweig-lüneburgischen Eisenhütten im
früheren Fürstentum Blankenburg waren ebenfalls auf die Ver-
schmelzung der Elbingeroder und Hüttenroder Eisensteine begründet.
Die vier Eisenwerke Tanne, Rübeland, Neuwerk und Altenbrak
lagen sämtlich an der Bode und zwar Tanne nahe bei Rothehütte
in einem Seitenthal, unterhalb Rothehütte erst Rübeland, dann Neu-
werk und zuletzt Altenbrak. Tanne hatte 1 Hochofen, 2 Frischfeuer
und 1 Zainhammer; Rübeland 1 Hochofen, 2 Frischfeuer und 1 Zain-
hammer; Neuwerk hatte einen Hochofen und seit 1792 einen
Blauofen, der aber nicht lange betrieben wurde, und 2 Frisch-
feuer; Altenbrak und Ludwigshütte 1 Hochofen und 2 Frischfeuer.
Altenbrak war 1648 wieder aufgebaut worden, 1721 war es ab-
gebrannt, 1728 hatte Herzog Ludwig Rudolf dort die Ludwigshütte

1) Siehe Lampadius, Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde, II. Theil,
Bd. IV, S. 156. 1810.
Der Harz.

Die Elender Hütte, eine Stunde über der Rothen- und ½ Stunde
über der Mandelholzer Hütte an der Bode, war 1778 bis 1782 erbaut
worden. 1783 wurde daselbst ein Hochofen (22 Fuſs hoch) errichtet
1789 erbaute man einen zweiten, hauptsächlich für Granuliereisen.
Einige Jahre später, nachdem auch zu Altenau ein Hochofen erbaut
worden war, lieſs man den älteren Hochofen eingehen. Mit dem
neueren Hochofen, welcher zweckmäſsiger gebaut war, wurde ab-
wechselnd Frischereiroheisen und Granuliereisen gemacht. Auch goſs
man auſser den gewöhnlichen groben Guſswaren Ambosse für die
preuſsischen Blechhütten und für Suhl, wozu das Eisen seiner Härte
wegen besonders geeignet war. Die Erze kamen von Elbingerode,
der Betrieb war wie auf Rothehütte. Der zu Elend zuletzt angelegte
und später allein betriebene Hochofen erhielt 1794 ein zweites Gebläse
und wurde mit zwei gegenüberliegenden Formen eingerichtet. Das neue
Gebläse war ein Kastengebläse, 4½ Fuſs weit und mit 48 Zoll Hub;
die beiden Blasekasten bliesen in einen Sammelkasten, aus dem der
Wind durch eine Deupe in den Ofen trat. Das andere Gebläse wurde
durch einen dritten Holzbalg verstärkt 1). Mit der Verdoppelung des
Gebläses wurde der Hochofen von 24 auf 30 Fuſs erhöht. Seitdem gab
der Ofen bis zu 300 Ctr. Roheisen die Woche. Es wurde an Stab-
eisen jährlich gefrischt

zu Rothehütte     9800 Ctr.
„ Mandelholz     5450 „
„ Elend     2550 „
Summa 17800 Ctr.

Die herzoglich braunschweig-lüneburgischen Eisenhütten im
früheren Fürstentum Blankenburg waren ebenfalls auf die Ver-
schmelzung der Elbingeroder und Hüttenroder Eisensteine begründet.
Die vier Eisenwerke Tanne, Rübeland, Neuwerk und Altenbrak
lagen sämtlich an der Bode und zwar Tanne nahe bei Rothehütte
in einem Seitenthal, unterhalb Rothehütte erst Rübeland, dann Neu-
werk und zuletzt Altenbrak. Tanne hatte 1 Hochofen, 2 Frischfeuer
und 1 Zainhammer; Rübeland 1 Hochofen, 2 Frischfeuer und 1 Zain-
hammer; Neuwerk hatte einen Hochofen und seit 1792 einen
Blauofen, der aber nicht lange betrieben wurde, und 2 Frisch-
feuer; Altenbrak und Ludwigshütte 1 Hochofen und 2 Frischfeuer.
Altenbrak war 1648 wieder aufgebaut worden, 1721 war es ab-
gebrannt, 1728 hatte Herzog Ludwig Rudolf dort die Ludwigshütte

1) Siehe Lampadius, Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde, II. Theil,
Bd. IV, S. 156. 1810.
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[889/0903] Der Harz. Die Elender Hütte, eine Stunde über der Rothen- und ½ Stunde über der Mandelholzer Hütte an der Bode, war 1778 bis 1782 erbaut worden. 1783 wurde daselbst ein Hochofen (22 Fuſs hoch) errichtet 1789 erbaute man einen zweiten, hauptsächlich für Granuliereisen. Einige Jahre später, nachdem auch zu Altenau ein Hochofen erbaut worden war, lieſs man den älteren Hochofen eingehen. Mit dem neueren Hochofen, welcher zweckmäſsiger gebaut war, wurde ab- wechselnd Frischereiroheisen und Granuliereisen gemacht. Auch goſs man auſser den gewöhnlichen groben Guſswaren Ambosse für die preuſsischen Blechhütten und für Suhl, wozu das Eisen seiner Härte wegen besonders geeignet war. Die Erze kamen von Elbingerode, der Betrieb war wie auf Rothehütte. Der zu Elend zuletzt angelegte und später allein betriebene Hochofen erhielt 1794 ein zweites Gebläse und wurde mit zwei gegenüberliegenden Formen eingerichtet. Das neue Gebläse war ein Kastengebläse, 4½ Fuſs weit und mit 48 Zoll Hub; die beiden Blasekasten bliesen in einen Sammelkasten, aus dem der Wind durch eine Deupe in den Ofen trat. Das andere Gebläse wurde durch einen dritten Holzbalg verstärkt 1). Mit der Verdoppelung des Gebläses wurde der Hochofen von 24 auf 30 Fuſs erhöht. Seitdem gab der Ofen bis zu 300 Ctr. Roheisen die Woche. Es wurde an Stab- eisen jährlich gefrischt zu Rothehütte 9800 Ctr. „ Mandelholz 5450 „ „ Elend 2550 „ Summa 17800 Ctr. Die herzoglich braunschweig-lüneburgischen Eisenhütten im früheren Fürstentum Blankenburg waren ebenfalls auf die Ver- schmelzung der Elbingeroder und Hüttenroder Eisensteine begründet. Die vier Eisenwerke Tanne, Rübeland, Neuwerk und Altenbrak lagen sämtlich an der Bode und zwar Tanne nahe bei Rothehütte in einem Seitenthal, unterhalb Rothehütte erst Rübeland, dann Neu- werk und zuletzt Altenbrak. Tanne hatte 1 Hochofen, 2 Frischfeuer und 1 Zainhammer; Rübeland 1 Hochofen, 2 Frischfeuer und 1 Zain- hammer; Neuwerk hatte einen Hochofen und seit 1792 einen Blauofen, der aber nicht lange betrieben wurde, und 2 Frisch- feuer; Altenbrak und Ludwigshütte 1 Hochofen und 2 Frischfeuer. Altenbrak war 1648 wieder aufgebaut worden, 1721 war es ab- gebrannt, 1728 hatte Herzog Ludwig Rudolf dort die Ludwigshütte 1) Siehe Lampadius, Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde, II. Theil, Bd. IV, S. 156. 1810.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/903>, abgerufen am 22.11.2024.