durch Freundschaft, Feindschaft, Geschenke oder andere unerlaubte Mittel sich verleiten lassen, guten Eisenstein zu verachten, untaug- lichen aber als gut und blaswürdig auszugeben, insbesondere aber, wenn sich bei einem Eisensteins-Trummen ein Kupfer- oder anderes Ertzt-Trummen spüren lässt, sofort ohne Grund solchen Eisenstein verwerflich zu machen oder gar, um sein Vorgeben zu bestärken, durch Übergebung des Ofens, Verfälschung des Eisensteins oder an- dere dem Hütten- oder Bergwerk höchst nachteilige Griffe, eine Unart in den Ofen bringen: So soll ein solcher mit der Sackpfeife und Ausschliessung von aller herrschaftlichen Arbeit, auch befindlich schärfer, als ein Betrüger und Bösewicht bestraft werden.
Am 28. April 1737 war auch eine Stollberg-Wernigeroder Eisen- hütten-Ordnung erlassen worden.
Bezüglich der schon oben erwähnten Berufung Polhems fügen wir hier den Bericht Calvörs1) bei:
So ist Anno 1707 der schon damals berühmte Mechanikus Christoph Polhammer, nachher Herr von Polhem, aus Schweden hergeladen worden, um das Maschinenwesen auf dem Harz zu unter- suchen ... In seinem Bericht schrieb er an den Berghauptmann von Busch, dass die Künste sehr gut gebaut, obgleich alt, wenig daran zu verbessern wäre, macht aber dann doch eine Reihe prak- tischer Verbesserungsvorschläge, die Calvör anführt. Als einen Hauptgrundsatz stellt er dabei auf: Man mache lieber ein grosses starkes Rad und leite die Kraft von diesem durch Gestänge zur Arbeitsstätte, als dass man viele kleine Räder anlegt, die viel mehr Kraftverlust bewirken. Er verwarf die Lederliederung bei den Bergwerkspumpen, wegen der sauren Wasser, und empfahl Wind- künste.
Polhems Vorschläge blieben nicht ohne Folgen. Einen wirk- lichen Nutzen verschaffte er aber dem Harzer Maschinenwesen da- durch, dass er zwei geeignete Personen mit nach Schweden nahm und sie im Maschinenwesen unterrichtete. Beide waren ursprünglich einfache Zimmerhauer. Der eine, Bernhard Ripking, wurde nach- mals Maschinendirektor, der andere hiess Christian Schwartzkopf; beiden verdankt der Harzer Bergbau viele Verbesserungen.
Polhem führte auch eine von ihm erfundene Syphonmaschine zum Heben des Grubenwassers am Harz ein, welche bei Calvör be- schrieben und abgebildet ist (S. 136 und Tab. XIV).
1) Siehe Calvör, a. a. O., S. 111.
Beck, Geschichte des Eisens. 55
Der Harz.
durch Freundschaft, Feindschaft, Geschenke oder andere unerlaubte Mittel sich verleiten lassen, guten Eisenstein zu verachten, untaug- lichen aber als gut und blaswürdig auszugeben, insbesondere aber, wenn sich bei einem Eisensteins-Trummen ein Kupfer- oder anderes Ertzt-Trummen spüren läſst, sofort ohne Grund solchen Eisenstein verwerflich zu machen oder gar, um sein Vorgeben zu bestärken, durch Übergebung des Ofens, Verfälschung des Eisensteins oder an- dere dem Hütten- oder Bergwerk höchst nachteilige Griffe, eine Unart in den Ofen bringen: So soll ein solcher mit der Sackpfeife und Ausschlieſsung von aller herrschaftlichen Arbeit, auch befindlich schärfer, als ein Betrüger und Bösewicht bestraft werden.
Am 28. April 1737 war auch eine Stollberg-Wernigeroder Eisen- hütten-Ordnung erlassen worden.
Bezüglich der schon oben erwähnten Berufung Polhems fügen wir hier den Bericht Calvörs1) bei:
So ist Anno 1707 der schon damals berühmte Mechanikus Christoph Polhammer, nachher Herr von Polhem, aus Schweden hergeladen worden, um das Maschinenwesen auf dem Harz zu unter- suchen … In seinem Bericht schrieb er an den Berghauptmann von Busch, daſs die Künste sehr gut gebaut, obgleich alt, wenig daran zu verbessern wäre, macht aber dann doch eine Reihe prak- tischer Verbesserungsvorschläge, die Calvör anführt. Als einen Hauptgrundsatz stellt er dabei auf: Man mache lieber ein groſses starkes Rad und leite die Kraft von diesem durch Gestänge zur Arbeitsstätte, als daſs man viele kleine Räder anlegt, die viel mehr Kraftverlust bewirken. Er verwarf die Lederliederung bei den Bergwerkspumpen, wegen der sauren Wasser, und empfahl Wind- künste.
Polhems Vorschläge blieben nicht ohne Folgen. Einen wirk- lichen Nutzen verschaffte er aber dem Harzer Maschinenwesen da- durch, daſs er zwei geeignete Personen mit nach Schweden nahm und sie im Maschinenwesen unterrichtete. Beide waren ursprünglich einfache Zimmerhauer. Der eine, Bernhard Ripking, wurde nach- mals Maschinendirektor, der andere hieſs Christian Schwartzkopf; beiden verdankt der Harzer Bergbau viele Verbesserungen.
Polhem führte auch eine von ihm erfundene Syphonmaschine zum Heben des Grubenwassers am Harz ein, welche bei Calvör be- schrieben und abgebildet ist (S. 136 und Tab. XIV).
1) Siehe Calvör, a. a. O., S. 111.
Beck, Geschichte des Eisens. 55
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Der Harz.
durch Freundschaft, Feindschaft, Geschenke oder andere unerlaubte
Mittel sich verleiten lassen, guten Eisenstein zu verachten, untaug-
lichen aber als gut und blaswürdig auszugeben, insbesondere aber,
wenn sich bei einem Eisensteins-Trummen ein Kupfer- oder anderes
Ertzt-Trummen spüren läſst, sofort ohne Grund solchen Eisenstein
verwerflich zu machen oder gar, um sein Vorgeben zu bestärken,
durch Übergebung des Ofens, Verfälschung des Eisensteins oder an-
dere dem Hütten- oder Bergwerk höchst nachteilige Griffe, eine
Unart in den Ofen bringen: So soll ein solcher mit der Sackpfeife
und Ausschlieſsung von aller herrschaftlichen Arbeit, auch befindlich
schärfer, als ein Betrüger und Bösewicht bestraft werden.
Am 28. April 1737 war auch eine Stollberg-Wernigeroder Eisen-
hütten-Ordnung erlassen worden.
Bezüglich der schon oben erwähnten Berufung Polhems fügen
wir hier den Bericht Calvörs 1) bei:
So ist Anno 1707 der schon damals berühmte Mechanikus
Christoph Polhammer, nachher Herr von Polhem, aus Schweden
hergeladen worden, um das Maschinenwesen auf dem Harz zu unter-
suchen … In seinem Bericht schrieb er an den Berghauptmann
von Busch, daſs die Künste sehr gut gebaut, obgleich alt, wenig
daran zu verbessern wäre, macht aber dann doch eine Reihe prak-
tischer Verbesserungsvorschläge, die Calvör anführt. Als einen
Hauptgrundsatz stellt er dabei auf: Man mache lieber ein groſses
starkes Rad und leite die Kraft von diesem durch Gestänge zur
Arbeitsstätte, als daſs man viele kleine Räder anlegt, die viel
mehr Kraftverlust bewirken. Er verwarf die Lederliederung bei den
Bergwerkspumpen, wegen der sauren Wasser, und empfahl Wind-
künste.
Polhems Vorschläge blieben nicht ohne Folgen. Einen wirk-
lichen Nutzen verschaffte er aber dem Harzer Maschinenwesen da-
durch, daſs er zwei geeignete Personen mit nach Schweden nahm
und sie im Maschinenwesen unterrichtete. Beide waren ursprünglich
einfache Zimmerhauer. Der eine, Bernhard Ripking, wurde nach-
mals Maschinendirektor, der andere hieſs Christian Schwartzkopf;
beiden verdankt der Harzer Bergbau viele Verbesserungen.
Polhem führte auch eine von ihm erfundene Syphonmaschine
zum Heben des Grubenwassers am Harz ein, welche bei Calvör be-
schrieben und abgebildet ist (S. 136 und Tab. XIV).
1) Siehe Calvör, a. a. O., S. 111.
Beck, Geschichte des Eisens. 55
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 865. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/879>, abgerufen am 22.11.2024.
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