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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hessen und Thüringen.
Stahl den Schmalkaldern Konkurrenz machten, und denselben sogar,
wie die Schmalkalder behaupteten, unter deren Zeichen zu Hamburg
und Lübeck verkauften, so waren diese sehr erbittert und weigerten
ihnen die Abgabe von Erz. Aber vermittelst der Bleche erhielt der
Fabrikant doch den Stein von ihnen durch die dritte Hand, als wenn
er zu den Blechhämmern gehörte 1).

Der grösste Stahlfabrikant zu Heinrichs war 1776 Joh. Friedr.
Ripperger,
ein geschickter Mann, der auch damals eine Stahlspiegel-
fabrik von Spiegeln bis zu 11/4 Ellen Höhe und 3/4 Ellen Breite anlegen
wollte. Heinrichs hatte schon 1702 Marktrecht mit drei Märkten
im Jahr erhalten. Es befanden sich dort ein Eisen- und zwei Stahl-
schmelzöfen und zwei Stahlhämmer. Es wurden jährlich an 2800 Ctr.
Stahl-, Blech- und Eisenwaren in das Ausland verschickt. Der Stahl
von Heinrichs war nicht so hart wie der Schmalkaldische, aber für
Federn besser zu gebrauchen. Zu Mäbendorf wurde ein weniger guter
Stahl gemacht, und die Cementstahlfabrik daselbst hat nicht fort-
kommen können.

Nach von Hofmann gab es 1776 zu Suhl 11 ganze und
22 halbe Rohrschmieden. Diese konnten bei vollem Betriebe jährlich
60000 Rohre liefern. Es wurden aber höchstens 20000 geschmiedet, so
dass nur 4 ganze und 8 halbe Rohrschmieden voll beschäftigt waren,
und ausserdem allenfalls noch eine auf die Rohre, die ungeschäftet
an die Büchsenmacher nach der Schweiz, in die Reichsstädte und auf
die Messen gingen. Infolge dieses ungenügenden Absatzes lagen bei-
nahe 2/3 der Rohrschmieden wüst und waren baufällig geworden.
Ein Rohr kostete nur 2 1/3 Pfennig Schmiedelohn. Die Ladestock-
fabrik wurde 1776 von drei Gebrüdern Job betrieben. Die Ladestock-
macher waren mit den gewöhnlichen Schlossern, "so Fromberger
genennet werden", zünftig. Die eisernen Ladestöcke wurden gegen
1720 von einem Solinger Bürger in Suhl eingeführt. Auch die Bajo-
nettmacher, welche eigentlich Waffenschmiede und nicht zünftig
waren, sind von Solingen nach Suhl gekommen. Ehrhard de
Kummer
war 1776 noch der einzige dieser Art; er machte auch
Klingen. Das Polieren geschah noch meistens von Weibern und
Kindern mit der Hand.

Das Meisterrecht eines Büchsenmachers zu erwerben kostete
180 Gulden. Dies war für die Verhältnisse zu viel und deshalb
ständiger Mangel an Meistern, namentlich an Schlossmachern.

1) Siehe v. Hofmann, a. a. O. 1785, S. 62.

Hessen und Thüringen.
Stahl den Schmalkaldern Konkurrenz machten, und denselben sogar,
wie die Schmalkalder behaupteten, unter deren Zeichen zu Hamburg
und Lübeck verkauften, so waren diese sehr erbittert und weigerten
ihnen die Abgabe von Erz. Aber vermittelst der Bleche erhielt der
Fabrikant doch den Stein von ihnen durch die dritte Hand, als wenn
er zu den Blechhämmern gehörte 1).

Der gröſste Stahlfabrikant zu Heinrichs war 1776 Joh. Friedr.
Ripperger,
ein geschickter Mann, der auch damals eine Stahlspiegel-
fabrik von Spiegeln bis zu 1¼ Ellen Höhe und ¾ Ellen Breite anlegen
wollte. Heinrichs hatte schon 1702 Marktrecht mit drei Märkten
im Jahr erhalten. Es befanden sich dort ein Eisen- und zwei Stahl-
schmelzöfen und zwei Stahlhämmer. Es wurden jährlich an 2800 Ctr.
Stahl-, Blech- und Eisenwaren in das Ausland verschickt. Der Stahl
von Heinrichs war nicht so hart wie der Schmalkaldische, aber für
Federn besser zu gebrauchen. Zu Mäbendorf wurde ein weniger guter
Stahl gemacht, und die Cementstahlfabrik daselbst hat nicht fort-
kommen können.

Nach von Hofmann gab es 1776 zu Suhl 11 ganze und
22 halbe Rohrschmieden. Diese konnten bei vollem Betriebe jährlich
60000 Rohre liefern. Es wurden aber höchstens 20000 geschmiedet, so
daſs nur 4 ganze und 8 halbe Rohrschmieden voll beschäftigt waren,
und auſserdem allenfalls noch eine auf die Rohre, die ungeschäftet
an die Büchsenmacher nach der Schweiz, in die Reichsstädte und auf
die Messen gingen. Infolge dieses ungenügenden Absatzes lagen bei-
nahe ⅔ der Rohrschmieden wüst und waren baufällig geworden.
Ein Rohr kostete nur 2⅓ Pfennig Schmiedelohn. Die Ladestock-
fabrik wurde 1776 von drei Gebrüdern Job betrieben. Die Ladestock-
macher waren mit den gewöhnlichen Schlossern, „so Fromberger
genennet werden“, zünftig. Die eisernen Ladestöcke wurden gegen
1720 von einem Solinger Bürger in Suhl eingeführt. Auch die Bajo-
nettmacher, welche eigentlich Waffenschmiede und nicht zünftig
waren, sind von Solingen nach Suhl gekommen. Ehrhard de
Kummer
war 1776 noch der einzige dieser Art; er machte auch
Klingen. Das Polieren geschah noch meistens von Weibern und
Kindern mit der Hand.

Das Meisterrecht eines Büchsenmachers zu erwerben kostete
180 Gulden. Dies war für die Verhältnisse zu viel und deshalb
ständiger Mangel an Meistern, namentlich an Schloſsmachern.

1) Siehe v. Hofmann, a. a. O. 1785, S. 62.
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[857/0871] Hessen und Thüringen. Stahl den Schmalkaldern Konkurrenz machten, und denselben sogar, wie die Schmalkalder behaupteten, unter deren Zeichen zu Hamburg und Lübeck verkauften, so waren diese sehr erbittert und weigerten ihnen die Abgabe von Erz. Aber vermittelst der Bleche erhielt der Fabrikant doch den Stein von ihnen durch die dritte Hand, als wenn er zu den Blechhämmern gehörte 1). Der gröſste Stahlfabrikant zu Heinrichs war 1776 Joh. Friedr. Ripperger, ein geschickter Mann, der auch damals eine Stahlspiegel- fabrik von Spiegeln bis zu 1¼ Ellen Höhe und ¾ Ellen Breite anlegen wollte. Heinrichs hatte schon 1702 Marktrecht mit drei Märkten im Jahr erhalten. Es befanden sich dort ein Eisen- und zwei Stahl- schmelzöfen und zwei Stahlhämmer. Es wurden jährlich an 2800 Ctr. Stahl-, Blech- und Eisenwaren in das Ausland verschickt. Der Stahl von Heinrichs war nicht so hart wie der Schmalkaldische, aber für Federn besser zu gebrauchen. Zu Mäbendorf wurde ein weniger guter Stahl gemacht, und die Cementstahlfabrik daselbst hat nicht fort- kommen können. Nach von Hofmann gab es 1776 zu Suhl 11 ganze und 22 halbe Rohrschmieden. Diese konnten bei vollem Betriebe jährlich 60000 Rohre liefern. Es wurden aber höchstens 20000 geschmiedet, so daſs nur 4 ganze und 8 halbe Rohrschmieden voll beschäftigt waren, und auſserdem allenfalls noch eine auf die Rohre, die ungeschäftet an die Büchsenmacher nach der Schweiz, in die Reichsstädte und auf die Messen gingen. Infolge dieses ungenügenden Absatzes lagen bei- nahe ⅔ der Rohrschmieden wüst und waren baufällig geworden. Ein Rohr kostete nur 2⅓ Pfennig Schmiedelohn. Die Ladestock- fabrik wurde 1776 von drei Gebrüdern Job betrieben. Die Ladestock- macher waren mit den gewöhnlichen Schlossern, „so Fromberger genennet werden“, zünftig. Die eisernen Ladestöcke wurden gegen 1720 von einem Solinger Bürger in Suhl eingeführt. Auch die Bajo- nettmacher, welche eigentlich Waffenschmiede und nicht zünftig waren, sind von Solingen nach Suhl gekommen. Ehrhard de Kummer war 1776 noch der einzige dieser Art; er machte auch Klingen. Das Polieren geschah noch meistens von Weibern und Kindern mit der Hand. Das Meisterrecht eines Büchsenmachers zu erwerben kostete 180 Gulden. Dies war für die Verhältnisse zu viel und deshalb ständiger Mangel an Meistern, namentlich an Schloſsmachern. 1) Siehe v. Hofmann, a. a. O. 1785, S. 62.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/871>, abgerufen am 22.11.2024.