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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Österreich.
von Schmiedeeisen und verarbeitetem Eisen 6200000 W. Pfd.
" Stahl und Stangen u. s. w. ..... 3800000 " "

In dem Herzogtum Krain giebt es keine so grossartigen Eisen-
erzvorkommen, wie der Erzberg bei Eisenerz in Steiermark und der
Hüttenberger Erzberg in Kärnten; die reichlich vorhandenen Rot-
und Brauneisensteine in Spalten und Schluchten des Kalkgebirges sind
über das ganze Land verbreitet. Sie wurden vielfach durch Tage-
bauten gewonnen und in zahlreichen kleinen Hüttenwerken ver-
schmolzen. Infolge dieser Verhältnisse und da es an einem natür-
lichen Mittelpunkt der Eisenindustrie fehlte, war der Verband der
über das ganze Land zerstreuten Gewerke ein viel loserer und die
staatliche Bevormundung durch Aufsicht und Mitverwaltung eine ge-
ringere als in den vorerwähnten Alpenländern. Deshalb war die
Ordnung des Berg- und Hüttenwesens schlechter und die Willkür
der Berg- und Hüttenleute, "des Bergvolks", wie sie im Gegensatz
zum Landvolk hiessen, noch grösser. Hierzu trug auch das Völker-
und Sprachengemisch von Deutschen, Slawen und Italienern bei.
Wenn auch keine so ausgedehnte Ausstände und Aufstände vor-
kommen konnten wie am Hüttenberger Erzberg in Kärnten, so sind
im vorigen Jahrhundert die Klagen über Unordnungen, Faulheit,
Trunkenheit und Widersetzlichkeit der Knappen und Eisenarbeiter,
die von der Militärpflicht befreit waren und von der Regierung
geschützt wurden, um so häufiger. Der Korporationsgeist des Berg-
volks artete sehr oft in Anmassung und Zügellosigkeit aus. Charak-
teristisch hierfür sind die Berichte des Unterbergrichters Anton
Deitler
an das Bergobergericht 1) von 1775 über das Treiben des
Bergvolks in Sava, Jauerburg und Pleyofen. Nachtschwärmerei, Rauf-
händel und Verspottung der Obrigkeit hatten damals so überhand
genommen, dass ein Militärkommando requiriert werden musste, um
nur einigermassen wieder Ordnung herzustellen. Nicht minder schlimm
war es bei den Nagelschmieden, die keine besondere gesetzliche Ord-
nung hatten, und in einzelnen Gegenden sehr zahlreich waren. So
gab es am Schluss des Jahrhunderts in Eisnern, Krop und Stein-
büchel über 1000 Nagelschmiede, von denen ein Bericht vom 27. Mai
1805 2) sagt, "sie behaupten unstreitig die Mehrheit über alle anderen
Bewohner; wegen dieser Mehrheit und ihrem Einverständnisse darf

1) Aus dem Archiv des K. K. Revier-Bergamts zu Laibach, abgedruckt in
den interessanten Aufsätzen "Das Eisen in Krain" von A. Müllner in der Zeit-
schrift Argo 1895 -- speciell Nr. 3, S. 38.
2) A. a. O., S. 40.

Österreich.
von Schmiedeeisen und verarbeitetem Eisen 6200000 W. Pfd.
„ Stahl und Stangen u. s. w. ..... 3800000 „ „

In dem Herzogtum Krain giebt es keine so groſsartigen Eisen-
erzvorkommen, wie der Erzberg bei Eisenerz in Steiermark und der
Hüttenberger Erzberg in Kärnten; die reichlich vorhandenen Rot-
und Brauneisensteine in Spalten und Schluchten des Kalkgebirges sind
über das ganze Land verbreitet. Sie wurden vielfach durch Tage-
bauten gewonnen und in zahlreichen kleinen Hüttenwerken ver-
schmolzen. Infolge dieser Verhältnisse und da es an einem natür-
lichen Mittelpunkt der Eisenindustrie fehlte, war der Verband der
über das ganze Land zerstreuten Gewerke ein viel loserer und die
staatliche Bevormundung durch Aufsicht und Mitverwaltung eine ge-
ringere als in den vorerwähnten Alpenländern. Deshalb war die
Ordnung des Berg- und Hüttenwesens schlechter und die Willkür
der Berg- und Hüttenleute, „des Bergvolks“, wie sie im Gegensatz
zum Landvolk hieſsen, noch gröſser. Hierzu trug auch das Völker-
und Sprachengemisch von Deutschen, Slawen und Italienern bei.
Wenn auch keine so ausgedehnte Ausstände und Aufstände vor-
kommen konnten wie am Hüttenberger Erzberg in Kärnten, so sind
im vorigen Jahrhundert die Klagen über Unordnungen, Faulheit,
Trunkenheit und Widersetzlichkeit der Knappen und Eisenarbeiter,
die von der Militärpflicht befreit waren und von der Regierung
geschützt wurden, um so häufiger. Der Korporationsgeist des Berg-
volks artete sehr oft in Anmaſsung und Zügellosigkeit aus. Charak-
teristisch hierfür sind die Berichte des Unterbergrichters Anton
Deitler
an das Bergobergericht 1) von 1775 über das Treiben des
Bergvolks in Sava, Jauerburg und Pleyofen. Nachtschwärmerei, Rauf-
händel und Verspottung der Obrigkeit hatten damals so überhand
genommen, daſs ein Militärkommando requiriert werden muſste, um
nur einigermaſsen wieder Ordnung herzustellen. Nicht minder schlimm
war es bei den Nagelschmieden, die keine besondere gesetzliche Ord-
nung hatten, und in einzelnen Gegenden sehr zahlreich waren. So
gab es am Schluſs des Jahrhunderts in Eisnern, Krop und Stein-
büchel über 1000 Nagelschmiede, von denen ein Bericht vom 27. Mai
1805 2) sagt, „sie behaupten unstreitig die Mehrheit über alle anderen
Bewohner; wegen dieser Mehrheit und ihrem Einverständnisse darf

1) Aus dem Archiv des K. K. Revier-Bergamts zu Laibach, abgedruckt in
den interessanten Aufsätzen „Das Eisen in Krain“ von A. Müllner in der Zeit-
schrift Argo 1895 — speciell Nr. 3, S. 38.
2) A. a. O., S. 40.
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[812/0826] Österreich. von Schmiedeeisen und verarbeitetem Eisen 6200000 W. Pfd. „ Stahl und Stangen u. s. w. ..... 3800000 „ „ In dem Herzogtum Krain giebt es keine so groſsartigen Eisen- erzvorkommen, wie der Erzberg bei Eisenerz in Steiermark und der Hüttenberger Erzberg in Kärnten; die reichlich vorhandenen Rot- und Brauneisensteine in Spalten und Schluchten des Kalkgebirges sind über das ganze Land verbreitet. Sie wurden vielfach durch Tage- bauten gewonnen und in zahlreichen kleinen Hüttenwerken ver- schmolzen. Infolge dieser Verhältnisse und da es an einem natür- lichen Mittelpunkt der Eisenindustrie fehlte, war der Verband der über das ganze Land zerstreuten Gewerke ein viel loserer und die staatliche Bevormundung durch Aufsicht und Mitverwaltung eine ge- ringere als in den vorerwähnten Alpenländern. Deshalb war die Ordnung des Berg- und Hüttenwesens schlechter und die Willkür der Berg- und Hüttenleute, „des Bergvolks“, wie sie im Gegensatz zum Landvolk hieſsen, noch gröſser. Hierzu trug auch das Völker- und Sprachengemisch von Deutschen, Slawen und Italienern bei. Wenn auch keine so ausgedehnte Ausstände und Aufstände vor- kommen konnten wie am Hüttenberger Erzberg in Kärnten, so sind im vorigen Jahrhundert die Klagen über Unordnungen, Faulheit, Trunkenheit und Widersetzlichkeit der Knappen und Eisenarbeiter, die von der Militärpflicht befreit waren und von der Regierung geschützt wurden, um so häufiger. Der Korporationsgeist des Berg- volks artete sehr oft in Anmaſsung und Zügellosigkeit aus. Charak- teristisch hierfür sind die Berichte des Unterbergrichters Anton Deitler an das Bergobergericht 1) von 1775 über das Treiben des Bergvolks in Sava, Jauerburg und Pleyofen. Nachtschwärmerei, Rauf- händel und Verspottung der Obrigkeit hatten damals so überhand genommen, daſs ein Militärkommando requiriert werden muſste, um nur einigermaſsen wieder Ordnung herzustellen. Nicht minder schlimm war es bei den Nagelschmieden, die keine besondere gesetzliche Ord- nung hatten, und in einzelnen Gegenden sehr zahlreich waren. So gab es am Schluſs des Jahrhunderts in Eisnern, Krop und Stein- büchel über 1000 Nagelschmiede, von denen ein Bericht vom 27. Mai 1805 2) sagt, „sie behaupten unstreitig die Mehrheit über alle anderen Bewohner; wegen dieser Mehrheit und ihrem Einverständnisse darf 1) Aus dem Archiv des K. K. Revier-Bergamts zu Laibach, abgedruckt in den interessanten Aufsätzen „Das Eisen in Krain“ von A. Müllner in der Zeit- schrift Argo 1895 — speciell Nr. 3, S. 38. 2) A. a. O., S. 40.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/826>, abgerufen am 22.11.2024.