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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Österreich.
Konzession eine Flosshütte, die zweite in Kärnten. Man machte ihm des-
halb Schwierigkeiten, bis ihm 1609 der Betrieb gestattet wurde. 1698
erwarb Paul von Egger, Ratsherr und Eisengewerke zu Leoben, die
Treibacher Flosshütte für 20000 Gulden und 10 Dukaten Leihkauf.
Dessen Enkel, Max Thaddäus von Egger, ein Mann von grossem
Reichtum und Wissen, that viel zur Beförderung des Eisenhüttenwesens.
Er liess bereits 1766 den Hochofen zu Treibach mit zwei Formen
zustellen und versah jede Form mit zwei prismatischen Blasebälgen,
wodurch sehr günstige Resultate erzielt wurden. 1760 erhob ihn
Maria Theresia in den Freiherrn- und 1785 Kaiser Joseph II. in
den Grafenstand "ob der Verdienste, welche er sich bei Förderung
der Eisenindustrie erworben", wie es in dem Diplom heisst. 1793
setzte er sich mit zwei Engländern, Ligstowler und Sheffield, in
Verbindung und stellte in Lippitzbach ein Blechwalz- und Schneide-
werk, sowie englische Cement- und Gussstahlöfen auf. 1798 pachtete
er die ärarischen Werke St. Leonhard und St. Gertraud.

Der Preis von Stuckeisen auf den Hütten am Erzberg betrug pro
Meiler 1572 bis 1597 9 Gulden, stieg bis 1608 auf 15 Gulden. Das
geschlagene Hammereisen galt 6 bis 8 Gulden höher als Stuckeisen.
Flosseisen hatte im 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts denselben
Preis wie Stuckeisen; in der zweiten Hälfte bezahlte man Flosseisen
21/2 Gulden höher. Der Preis von Flosseisen schwankte 1650 bis 1700
von 17 bis 20 Gulden, 1700 bis 1708 von 18 bis 23 Gulden, 1710
26 Gulden, 1710 bis 1716 23 Gulden, 1727 28 Gulden, 1728 bis 1734
26 bis 27 Gulden, 1735 bis 1750 25 bis 27 Gulden, 1750 bis 1789
konstant 26 Gulden, stieg 1790 bis 1793 auf 33 Gulden und von
1790 bis 1800 sogar auf 39 Gulden pro Meiler, nämlich

[Tabelle]

Charakteristisch sind für die kärntnischen Hochöfen im 18. Jahr-
hundert die enge Zustellung und die Blattlerzeugung seit Mitte des
Jahrhunderts. Die der Latranschen Familie zugehörigen Hochöfen
bei Kremsbrücken waren 21 Fuss hoch und unten und oben 11/2 Fuss
weit 1).

Die Eisenproduktion von Kärnten wird 1777 auf 120000 Ctr. an-
gegeben und waren nahezu 10000 Arbeiter in der Eisenindustrie be-
schäftigt. Nach einem Brief von Baron J. v. Zois an Sal. v. Stocken-
ström
in Stockholm betrug im Jahre 1780 die Ausfuhr aus Kärnten

1) Hacquet, Lustreise vom Terglou zum Grossglockner, S. 27.

Österreich.
Konzession eine Floſshütte, die zweite in Kärnten. Man machte ihm des-
halb Schwierigkeiten, bis ihm 1609 der Betrieb gestattet wurde. 1698
erwarb Paul von Egger, Ratsherr und Eisengewerke zu Leoben, die
Treibacher Floſshütte für 20000 Gulden und 10 Dukaten Leihkauf.
Dessen Enkel, Max Thaddäus von Egger, ein Mann von groſsem
Reichtum und Wissen, that viel zur Beförderung des Eisenhüttenwesens.
Er lieſs bereits 1766 den Hochofen zu Treibach mit zwei Formen
zustellen und versah jede Form mit zwei prismatischen Blasebälgen,
wodurch sehr günstige Resultate erzielt wurden. 1760 erhob ihn
Maria Theresia in den Freiherrn- und 1785 Kaiser Joseph II. in
den Grafenstand „ob der Verdienste, welche er sich bei Förderung
der Eisenindustrie erworben“, wie es in dem Diplom heiſst. 1793
setzte er sich mit zwei Engländern, Ligstowler und Sheffield, in
Verbindung und stellte in Lippitzbach ein Blechwalz- und Schneide-
werk, sowie englische Cement- und Guſsstahlöfen auf. 1798 pachtete
er die ärarischen Werke St. Leonhard und St. Gertraud.

Der Preis von Stuckeisen auf den Hütten am Erzberg betrug pro
Meiler 1572 bis 1597 9 Gulden, stieg bis 1608 auf 15 Gulden. Das
geschlagene Hammereisen galt 6 bis 8 Gulden höher als Stuckeisen.
Floſseisen hatte im 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts denselben
Preis wie Stuckeisen; in der zweiten Hälfte bezahlte man Floſseisen
2½ Gulden höher. Der Preis von Floſseisen schwankte 1650 bis 1700
von 17 bis 20 Gulden, 1700 bis 1708 von 18 bis 23 Gulden, 1710
26 Gulden, 1710 bis 1716 23 Gulden, 1727 28 Gulden, 1728 bis 1734
26 bis 27 Gulden, 1735 bis 1750 25 bis 27 Gulden, 1750 bis 1789
konstant 26 Gulden, stieg 1790 bis 1793 auf 33 Gulden und von
1790 bis 1800 sogar auf 39 Gulden pro Meiler, nämlich

[Tabelle]

Charakteristisch sind für die kärntnischen Hochöfen im 18. Jahr-
hundert die enge Zustellung und die Blattlerzeugung seit Mitte des
Jahrhunderts. Die der Latranschen Familie zugehörigen Hochöfen
bei Kremsbrücken waren 21 Fuſs hoch und unten und oben 1½ Fuſs
weit 1).

Die Eisenproduktion von Kärnten wird 1777 auf 120000 Ctr. an-
gegeben und waren nahezu 10000 Arbeiter in der Eisenindustrie be-
schäftigt. Nach einem Brief von Baron J. v. Zois an Sal. v. Stocken-
ström
in Stockholm betrug im Jahre 1780 die Ausfuhr aus Kärnten

1) Hacquet, Lustreise vom Terglou zum Groſsglockner, S. 27.
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[811/0825] Österreich. Konzession eine Floſshütte, die zweite in Kärnten. Man machte ihm des- halb Schwierigkeiten, bis ihm 1609 der Betrieb gestattet wurde. 1698 erwarb Paul von Egger, Ratsherr und Eisengewerke zu Leoben, die Treibacher Floſshütte für 20000 Gulden und 10 Dukaten Leihkauf. Dessen Enkel, Max Thaddäus von Egger, ein Mann von groſsem Reichtum und Wissen, that viel zur Beförderung des Eisenhüttenwesens. Er lieſs bereits 1766 den Hochofen zu Treibach mit zwei Formen zustellen und versah jede Form mit zwei prismatischen Blasebälgen, wodurch sehr günstige Resultate erzielt wurden. 1760 erhob ihn Maria Theresia in den Freiherrn- und 1785 Kaiser Joseph II. in den Grafenstand „ob der Verdienste, welche er sich bei Förderung der Eisenindustrie erworben“, wie es in dem Diplom heiſst. 1793 setzte er sich mit zwei Engländern, Ligstowler und Sheffield, in Verbindung und stellte in Lippitzbach ein Blechwalz- und Schneide- werk, sowie englische Cement- und Guſsstahlöfen auf. 1798 pachtete er die ärarischen Werke St. Leonhard und St. Gertraud. Der Preis von Stuckeisen auf den Hütten am Erzberg betrug pro Meiler 1572 bis 1597 9 Gulden, stieg bis 1608 auf 15 Gulden. Das geschlagene Hammereisen galt 6 bis 8 Gulden höher als Stuckeisen. Floſseisen hatte im 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts denselben Preis wie Stuckeisen; in der zweiten Hälfte bezahlte man Floſseisen 2½ Gulden höher. Der Preis von Floſseisen schwankte 1650 bis 1700 von 17 bis 20 Gulden, 1700 bis 1708 von 18 bis 23 Gulden, 1710 26 Gulden, 1710 bis 1716 23 Gulden, 1727 28 Gulden, 1728 bis 1734 26 bis 27 Gulden, 1735 bis 1750 25 bis 27 Gulden, 1750 bis 1789 konstant 26 Gulden, stieg 1790 bis 1793 auf 33 Gulden und von 1790 bis 1800 sogar auf 39 Gulden pro Meiler, nämlich Charakteristisch sind für die kärntnischen Hochöfen im 18. Jahr- hundert die enge Zustellung und die Blattlerzeugung seit Mitte des Jahrhunderts. Die der Latranschen Familie zugehörigen Hochöfen bei Kremsbrücken waren 21 Fuſs hoch und unten und oben 1½ Fuſs weit 1). Die Eisenproduktion von Kärnten wird 1777 auf 120000 Ctr. an- gegeben und waren nahezu 10000 Arbeiter in der Eisenindustrie be- schäftigt. Nach einem Brief von Baron J. v. Zois an Sal. v. Stocken- ström in Stockholm betrug im Jahre 1780 die Ausfuhr aus Kärnten 1) Hacquet, Lustreise vom Terglou zum Groſsglockner, S. 27.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/825>, abgerufen am 22.11.2024.