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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die gewerblichen Verhältnisse.
statteten. Wo aber die Faktorei diesen Leuten selbst Wein, Brannt-
wein, Kaffee, Zucker u. s. w. borgten und es ihnen hernach von ihrem
Lohn wieder abzogen, da mussten diese in kurzer Zeit zu Grunde gehen.

Von den Hammerschmieden, welche auf den Stabhämmern
arbeiteten, gab es zweierlei Art: Tagelöhner und Akkordarbeiter.
Erstere waren fast stets liderliche Gesellen; die besseren Arbeiter
waren darauf aus, einen ordentlichen Akkord mit dem Hammerherrn
zu errichten. Diesen wurde Roheisen und Kohle zugewogen, wofür
sie eine gewisse Menge Stabeisen abliefern mussten. Dafür erhielten
sie einen bestimmten Akkordlohn; was sie mehr ausschmiedeten oder
an Kohlen sparten, war ihr Nutzen. Die Löhne waren in verschiedenen
Gegenden verschieden. In Baruth waren bei einem Frischhammer
1 Meister, 1 Vorschmied, 1 Aufgiesser und 1 Junge, welche wöchent-
lich 32 bis 48 Ctr. Roheisen verschmiedeten. Der Hammerschmied
bekam vom Centner geschmiedeten Eisens 8 Groschen.

Auf dem einseitigen Harz waren bei einem Frischfeuer 1 Meister und
3 Knechte, welche die Woche 60 bis 66 Centner verschmiedeten. Der
Meister bekam für den Centner geschmiedetes Eisen 7 Mariengroschen,
von den Luppenstücken für die Blechschmiede aber nur 5 Mariengroschen.

Bei den württembergischen Eisenhämmern in dem Christophsthal
waren bei jedem Feuer drei Mann, welche in einer Woche 40 bis
50 Centner geschmiedetes Eisen lieferten, folglich, da sie von 125 Pfd.
Roheisen 104 Pfd. geschmiedetes Eisen liefern mussten, wöchentlich
5000 bis 6250 Pfd. Roheisen verfrischten. Die Hammerschmiede zu
Heidenheim und Königsbronn bekamen 24 Kreuzer vom Centner
Schmiedeeisen. Die Zain- oder Zähnschmiede wurden ebenso gedingt
wie die Frischschmiede. Sie arbeiteten ebenfalls in Akkord. Das
Zaineisen wurde ihnen geliefert und auf jede Sorte "passierte" ein
gewisser Abgang. Meist war ihnen auch der Kohlenaufwand vor-
geschrieben. Aus 125 Pfd. Zainbengel mussten sie 120 Pfd. Zaineisen
schmieden. Auf der Königshütte am Harz passierten für Seil-, Draht-
und Modelleisen und für Platinen 6 Pfund, für Krauseisen 3 bis
4 Pfd. Abgang. Der Schmiedelohn auf Königshütte betrug für den
Centner Krauseisen 5 Mgr., rundes Drahteisen 5 Mgr., Modelleisen
3 Mgr., Platinen 9 Mgr.

Um einen Vergleich zu haben, fügen wir noch einige Angaben
über Löhne und Lebensmittelpreise aus Sachsen hinzu 1). Der Tage-
lohn gewöhnlicher Handarbeiter betrug in der zweiten Hälfte des

1) Siehe Biedermann, Geschichte des 18. Jahrhunderts, Bd. I, S. 388 u. s. w.
Beck, Geschichte des Eisens. 50

Die gewerblichen Verhältnisse.
statteten. Wo aber die Faktorei diesen Leuten selbst Wein, Brannt-
wein, Kaffee, Zucker u. s. w. borgten und es ihnen hernach von ihrem
Lohn wieder abzogen, da muſsten diese in kurzer Zeit zu Grunde gehen.

Von den Hammerschmieden, welche auf den Stabhämmern
arbeiteten, gab es zweierlei Art: Tagelöhner und Akkordarbeiter.
Erstere waren fast stets liderliche Gesellen; die besseren Arbeiter
waren darauf aus, einen ordentlichen Akkord mit dem Hammerherrn
zu errichten. Diesen wurde Roheisen und Kohle zugewogen, wofür
sie eine gewisse Menge Stabeisen abliefern muſsten. Dafür erhielten
sie einen bestimmten Akkordlohn; was sie mehr ausschmiedeten oder
an Kohlen sparten, war ihr Nutzen. Die Löhne waren in verschiedenen
Gegenden verschieden. In Baruth waren bei einem Frischhammer
1 Meister, 1 Vorschmied, 1 Aufgieſser und 1 Junge, welche wöchent-
lich 32 bis 48 Ctr. Roheisen verschmiedeten. Der Hammerschmied
bekam vom Centner geschmiedeten Eisens 8 Groschen.

Auf dem einseitigen Harz waren bei einem Frischfeuer 1 Meister und
3 Knechte, welche die Woche 60 bis 66 Centner verschmiedeten. Der
Meister bekam für den Centner geschmiedetes Eisen 7 Mariengroschen,
von den Luppenstücken für die Blechschmiede aber nur 5 Mariengroschen.

Bei den württembergischen Eisenhämmern in dem Christophsthal
waren bei jedem Feuer drei Mann, welche in einer Woche 40 bis
50 Centner geschmiedetes Eisen lieferten, folglich, da sie von 125 Pfd.
Roheisen 104 Pfd. geschmiedetes Eisen liefern muſsten, wöchentlich
5000 bis 6250 Pfd. Roheisen verfrischten. Die Hammerschmiede zu
Heidenheim und Königsbronn bekamen 24 Kreuzer vom Centner
Schmiedeeisen. Die Zain- oder Zähnschmiede wurden ebenso gedingt
wie die Frischschmiede. Sie arbeiteten ebenfalls in Akkord. Das
Zaineisen wurde ihnen geliefert und auf jede Sorte „passierte“ ein
gewisser Abgang. Meist war ihnen auch der Kohlenaufwand vor-
geschrieben. Aus 125 Pfd. Zainbengel muſsten sie 120 Pfd. Zaineisen
schmieden. Auf der Königshütte am Harz passierten für Seil-, Draht-
und Modelleisen und für Platinen 6 Pfund, für Krauseisen 3 bis
4 Pfd. Abgang. Der Schmiedelohn auf Königshütte betrug für den
Centner Krauseisen 5 Mgr., rundes Drahteisen 5 Mgr., Modelleisen
3 Mgr., Platinen 9 Mgr.

Um einen Vergleich zu haben, fügen wir noch einige Angaben
über Löhne und Lebensmittelpreise aus Sachsen hinzu 1). Der Tage-
lohn gewöhnlicher Handarbeiter betrug in der zweiten Hälfte des

1) Siehe Biedermann, Geschichte des 18. Jahrhunderts, Bd. I, S. 388 u. s. w.
Beck, Geschichte des Eisens. 50
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[785/0799] Die gewerblichen Verhältnisse. statteten. Wo aber die Faktorei diesen Leuten selbst Wein, Brannt- wein, Kaffee, Zucker u. s. w. borgten und es ihnen hernach von ihrem Lohn wieder abzogen, da muſsten diese in kurzer Zeit zu Grunde gehen. Von den Hammerschmieden, welche auf den Stabhämmern arbeiteten, gab es zweierlei Art: Tagelöhner und Akkordarbeiter. Erstere waren fast stets liderliche Gesellen; die besseren Arbeiter waren darauf aus, einen ordentlichen Akkord mit dem Hammerherrn zu errichten. Diesen wurde Roheisen und Kohle zugewogen, wofür sie eine gewisse Menge Stabeisen abliefern muſsten. Dafür erhielten sie einen bestimmten Akkordlohn; was sie mehr ausschmiedeten oder an Kohlen sparten, war ihr Nutzen. Die Löhne waren in verschiedenen Gegenden verschieden. In Baruth waren bei einem Frischhammer 1 Meister, 1 Vorschmied, 1 Aufgieſser und 1 Junge, welche wöchent- lich 32 bis 48 Ctr. Roheisen verschmiedeten. Der Hammerschmied bekam vom Centner geschmiedeten Eisens 8 Groschen. Auf dem einseitigen Harz waren bei einem Frischfeuer 1 Meister und 3 Knechte, welche die Woche 60 bis 66 Centner verschmiedeten. Der Meister bekam für den Centner geschmiedetes Eisen 7 Mariengroschen, von den Luppenstücken für die Blechschmiede aber nur 5 Mariengroschen. Bei den württembergischen Eisenhämmern in dem Christophsthal waren bei jedem Feuer drei Mann, welche in einer Woche 40 bis 50 Centner geschmiedetes Eisen lieferten, folglich, da sie von 125 Pfd. Roheisen 104 Pfd. geschmiedetes Eisen liefern muſsten, wöchentlich 5000 bis 6250 Pfd. Roheisen verfrischten. Die Hammerschmiede zu Heidenheim und Königsbronn bekamen 24 Kreuzer vom Centner Schmiedeeisen. Die Zain- oder Zähnschmiede wurden ebenso gedingt wie die Frischschmiede. Sie arbeiteten ebenfalls in Akkord. Das Zaineisen wurde ihnen geliefert und auf jede Sorte „passierte“ ein gewisser Abgang. Meist war ihnen auch der Kohlenaufwand vor- geschrieben. Aus 125 Pfd. Zainbengel muſsten sie 120 Pfd. Zaineisen schmieden. Auf der Königshütte am Harz passierten für Seil-, Draht- und Modelleisen und für Platinen 6 Pfund, für Krauseisen 3 bis 4 Pfd. Abgang. Der Schmiedelohn auf Königshütte betrug für den Centner Krauseisen 5 Mgr., rundes Drahteisen 5 Mgr., Modelleisen 3 Mgr., Platinen 9 Mgr. Um einen Vergleich zu haben, fügen wir noch einige Angaben über Löhne und Lebensmittelpreise aus Sachsen hinzu 1). Der Tage- lohn gewöhnlicher Handarbeiter betrug in der zweiten Hälfte des 1) Siehe Biedermann, Geschichte des 18. Jahrhunderts, Bd. I, S. 388 u. s. w. Beck, Geschichte des Eisens. 50

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/799>, abgerufen am 29.06.2024.