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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisengiesserei Ende des 18. Jahrhunderts.
ausgegossene und poussierte Statue einer Bachantin in Lehm
geformt und in Eisen abgegossen. Das Stück geriet und so kam die
Erfindung des Kunstgusses in Eisen zu stande und es wurden, was
bisher in keiner Eisengiesserei gelungen war, selbst die grössten
Statuen und Gruppen aus dem Ganzen gegossen und kamen rein aus
der Form.

Vorzüglichen Guss lieferte die nach englischem Muster ein-
gerichtete königl. Eisengiesserei zu Gleiwitz in Schlesien. Hier wurden
neben Kunstguss Dampfcylinder und sonstige Maschinenteile gegossen,
ferner Kriegsmaterial, namentlich Kanonen und Bomben.

Durch die Einführung der Kupolöfen zum Umschmelzen war es
möglich, überall Giessereien anzulegen und geschah dies dann auch
an begünstigten Absatzorten, vornehmlich in grossen Städten. In
London gab es gegen Ende des Jahrhunderts bereits eine grosse
Anzahl Eisengiessereien, welche besonders altes Gusseisen umschmolzen.

Die Gusswaren wurden eingeteilt in ganz Lehm- oder Leimguss-,
halb Lehmguss- und Sandgussware.

Ganz Lehmguss waren (nach Hofmann 1791) Seifensieder-,
Färber- und Wasserkessel, Ofenblasen und Töpfe, Mörser, Kasserolle,
Tiegel, Pfannen, Kochtöpfe u. s. w. Diese wurden in Sachsen der
Centner, a 110 Pfund, zu 4 Thlr. 20 Gr. bis 5 Thlr. 8 Gr. verkauft.

Halb Lehmgusswaren, als Mühlzapfen, Schmiedeformen, Feuer-
böcke, Gewichte, Dreifüsse, Bratböcke, Ofenfüsse, Feuerroste u. s. w.
waren etwas wohlfeiler.

Sandgusswaren, als Ofenplatten, Öfen, Bratröhren, Herd- und
Kasserollplatten u. s. w. wurden zu 2 Thlr. 18 bis 21 Gr. verkauft.

Die Eisengiessereien gaben in den letzten Jahrzehnten des vorigen
Jahrhunderts bereits Warenverzeichnisse und Preislisten heraus. Aus
nachfolgendem Warenverzeichnis der Königshütte im Harz kann man
die dort gebräuchliche Einteilung ersehen.

A. Offener Herdguss (Gusswerk erster Gattung), als Platten-
öfen, grosse und kleine Wernersche und andere Arten von Sparöfen,
Koch- und Bratöfen, Herdplatten und Ringe, Ambosse für Schmiede,
Fusskratzeisen u. s. w.

B. Verdeckter Herdguss, offener Herdguss mit Kernen
und massiver Lehmguss
(oder Gusswerk zweiter Gattung), als
Schmiedeformen, Dreifüsse, Geländer, Futterkrippen, Kaminöfen oder
sogenannte Franklins.

C. Halb-Lehm-, Laden- und bedeckter Herdguss mit
Kernen
(Gusswerk dritter Gattung), als Zapfen, Krummzapfen, Plätt-

Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
ausgegossene und poussierte Statue einer Bachantin in Lehm
geformt und in Eisen abgegossen. Das Stück geriet und so kam die
Erfindung des Kunstgusses in Eisen zu stande und es wurden, was
bisher in keiner Eisengieſserei gelungen war, selbst die gröſsten
Statuen und Gruppen aus dem Ganzen gegossen und kamen rein aus
der Form.

Vorzüglichen Guſs lieferte die nach englischem Muster ein-
gerichtete königl. Eisengieſserei zu Gleiwitz in Schlesien. Hier wurden
neben Kunstguſs Dampfcylinder und sonstige Maschinenteile gegossen,
ferner Kriegsmaterial, namentlich Kanonen und Bomben.

Durch die Einführung der Kupolöfen zum Umschmelzen war es
möglich, überall Gieſsereien anzulegen und geschah dies dann auch
an begünstigten Absatzorten, vornehmlich in groſsen Städten. In
London gab es gegen Ende des Jahrhunderts bereits eine groſse
Anzahl Eisengieſsereien, welche besonders altes Guſseisen umschmolzen.

Die Guſswaren wurden eingeteilt in ganz Lehm- oder Leimguſs-,
halb Lehmguſs- und Sandguſsware.

Ganz Lehmguſs waren (nach Hofmann 1791) Seifensieder-,
Färber- und Wasserkessel, Ofenblasen und Töpfe, Mörser, Kasserolle,
Tiegel, Pfannen, Kochtöpfe u. s. w. Diese wurden in Sachsen der
Centner, à 110 Pfund, zu 4 Thlr. 20 Gr. bis 5 Thlr. 8 Gr. verkauft.

Halb Lehmguſswaren, als Mühlzapfen, Schmiedeformen, Feuer-
böcke, Gewichte, Dreifüſse, Bratböcke, Ofenfüſse, Feuerroste u. s. w.
waren etwas wohlfeiler.

Sandguſswaren, als Ofenplatten, Öfen, Bratröhren, Herd- und
Kasserollplatten u. s. w. wurden zu 2 Thlr. 18 bis 21 Gr. verkauft.

Die Eisengieſsereien gaben in den letzten Jahrzehnten des vorigen
Jahrhunderts bereits Warenverzeichnisse und Preislisten heraus. Aus
nachfolgendem Warenverzeichnis der Königshütte im Harz kann man
die dort gebräuchliche Einteilung ersehen.

A. Offener Herdguſs (Guſswerk erster Gattung), als Platten-
öfen, groſse und kleine Wernersche und andere Arten von Sparöfen,
Koch- und Bratöfen, Herdplatten und Ringe, Ambosse für Schmiede,
Fuſskratzeisen u. s. w.

B. Verdeckter Herdguſs, offener Herdguſs mit Kernen
und massiver Lehmguſs
(oder Guſswerk zweiter Gattung), als
Schmiedeformen, Dreifüſse, Geländer, Futterkrippen, Kaminöfen oder
sogenannte Franklins.

C. Halb-Lehm-, Laden- und bedeckter Herdguſs mit
Kernen
(Guſswerk dritter Gattung), als Zapfen, Krummzapfen, Plätt-

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[764/0778] Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts. ausgegossene und poussierte Statue einer Bachantin in Lehm geformt und in Eisen abgegossen. Das Stück geriet und so kam die Erfindung des Kunstgusses in Eisen zu stande und es wurden, was bisher in keiner Eisengieſserei gelungen war, selbst die gröſsten Statuen und Gruppen aus dem Ganzen gegossen und kamen rein aus der Form. Vorzüglichen Guſs lieferte die nach englischem Muster ein- gerichtete königl. Eisengieſserei zu Gleiwitz in Schlesien. Hier wurden neben Kunstguſs Dampfcylinder und sonstige Maschinenteile gegossen, ferner Kriegsmaterial, namentlich Kanonen und Bomben. Durch die Einführung der Kupolöfen zum Umschmelzen war es möglich, überall Gieſsereien anzulegen und geschah dies dann auch an begünstigten Absatzorten, vornehmlich in groſsen Städten. In London gab es gegen Ende des Jahrhunderts bereits eine groſse Anzahl Eisengieſsereien, welche besonders altes Guſseisen umschmolzen. Die Guſswaren wurden eingeteilt in ganz Lehm- oder Leimguſs-, halb Lehmguſs- und Sandguſsware. Ganz Lehmguſs waren (nach Hofmann 1791) Seifensieder-, Färber- und Wasserkessel, Ofenblasen und Töpfe, Mörser, Kasserolle, Tiegel, Pfannen, Kochtöpfe u. s. w. Diese wurden in Sachsen der Centner, à 110 Pfund, zu 4 Thlr. 20 Gr. bis 5 Thlr. 8 Gr. verkauft. Halb Lehmguſswaren, als Mühlzapfen, Schmiedeformen, Feuer- böcke, Gewichte, Dreifüſse, Bratböcke, Ofenfüſse, Feuerroste u. s. w. waren etwas wohlfeiler. Sandguſswaren, als Ofenplatten, Öfen, Bratröhren, Herd- und Kasserollplatten u. s. w. wurden zu 2 Thlr. 18 bis 21 Gr. verkauft. Die Eisengieſsereien gaben in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts bereits Warenverzeichnisse und Preislisten heraus. Aus nachfolgendem Warenverzeichnis der Königshütte im Harz kann man die dort gebräuchliche Einteilung ersehen. A. Offener Herdguſs (Guſswerk erster Gattung), als Platten- öfen, groſse und kleine Wernersche und andere Arten von Sparöfen, Koch- und Bratöfen, Herdplatten und Ringe, Ambosse für Schmiede, Fuſskratzeisen u. s. w. B. Verdeckter Herdguſs, offener Herdguſs mit Kernen und massiver Lehmguſs (oder Guſswerk zweiter Gattung), als Schmiedeformen, Dreifüſse, Geländer, Futterkrippen, Kaminöfen oder sogenannte Franklins. C. Halb-Lehm-, Laden- und bedeckter Herdguſs mit Kernen (Guſswerk dritter Gattung), als Zapfen, Krummzapfen, Plätt-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/778>, abgerufen am 22.11.2024.