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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
angeblasen. 1798 wurde die Königshütte gegründet; 1801 konnte
Gleiwitz bereits die ersten dort aus Koksroheisen gegossenen und
gebohrten Dampfcylinder abliefern. Die Einzelheiten über diese
wichtigen Ereignisse werden wir noch genauer in der preussischen
Eisenindustriegeschichte mitteilen.

Der Kokshochofen zu Gleiwitz ist nach Lampadius' Zeichnung 1)
in Fig. 199 dargestellt. Er war 40 rhein. Fuss (12,19 m) hoch (ge-

[Abbildung] Fig. 199.
nauere Massangaben folgen auf S. 745). Das
Gebläse bestand im Jahre 1822 2) aus vier
gusseisernen Cylindern, welche durch ein Kropf-
rad bewegt wurden; nur bei Wassermangel
bediente man sich einer Dampfmaschine. Das
Gebläse lieferte 1991 Kubikfuss Wind in der
Minute; da der Kubikinhalt des Ofens 2330 Kubik-
fuss betrug, so war das Verhältnis der Wind-
menge pro Minute zum Ofeninhalt wie 0,8 : 1.
In 24 Stunden wurden aus 45 Gichten 50 Ctr.
Roheisen erzeugt. Die Windpressung betrug
in der ersten Zeit 11/2 Pfund auf den Quadrat-
zoll, später bei vollem Gange 21/4 Pfund.

In Frankreich hatte der Engländer
Wilkinson in den 70er Jahren einen Hoch-
ofen für Koksbetrieb zu Creuzot erbaut. Der-
selbe war 39 Fuss hoch und hatte eine 8 Fuss
weite Gicht.

Welche Mannigfaltigkeit in Form
und Grösse die Hochöfen
im Laufe des
18. Jahrhunderts hatten, zeigt folgende Zusammenstellung bekannter
Ofenformen nach ihrem Grössenverhältnis (nach Hassenfratz).

Fig. 200 bis 207 (a. f. S.) sind Holzkohlenöfen. Fig. 208 und 209
(S. 745) Koksöfen.

Fig. 200. Steierischer Flossofen mit elliptischem Querschnitt.

Fig. 201. Steier. Flossofen mit viereckigem Querschnitt (Neuberg).

Fig. 202. Steierischer Flossofen mit zwei Blaseformen (Vordernberg).

Fig. 203. Hochofen von Schmalkalden.

Fig. 204. Französischer Hochofen von Grossouvre mit achteckigem
Querschnitt.


1) Lampadius, Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde. Zweiter Teil,
Bd. IV, Tab. H, Fig. 2.
2) Desgl. Zweiter Supplementband, S. 277.

Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
angeblasen. 1798 wurde die Königshütte gegründet; 1801 konnte
Gleiwitz bereits die ersten dort aus Koksroheisen gegossenen und
gebohrten Dampfcylinder abliefern. Die Einzelheiten über diese
wichtigen Ereignisse werden wir noch genauer in der preuſsischen
Eisenindustriegeschichte mitteilen.

Der Kokshochofen zu Gleiwitz ist nach Lampadius’ Zeichnung 1)
in Fig. 199 dargestellt. Er war 40 rhein. Fuſs (12,19 m) hoch (ge-

[Abbildung] Fig. 199.
nauere Maſsangaben folgen auf S. 745). Das
Gebläse bestand im Jahre 1822 2) aus vier
guſseisernen Cylindern, welche durch ein Kropf-
rad bewegt wurden; nur bei Wassermangel
bediente man sich einer Dampfmaschine. Das
Gebläse lieferte 1991 Kubikfuſs Wind in der
Minute; da der Kubikinhalt des Ofens 2330 Kubik-
fuſs betrug, so war das Verhältnis der Wind-
menge pro Minute zum Ofeninhalt wie 0,8 : 1.
In 24 Stunden wurden aus 45 Gichten 50 Ctr.
Roheisen erzeugt. Die Windpressung betrug
in der ersten Zeit 1½ Pfund auf den Quadrat-
zoll, später bei vollem Gange 2¼ Pfund.

In Frankreich hatte der Engländer
Wilkinson in den 70er Jahren einen Hoch-
ofen für Koksbetrieb zu Creuzot erbaut. Der-
selbe war 39 Fuſs hoch und hatte eine 8 Fuſs
weite Gicht.

Welche Mannigfaltigkeit in Form
und Gröſse die Hochöfen
im Laufe des
18. Jahrhunderts hatten, zeigt folgende Zusammenstellung bekannter
Ofenformen nach ihrem Gröſsenverhältnis (nach Hassenfratz).

Fig. 200 bis 207 (a. f. S.) sind Holzkohlenöfen. Fig. 208 und 209
(S. 745) Koksöfen.

Fig. 200. Steierischer Floſsofen mit elliptischem Querschnitt.

Fig. 201. Steier. Floſsofen mit viereckigem Querschnitt (Neuberg).

Fig. 202. Steierischer Floſsofen mit zwei Blaseformen (Vordernberg).

Fig. 203. Hochofen von Schmalkalden.

Fig. 204. Französischer Hochofen von Grossouvre mit achteckigem
Querschnitt.


1) Lampadius, Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde. Zweiter Teil,
Bd. IV, Tab. H, Fig. 2.
2) Desgl. Zweiter Supplementband, S. 277.
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[743/0757] Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts. angeblasen. 1798 wurde die Königshütte gegründet; 1801 konnte Gleiwitz bereits die ersten dort aus Koksroheisen gegossenen und gebohrten Dampfcylinder abliefern. Die Einzelheiten über diese wichtigen Ereignisse werden wir noch genauer in der preuſsischen Eisenindustriegeschichte mitteilen. Der Kokshochofen zu Gleiwitz ist nach Lampadius’ Zeichnung 1) in Fig. 199 dargestellt. Er war 40 rhein. Fuſs (12,19 m) hoch (ge- [Abbildung Fig. 199.] nauere Maſsangaben folgen auf S. 745). Das Gebläse bestand im Jahre 1822 2) aus vier guſseisernen Cylindern, welche durch ein Kropf- rad bewegt wurden; nur bei Wassermangel bediente man sich einer Dampfmaschine. Das Gebläse lieferte 1991 Kubikfuſs Wind in der Minute; da der Kubikinhalt des Ofens 2330 Kubik- fuſs betrug, so war das Verhältnis der Wind- menge pro Minute zum Ofeninhalt wie 0,8 : 1. In 24 Stunden wurden aus 45 Gichten 50 Ctr. Roheisen erzeugt. Die Windpressung betrug in der ersten Zeit 1½ Pfund auf den Quadrat- zoll, später bei vollem Gange 2¼ Pfund. In Frankreich hatte der Engländer Wilkinson in den 70er Jahren einen Hoch- ofen für Koksbetrieb zu Creuzot erbaut. Der- selbe war 39 Fuſs hoch und hatte eine 8 Fuſs weite Gicht. Welche Mannigfaltigkeit in Form und Gröſse die Hochöfen im Laufe des 18. Jahrhunderts hatten, zeigt folgende Zusammenstellung bekannter Ofenformen nach ihrem Gröſsenverhältnis (nach Hassenfratz). Fig. 200 bis 207 (a. f. S.) sind Holzkohlenöfen. Fig. 208 und 209 (S. 745) Koksöfen. Fig. 200. Steierischer Floſsofen mit elliptischem Querschnitt. Fig. 201. Steier. Floſsofen mit viereckigem Querschnitt (Neuberg). Fig. 202. Steierischer Floſsofen mit zwei Blaseformen (Vordernberg). Fig. 203. Hochofen von Schmalkalden. Fig. 204. Französischer Hochofen von Grossouvre mit achteckigem Querschnitt. 1) Lampadius, Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde. Zweiter Teil, Bd. IV, Tab. H, Fig. 2. 2) Desgl. Zweiter Supplementband, S. 277.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/757>, abgerufen am 29.06.2024.