Cylindergebläse erreicht, deren Überlegenheit seitdem auch unbedingt anerkannt wurde. Einen der grössten Hochöfen hatte die Eisenhütte in Newjansk (Fig. 198), derselbe war 18 Arschin, 10 Werschock oder 43 engl. Fuss (= 13,20 m) hoch. Die Weite im Kohlensack betrug 5 Arschin (3,55 m). Umstehende Skizze zeigt das Profil des Hochofens und die Anordnung des Gebläses, welches aus vier Cylindern von Guss- eisen, 1,42 m hoch und ebenso weit, bestand. Das Wasserrad war 3,20 m hoch und 2,13 m breit. Eigentümlich war die gabelförmige Düse von Gusseisen, deren Windströme parallel einströmten und welche angeb- lich die Ofenwände weniger angreifen sollte als eine weitere Düse. Die Zustellung war die althergebrachte, die Formseite befand sich zur Rechten der Abstichseite.
Von geschichtlicher Bedeutung ist ferner die Einführung des Kokshochofenbetriebes in Preussen. Dieselbe erfolgte durch die Staatsregierung auf den königlichen Hütten in Oberschlesien. Es geschah auf die unmittelbare Veranlassung des hochverdienten Mini- sters v. Reden, welcher dadurch der Schöpfer der grossartigen Eisen- industrie Oberschlesiens geworden ist. Die Steinkohlenlager jener Provinz bildeten die Grundlage dieser neuen Gewerbsthätigkeit und Oberschlesien bietet das erste und glänzendste Beispiel von dem Er- blühen einer grossartigen, auf die Verwendung der Steinkohlen be- gründeten Eisenindustrie auf dem Kontinent. In ähnlicher Weise war die Eisenindustrie Schottlands mit Anlage der Hütte zu Carron und zu Südwales mit den Eisenwerken bei Merthyr Tydwil entstanden. In Schlesien war es Gleiwitz und die Königshütte, welche den Anfang der modernen Eisenindustrie machten. Erst war es v. Reden, damals Berghauptmann von Schlesien, gelungen, den König Friedrich den Grossen zu veranlassen, eine Dampfmaschine in England für die wiedereröffneten Blei- und Silberwerke bei Tarnowitz zu beschaffen und reiste v. Reden mit dem später als Staatsminister berühmten v. Stein, der damals Oberbergrat in Westfalen war, im Herbst 1786 deshalb nach England, wo er auch Soho besuchte und Watts Bekanntschaft machte. Im Jahre 1790 wurde das erste Cylinder- gebläse mit drei eisernen Blasecylindern für Preussen von Graf Reden in England gekauft und 1791 nebst einem grossen Wind- regulator auf der Eisenhütte zu Malapane aufgestellt. Anfang der 90 er Jahre wurde die Königsgrube eröffnet und hier ebenfalls eine Dampfmaschine aufgestellt, und im September 1796 wurde endlich der erste Kokshochofen in Deutschland auf der königlichen Hütte zu Gleiwitz, deren Gründung Reden im Jahre 1790 veranlasst hatte,
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
Cylindergebläse erreicht, deren Überlegenheit seitdem auch unbedingt anerkannt wurde. Einen der gröſsten Hochöfen hatte die Eisenhütte in Newjansk (Fig. 198), derselbe war 18 Arschin, 10 Werschock oder 43 engl. Fuſs (= 13,20 m) hoch. Die Weite im Kohlensack betrug 5 Arschin (3,55 m). Umstehende Skizze zeigt das Profil des Hochofens und die Anordnung des Gebläses, welches aus vier Cylindern von Guſs- eisen, 1,42 m hoch und ebenso weit, bestand. Das Wasserrad war 3,20 m hoch und 2,13 m breit. Eigentümlich war die gabelförmige Düse von Guſseisen, deren Windströme parallel einströmten und welche angeb- lich die Ofenwände weniger angreifen sollte als eine weitere Düse. Die Zustellung war die althergebrachte, die Formseite befand sich zur Rechten der Abstichseite.
Von geschichtlicher Bedeutung ist ferner die Einführung des Kokshochofenbetriebes in Preuſsen. Dieselbe erfolgte durch die Staatsregierung auf den königlichen Hütten in Oberschlesien. Es geschah auf die unmittelbare Veranlassung des hochverdienten Mini- sters v. Reden, welcher dadurch der Schöpfer der groſsartigen Eisen- industrie Oberschlesiens geworden ist. Die Steinkohlenlager jener Provinz bildeten die Grundlage dieser neuen Gewerbsthätigkeit und Oberschlesien bietet das erste und glänzendste Beispiel von dem Er- blühen einer groſsartigen, auf die Verwendung der Steinkohlen be- gründeten Eisenindustrie auf dem Kontinent. In ähnlicher Weise war die Eisenindustrie Schottlands mit Anlage der Hütte zu Carron und zu Südwales mit den Eisenwerken bei Merthyr Tydwil entstanden. In Schlesien war es Gleiwitz und die Königshütte, welche den Anfang der modernen Eisenindustrie machten. Erst war es v. Reden, damals Berghauptmann von Schlesien, gelungen, den König Friedrich den Groſsen zu veranlassen, eine Dampfmaschine in England für die wiedereröffneten Blei- und Silberwerke bei Tarnowitz zu beschaffen und reiste v. Reden mit dem später als Staatsminister berühmten v. Stein, der damals Oberbergrat in Westfalen war, im Herbst 1786 deshalb nach England, wo er auch Soho besuchte und Watts Bekanntschaft machte. Im Jahre 1790 wurde das erste Cylinder- gebläse mit drei eisernen Blasecylindern für Preuſsen von Graf Reden in England gekauft und 1791 nebst einem groſsen Wind- regulator auf der Eisenhütte zu Malapane aufgestellt. Anfang der 90 er Jahre wurde die Königsgrube eröffnet und hier ebenfalls eine Dampfmaschine aufgestellt, und im September 1796 wurde endlich der erste Kokshochofen in Deutschland auf der königlichen Hütte zu Gleiwitz, deren Gründung Reden im Jahre 1790 veranlaſst hatte,
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
Cylindergebläse erreicht, deren Überlegenheit seitdem auch unbedingt
anerkannt wurde. Einen der gröſsten Hochöfen hatte die Eisenhütte in
Newjansk (Fig. 198), derselbe war 18 Arschin, 10 Werschock oder
43 engl. Fuſs (= 13,20 m) hoch. Die Weite im Kohlensack betrug
5 Arschin (3,55 m). Umstehende Skizze zeigt das Profil des Hochofens
und die Anordnung des Gebläses, welches aus vier Cylindern von Guſs-
eisen, 1,42 m hoch und ebenso weit, bestand. Das Wasserrad war 3,20 m
hoch und 2,13 m breit. Eigentümlich war die gabelförmige Düse von
Guſseisen, deren Windströme parallel einströmten und welche angeb-
lich die Ofenwände weniger angreifen sollte als eine weitere Düse.
Die Zustellung war die althergebrachte, die Formseite befand sich
zur Rechten der Abstichseite.
Von geschichtlicher Bedeutung ist ferner die Einführung des
Kokshochofenbetriebes in Preuſsen. Dieselbe erfolgte durch die
Staatsregierung auf den königlichen Hütten in Oberschlesien. Es
geschah auf die unmittelbare Veranlassung des hochverdienten Mini-
sters v. Reden, welcher dadurch der Schöpfer der groſsartigen Eisen-
industrie Oberschlesiens geworden ist. Die Steinkohlenlager jener
Provinz bildeten die Grundlage dieser neuen Gewerbsthätigkeit und
Oberschlesien bietet das erste und glänzendste Beispiel von dem Er-
blühen einer groſsartigen, auf die Verwendung der Steinkohlen be-
gründeten Eisenindustrie auf dem Kontinent. In ähnlicher Weise
war die Eisenindustrie Schottlands mit Anlage der Hütte zu Carron
und zu Südwales mit den Eisenwerken bei Merthyr Tydwil entstanden.
In Schlesien war es Gleiwitz und die Königshütte, welche den
Anfang der modernen Eisenindustrie machten. Erst war es v. Reden,
damals Berghauptmann von Schlesien, gelungen, den König Friedrich
den Groſsen zu veranlassen, eine Dampfmaschine in England für die
wiedereröffneten Blei- und Silberwerke bei Tarnowitz zu beschaffen
und reiste v. Reden mit dem später als Staatsminister berühmten
v. Stein, der damals Oberbergrat in Westfalen war, im Herbst 1786
deshalb nach England, wo er auch Soho besuchte und Watts
Bekanntschaft machte. Im Jahre 1790 wurde das erste Cylinder-
gebläse mit drei eisernen Blasecylindern für Preuſsen von Graf
Reden in England gekauft und 1791 nebst einem groſsen Wind-
regulator auf der Eisenhütte zu Malapane aufgestellt. Anfang der
90 er Jahre wurde die Königsgrube eröffnet und hier ebenfalls eine
Dampfmaschine aufgestellt, und im September 1796 wurde endlich
der erste Kokshochofen in Deutschland auf der königlichen Hütte
zu Gleiwitz, deren Gründung Reden im Jahre 1790 veranlaſst hatte,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/756>, abgerufen am 22.11.2024.
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