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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess.
ofen, Schweissofen ("balling furnace") genannt, zur Schweisshitze
gebracht werden, welcher besser für ein durchgreifendes Heizen des
Metalls, ohne dasselbe zu verbrennen, geeignet ist, als irgend eine
Feuerung mit künstlichem Wind. Ausser der vorderen Arbeitsthür
kann auch eine Thür in der Rückwand angebracht werden, um den
mittleren Teil sehr langer Pakete, deren beiden Enden aus den
Thüren herausragen können, zu erhitzen. -- Nach dem Ausheizen
können die Pakete einzeln ausgeschmiedet oder zwei oder mehrere
zusammengeschweisst werden unter einem Stabhammer von 8 bis
9 Centner und einer Bahn von 18 bis 20 Zoll Länge auf 10 Zoll
Breite, ausser an den Enden, die man zulaufen lässt, um das Eisen
zu strecken. Der Hammer muss einen raschen Gang haben und jede
Seite des Pakets schlagen. Um runde Sachen zu schmieden, müssen
Hammer und Amboss halbrunde Aushöhlungen haben. Um schwere
Pakete zu bewegen, kann man sich eines Kranes bedienen: man kann
die Pakete auf grosse Länge ausrecken. Schrott kann in dem Ofen
in Haufen aufgeschichtet werden, und Luppen und grosse Blöcke kann
man mit Hülfe von Anlaufstangen, die man anschweisst, unter dem
Hammer bearbeiten.

Ehe man es zusammenbindet, kann man gröberes Eisen mit dem
Schrott erst in einem Scheuergefäss von Rost u. s. w. reinigen. Solches
ist aber nicht nötig, wenn man die erhitzten Pakete, welche man an
einem Ende zulaufen lässt, um die Operation zu erleichtern, durch
Walzen eines gewöhnlichen Walz- oder Schneidewerks durchpassieren
lässt, wodurch die Schlacke ausgepresst und das Metall in einen
sehnigen, zähen Zustand übergeführt wird, wobei das Schmieden unter
dem Hammer fortfällt. Platten, Stäbe, Bolzen, Flacheisen, Reif-
eisen u. s. w. können mittels flachen oder gefurchten (with grooves
and collars) Walzen nach Bedürfnis oder durch Spalten, wenn
erforderlich, hergestellt werden.

Ein weiterer Prozess bezieht sich auf die Behandlung von Schalen-
und Gusseisen. Schaleneisen häuft man auf alten Blechplatten auf
und zängt und streckt sie aus dem Schweissofen unter dem Stab-
hammer, worauf man sie wieder erhitzt und auswalzt, wodurch man
gutes Eisen ohne Frischen mit Holzkohle und Koks erhält. -- Guss-
eisen schmilzt man in dem Frischherd (finery) zu Luppen, die man
zu der richtigen Grösse zängt und dann auswalzt. Oder beide Arten
von Eisen können nach sonst gebräuchlichen Methoden für den Schweiss-
ofen vorbereitet, und dann in einer Hitze durch Auswalzen gezängt
und geschweisst werden.


Puddelprozeſs.
ofen, Schweiſsofen („balling furnace“) genannt, zur Schweiſshitze
gebracht werden, welcher besser für ein durchgreifendes Heizen des
Metalls, ohne dasſelbe zu verbrennen, geeignet ist, als irgend eine
Feuerung mit künstlichem Wind. Auſser der vorderen Arbeitsthür
kann auch eine Thür in der Rückwand angebracht werden, um den
mittleren Teil sehr langer Pakete, deren beiden Enden aus den
Thüren herausragen können, zu erhitzen. — Nach dem Ausheizen
können die Pakete einzeln ausgeschmiedet oder zwei oder mehrere
zusammengeschweiſst werden unter einem Stabhammer von 8 bis
9 Centner und einer Bahn von 18 bis 20 Zoll Länge auf 10 Zoll
Breite, auſser an den Enden, die man zulaufen läſst, um das Eisen
zu strecken. Der Hammer muſs einen raschen Gang haben und jede
Seite des Pakets schlagen. Um runde Sachen zu schmieden, müssen
Hammer und Amboſs halbrunde Aushöhlungen haben. Um schwere
Pakete zu bewegen, kann man sich eines Kranes bedienen: man kann
die Pakete auf groſse Länge ausrecken. Schrott kann in dem Ofen
in Haufen aufgeschichtet werden, und Luppen und groſse Blöcke kann
man mit Hülfe von Anlaufstangen, die man anschweiſst, unter dem
Hammer bearbeiten.

Ehe man es zusammenbindet, kann man gröberes Eisen mit dem
Schrott erst in einem Scheuergefäſs von Rost u. s. w. reinigen. Solches
ist aber nicht nötig, wenn man die erhitzten Pakete, welche man an
einem Ende zulaufen läſst, um die Operation zu erleichtern, durch
Walzen eines gewöhnlichen Walz- oder Schneidewerks durchpassieren
läſst, wodurch die Schlacke ausgepreſst und das Metall in einen
sehnigen, zähen Zustand übergeführt wird, wobei das Schmieden unter
dem Hammer fortfällt. Platten, Stäbe, Bolzen, Flacheisen, Reif-
eisen u. s. w. können mittels flachen oder gefurchten (with grooves
and collars) Walzen nach Bedürfnis oder durch Spalten, wenn
erforderlich, hergestellt werden.

Ein weiterer Prozeſs bezieht sich auf die Behandlung von Schalen-
und Guſseisen. Schaleneisen häuft man auf alten Blechplatten auf
und zängt und streckt sie aus dem Schweiſsofen unter dem Stab-
hammer, worauf man sie wieder erhitzt und auswalzt, wodurch man
gutes Eisen ohne Frischen mit Holzkohle und Koks erhält. — Guſs-
eisen schmilzt man in dem Frischherd (finery) zu Luppen, die man
zu der richtigen Gröſse zängt und dann auswalzt. Oder beide Arten
von Eisen können nach sonst gebräuchlichen Methoden für den Schweiſs-
ofen vorbereitet, und dann in einer Hitze durch Auswalzen gezängt
und geschweiſst werden.


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[687/0701] Puddelprozeſs. ofen, Schweiſsofen („balling furnace“) genannt, zur Schweiſshitze gebracht werden, welcher besser für ein durchgreifendes Heizen des Metalls, ohne dasſelbe zu verbrennen, geeignet ist, als irgend eine Feuerung mit künstlichem Wind. Auſser der vorderen Arbeitsthür kann auch eine Thür in der Rückwand angebracht werden, um den mittleren Teil sehr langer Pakete, deren beiden Enden aus den Thüren herausragen können, zu erhitzen. — Nach dem Ausheizen können die Pakete einzeln ausgeschmiedet oder zwei oder mehrere zusammengeschweiſst werden unter einem Stabhammer von 8 bis 9 Centner und einer Bahn von 18 bis 20 Zoll Länge auf 10 Zoll Breite, auſser an den Enden, die man zulaufen läſst, um das Eisen zu strecken. Der Hammer muſs einen raschen Gang haben und jede Seite des Pakets schlagen. Um runde Sachen zu schmieden, müssen Hammer und Amboſs halbrunde Aushöhlungen haben. Um schwere Pakete zu bewegen, kann man sich eines Kranes bedienen: man kann die Pakete auf groſse Länge ausrecken. Schrott kann in dem Ofen in Haufen aufgeschichtet werden, und Luppen und groſse Blöcke kann man mit Hülfe von Anlaufstangen, die man anschweiſst, unter dem Hammer bearbeiten. Ehe man es zusammenbindet, kann man gröberes Eisen mit dem Schrott erst in einem Scheuergefäſs von Rost u. s. w. reinigen. Solches ist aber nicht nötig, wenn man die erhitzten Pakete, welche man an einem Ende zulaufen läſst, um die Operation zu erleichtern, durch Walzen eines gewöhnlichen Walz- oder Schneidewerks durchpassieren läſst, wodurch die Schlacke ausgepreſst und das Metall in einen sehnigen, zähen Zustand übergeführt wird, wobei das Schmieden unter dem Hammer fortfällt. Platten, Stäbe, Bolzen, Flacheisen, Reif- eisen u. s. w. können mittels flachen oder gefurchten (with grooves and collars) Walzen nach Bedürfnis oder durch Spalten, wenn erforderlich, hergestellt werden. Ein weiterer Prozeſs bezieht sich auf die Behandlung von Schalen- und Guſseisen. Schaleneisen häuft man auf alten Blechplatten auf und zängt und streckt sie aus dem Schweiſsofen unter dem Stab- hammer, worauf man sie wieder erhitzt und auswalzt, wodurch man gutes Eisen ohne Frischen mit Holzkohle und Koks erhält. — Guſs- eisen schmilzt man in dem Frischherd (finery) zu Luppen, die man zu der richtigen Gröſse zängt und dann auswalzt. Oder beide Arten von Eisen können nach sonst gebräuchlichen Methoden für den Schweiſs- ofen vorbereitet, und dann in einer Hitze durch Auswalzen gezängt und geschweiſst werden.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/701>, abgerufen am 25.11.2024.