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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
verschiedenen Mengen von Magnesium schon im voraus die ver-
schiedenen Grade der Stahlartigkeit eines Roheisens anzugeben im
stande sind". Man nahm an, dass zum Stahl unbedingt drei Stoffe
erforderlich seien: Eisen, Kohle und Mangan. Gazeran sagt: "In
gutem natürlichen Stahl muss sich das Mangan im doppelten Ver-
hältnis zum Kohlenstoff befinden. Jeder Stahl und besonders der
natürliche ist eine Verbindung des Eisens mit Mangan und Kohlen-
stoff." Diese Verbindung ist gewöhnlich im deutschen Schmelzstahl
folgende:

Eisen     96,84
Mangan     2,16
Kohlenstoff     1,00
100,00

Man nahm also an, dass das Mangan ein wesentlicher Bestand-
teil des Stahls sei.

Hiermit in Widerspruch standen aber von Vauquelin 1797 ver-
öffentlichte quantitative Analysen von Cementstahl, welcher 1785 von
Soller in Remmlingen fabriziert worden war. Dieselben sind zwar
im wesentlichen nach Berthiers Verfahren gemacht, zeichnen sich
aber dadurch aus, dass ausser der Kohle auch Kiesel (silice), d. h.
Kieselsäure und Phosphor bestimmt sind. Er fand in 100 Teilen:

Eisen     97,597 bis 98,551
Kohle     0,631 " 0,789
Kieselsäure     0,252 " 0,315
Phosphor     0,345 " 1,520

Mangan wurde darin nicht gefunden. Auf Genauigkeit können die-
selben allerdings keinen Anspruch machen. Kohle und Kieselsäure
sind nach Vauquelins Ansicht mit einem Teil Eisen verbunden als
"carbure de fer" in dem Stahl enthalten. Dieses Kohleneisen soll
folgende mittlere Zusammensetzung haben:

Kohle     53
Eisen     26
Kiesel     21
100

Um diese Zeit begann auch Klaproth, welcher 1792 das Titan
entdeckt hatte, zahlreiche Eisenerzanalysen zu veröffentlichen, auf die
wir später zurückkommen werden.

Im Jahre 1797 entdeckte Vauquelin das Chrom in einem
sibirischen Mineral, welches nach ihm Vauquelinit genannt wurde.



Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
verschiedenen Mengen von Magnesium schon im voraus die ver-
schiedenen Grade der Stahlartigkeit eines Roheisens anzugeben im
stande sind“. Man nahm an, daſs zum Stahl unbedingt drei Stoffe
erforderlich seien: Eisen, Kohle und Mangan. Gazeran sagt: „In
gutem natürlichen Stahl muſs sich das Mangan im doppelten Ver-
hältnis zum Kohlenstoff befinden. Jeder Stahl und besonders der
natürliche ist eine Verbindung des Eisens mit Mangan und Kohlen-
stoff.“ Diese Verbindung ist gewöhnlich im deutschen Schmelzstahl
folgende:

Eisen     96,84
Mangan     2,16
Kohlenstoff     1,00
100,00

Man nahm also an, daſs das Mangan ein wesentlicher Bestand-
teil des Stahls sei.

Hiermit in Widerspruch standen aber von Vauquelin 1797 ver-
öffentlichte quantitative Analysen von Cementstahl, welcher 1785 von
Soller in Remmlingen fabriziert worden war. Dieselben sind zwar
im wesentlichen nach Berthiers Verfahren gemacht, zeichnen sich
aber dadurch aus, daſs auſser der Kohle auch Kiesel (silice), d. h.
Kieselsäure und Phosphor bestimmt sind. Er fand in 100 Teilen:

Eisen     97,597 bis 98,551
Kohle     0,631 „ 0,789
Kieselsäure     0,252 „ 0,315
Phosphor     0,345 „ 1,520

Mangan wurde darin nicht gefunden. Auf Genauigkeit können die-
selben allerdings keinen Anspruch machen. Kohle und Kieselsäure
sind nach Vauquelins Ansicht mit einem Teil Eisen verbunden als
„carbure de fer“ in dem Stahl enthalten. Dieses Kohleneisen soll
folgende mittlere Zusammensetzung haben:

Kohle     53
Eisen     26
Kiesel     21
100

Um diese Zeit begann auch Klaproth, welcher 1792 das Titan
entdeckt hatte, zahlreiche Eisenerzanalysen zu veröffentlichen, auf die
wir später zurückkommen werden.

Im Jahre 1797 entdeckte Vauquelin das Chrom in einem
sibirischen Mineral, welches nach ihm Vauquelinit genannt wurde.



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[647/0661] Lavoisier und die antiphlogistische Chemie. verschiedenen Mengen von Magnesium schon im voraus die ver- schiedenen Grade der Stahlartigkeit eines Roheisens anzugeben im stande sind“. Man nahm an, daſs zum Stahl unbedingt drei Stoffe erforderlich seien: Eisen, Kohle und Mangan. Gazeran sagt: „In gutem natürlichen Stahl muſs sich das Mangan im doppelten Ver- hältnis zum Kohlenstoff befinden. Jeder Stahl und besonders der natürliche ist eine Verbindung des Eisens mit Mangan und Kohlen- stoff.“ Diese Verbindung ist gewöhnlich im deutschen Schmelzstahl folgende: Eisen 96,84 Mangan 2,16 Kohlenstoff 1,00 100,00 Man nahm also an, daſs das Mangan ein wesentlicher Bestand- teil des Stahls sei. Hiermit in Widerspruch standen aber von Vauquelin 1797 ver- öffentlichte quantitative Analysen von Cementstahl, welcher 1785 von Soller in Remmlingen fabriziert worden war. Dieselben sind zwar im wesentlichen nach Berthiers Verfahren gemacht, zeichnen sich aber dadurch aus, daſs auſser der Kohle auch Kiesel (silice), d. h. Kieselsäure und Phosphor bestimmt sind. Er fand in 100 Teilen: Eisen 97,597 bis 98,551 Kohle 0,631 „ 0,789 Kieselsäure 0,252 „ 0,315 Phosphor 0,345 „ 1,520 Mangan wurde darin nicht gefunden. Auf Genauigkeit können die- selben allerdings keinen Anspruch machen. Kohle und Kieselsäure sind nach Vauquelins Ansicht mit einem Teil Eisen verbunden als „carbure de fer“ in dem Stahl enthalten. Dieses Kohleneisen soll folgende mittlere Zusammensetzung haben: Kohle 53 Eisen 26 Kiesel 21 100 Um diese Zeit begann auch Klaproth, welcher 1792 das Titan entdeckt hatte, zahlreiche Eisenerzanalysen zu veröffentlichen, auf die wir später zurückkommen werden. Im Jahre 1797 entdeckte Vauquelin das Chrom in einem sibirischen Mineral, welches nach ihm Vauquelinit genannt wurde.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/661>, abgerufen am 25.11.2024.