sorten keiner genauen chemischen Analyse unterzog. Dieser schweren Aufgabe war man damals noch nicht gewachsen.
Dass diese hochbedeutsame Abhandlung bei allen gebildeten Metallurgen das grösste Aufsehen erregte, ist natürlich. Die neuen Ansichten waren in so überzeugender, verständlicher Weise vor- getragen, dass sie allgemeinen Anklang fanden und zunächst kaum einen Widerspruch hervorriefen. Um ihre praktische Bedeutung zu erhöhen und noch klarer vor Augen zu führen, stellte im Jahre 1794 die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften die Preisfrage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenöfen und geschmeidigem Eisen aus Frischherden und nach welcher Methode lässt sich das letztere am besten und vorteilhaftesten aus dem ersteren bereiten?
Für den ersteren Teil der Frage empfahl die königl. Gesellschaft die angeführte französische Abhandlung, aber mit dem Hinweis, dass die Bestimmung der besten Frischmethode der Hauptgegenstand der Aufgabe sein solle. -- Als Termin war der 1. Januar 1796 bestimmt; er wurde aber bis zum 3. März 1797 verlängert. Es liefen acht Abhandlungen ein, von denen drei als die besten befunden und der ausgesetzte Preis unter denselben geteilt wurde. Ausserdem wurden aber diese drei Abhandlungen, welche von Professor Lampadius, Hofrat Hermann und K. Schindler herrührten, auf Kosten der böhmischen Gesellschaft gedruckt. Sie gehören zu den besten hütten- männischen Schriften aus jener Zeit. Während die beiden letzten Abhandlungen die praktische Lösung der Frage erstreben, ist die erste mehr theoretisch gehalten.
Lampadius kommt darin im wesentlichen zu demselben Ergebnis wie Vandermonde, Berthollet und Monge. Obgleich er durchaus selbständig experimentiert, findet er doch auch den Sauerstoff als einen wesentlichen Bestandteil des Roheisens, nur nimmt er an, dass derselbe erst durch den Gebläsewind in dasselbe gelange. Lam- padius hatte seine Beobachtungen an dem Hochofen des Grafen Einsiedel zu Mückenburg gemacht. Er beschreibt die Vorgänge bei dem Schmelzprozess in einem Hochofen von 32 Fuss Höhe folgender- massen:
"In dem oberen Teile des Ofens von 10 bis 12 Fuss über der Rast verflüchtigen sich die flüchtigsten Bestandteile, als das Wasser der Erze und der Kohlen, auch fängt schon am Ende die Verflüch- tigung des Schwefels, Phosphors und der Luftsäure (Kohlensäure) an; tiefer bis zur Rast dauert die Verjagung dieser Substanzen fort und
Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
sorten keiner genauen chemischen Analyse unterzog. Dieser schweren Aufgabe war man damals noch nicht gewachsen.
Daſs diese hochbedeutsame Abhandlung bei allen gebildeten Metallurgen das gröſste Aufsehen erregte, ist natürlich. Die neuen Ansichten waren in so überzeugender, verständlicher Weise vor- getragen, daſs sie allgemeinen Anklang fanden und zunächst kaum einen Widerspruch hervorriefen. Um ihre praktische Bedeutung zu erhöhen und noch klarer vor Augen zu führen, stellte im Jahre 1794 die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften die Preisfrage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenöfen und geschmeidigem Eisen aus Frischherden und nach welcher Methode läſst sich das letztere am besten und vorteilhaftesten aus dem ersteren bereiten?
Für den ersteren Teil der Frage empfahl die königl. Gesellschaft die angeführte französische Abhandlung, aber mit dem Hinweis, daſs die Bestimmung der besten Frischmethode der Hauptgegenstand der Aufgabe sein solle. — Als Termin war der 1. Januar 1796 bestimmt; er wurde aber bis zum 3. März 1797 verlängert. Es liefen acht Abhandlungen ein, von denen drei als die besten befunden und der ausgesetzte Preis unter denselben geteilt wurde. Auſserdem wurden aber diese drei Abhandlungen, welche von Professor Lampadius, Hofrat Hermann und K. Schindler herrührten, auf Kosten der böhmischen Gesellschaft gedruckt. Sie gehören zu den besten hütten- männischen Schriften aus jener Zeit. Während die beiden letzten Abhandlungen die praktische Lösung der Frage erstreben, ist die erste mehr theoretisch gehalten.
Lampadius kommt darin im wesentlichen zu demselben Ergebnis wie Vandermonde, Berthollet und Monge. Obgleich er durchaus selbständig experimentiert, findet er doch auch den Sauerstoff als einen wesentlichen Bestandteil des Roheisens, nur nimmt er an, daſs derselbe erst durch den Gebläsewind in dasſelbe gelange. Lam- padius hatte seine Beobachtungen an dem Hochofen des Grafen Einsiedel zu Mückenburg gemacht. Er beschreibt die Vorgänge bei dem Schmelzprozeſs in einem Hochofen von 32 Fuſs Höhe folgender- maſsen:
„In dem oberen Teile des Ofens von 10 bis 12 Fuſs über der Rast verflüchtigen sich die flüchtigsten Bestandteile, als das Wasser der Erze und der Kohlen, auch fängt schon am Ende die Verflüch- tigung des Schwefels, Phosphors und der Luftsäure (Kohlensäure) an; tiefer bis zur Rast dauert die Verjagung dieser Substanzen fort und
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Lavoisier und die antiphlogistische Chemie.
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Daſs diese hochbedeutsame Abhandlung bei allen gebildeten
Metallurgen das gröſste Aufsehen erregte, ist natürlich. Die neuen
Ansichten waren in so überzeugender, verständlicher Weise vor-
getragen, daſs sie allgemeinen Anklang fanden und zunächst kaum
einen Widerspruch hervorriefen. Um ihre praktische Bedeutung zu
erhöhen und noch klarer vor Augen zu führen, stellte im Jahre 1794
die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften die Preisfrage:
Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenöfen und
geschmeidigem Eisen aus Frischherden und nach welcher Methode
läſst sich das letztere am besten und vorteilhaftesten aus dem ersteren
bereiten?
Für den ersteren Teil der Frage empfahl die königl. Gesellschaft
die angeführte französische Abhandlung, aber mit dem Hinweis, daſs
die Bestimmung der besten Frischmethode der Hauptgegenstand der
Aufgabe sein solle. — Als Termin war der 1. Januar 1796 bestimmt;
er wurde aber bis zum 3. März 1797 verlängert. Es liefen acht
Abhandlungen ein, von denen drei als die besten befunden und der
ausgesetzte Preis unter denselben geteilt wurde. Auſserdem wurden
aber diese drei Abhandlungen, welche von Professor Lampadius,
Hofrat Hermann und K. Schindler herrührten, auf Kosten der
böhmischen Gesellschaft gedruckt. Sie gehören zu den besten hütten-
männischen Schriften aus jener Zeit. Während die beiden letzten
Abhandlungen die praktische Lösung der Frage erstreben, ist die
erste mehr theoretisch gehalten.
Lampadius kommt darin im wesentlichen zu demselben Ergebnis
wie Vandermonde, Berthollet und Monge. Obgleich er durchaus
selbständig experimentiert, findet er doch auch den Sauerstoff als
einen wesentlichen Bestandteil des Roheisens, nur nimmt er an, daſs
derselbe erst durch den Gebläsewind in dasſelbe gelange. Lam-
padius hatte seine Beobachtungen an dem Hochofen des Grafen
Einsiedel zu Mückenburg gemacht. Er beschreibt die Vorgänge bei
dem Schmelzprozeſs in einem Hochofen von 32 Fuſs Höhe folgender-
maſsen:
„In dem oberen Teile des Ofens von 10 bis 12 Fuſs über der
Rast verflüchtigen sich die flüchtigsten Bestandteile, als das Wasser
der Erze und der Kohlen, auch fängt schon am Ende die Verflüch-
tigung des Schwefels, Phosphors und der Luftsäure (Kohlensäure) an;
tiefer bis zur Rast dauert die Verjagung dieser Substanzen fort und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/656>, abgerufen am 27.11.2024.
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