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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.

Dasselbe besteht aus zwei Teilen, dem Schweissraum a und dem
Vorwärmraum b. Der ganze Ofen war 6 Fuss 5 Zoll lang und 5 Fuss
7 Zoll breit. Der Schweissherd, welcher 16 Zoll tiefer als der Vor-
wärmraum lag, war 2 Fuss lang, 20 Zoll breit und bis zum Scheitel
des Gewölbes 2 Fuss 3 Zoll hoch. Der Glühraum b war 9 Zoll breit
und 20 Zoll lang. Die Sohle des Schweissherdes bestand aus ein-
gestampftem Quarzsand mit einer Vertiefung in der Mitte. Der Ofen
wurde bis zur Höhe der Thüröffnungen mit Koks gefüllt, und wenn
diese gut in Brand waren, die zu schweissenden vorgewärmten kuchen-
artigen Scheiben auf dem breit geschmiedeten Ende eines Schmiede-
eisenstabes durch die Thüröffnung in den Herd geschoben.

Dieselbe Art von Öfen wurde in England öfter zum Schweissen
von alten Schmiedeeisenabfällen, welche in Paketen (fagots) zusammen-
gebunden wurden, verwendet, weshalb man diese Öfen auch fagotted
iron furnaces nannte 1).

In Sheffield verwendete man die hollow-fires zum Ausrecken des
Stahls. Diese Öfen waren kleiner und hatten keinen Vorwärmherd.
Da die hollow-fires keiner Esse bedurften und wenig Raum erforderten,
konnte man sie leicht überall aufstellen, wo man einen Blasebalg
anbringen konnte. Sie hatten den Vorteil geringeren Brennmaterial-
verbrauchs und geringeren Abbrandes, dagegen kamen oft Reparaturen,
namentlich an den Gewölben, vor.

Des hollow-fire wird zum erstenmal in einem Patent von John
Roebuck
, dem Gründer der Carronwerke von 1762 (Nr. 780) gedacht.
Er will schmiedbares Eisen mit Steinkohlen in einem Herd frischen.
Dieses Frischeisen soll dann in einem Hohlfeuer ausgeheizt werden.
(The metal is afterwards exposed "to the action of a hollow pit-coal
fire" worked with a blast, until it is "reduced to a loop", which is
hammered into bar iron.) Henry Cort erwähnt in seinem Patent
von 1783 das Hohlfeuer als allgemein im Gebrauch zum Ausheizen
von Eisen, indem er sein neues Verfahren dazu in Gegensatz stellt
("this in a practice not hitherto used in a chafery or hollow fire or
other fire blown by blast, in welding large faggots of iron").

Von Gefässöfen gelangten besonders die Stahl-, Cementier- oder
Brennöfen im vorigen Jahrhundert zur Entwickelung.

Sturzöfen, d. h. tiegelförmige Öfen, welche in Zapfen schwebend
aufgehängt waren und umgekippt werden konnten, hat Reaumur
zuerst beschrieben (S. 170). Gegen Ende des Jahrhunderts kamen

1) Siehe Svedenstjernas Reise durch England 1802/3, S. 143.
Werkzeugmaschinen. Öfen.

Dasſelbe besteht aus zwei Teilen, dem Schweiſsraum a und dem
Vorwärmraum b. Der ganze Ofen war 6 Fuſs 5 Zoll lang und 5 Fuſs
7 Zoll breit. Der Schweiſsherd, welcher 16 Zoll tiefer als der Vor-
wärmraum lag, war 2 Fuſs lang, 20 Zoll breit und bis zum Scheitel
des Gewölbes 2 Fuſs 3 Zoll hoch. Der Glühraum b war 9 Zoll breit
und 20 Zoll lang. Die Sohle des Schweiſsherdes bestand aus ein-
gestampftem Quarzsand mit einer Vertiefung in der Mitte. Der Ofen
wurde bis zur Höhe der Thüröffnungen mit Koks gefüllt, und wenn
diese gut in Brand waren, die zu schweiſsenden vorgewärmten kuchen-
artigen Scheiben auf dem breit geschmiedeten Ende eines Schmiede-
eisenstabes durch die Thüröffnung in den Herd geschoben.

Dieselbe Art von Öfen wurde in England öfter zum Schweiſsen
von alten Schmiedeeisenabfällen, welche in Paketen (fagots) zusammen-
gebunden wurden, verwendet, weshalb man diese Öfen auch fagotted
iron furnaces nannte 1).

In Sheffield verwendete man die hollow-fires zum Ausrecken des
Stahls. Diese Öfen waren kleiner und hatten keinen Vorwärmherd.
Da die hollow-fires keiner Esse bedurften und wenig Raum erforderten,
konnte man sie leicht überall aufstellen, wo man einen Blasebalg
anbringen konnte. Sie hatten den Vorteil geringeren Brennmaterial-
verbrauchs und geringeren Abbrandes, dagegen kamen oft Reparaturen,
namentlich an den Gewölben, vor.

Des hollow-fire wird zum erstenmal in einem Patent von John
Roebuck
, dem Gründer der Carronwerke von 1762 (Nr. 780) gedacht.
Er will schmiedbares Eisen mit Steinkohlen in einem Herd frischen.
Dieses Frischeisen soll dann in einem Hohlfeuer ausgeheizt werden.
(The metal is afterwards exposed „to the action of a hollow pit-coal
fire“ worked with a blast, until it is „reduced to a loop“, which is
hammered into bar iron.) Henry Cort erwähnt in seinem Patent
von 1783 das Hohlfeuer als allgemein im Gebrauch zum Ausheizen
von Eisen, indem er sein neues Verfahren dazu in Gegensatz stellt
(„this in a practice not hitherto used in a chafery or hollow fire or
other fire blown by blast, in welding large faggots of iron“).

Von Gefäſsöfen gelangten besonders die Stahl-, Cementier- oder
Brennöfen im vorigen Jahrhundert zur Entwickelung.

Sturzöfen, d. h. tiegelförmige Öfen, welche in Zapfen schwebend
aufgehängt waren und umgekippt werden konnten, hat Reaumur
zuerst beschrieben (S. 170). Gegen Ende des Jahrhunderts kamen

1) Siehe Svedenstjernas Reise durch England 1802/3, S. 143.
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[623/0637] Werkzeugmaschinen. Öfen. Dasſelbe besteht aus zwei Teilen, dem Schweiſsraum a und dem Vorwärmraum b. Der ganze Ofen war 6 Fuſs 5 Zoll lang und 5 Fuſs 7 Zoll breit. Der Schweiſsherd, welcher 16 Zoll tiefer als der Vor- wärmraum lag, war 2 Fuſs lang, 20 Zoll breit und bis zum Scheitel des Gewölbes 2 Fuſs 3 Zoll hoch. Der Glühraum b war 9 Zoll breit und 20 Zoll lang. Die Sohle des Schweiſsherdes bestand aus ein- gestampftem Quarzsand mit einer Vertiefung in der Mitte. Der Ofen wurde bis zur Höhe der Thüröffnungen mit Koks gefüllt, und wenn diese gut in Brand waren, die zu schweiſsenden vorgewärmten kuchen- artigen Scheiben auf dem breit geschmiedeten Ende eines Schmiede- eisenstabes durch die Thüröffnung in den Herd geschoben. Dieselbe Art von Öfen wurde in England öfter zum Schweiſsen von alten Schmiedeeisenabfällen, welche in Paketen (fagots) zusammen- gebunden wurden, verwendet, weshalb man diese Öfen auch fagotted iron furnaces nannte 1). In Sheffield verwendete man die hollow-fires zum Ausrecken des Stahls. Diese Öfen waren kleiner und hatten keinen Vorwärmherd. Da die hollow-fires keiner Esse bedurften und wenig Raum erforderten, konnte man sie leicht überall aufstellen, wo man einen Blasebalg anbringen konnte. Sie hatten den Vorteil geringeren Brennmaterial- verbrauchs und geringeren Abbrandes, dagegen kamen oft Reparaturen, namentlich an den Gewölben, vor. Des hollow-fire wird zum erstenmal in einem Patent von John Roebuck, dem Gründer der Carronwerke von 1762 (Nr. 780) gedacht. Er will schmiedbares Eisen mit Steinkohlen in einem Herd frischen. Dieses Frischeisen soll dann in einem Hohlfeuer ausgeheizt werden. (The metal is afterwards exposed „to the action of a hollow pit-coal fire“ worked with a blast, until it is „reduced to a loop“, which is hammered into bar iron.) Henry Cort erwähnt in seinem Patent von 1783 das Hohlfeuer als allgemein im Gebrauch zum Ausheizen von Eisen, indem er sein neues Verfahren dazu in Gegensatz stellt („this in a practice not hitherto used in a chafery or hollow fire or other fire blown by blast, in welding large faggots of iron“). Von Gefäſsöfen gelangten besonders die Stahl-, Cementier- oder Brennöfen im vorigen Jahrhundert zur Entwickelung. Sturzöfen, d. h. tiegelförmige Öfen, welche in Zapfen schwebend aufgehängt waren und umgekippt werden konnten, hat Reaumur zuerst beschrieben (S. 170). Gegen Ende des Jahrhunderts kamen 1) Siehe Svedenstjernas Reise durch England 1802/3, S. 143.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/637>, abgerufen am 29.06.2024.