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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Walzwerke. Scheren.
damit so oft als möglich gewechselt wird, damit die von der Hitze auf der Bahn
angelaufenen Stellen inzwischen Zeit haben, wieder abzuatmen. Fernere Achtsam-
keit hierbei muss jeder Meister selbst wissen in Acht zu nehmen."

Rinman hat in den Abhandlungen der königl. schwedischen
Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1772 ausserdem noch eine
ausführliche "Beschreibung von Walz- und Schneidewerken mit Ver-
besserungen", welchen Zeichnungen beigefügt sind, veröffentlicht. Er
bezeichnet dieselbe selbst als eine Ergänzung zu dem, was er in seiner
"Eisen- und Stahlveredlung" über Walzwerke gesagt habe und ver-
weisen wir deshalb Interessenten auf den gediegenen Aufsatz. Er
selbst hatte ein starkes Walz- und Schneidewerk 1762 zu Graphütte
angelegt, wobei zum erstenmal ein ganz gusseisernes Triebwerk ange-
wendet wurde.

Trotz Rinmans Ratschlägen, trotz Polhems früherem Beispiel
fand die Anwendung der Walzwerke in jener Periode keine Ver-
breitung in Schweden, ebensowenig in Frankreich und noch weniger
in Deutschland.

England war das einzige Land, in dem diese Industrie immer
festere Wurzeln schlug. In der Weissblechfabrikation wurde sie am
frühesten eingeführt, für die japanischen Blechwaren seit 1742 und
für Kessel- und Pfannenblech jedenfalls schon seit Anfang der
50er Jahre. Rundeisen wurde ebenfalls schon zuweilen gewalzt und
groben Draht versuchte man mindestens seit 1769 auf diese Weise
herzustellen. Versuche, Formeisen zu walzen, waren ebenfalls schon
früher gemacht worden. Am 24. Mai 1783 erhielt William Playfair
ein Patent, Fenstereisen, verziertes Leisteneisen für Kamingitter, Huf-
eisen u. s. w. zu walzen. Ein Teil der Erfindung bestand darin, ver-
schiedene dieser Artikel durch Walzen herzustellen. Man verwendete
dazu ein in einem Gestell befestigtes Walzenpaar von Stahl, Eisen
oder sonstigem Stoff, welches durch ein Zahngetriebe verbunden war
und durch Wasserkraft oder eine andere Kraft bewegt wurde. Die
Walzen waren mit Rinnen oder Vertiefungen auf ihrer Oberfläche,
entsprechend der Gestalt, welche man dem Metall geben wollte, ver-
sehen. Dem Patent sind Zeichnungen beigegeben. Besonderer Wert
ist auf die Herstellung von Hufeisen gelegt. Diese erhielten erst ihre
genaue Gestalt in gestreckter Richtung zwischen Walzen und wurden
dann um einen Ansatz auf einem eisernen Block, der genau die
innere Form des fertigen Hufeisens hatte, umgebogen.

In demselben Jahre am 17. Dezember erhielt Playfair ein zweites
Patent für dieselbe Sache, welches als eine Ergänzung des ersten

Walzwerke. Scheren.
damit so oft als möglich gewechselt wird, damit die von der Hitze auf der Bahn
angelaufenen Stellen inzwischen Zeit haben, wieder abzuatmen. Fernere Achtsam-
keit hierbei muſs jeder Meister selbst wissen in Acht zu nehmen.“

Rinman hat in den Abhandlungen der königl. schwedischen
Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1772 auſserdem noch eine
ausführliche „Beschreibung von Walz- und Schneidewerken mit Ver-
besserungen“, welchen Zeichnungen beigefügt sind, veröffentlicht. Er
bezeichnet dieselbe selbst als eine Ergänzung zu dem, was er in seiner
„Eisen- und Stahlveredlung“ über Walzwerke gesagt habe und ver-
weisen wir deshalb Interessenten auf den gediegenen Aufsatz. Er
selbst hatte ein starkes Walz- und Schneidewerk 1762 zu Graphütte
angelegt, wobei zum erstenmal ein ganz guſseisernes Triebwerk ange-
wendet wurde.

Trotz Rinmans Ratschlägen, trotz Polhems früherem Beispiel
fand die Anwendung der Walzwerke in jener Periode keine Ver-
breitung in Schweden, ebensowenig in Frankreich und noch weniger
in Deutschland.

England war das einzige Land, in dem diese Industrie immer
festere Wurzeln schlug. In der Weiſsblechfabrikation wurde sie am
frühesten eingeführt, für die japanischen Blechwaren seit 1742 und
für Kessel- und Pfannenblech jedenfalls schon seit Anfang der
50er Jahre. Rundeisen wurde ebenfalls schon zuweilen gewalzt und
groben Draht versuchte man mindestens seit 1769 auf diese Weise
herzustellen. Versuche, Formeisen zu walzen, waren ebenfalls schon
früher gemacht worden. Am 24. Mai 1783 erhielt William Playfair
ein Patent, Fenstereisen, verziertes Leisteneisen für Kamingitter, Huf-
eisen u. s. w. zu walzen. Ein Teil der Erfindung bestand darin, ver-
schiedene dieser Artikel durch Walzen herzustellen. Man verwendete
dazu ein in einem Gestell befestigtes Walzenpaar von Stahl, Eisen
oder sonstigem Stoff, welches durch ein Zahngetriebe verbunden war
und durch Wasserkraft oder eine andere Kraft bewegt wurde. Die
Walzen waren mit Rinnen oder Vertiefungen auf ihrer Oberfläche,
entsprechend der Gestalt, welche man dem Metall geben wollte, ver-
sehen. Dem Patent sind Zeichnungen beigegeben. Besonderer Wert
ist auf die Herstellung von Hufeisen gelegt. Diese erhielten erst ihre
genaue Gestalt in gestreckter Richtung zwischen Walzen und wurden
dann um einen Ansatz auf einem eisernen Block, der genau die
innere Form des fertigen Hufeisens hatte, umgebogen.

In demselben Jahre am 17. Dezember erhielt Playfair ein zweites
Patent für dieselbe Sache, welches als eine Ergänzung des ersten

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[588/0602] Walzwerke. Scheren. damit so oft als möglich gewechselt wird, damit die von der Hitze auf der Bahn angelaufenen Stellen inzwischen Zeit haben, wieder abzuatmen. Fernere Achtsam- keit hierbei muſs jeder Meister selbst wissen in Acht zu nehmen.“ Rinman hat in den Abhandlungen der königl. schwedischen Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1772 auſserdem noch eine ausführliche „Beschreibung von Walz- und Schneidewerken mit Ver- besserungen“, welchen Zeichnungen beigefügt sind, veröffentlicht. Er bezeichnet dieselbe selbst als eine Ergänzung zu dem, was er in seiner „Eisen- und Stahlveredlung“ über Walzwerke gesagt habe und ver- weisen wir deshalb Interessenten auf den gediegenen Aufsatz. Er selbst hatte ein starkes Walz- und Schneidewerk 1762 zu Graphütte angelegt, wobei zum erstenmal ein ganz guſseisernes Triebwerk ange- wendet wurde. Trotz Rinmans Ratschlägen, trotz Polhems früherem Beispiel fand die Anwendung der Walzwerke in jener Periode keine Ver- breitung in Schweden, ebensowenig in Frankreich und noch weniger in Deutschland. England war das einzige Land, in dem diese Industrie immer festere Wurzeln schlug. In der Weiſsblechfabrikation wurde sie am frühesten eingeführt, für die japanischen Blechwaren seit 1742 und für Kessel- und Pfannenblech jedenfalls schon seit Anfang der 50er Jahre. Rundeisen wurde ebenfalls schon zuweilen gewalzt und groben Draht versuchte man mindestens seit 1769 auf diese Weise herzustellen. Versuche, Formeisen zu walzen, waren ebenfalls schon früher gemacht worden. Am 24. Mai 1783 erhielt William Playfair ein Patent, Fenstereisen, verziertes Leisteneisen für Kamingitter, Huf- eisen u. s. w. zu walzen. Ein Teil der Erfindung bestand darin, ver- schiedene dieser Artikel durch Walzen herzustellen. Man verwendete dazu ein in einem Gestell befestigtes Walzenpaar von Stahl, Eisen oder sonstigem Stoff, welches durch ein Zahngetriebe verbunden war und durch Wasserkraft oder eine andere Kraft bewegt wurde. Die Walzen waren mit Rinnen oder Vertiefungen auf ihrer Oberfläche, entsprechend der Gestalt, welche man dem Metall geben wollte, ver- sehen. Dem Patent sind Zeichnungen beigegeben. Besonderer Wert ist auf die Herstellung von Hufeisen gelegt. Diese erhielten erst ihre genaue Gestalt in gestreckter Richtung zwischen Walzen und wurden dann um einen Ansatz auf einem eisernen Block, der genau die innere Form des fertigen Hufeisens hatte, umgebogen. In demselben Jahre am 17. Dezember erhielt Playfair ein zweites Patent für dieselbe Sache, welches als eine Ergänzung des ersten

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/602>, abgerufen am 29.06.2024.