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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
stange des Gebläsecylinders, welche durch den Deckel desselben ging,
durch eine Stopfbüchse s s geführt und gedichtet war. An ihrem
oberen Ende war die Kolbenstange durch Öhr und Hülse mit einer
Gliederkette in Verbindung, welche an ihrem oberen Ende durch eine
Schraube mit Mutter an dem Balancier A A befestigt war und sich
auf das Kreissegment oder den Krümmling B B auflegte. Die Liederung
des Gebläsekolbens war ähnlich wie bei den Pumpenkolben mit Leder.

Eine Hauptsache war, dass der Cylinder richtig ausgebohrt war,
aber das hatte man in England durch die Dampfcylinder gelernt und
nach und nach auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht.
Man wählte gerade die Cylinderform, weil man ihr durch das Aus-
bohren den höchsten Grad der Genauigkeit geben konnte. Bei
Wasserrädern geschah die Bewegung des Gebläsekolbens oft mittels
cykloidischer Wellfüsse, auf deren Konstruktion dann viel ankam.

Die Anordnung eines Cylindergebläses in Verbindung mit einem
Regulator erlaubte es auch, mit einem starken Gebläse gleichzeitig
mehrere Feuer zu betreiben. Dieser Vorteil hatte ebenso sehr wie
der Ausgleich des unregelmässigen Luftdrucks zu der Einführung und
Verbreitung der Windregulatoren beigetragen. Auch diese sollen
zuerst zu Carron zur Anwendung gekommen sein. Die einfachste
Form derselben war ein genügend grosser Raum, in welchem sich die
Stösse der Maschine in der eingepressten Luft ausgleichen konnten.

Bei einem einzigen Gebläsecylinder war ein Regulator gar nicht
zu entbehren, aber auch wo zwei zusammenwirkten, erwies er sich
als sehr vorteilhaft. Man liess dann meist den Wind von zwei oder
mehreren Cylindern oder Kasten in einen geschlossenen Hohlraum, den
man Windkasten, Windsammler, Kondensator oder Regulator
nannte, blasen. Je grösser dieser Hohlraum war, je vollkommener glichen
sich die Stösse aus. Auf der Eisenhütte zu Devon bei Muirkirk in
Schottland hatte man zu diesem Zwecke ein in die Felsen gesprengtes
Gewölbe von 72 Fuss Länge, 14 Fuss Breite und 13 Fuss Höhe, also
mit einem Fassungsraum von 13000 Kubikfuss, als Regulator für das
Gebläse des Hochofens hergestellt. Gewöhnlich bestanden aber diese Art
von Regulatoren nur aus einem eisernen oder hölzernen Kasten, dessen
Grösse sich nach der Stärke des Gebläses richtete. Da der Fassungs-
raum derselben ein bestimmt begrenzter war, so nannte man sie
Windregulatoren mit unveränderlichem Inhalt. Diesen standen
die Regulatoren mit veränderlichem Inhalt gegenüber. Einen
solchen mit schwebendem Kolben haben wir bereits oben beschrieben.
Diese Art bezeichnete man als Trockenregulatoren im Gegensatz

Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer.
stange des Gebläsecylinders, welche durch den Deckel desſelben ging,
durch eine Stopfbüchse s s geführt und gedichtet war. An ihrem
oberen Ende war die Kolbenstange durch Öhr und Hülse mit einer
Gliederkette in Verbindung, welche an ihrem oberen Ende durch eine
Schraube mit Mutter an dem Balancier A A befestigt war und sich
auf das Kreissegment oder den Krümmling B B auflegte. Die Liederung
des Gebläsekolbens war ähnlich wie bei den Pumpenkolben mit Leder.

Eine Hauptsache war, daſs der Cylinder richtig ausgebohrt war,
aber das hatte man in England durch die Dampfcylinder gelernt und
nach und nach auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht.
Man wählte gerade die Cylinderform, weil man ihr durch das Aus-
bohren den höchsten Grad der Genauigkeit geben konnte. Bei
Wasserrädern geschah die Bewegung des Gebläsekolbens oft mittels
cykloidischer Wellfüſse, auf deren Konstruktion dann viel ankam.

Die Anordnung eines Cylindergebläses in Verbindung mit einem
Regulator erlaubte es auch, mit einem starken Gebläse gleichzeitig
mehrere Feuer zu betreiben. Dieser Vorteil hatte ebenso sehr wie
der Ausgleich des unregelmäſsigen Luftdrucks zu der Einführung und
Verbreitung der Windregulatoren beigetragen. Auch diese sollen
zuerst zu Carron zur Anwendung gekommen sein. Die einfachste
Form derselben war ein genügend groſser Raum, in welchem sich die
Stöſse der Maschine in der eingepreſsten Luft ausgleichen konnten.

Bei einem einzigen Gebläsecylinder war ein Regulator gar nicht
zu entbehren, aber auch wo zwei zusammenwirkten, erwies er sich
als sehr vorteilhaft. Man lieſs dann meist den Wind von zwei oder
mehreren Cylindern oder Kasten in einen geschlossenen Hohlraum, den
man Windkasten, Windsammler, Kondensator oder Regulator
nannte, blasen. Je gröſser dieser Hohlraum war, je vollkommener glichen
sich die Stöſse aus. Auf der Eisenhütte zu Devon bei Muirkirk in
Schottland hatte man zu diesem Zwecke ein in die Felsen gesprengtes
Gewölbe von 72 Fuſs Länge, 14 Fuſs Breite und 13 Fuſs Höhe, also
mit einem Fassungsraum von 13000 Kubikfuſs, als Regulator für das
Gebläse des Hochofens hergestellt. Gewöhnlich bestanden aber diese Art
von Regulatoren nur aus einem eisernen oder hölzernen Kasten, dessen
Gröſse sich nach der Stärke des Gebläses richtete. Da der Fassungs-
raum derselben ein bestimmt begrenzter war, so nannte man sie
Windregulatoren mit unveränderlichem Inhalt. Diesen standen
die Regulatoren mit veränderlichem Inhalt gegenüber. Einen
solchen mit schwebendem Kolben haben wir bereits oben beschrieben.
Diese Art bezeichnete man als Trockenregulatoren im Gegensatz

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[567/0581] Wasserräder. Gebläsemaschinen. Hämmer. stange des Gebläsecylinders, welche durch den Deckel desſelben ging, durch eine Stopfbüchse s s geführt und gedichtet war. An ihrem oberen Ende war die Kolbenstange durch Öhr und Hülse mit einer Gliederkette in Verbindung, welche an ihrem oberen Ende durch eine Schraube mit Mutter an dem Balancier A A befestigt war und sich auf das Kreissegment oder den Krümmling B B auflegte. Die Liederung des Gebläsekolbens war ähnlich wie bei den Pumpenkolben mit Leder. Eine Hauptsache war, daſs der Cylinder richtig ausgebohrt war, aber das hatte man in England durch die Dampfcylinder gelernt und nach und nach auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht. Man wählte gerade die Cylinderform, weil man ihr durch das Aus- bohren den höchsten Grad der Genauigkeit geben konnte. Bei Wasserrädern geschah die Bewegung des Gebläsekolbens oft mittels cykloidischer Wellfüſse, auf deren Konstruktion dann viel ankam. Die Anordnung eines Cylindergebläses in Verbindung mit einem Regulator erlaubte es auch, mit einem starken Gebläse gleichzeitig mehrere Feuer zu betreiben. Dieser Vorteil hatte ebenso sehr wie der Ausgleich des unregelmäſsigen Luftdrucks zu der Einführung und Verbreitung der Windregulatoren beigetragen. Auch diese sollen zuerst zu Carron zur Anwendung gekommen sein. Die einfachste Form derselben war ein genügend groſser Raum, in welchem sich die Stöſse der Maschine in der eingepreſsten Luft ausgleichen konnten. Bei einem einzigen Gebläsecylinder war ein Regulator gar nicht zu entbehren, aber auch wo zwei zusammenwirkten, erwies er sich als sehr vorteilhaft. Man lieſs dann meist den Wind von zwei oder mehreren Cylindern oder Kasten in einen geschlossenen Hohlraum, den man Windkasten, Windsammler, Kondensator oder Regulator nannte, blasen. Je gröſser dieser Hohlraum war, je vollkommener glichen sich die Stöſse aus. Auf der Eisenhütte zu Devon bei Muirkirk in Schottland hatte man zu diesem Zwecke ein in die Felsen gesprengtes Gewölbe von 72 Fuſs Länge, 14 Fuſs Breite und 13 Fuſs Höhe, also mit einem Fassungsraum von 13000 Kubikfuſs, als Regulator für das Gebläse des Hochofens hergestellt. Gewöhnlich bestanden aber diese Art von Regulatoren nur aus einem eisernen oder hölzernen Kasten, dessen Gröſse sich nach der Stärke des Gebläses richtete. Da der Fassungs- raum derselben ein bestimmt begrenzter war, so nannte man sie Windregulatoren mit unveränderlichem Inhalt. Diesen standen die Regulatoren mit veränderlichem Inhalt gegenüber. Einen solchen mit schwebendem Kolben haben wir bereits oben beschrieben. Diese Art bezeichnete man als Trockenregulatoren im Gegensatz

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/581>, abgerufen am 23.11.2024.