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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
des Schwungrades zu sein, obgleich dieses schon 1757 Fitzgerald
patentiert worden war. Im Jahre 1781 war die Marineverwaltung
mit Washburne wegen Errichtung von Mahlmühlen in Verbindung
getreten, wollte aber von Boulton und Watt die Maschinen beziehen.
Diese lehnten es ab, mit Washburne in irgend welche Verbindung
zu treten. Die Marineverwaltung wendete sich in ihrer Verlegenheit
an Smeaton, welcher erklärte, dass die Dampfmaschine, ob mit Kurbel
oder mit einer andern Vorrichtung, für den Zweck überhaupt nichts
tauge, da sie für Rotationsbewegung niemals das Wasserrad ersetzen
könne (!). Die Anwendung der Dampfmaschine für Mühlen war aber
eine dringende Frage geworden und Pickards Patent, welches Watt
die Anwendung der Kurbel unmöglich machte, kam höchst ungelegen.
Durch mechanische Schwierigkeiten liess sich aber Watt nicht leicht
ausser Fassung bringen. Diesmal hütete er sich, seine Erfindung vor-
zeitig kund zu geben. Boulton drängte wegen der Rotationsmaschine,
denn von allen Seiten kamen Anfragen wegen derselben. "Die
Menschen sind dampfmühl-toll", schrieb Boulton. Ein Mr. Edwards
verlangte eine solche, um damit einen Hammer von 7 Ctr. Gewicht
120mal in der Minute zu heben. -- Am 25. Juli 1781 gab Watt
seine Erfindung zum vorläufigen Schutz. -- Um dieselbe Zeit wurde
in Soho eine grosse Dampfmaschine gebaut, welche die Öfen von
Walkers Eisenwerken bei Rotherham treiben sollte, und eine andere
für Wilkinsons Eisenhämmer zu Bradley, bei denen er doppelte
Cylinder, doppelte Kurbeln und ein Paar Schwungräder zu verwenden
vorschlug.

Ein anderer Konkurrent Watts tauchte auf in den Gebrüdern
Hornblower, welche Reklame machten für eine Feuermaschine,
besser als die Watts. Dieser vermutete, dass es eine Heissluft-
maschine sein könne. Boulton machte Versuche mit heisser Luft
und ebenso Pristley, der zu dem Schluss kam, dass heisse Luft nicht
so billig dieselbe Arbeit leisten könne als Dampf. Watts Erfolge
regten den Erfindungsgeist in vielen Köpfen an. Endlich kam Watt
hinter Hornblowers Maschine und fand, dass sie nichts anderes war
als eine zweicylindrige Maschine mit Expansion nach seinem Princip.
Das Princip der Expansion hatte Watt bereits 1769 seinem Freunde
Dr. Small erläutert; er hatte es angewendet bei der Sohomaschine
und bei der Shadwellmaschine, war aber von der allgemeinen Anwen-
dung infolge seiner schlechten Erfahrungen bei den Maschinisten
abgekommen. Wie sehr er von dem Princip selbst durchdrungen war,
erhellt daraus, dass er an Boulton schrieb: "Eine gut regulierte

James Watt und die Dampfmaschine.
des Schwungrades zu sein, obgleich dieses schon 1757 Fitzgerald
patentiert worden war. Im Jahre 1781 war die Marineverwaltung
mit Washburne wegen Errichtung von Mahlmühlen in Verbindung
getreten, wollte aber von Boulton und Watt die Maschinen beziehen.
Diese lehnten es ab, mit Washburne in irgend welche Verbindung
zu treten. Die Marineverwaltung wendete sich in ihrer Verlegenheit
an Smeaton, welcher erklärte, daſs die Dampfmaschine, ob mit Kurbel
oder mit einer andern Vorrichtung, für den Zweck überhaupt nichts
tauge, da sie für Rotationsbewegung niemals das Wasserrad ersetzen
könne (!). Die Anwendung der Dampfmaschine für Mühlen war aber
eine dringende Frage geworden und Pickards Patent, welches Watt
die Anwendung der Kurbel unmöglich machte, kam höchst ungelegen.
Durch mechanische Schwierigkeiten lieſs sich aber Watt nicht leicht
auſser Fassung bringen. Diesmal hütete er sich, seine Erfindung vor-
zeitig kund zu geben. Boulton drängte wegen der Rotationsmaschine,
denn von allen Seiten kamen Anfragen wegen derselben. „Die
Menschen sind dampfmühl-toll“, schrieb Boulton. Ein Mr. Edwards
verlangte eine solche, um damit einen Hammer von 7 Ctr. Gewicht
120mal in der Minute zu heben. — Am 25. Juli 1781 gab Watt
seine Erfindung zum vorläufigen Schutz. — Um dieselbe Zeit wurde
in Soho eine groſse Dampfmaschine gebaut, welche die Öfen von
Walkers Eisenwerken bei Rotherham treiben sollte, und eine andere
für Wilkinsons Eisenhämmer zu Bradley, bei denen er doppelte
Cylinder, doppelte Kurbeln und ein Paar Schwungräder zu verwenden
vorschlug.

Ein anderer Konkurrent Watts tauchte auf in den Gebrüdern
Hornblower, welche Reklame machten für eine Feuermaschine,
besser als die Watts. Dieser vermutete, daſs es eine Heiſsluft-
maschine sein könne. Boulton machte Versuche mit heiſser Luft
und ebenso Pristley, der zu dem Schluſs kam, daſs heiſse Luft nicht
so billig dieselbe Arbeit leisten könne als Dampf. Watts Erfolge
regten den Erfindungsgeist in vielen Köpfen an. Endlich kam Watt
hinter Hornblowers Maschine und fand, daſs sie nichts anderes war
als eine zweicylindrige Maschine mit Expansion nach seinem Princip.
Das Princip der Expansion hatte Watt bereits 1769 seinem Freunde
Dr. Small erläutert; er hatte es angewendet bei der Sohomaschine
und bei der Shadwellmaschine, war aber von der allgemeinen Anwen-
dung infolge seiner schlechten Erfahrungen bei den Maschinisten
abgekommen. Wie sehr er von dem Princip selbst durchdrungen war,
erhellt daraus, daſs er an Boulton schrieb: „Eine gut regulierte

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[526/0540] James Watt und die Dampfmaschine. des Schwungrades zu sein, obgleich dieses schon 1757 Fitzgerald patentiert worden war. Im Jahre 1781 war die Marineverwaltung mit Washburne wegen Errichtung von Mahlmühlen in Verbindung getreten, wollte aber von Boulton und Watt die Maschinen beziehen. Diese lehnten es ab, mit Washburne in irgend welche Verbindung zu treten. Die Marineverwaltung wendete sich in ihrer Verlegenheit an Smeaton, welcher erklärte, daſs die Dampfmaschine, ob mit Kurbel oder mit einer andern Vorrichtung, für den Zweck überhaupt nichts tauge, da sie für Rotationsbewegung niemals das Wasserrad ersetzen könne (!). Die Anwendung der Dampfmaschine für Mühlen war aber eine dringende Frage geworden und Pickards Patent, welches Watt die Anwendung der Kurbel unmöglich machte, kam höchst ungelegen. Durch mechanische Schwierigkeiten lieſs sich aber Watt nicht leicht auſser Fassung bringen. Diesmal hütete er sich, seine Erfindung vor- zeitig kund zu geben. Boulton drängte wegen der Rotationsmaschine, denn von allen Seiten kamen Anfragen wegen derselben. „Die Menschen sind dampfmühl-toll“, schrieb Boulton. Ein Mr. Edwards verlangte eine solche, um damit einen Hammer von 7 Ctr. Gewicht 120mal in der Minute zu heben. — Am 25. Juli 1781 gab Watt seine Erfindung zum vorläufigen Schutz. — Um dieselbe Zeit wurde in Soho eine groſse Dampfmaschine gebaut, welche die Öfen von Walkers Eisenwerken bei Rotherham treiben sollte, und eine andere für Wilkinsons Eisenhämmer zu Bradley, bei denen er doppelte Cylinder, doppelte Kurbeln und ein Paar Schwungräder zu verwenden vorschlug. Ein anderer Konkurrent Watts tauchte auf in den Gebrüdern Hornblower, welche Reklame machten für eine Feuermaschine, besser als die Watts. Dieser vermutete, daſs es eine Heiſsluft- maschine sein könne. Boulton machte Versuche mit heiſser Luft und ebenso Pristley, der zu dem Schluſs kam, daſs heiſse Luft nicht so billig dieselbe Arbeit leisten könne als Dampf. Watts Erfolge regten den Erfindungsgeist in vielen Köpfen an. Endlich kam Watt hinter Hornblowers Maschine und fand, daſs sie nichts anderes war als eine zweicylindrige Maschine mit Expansion nach seinem Princip. Das Princip der Expansion hatte Watt bereits 1769 seinem Freunde Dr. Small erläutert; er hatte es angewendet bei der Sohomaschine und bei der Shadwellmaschine, war aber von der allgemeinen Anwen- dung infolge seiner schlechten Erfahrungen bei den Maschinisten abgekommen. Wie sehr er von dem Princip selbst durchdrungen war, erhellt daraus, daſs er an Boulton schrieb: „Eine gut regulierte

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/540>, abgerufen am 23.11.2024.