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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.

1779 kamen zwei preussische Ingenieure nach Soho, welche von
Watt sehr artig empfangen wurden. "Sie gelangten in das Maschinen-
zimmer und kopierten Old Bess" (die frühere Kinneil-, jetzt Soho-
maschine).

Acht weitere Maschinen wurden für Cornwall bestellt. Die Aus-
führung überwachte Watt und er war darin äusserst peinlich. Er gab für
jede Maschine eine geschriebene Anleitung heraus, nach der gearbeitet
werden musste und worin nicht nur die Werkzeuge für die einzelnen
Arbeiten, sondern auch die Aufeinanderfolge derselben genau angegeben
war. Dadurch wurde Soho eine hohe Schule der Arbeit. Watt verlangte
viel und wurde leicht ungeduldig, was durch Boultons vornehme
Ruhe wieder ausgeglichen wurde. Tüchtige Vorarbeiter kamen aber
dadurch auch in Stellungen, wie sie früher gewöhnliche Arbeiter nie
erlangt hatten. Ein solcher war William Murdock, ein praktisches
Genie und der zuverlässigste Mensch, das Muster eines Monteurs;
auf ihn konnte sich Watt ganz verlassen. Watts Umgang regte in
Murdock den Erfindungsgeist an, wodurch er später das erste brauch-
bare Modell eines Dampfwagens entwarf und anfertigte und zuerst die
Gasbeleuchtung einführte. Geboren 1754, also damals noch ein junger
Mann, stieg er vom gemeinen Arbeiter durch eigene Kraft zum Gehülfen,
ja man kann sagen zum Freund von Watt und Boulton empor. Er
war Watts Adjutant. Wo eine schwierige, mechanische Aufgabe zu
lösen war, wurde Murdock hingeschickt. Es war ein schönes Ver-
hältnis zwischen dem treuen Diener und der Herrschaft. Noch schöner
war aber das Verhältnis zwischen Watt und Boulton selbst, zwei
bedeutende Menschen von ausgeprägter Individualität, in voller Über-
einstimmung einem Zweck dienend. Watt war das Gehirn, Boulton
das Herz des Unternehmens.

Bis zum Sommer 1780 hatten Boulton und Watt 40 meist
grosse Maschinen geliefert, davon 20 nach Cornwall.

Wir haben schon früher erwähnt, dass Watt eine Freude am Briefe-
schreiben hatte und eine ausgedehnte Korrespondenz unterhielt. Zu
seiner eigenen Erleichterung hatte er 1778 die Kopierpresse erfunden,
die noch heute in allgemeinem Gebrauch ist. Auch diese Erfindung
verstand Boulton in grossartigem Massstabe auszubeuten, in Gemein-
schaft mit Watt und Keir, nachdem Watt 1780 ein Patent darauf
genommen hatte. Um jene Zeit litt dieser wieder an unaufhörlichem
Nervenkopfweh.

Die Cornwaller Gewerke wollten von den Zählkarten und der
Berechnung der Kohlenersparnis nichts mehr wissen und zogen es

James Watt und die Dampfmaschine.

1779 kamen zwei preuſsische Ingenieure nach Soho, welche von
Watt sehr artig empfangen wurden. „Sie gelangten in das Maschinen-
zimmer und kopierten Old Bess“ (die frühere Kinneil-, jetzt Soho-
maschine).

Acht weitere Maschinen wurden für Cornwall bestellt. Die Aus-
führung überwachte Watt und er war darin äuſserst peinlich. Er gab für
jede Maschine eine geschriebene Anleitung heraus, nach der gearbeitet
werden muſste und worin nicht nur die Werkzeuge für die einzelnen
Arbeiten, sondern auch die Aufeinanderfolge derselben genau angegeben
war. Dadurch wurde Soho eine hohe Schule der Arbeit. Watt verlangte
viel und wurde leicht ungeduldig, was durch Boultons vornehme
Ruhe wieder ausgeglichen wurde. Tüchtige Vorarbeiter kamen aber
dadurch auch in Stellungen, wie sie früher gewöhnliche Arbeiter nie
erlangt hatten. Ein solcher war William Murdock, ein praktisches
Genie und der zuverlässigste Mensch, das Muster eines Monteurs;
auf ihn konnte sich Watt ganz verlassen. Watts Umgang regte in
Murdock den Erfindungsgeist an, wodurch er später das erste brauch-
bare Modell eines Dampfwagens entwarf und anfertigte und zuerst die
Gasbeleuchtung einführte. Geboren 1754, also damals noch ein junger
Mann, stieg er vom gemeinen Arbeiter durch eigene Kraft zum Gehülfen,
ja man kann sagen zum Freund von Watt und Boulton empor. Er
war Watts Adjutant. Wo eine schwierige, mechanische Aufgabe zu
lösen war, wurde Murdock hingeschickt. Es war ein schönes Ver-
hältnis zwischen dem treuen Diener und der Herrschaft. Noch schöner
war aber das Verhältnis zwischen Watt und Boulton selbst, zwei
bedeutende Menschen von ausgeprägter Individualität, in voller Über-
einstimmung einem Zweck dienend. Watt war das Gehirn, Boulton
das Herz des Unternehmens.

Bis zum Sommer 1780 hatten Boulton und Watt 40 meist
groſse Maschinen geliefert, davon 20 nach Cornwall.

Wir haben schon früher erwähnt, daſs Watt eine Freude am Briefe-
schreiben hatte und eine ausgedehnte Korrespondenz unterhielt. Zu
seiner eigenen Erleichterung hatte er 1778 die Kopierpresse erfunden,
die noch heute in allgemeinem Gebrauch ist. Auch diese Erfindung
verstand Boulton in groſsartigem Maſsstabe auszubeuten, in Gemein-
schaft mit Watt und Keir, nachdem Watt 1780 ein Patent darauf
genommen hatte. Um jene Zeit litt dieser wieder an unaufhörlichem
Nervenkopfweh.

Die Cornwaller Gewerke wollten von den Zählkarten und der
Berechnung der Kohlenersparnis nichts mehr wissen und zogen es

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[524/0538] James Watt und die Dampfmaschine. 1779 kamen zwei preuſsische Ingenieure nach Soho, welche von Watt sehr artig empfangen wurden. „Sie gelangten in das Maschinen- zimmer und kopierten Old Bess“ (die frühere Kinneil-, jetzt Soho- maschine). Acht weitere Maschinen wurden für Cornwall bestellt. Die Aus- führung überwachte Watt und er war darin äuſserst peinlich. Er gab für jede Maschine eine geschriebene Anleitung heraus, nach der gearbeitet werden muſste und worin nicht nur die Werkzeuge für die einzelnen Arbeiten, sondern auch die Aufeinanderfolge derselben genau angegeben war. Dadurch wurde Soho eine hohe Schule der Arbeit. Watt verlangte viel und wurde leicht ungeduldig, was durch Boultons vornehme Ruhe wieder ausgeglichen wurde. Tüchtige Vorarbeiter kamen aber dadurch auch in Stellungen, wie sie früher gewöhnliche Arbeiter nie erlangt hatten. Ein solcher war William Murdock, ein praktisches Genie und der zuverlässigste Mensch, das Muster eines Monteurs; auf ihn konnte sich Watt ganz verlassen. Watts Umgang regte in Murdock den Erfindungsgeist an, wodurch er später das erste brauch- bare Modell eines Dampfwagens entwarf und anfertigte und zuerst die Gasbeleuchtung einführte. Geboren 1754, also damals noch ein junger Mann, stieg er vom gemeinen Arbeiter durch eigene Kraft zum Gehülfen, ja man kann sagen zum Freund von Watt und Boulton empor. Er war Watts Adjutant. Wo eine schwierige, mechanische Aufgabe zu lösen war, wurde Murdock hingeschickt. Es war ein schönes Ver- hältnis zwischen dem treuen Diener und der Herrschaft. Noch schöner war aber das Verhältnis zwischen Watt und Boulton selbst, zwei bedeutende Menschen von ausgeprägter Individualität, in voller Über- einstimmung einem Zweck dienend. Watt war das Gehirn, Boulton das Herz des Unternehmens. Bis zum Sommer 1780 hatten Boulton und Watt 40 meist groſse Maschinen geliefert, davon 20 nach Cornwall. Wir haben schon früher erwähnt, daſs Watt eine Freude am Briefe- schreiben hatte und eine ausgedehnte Korrespondenz unterhielt. Zu seiner eigenen Erleichterung hatte er 1778 die Kopierpresse erfunden, die noch heute in allgemeinem Gebrauch ist. Auch diese Erfindung verstand Boulton in groſsartigem Maſsstabe auszubeuten, in Gemein- schaft mit Watt und Keir, nachdem Watt 1780 ein Patent darauf genommen hatte. Um jene Zeit litt dieser wieder an unaufhörlichem Nervenkopfweh. Die Cornwaller Gewerke wollten von den Zählkarten und der Berechnung der Kohlenersparnis nichts mehr wissen und zogen es

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/538>, abgerufen am 23.11.2024.