Watt im Jahre 1767 zum erstenmal nach London, um die Ermäch- tigung zur Erbauung des Kanales von dem Parlament zu erlangen. -- Um diese Zeit trat er auch mit Dr. Roebuck in ein engeres geschäft- liches Verhältnis. Dieser hatte soviel Glauben an die Zukunft von Watts Maschine, dass er die Zahlung seiner sämtlichen Schulden im Betrage von etwa 1000 £ übernahm, dafür sollte er 2/3 des Nutzens der Erfindung haben. Im Anfang des Jahres 1768 machte Watt neue Versuche mit einem grösseren Modell von 7 bis 8 Zoll Cylinder- durchmesser. Dieselben gingen zuerst nicht nach Wunsch, aber Watt überwand die Schwierigkeiten und konnte nach einem Monat ange- strengter Arbeit Dr. Roebuck zu dem Erfolg beglückwünschen, indem er bescheiden hinzufügte, jetzt hoffe er bald einiges leisten zu können für das, was er ihm schuldig sei. Das Modell arbeitete so gut, dass jetzt beschlossen wurde, ein Patent darauf zu nehmen. Watt reiste nach Berwick-upon-Tweed und gab bei dem Master-in-Chancery daselbst eine Erklärung über die Natur seiner Erfindung ab, um sich den vorläufigen Schutz dafür zu sichern. Im August arbeitete er an seiner Patentschrift. Aber er war niedergeschlagen und verdriesslich über den schleppenden Geschäftsgang und die Kosten. Dr. Roebuck war umgekehrt voller Hoffnung und drängte Watt, seine Maschine im grossen auszuführen. Watt aber dachte nur an neue Verbesserungen und arbeitete an allen möglichen Details für den Kondensator, die Pumpen, Ventile u. s. w. Dabei fühlte er sich körperlich sehr ange- griffen, klagte viel über schlechten Schlaf, dass er nichts fertig bringe, kurz, er fühlte sich kopf- und herzkrank. Damals studierte er eifrig, lernte Deutsch, nur um Leupolds Theatrum Machinarum in der Ursprache lesen zu können, wie er zu ähnlichen Zwecken vorher schon Fran- zösisch und Italienisch gelernt hatte.
Der Geist seines Genies leuchtet aus den Zeilen seiner Patent- beschreibung und hier zeigt sich sein klarer Blick in die Zukunft. Er hatte die Idee der Expansion als ein Mittel der Dampfersparnis klar erfasst und ebenso entwickelt er damals bereits in Briefen an Dr. Small die Idee der Hochdruckmaschine und die Anwendung hoch- gespannten Dampfes, wo es an Wasser zur Kondensation fehle.
Anfangs 1769 waren seine Patentschrift und die Zeichnungen dazu fertig. Am 5. Januar wurde ihm das erste berühmte Patent (Nr. 913) erteilt unter dem Titel: eine Verbesserung in dem Verfahren, einen luftleeren Raum in einem Dampfcylinder zu erzeugen.
Um das Wesen und die Mängel der Newcomen-Maschine im grossen genau kennen zu lernen, übernahm er selbst die Aufstellung
James Watt und die Dampfmaschine.
Watt im Jahre 1767 zum erstenmal nach London, um die Ermäch- tigung zur Erbauung des Kanales von dem Parlament zu erlangen. — Um diese Zeit trat er auch mit Dr. Roebuck in ein engeres geschäft- liches Verhältnis. Dieser hatte soviel Glauben an die Zukunft von Watts Maschine, daſs er die Zahlung seiner sämtlichen Schulden im Betrage von etwa 1000 £ übernahm, dafür sollte er ⅔ des Nutzens der Erfindung haben. Im Anfang des Jahres 1768 machte Watt neue Versuche mit einem gröſseren Modell von 7 bis 8 Zoll Cylinder- durchmesser. Dieselben gingen zuerst nicht nach Wunsch, aber Watt überwand die Schwierigkeiten und konnte nach einem Monat ange- strengter Arbeit Dr. Roebuck zu dem Erfolg beglückwünschen, indem er bescheiden hinzufügte, jetzt hoffe er bald einiges leisten zu können für das, was er ihm schuldig sei. Das Modell arbeitete so gut, daſs jetzt beschlossen wurde, ein Patent darauf zu nehmen. Watt reiste nach Berwick-upon-Tweed und gab bei dem Master-in-Chancery daselbst eine Erklärung über die Natur seiner Erfindung ab, um sich den vorläufigen Schutz dafür zu sichern. Im August arbeitete er an seiner Patentschrift. Aber er war niedergeschlagen und verdrieſslich über den schleppenden Geschäftsgang und die Kosten. Dr. Roebuck war umgekehrt voller Hoffnung und drängte Watt, seine Maschine im groſsen auszuführen. Watt aber dachte nur an neue Verbesserungen und arbeitete an allen möglichen Details für den Kondensator, die Pumpen, Ventile u. s. w. Dabei fühlte er sich körperlich sehr ange- griffen, klagte viel über schlechten Schlaf, daſs er nichts fertig bringe, kurz, er fühlte sich kopf- und herzkrank. Damals studierte er eifrig, lernte Deutsch, nur um Leupolds Theatrum Machinarum in der Ursprache lesen zu können, wie er zu ähnlichen Zwecken vorher schon Fran- zösisch und Italienisch gelernt hatte.
Der Geist seines Genies leuchtet aus den Zeilen seiner Patent- beschreibung und hier zeigt sich sein klarer Blick in die Zukunft. Er hatte die Idee der Expansion als ein Mittel der Dampfersparnis klar erfaſst und ebenso entwickelt er damals bereits in Briefen an Dr. Small die Idee der Hochdruckmaschine und die Anwendung hoch- gespannten Dampfes, wo es an Wasser zur Kondensation fehle.
Anfangs 1769 waren seine Patentschrift und die Zeichnungen dazu fertig. Am 5. Januar wurde ihm das erste berühmte Patent (Nr. 913) erteilt unter dem Titel: eine Verbesserung in dem Verfahren, einen luftleeren Raum in einem Dampfcylinder zu erzeugen.
Um das Wesen und die Mängel der Newcomen-Maschine im groſsen genau kennen zu lernen, übernahm er selbst die Aufstellung
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[514/0528]
James Watt und die Dampfmaschine.
Watt im Jahre 1767 zum erstenmal nach London, um die Ermäch-
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Um diese Zeit trat er auch mit Dr. Roebuck in ein engeres geschäft-
liches Verhältnis. Dieser hatte soviel Glauben an die Zukunft von
Watts Maschine, daſs er die Zahlung seiner sämtlichen Schulden im
Betrage von etwa 1000 £ übernahm, dafür sollte er ⅔ des Nutzens
der Erfindung haben. Im Anfang des Jahres 1768 machte Watt neue
Versuche mit einem gröſseren Modell von 7 bis 8 Zoll Cylinder-
durchmesser. Dieselben gingen zuerst nicht nach Wunsch, aber Watt
überwand die Schwierigkeiten und konnte nach einem Monat ange-
strengter Arbeit Dr. Roebuck zu dem Erfolg beglückwünschen, indem
er bescheiden hinzufügte, jetzt hoffe er bald einiges leisten zu können
für das, was er ihm schuldig sei. Das Modell arbeitete so gut, daſs
jetzt beschlossen wurde, ein Patent darauf zu nehmen. Watt reiste
nach Berwick-upon-Tweed und gab bei dem Master-in-Chancery
daselbst eine Erklärung über die Natur seiner Erfindung ab, um sich
den vorläufigen Schutz dafür zu sichern. Im August arbeitete er an
seiner Patentschrift. Aber er war niedergeschlagen und verdrieſslich
über den schleppenden Geschäftsgang und die Kosten. Dr. Roebuck
war umgekehrt voller Hoffnung und drängte Watt, seine Maschine
im groſsen auszuführen. Watt aber dachte nur an neue Verbesserungen
und arbeitete an allen möglichen Details für den Kondensator, die
Pumpen, Ventile u. s. w. Dabei fühlte er sich körperlich sehr ange-
griffen, klagte viel über schlechten Schlaf, daſs er nichts fertig bringe,
kurz, er fühlte sich kopf- und herzkrank. Damals studierte er eifrig,
lernte Deutsch, nur um Leupolds Theatrum Machinarum in der Ursprache
lesen zu können, wie er zu ähnlichen Zwecken vorher schon Fran-
zösisch und Italienisch gelernt hatte.
Der Geist seines Genies leuchtet aus den Zeilen seiner Patent-
beschreibung und hier zeigt sich sein klarer Blick in die Zukunft.
Er hatte die Idee der Expansion als ein Mittel der Dampfersparnis
klar erfaſst und ebenso entwickelt er damals bereits in Briefen an
Dr. Small die Idee der Hochdruckmaschine und die Anwendung hoch-
gespannten Dampfes, wo es an Wasser zur Kondensation fehle.
Anfangs 1769 waren seine Patentschrift und die Zeichnungen
dazu fertig. Am 5. Januar wurde ihm das erste berühmte Patent
(Nr. 913) erteilt unter dem Titel: eine Verbesserung in dem Verfahren,
einen luftleeren Raum in einem Dampfcylinder zu erzeugen.
Um das Wesen und die Mängel der Newcomen-Maschine im
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/528>, abgerufen am 23.11.2024.
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