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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.
Zusammensetzen der Kessel aus verschiedenen Materialien veraltet
sei und dass man sie jetzt ganz von Eisenblech mache. Jeder Kessel
war in einen besondern Ofen eingemauert und hatte seinen eigenen
Schornstein. Die Flamme musste in einer Spirallinie um den
gewölbten, kegelförmigen Boden des Kessels spülen. Die beiden Feuer-
maschinen bei Chacewater in Cornwall bei den Bergwerken Wheal
Rose und Wheal Bury, welche 66 und 72 Zoll Durchmesser hatten,
verbrauchten eine jede ungefähr 13 Tonnen Kohlen den Tag. Um den
Bergwerksbesitzern eine Erleichterung zu verschaffen, gewährte die
Regierung für jedes Chaldron Steinkohle 5 Schilling Steuernachlass,
aber auch das genügte in verschiedenen Fällen nicht und die Klage
wurde allgemein, dass der Kohlenverbrauch die Bergwerke in Cornwall
unrentabel mache.

Smeaton, der bedeutendste Maschineningenieur seiner Zeit,
bemühte sich eifrig, die Feuermaschine zu verbessern, aber nicht
durch neue Ideen, sondern nur durch sorgfältigere Ausführung und
zweckmässigste Verteilung der Stärken und Gewichte der einzelnen
Teile. Um dies zu erreichen, stellte er in seinem Hause bei Austhorpe
eine Modellmaschine auf und indem er diese nach und nach in allen
ihren Teilen verbesserte, gelang es ihm, sie so vollkommen wie mög-
lich zu machen. Er brachte auf diesem Wege allerdings die Feuer-
maschine zu grösstmöglicher Leistungsfähigkeit und erzielte nicht
unbeträchtliche Kohlenersparnis. Dabei baute er Maschinen von
ungeheuren Dimensionen. An einer seiner Maschinen hatte er einen
so grossen Balancier, dass 40 Pferde nötig waren, ihn in Bewegung
zu setzen. Die 1775 von ihm konstruierte Maschine für Kronstadt
hatte 66 Zoll Cylinder und 8 Fuss Hub. Sie galt für stärker als
irgend eine in England und sollte in 24 Stunden 29300 Tonnen
Wasser 52 Fuss hoch heben können. Seine später gebaute neue
Chacewater-Maschine von 150 Pferdekräften galt als eine unerreichte
Leistung auf dem Gebiete des Maschinenbaues. Sie hatte 74 Zoll
Durchmesser und 101/2 Fuss Hub. Der Cylinder wog 90 Centner 14 Pfund
und kostete der Centner 28 Schilling.

Aber alles das genügte nicht; die Feuermaschine war und blieb
eine höchst einseitige Maschine. Die Dampfkraft war noch weit davon
entfernt, die Wasserkraft ersetzen zu können. Es fehlte eine neue
Idee, eine vollkommene Maschine, ein Erfinder. Dieser war bereits
geboren in der Person des unsterblichen James Watt.

Wenn man im täglichen Leben James Watt schlechthin den
Erfinder der Dampfmaschine nennt, so ist dies ja nicht richtig, aber

James Watt und die Dampfmaschine.
Zusammensetzen der Kessel aus verschiedenen Materialien veraltet
sei und daſs man sie jetzt ganz von Eisenblech mache. Jeder Kessel
war in einen besondern Ofen eingemauert und hatte seinen eigenen
Schornstein. Die Flamme muſste in einer Spirallinie um den
gewölbten, kegelförmigen Boden des Kessels spülen. Die beiden Feuer-
maschinen bei Chacewater in Cornwall bei den Bergwerken Wheal
Rose und Wheal Bury, welche 66 und 72 Zoll Durchmesser hatten,
verbrauchten eine jede ungefähr 13 Tonnen Kohlen den Tag. Um den
Bergwerksbesitzern eine Erleichterung zu verschaffen, gewährte die
Regierung für jedes Chaldron Steinkohle 5 Schilling Steuernachlaſs,
aber auch das genügte in verschiedenen Fällen nicht und die Klage
wurde allgemein, daſs der Kohlenverbrauch die Bergwerke in Cornwall
unrentabel mache.

Smeaton, der bedeutendste Maschineningenieur seiner Zeit,
bemühte sich eifrig, die Feuermaschine zu verbessern, aber nicht
durch neue Ideen, sondern nur durch sorgfältigere Ausführung und
zweckmäſsigste Verteilung der Stärken und Gewichte der einzelnen
Teile. Um dies zu erreichen, stellte er in seinem Hause bei Austhorpe
eine Modellmaschine auf und indem er diese nach und nach in allen
ihren Teilen verbesserte, gelang es ihm, sie so vollkommen wie mög-
lich zu machen. Er brachte auf diesem Wege allerdings die Feuer-
maschine zu gröſstmöglicher Leistungsfähigkeit und erzielte nicht
unbeträchtliche Kohlenersparnis. Dabei baute er Maschinen von
ungeheuren Dimensionen. An einer seiner Maschinen hatte er einen
so groſsen Balancier, daſs 40 Pferde nötig waren, ihn in Bewegung
zu setzen. Die 1775 von ihm konstruierte Maschine für Kronstadt
hatte 66 Zoll Cylinder und 8 Fuſs Hub. Sie galt für stärker als
irgend eine in England und sollte in 24 Stunden 29300 Tonnen
Wasser 52 Fuſs hoch heben können. Seine später gebaute neue
Chacewater-Maschine von 150 Pferdekräften galt als eine unerreichte
Leistung auf dem Gebiete des Maschinenbaues. Sie hatte 74 Zoll
Durchmesser und 10½ Fuſs Hub. Der Cylinder wog 90 Centner 14 Pfund
und kostete der Centner 28 Schilling.

Aber alles das genügte nicht; die Feuermaschine war und blieb
eine höchst einseitige Maschine. Die Dampfkraft war noch weit davon
entfernt, die Wasserkraft ersetzen zu können. Es fehlte eine neue
Idee, eine vollkommene Maschine, ein Erfinder. Dieser war bereits
geboren in der Person des unsterblichen James Watt.

Wenn man im täglichen Leben James Watt schlechthin den
Erfinder der Dampfmaschine nennt, so ist dies ja nicht richtig, aber

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[507/0521] James Watt und die Dampfmaschine. Zusammensetzen der Kessel aus verschiedenen Materialien veraltet sei und daſs man sie jetzt ganz von Eisenblech mache. Jeder Kessel war in einen besondern Ofen eingemauert und hatte seinen eigenen Schornstein. Die Flamme muſste in einer Spirallinie um den gewölbten, kegelförmigen Boden des Kessels spülen. Die beiden Feuer- maschinen bei Chacewater in Cornwall bei den Bergwerken Wheal Rose und Wheal Bury, welche 66 und 72 Zoll Durchmesser hatten, verbrauchten eine jede ungefähr 13 Tonnen Kohlen den Tag. Um den Bergwerksbesitzern eine Erleichterung zu verschaffen, gewährte die Regierung für jedes Chaldron Steinkohle 5 Schilling Steuernachlaſs, aber auch das genügte in verschiedenen Fällen nicht und die Klage wurde allgemein, daſs der Kohlenverbrauch die Bergwerke in Cornwall unrentabel mache. Smeaton, der bedeutendste Maschineningenieur seiner Zeit, bemühte sich eifrig, die Feuermaschine zu verbessern, aber nicht durch neue Ideen, sondern nur durch sorgfältigere Ausführung und zweckmäſsigste Verteilung der Stärken und Gewichte der einzelnen Teile. Um dies zu erreichen, stellte er in seinem Hause bei Austhorpe eine Modellmaschine auf und indem er diese nach und nach in allen ihren Teilen verbesserte, gelang es ihm, sie so vollkommen wie mög- lich zu machen. Er brachte auf diesem Wege allerdings die Feuer- maschine zu gröſstmöglicher Leistungsfähigkeit und erzielte nicht unbeträchtliche Kohlenersparnis. Dabei baute er Maschinen von ungeheuren Dimensionen. An einer seiner Maschinen hatte er einen so groſsen Balancier, daſs 40 Pferde nötig waren, ihn in Bewegung zu setzen. Die 1775 von ihm konstruierte Maschine für Kronstadt hatte 66 Zoll Cylinder und 8 Fuſs Hub. Sie galt für stärker als irgend eine in England und sollte in 24 Stunden 29300 Tonnen Wasser 52 Fuſs hoch heben können. Seine später gebaute neue Chacewater-Maschine von 150 Pferdekräften galt als eine unerreichte Leistung auf dem Gebiete des Maschinenbaues. Sie hatte 74 Zoll Durchmesser und 10½ Fuſs Hub. Der Cylinder wog 90 Centner 14 Pfund und kostete der Centner 28 Schilling. Aber alles das genügte nicht; die Feuermaschine war und blieb eine höchst einseitige Maschine. Die Dampfkraft war noch weit davon entfernt, die Wasserkraft ersetzen zu können. Es fehlte eine neue Idee, eine vollkommene Maschine, ein Erfinder. Dieser war bereits geboren in der Person des unsterblichen James Watt. Wenn man im täglichen Leben James Watt schlechthin den Erfinder der Dampfmaschine nennt, so ist dies ja nicht richtig, aber

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/521>, abgerufen am 23.11.2024.