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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie des Eisens.

Kaltbrüchiges Eisen ist nach Gerhard hart, lässt sich in der
Wärme gut bearbeiten und biegen, in der Kälte aber springt es sehr
leicht, kann kalt nicht gehämmert werden und hat meist ein hell-
glänzendes, mehr blätteriges als sehniges Gewebe. Es rostet nicht
so leicht und nimmt eine schöne Politur an. Es eignet sich für alle
Gegenstände, die keinen Stoss auszuhalten haben, auch für dünne
Bleche und für Nägel. Zu Gusswaren ist es sehr geeignet, da es
dünnflüssig ist und sich gut vergiesst. Für Stahl ist es unbrauchbar.
Eine sehr gute Eigenschaft ist seine Schweissbarkeit. Es schweisst
leicht und bei geringerer Hitze als andere Eisensorten. Es rostet
nicht so rasch und nimmt die magnetische Kraft nicht so gut an
wie rotbrüchiges Eisen.

Kaltbrüchig waren namentlich die aus Wiesen- und Sumpferzen
dargestellten Eisensorten und da man in Norddeutschland früher fast
ausschliesslich diese Erze verschmolz, so stand namentlich das deutsche
Eisen in früheren Zeiten im Ruf der Kaltbrüchigkeit.

Die Ursache dieses Fehlers blieb viel länger verborgen und
beschäftigte viele Chemiker. Brandt nahm eine Beimengung von
Arsenik, Wismut oder Spiessglanz an. Waller und Gerhard behaup-
teten, dass der Mangel brennbarer Teile den Kaltbruch hervorbringe.
Cramer schrieb den Kaltbruch der Beimengung einer schlackigen
Erde zu; dem widersprach aber der Umstand, dass sich der Kaltbruch
durch Gärben und Schweissen nicht verminderte. Bergman und
Meyer sprachen zuerst die Ansicht aus, dass die Ursache des Kalt-
bruchs ein noch unbekanntes Halbmetall sein möchte. Meyer fand
aber, dass sein vermeintliches Hydrosiderum eine phosphorsaure
Eisenverbindung war.

Seitdem sah man die Phosphorsäure als die Ursache des Kalt-
bruchs an. Rinman schreibt aber noch in seiner Geschichte des
Eisens die Ursache des Kaltbruchs dem Mangel einer dem Eisen
eigentümlichen Säure zu.

Der eigentliche Vorgang der Kohlung des Eisens war Rinman
noch ganz unbekannt, dagegen sind seine Beobachtungen dieser
Erscheinungen, für welche ihm nur der richtige Schlüssel der
Erklärung fehlte, klar und bestimmt. Er erzählt, dass bei einem
Hochofen im Bergrevier zu Nora, welcher das vortreffliche Asboberger
Erz -- eine Art Hämatit -- verarbeitete, durch den Fehler eines
Arbeiters einmal so viel Erz aufgegeben worden sei, dass die Kohlen
es nicht schmelzen konnten und die Stücke in halbrohem Zustande
aus dem Gestell ausgekratzt werden mussten.


Chemie des Eisens.

Kaltbrüchiges Eisen ist nach Gerhard hart, läſst sich in der
Wärme gut bearbeiten und biegen, in der Kälte aber springt es sehr
leicht, kann kalt nicht gehämmert werden und hat meist ein hell-
glänzendes, mehr blätteriges als sehniges Gewebe. Es rostet nicht
so leicht und nimmt eine schöne Politur an. Es eignet sich für alle
Gegenstände, die keinen Stoſs auszuhalten haben, auch für dünne
Bleche und für Nägel. Zu Guſswaren ist es sehr geeignet, da es
dünnflüssig ist und sich gut vergieſst. Für Stahl ist es unbrauchbar.
Eine sehr gute Eigenschaft ist seine Schweiſsbarkeit. Es schweiſst
leicht und bei geringerer Hitze als andere Eisensorten. Es rostet
nicht so rasch und nimmt die magnetische Kraft nicht so gut an
wie rotbrüchiges Eisen.

Kaltbrüchig waren namentlich die aus Wiesen- und Sumpferzen
dargestellten Eisensorten und da man in Norddeutschland früher fast
ausschlieſslich diese Erze verschmolz, so stand namentlich das deutsche
Eisen in früheren Zeiten im Ruf der Kaltbrüchigkeit.

Die Ursache dieses Fehlers blieb viel länger verborgen und
beschäftigte viele Chemiker. Brandt nahm eine Beimengung von
Arsenik, Wismut oder Spieſsglanz an. Waller und Gerhard behaup-
teten, daſs der Mangel brennbarer Teile den Kaltbruch hervorbringe.
Cramer schrieb den Kaltbruch der Beimengung einer schlackigen
Erde zu; dem widersprach aber der Umstand, daſs sich der Kaltbruch
durch Gärben und Schweiſsen nicht verminderte. Bergman und
Meyer sprachen zuerst die Ansicht aus, daſs die Ursache des Kalt-
bruchs ein noch unbekanntes Halbmetall sein möchte. Meyer fand
aber, daſs sein vermeintliches Hydrosiderum eine phosphorsaure
Eisenverbindung war.

Seitdem sah man die Phosphorsäure als die Ursache des Kalt-
bruchs an. Rinman schreibt aber noch in seiner Geschichte des
Eisens die Ursache des Kaltbruchs dem Mangel einer dem Eisen
eigentümlichen Säure zu.

Der eigentliche Vorgang der Kohlung des Eisens war Rinman
noch ganz unbekannt, dagegen sind seine Beobachtungen dieser
Erscheinungen, für welche ihm nur der richtige Schlüssel der
Erklärung fehlte, klar und bestimmt. Er erzählt, daſs bei einem
Hochofen im Bergrevier zu Nora, welcher das vortreffliche Asboberger
Erz — eine Art Hämatit — verarbeitete, durch den Fehler eines
Arbeiters einmal so viel Erz aufgegeben worden sei, daſs die Kohlen
es nicht schmelzen konnten und die Stücke in halbrohem Zustande
aus dem Gestell ausgekratzt werden muſsten.


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[501/0515] Chemie des Eisens. Kaltbrüchiges Eisen ist nach Gerhard hart, läſst sich in der Wärme gut bearbeiten und biegen, in der Kälte aber springt es sehr leicht, kann kalt nicht gehämmert werden und hat meist ein hell- glänzendes, mehr blätteriges als sehniges Gewebe. Es rostet nicht so leicht und nimmt eine schöne Politur an. Es eignet sich für alle Gegenstände, die keinen Stoſs auszuhalten haben, auch für dünne Bleche und für Nägel. Zu Guſswaren ist es sehr geeignet, da es dünnflüssig ist und sich gut vergieſst. Für Stahl ist es unbrauchbar. Eine sehr gute Eigenschaft ist seine Schweiſsbarkeit. Es schweiſst leicht und bei geringerer Hitze als andere Eisensorten. Es rostet nicht so rasch und nimmt die magnetische Kraft nicht so gut an wie rotbrüchiges Eisen. Kaltbrüchig waren namentlich die aus Wiesen- und Sumpferzen dargestellten Eisensorten und da man in Norddeutschland früher fast ausschlieſslich diese Erze verschmolz, so stand namentlich das deutsche Eisen in früheren Zeiten im Ruf der Kaltbrüchigkeit. Die Ursache dieses Fehlers blieb viel länger verborgen und beschäftigte viele Chemiker. Brandt nahm eine Beimengung von Arsenik, Wismut oder Spieſsglanz an. Waller und Gerhard behaup- teten, daſs der Mangel brennbarer Teile den Kaltbruch hervorbringe. Cramer schrieb den Kaltbruch der Beimengung einer schlackigen Erde zu; dem widersprach aber der Umstand, daſs sich der Kaltbruch durch Gärben und Schweiſsen nicht verminderte. Bergman und Meyer sprachen zuerst die Ansicht aus, daſs die Ursache des Kalt- bruchs ein noch unbekanntes Halbmetall sein möchte. Meyer fand aber, daſs sein vermeintliches Hydrosiderum eine phosphorsaure Eisenverbindung war. Seitdem sah man die Phosphorsäure als die Ursache des Kalt- bruchs an. Rinman schreibt aber noch in seiner Geschichte des Eisens die Ursache des Kaltbruchs dem Mangel einer dem Eisen eigentümlichen Säure zu. Der eigentliche Vorgang der Kohlung des Eisens war Rinman noch ganz unbekannt, dagegen sind seine Beobachtungen dieser Erscheinungen, für welche ihm nur der richtige Schlüssel der Erklärung fehlte, klar und bestimmt. Er erzählt, daſs bei einem Hochofen im Bergrevier zu Nora, welcher das vortreffliche Asboberger Erz — eine Art Hämatit — verarbeitete, durch den Fehler eines Arbeiters einmal so viel Erz aufgegeben worden sei, daſs die Kohlen es nicht schmelzen konnten und die Stücke in halbrohem Zustande aus dem Gestell ausgekratzt werden muſsten.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/515>, abgerufen am 23.11.2024.