In Deutschland wurden besonders in der Grafschaft Mark Säge- blätter fabriziert und dort zuerst auf Breithämmern vorgeschmiedet. Das Austreiben der Zähne geschah in Deutschland mit einer beweg- lichen Stampfe, welche von dem Meister gegen ein im Amboss befestigtes Gesenk gehalten wurde, während der Gehülfe darauf schlug. Albert in Paris erhielt am 12. Septbr. 1799 ein Patent auf eine Säge ohne Ende mit Handbetrieb, welches aber auch in der Hauptsache nur ein senkrecht stehendes Schneidrad war.
Nach Rinman1) ist das kalte Hämmern bei den Sägeblättern höchst notwendig und wird eine sehr geübte Hand dazu erfordert, um auf einem harten und glatten Amboss mit einem polierten und gut verstählten Hammer recht gleichmässige Schläge zu geben, so dass das Blatt nicht schief oder auf der einen Stelle härter als auf der andern gestreckt wird. Mit solchen dichten und mittelmässig starken Schlägen muss man so lange fortfahren, als das Eisen es, ohne Risse zu bekommen, vertragen kann. Um sich überzeugen zu können, dass die Schläge dicht genug nebeneinander erfolgen, schwärzt man die Blätter an den Stellen, wo sie gehämmert werden sollen, etwas mit Steinkohlen oder Kiendämpfen, so dass man jeden Schlag deutlich sehen und sich von der Gleichförmigkeit überzeugen kann. Ein dünnes Sägeblatt von der Länge einer Elle muss auf diese Art eine solche Springkraft erhalten, dass es sich in einen halben Zirkel biegen lässt und dann sogleich wieder in seine vorige Form zurück- springt. Wenn die Zirkellinie ganz gleichförmig ohne Buchten und Biegungen zum Vorschein kommt, ist das Blatt gleichförmig und gut geschlagen.
Die Kreissägen waren im vorigen Jahrhundert schon bekannt und im Gebrauch, z. B. zu Rewdinsk, 40 Werst von Katharinenburg im Ural, zum Zerschneiden von Eisen.
Jars besuchte ferner auf seiner Reise verschiedene Feilen- fabriken, sowohl in Newcastle als in Sheffield. Die Feilen wurden aus gemeinem Stahl geschmiedet und dann sieben bis acht Stunden in einem Wärmfeuer geglüht und langsam erkalten gelassen, damit sie recht weich wurden. Hierauf wurden sie auf einem Schleifstein poliert. So wurden sie an die Feilenhauer abgeliefert, welche sie in vertiefte Bleiplatten legten und befestigten. Das Hauen geschah mit der Hand mit einem Kaltmeissel. Alle Versuche, mit Maschinen zu hauen, hatten keinen dauernden Erfolg gehabt. Zum Härten bediente
1)Rinman, Geschichte des Eisens, Bd. I, S. 30.
Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
In Deutschland wurden besonders in der Grafschaft Mark Säge- blätter fabriziert und dort zuerst auf Breithämmern vorgeschmiedet. Das Austreiben der Zähne geschah in Deutschland mit einer beweg- lichen Stampfe, welche von dem Meister gegen ein im Amboſs befestigtes Gesenk gehalten wurde, während der Gehülfe darauf schlug. Albert in Paris erhielt am 12. Septbr. 1799 ein Patent auf eine Säge ohne Ende mit Handbetrieb, welches aber auch in der Hauptsache nur ein senkrecht stehendes Schneidrad war.
Nach Rinman1) ist das kalte Hämmern bei den Sägeblättern höchst notwendig und wird eine sehr geübte Hand dazu erfordert, um auf einem harten und glatten Amboſs mit einem polierten und gut verstählten Hammer recht gleichmäſsige Schläge zu geben, so daſs das Blatt nicht schief oder auf der einen Stelle härter als auf der andern gestreckt wird. Mit solchen dichten und mittelmäſsig starken Schlägen muſs man so lange fortfahren, als das Eisen es, ohne Risse zu bekommen, vertragen kann. Um sich überzeugen zu können, daſs die Schläge dicht genug nebeneinander erfolgen, schwärzt man die Blätter an den Stellen, wo sie gehämmert werden sollen, etwas mit Steinkohlen oder Kiendämpfen, so daſs man jeden Schlag deutlich sehen und sich von der Gleichförmigkeit überzeugen kann. Ein dünnes Sägeblatt von der Länge einer Elle muſs auf diese Art eine solche Springkraft erhalten, daſs es sich in einen halben Zirkel biegen läſst und dann sogleich wieder in seine vorige Form zurück- springt. Wenn die Zirkellinie ganz gleichförmig ohne Buchten und Biegungen zum Vorschein kommt, ist das Blatt gleichförmig und gut geschlagen.
Die Kreissägen waren im vorigen Jahrhundert schon bekannt und im Gebrauch, z. B. zu Rewdinsk, 40 Werst von Katharinenburg im Ural, zum Zerschneiden von Eisen.
Jars besuchte ferner auf seiner Reise verschiedene Feilen- fabriken, sowohl in Newcastle als in Sheffield. Die Feilen wurden aus gemeinem Stahl geschmiedet und dann sieben bis acht Stunden in einem Wärmfeuer geglüht und langsam erkalten gelassen, damit sie recht weich wurden. Hierauf wurden sie auf einem Schleifstein poliert. So wurden sie an die Feilenhauer abgeliefert, welche sie in vertiefte Bleiplatten legten und befestigten. Das Hauen geschah mit der Hand mit einem Kaltmeiſsel. Alle Versuche, mit Maschinen zu hauen, hatten keinen dauernden Erfolg gehabt. Zum Härten bediente
1)Rinman, Geschichte des Eisens, Bd. I, S. 30.
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Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
In Deutschland wurden besonders in der Grafschaft Mark Säge-
blätter fabriziert und dort zuerst auf Breithämmern vorgeschmiedet.
Das Austreiben der Zähne geschah in Deutschland mit einer beweg-
lichen Stampfe, welche von dem Meister gegen ein im Amboſs
befestigtes Gesenk gehalten wurde, während der Gehülfe darauf
schlug. Albert in Paris erhielt am 12. Septbr. 1799 ein Patent auf
eine Säge ohne Ende mit Handbetrieb, welches aber auch in der
Hauptsache nur ein senkrecht stehendes Schneidrad war.
Nach Rinman 1) ist das kalte Hämmern bei den Sägeblättern
höchst notwendig und wird eine sehr geübte Hand dazu erfordert,
um auf einem harten und glatten Amboſs mit einem polierten und
gut verstählten Hammer recht gleichmäſsige Schläge zu geben, so
daſs das Blatt nicht schief oder auf der einen Stelle härter als auf
der andern gestreckt wird. Mit solchen dichten und mittelmäſsig
starken Schlägen muſs man so lange fortfahren, als das Eisen es,
ohne Risse zu bekommen, vertragen kann. Um sich überzeugen zu
können, daſs die Schläge dicht genug nebeneinander erfolgen, schwärzt
man die Blätter an den Stellen, wo sie gehämmert werden sollen,
etwas mit Steinkohlen oder Kiendämpfen, so daſs man jeden Schlag
deutlich sehen und sich von der Gleichförmigkeit überzeugen kann.
Ein dünnes Sägeblatt von der Länge einer Elle muſs auf diese Art
eine solche Springkraft erhalten, daſs es sich in einen halben Zirkel
biegen läſst und dann sogleich wieder in seine vorige Form zurück-
springt. Wenn die Zirkellinie ganz gleichförmig ohne Buchten und
Biegungen zum Vorschein kommt, ist das Blatt gleichförmig und gut
geschlagen.
Die Kreissägen waren im vorigen Jahrhundert schon bekannt und
im Gebrauch, z. B. zu Rewdinsk, 40 Werst von Katharinenburg im
Ural, zum Zerschneiden von Eisen.
Jars besuchte ferner auf seiner Reise verschiedene Feilen-
fabriken, sowohl in Newcastle als in Sheffield. Die Feilen wurden
aus gemeinem Stahl geschmiedet und dann sieben bis acht Stunden
in einem Wärmfeuer geglüht und langsam erkalten gelassen, damit
sie recht weich wurden. Hierauf wurden sie auf einem Schleifstein
poliert. So wurden sie an die Feilenhauer abgeliefert, welche sie in
vertiefte Bleiplatten legten und befestigten. Das Hauen geschah
mit der Hand mit einem Kaltmeiſsel. Alle Versuche, mit Maschinen
zu hauen, hatten keinen dauernden Erfolg gehabt. Zum Härten bediente
1) Rinman, Geschichte des Eisens, Bd. I, S. 30.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/491>, abgerufen am 23.11.2024.
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