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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisen- und Stahlveredlung.
werk der Walzen und Schneidescheiben nur zwei Stirnräder und zwei
Trillinge nötig sind. Die Walzen und Scheiben drehen sich ebenso
geschwind wie die Wasserräder, die man entsprechend schneller
laufen lässt.

2. Ein doppeltes Werk, welches man bei niederem Gefälle und
wenn die Räder nur auf eine Seite gelegt werden können, anlegt.
Hier befinden sich die beiden Räder auf derselben Seite und man
braucht für die doppelte Übersetzung vier Kronräder und vier Trillinge.
Infolgedessen gehen dann die Walzen und Scheiben doppelt so rasch
als die Wasserräder.

Man hat auch 3. Anlagen, die mit einem einzigen Wasserrad
mittels Triebrädern oder Krauswalzen gehen; diese hat man als halbe
Werke bezeichnet. Ferner kann man auch ein Walzwerk oder ein
Schneidewerk allein betreiben. Man kann dabei den Walzenstuhl so
einrichten, dass die Walzen weggenommen und statt derselben ein
Schneidewerk eingelegt werden kann, so dass man in demselben
Gestell das Eisen schneiden kann, welches vorher darin gewalzt
wurde, wobei freilich das Eisen erst wieder geglüht werden muss, was
den Betrieb erschwert.

Über Walzwerke haben wir in einem besonderen Kapitel gesprochen.
Vieles dort Gesagte bezieht sich auch auf die Schneidewerke. Das
Gerüst, in welchem die Schneiderollen liefen, war im ganzen dem
Walzengerüste ähnlich; doch zeigte es auch manche Abweichungen.
Während man die Säulen des Gerüstes bei dem Walzwerk meist von
Schmiedeeisen machte, stellte man sie bei dem Schneidewerk, das
weniger Stösse auszuhalten hatte, in der Regel von Gusseisen her.
Diese waren nicht rund, wie bei den Walzwerken, weil man keine
Schrauben zum Verstellen nötig hatte, da die Schneiderollen nicht
verstellt zu werden brauchten, sondern sie waren winkelig und bildeten
Rahmen, welche durch Zugstangen und einen sogenannten Deckring i i.
Fig. 117 (a. f. S.), verbunden waren. Fig. 118 u. Fig. 119 (a. f. S.) zeigen
einen solchen Rahmen b b, c c von der flachen und von der schmalen
Seite, welcher in den Schneideblock a eingelassen ist. Die Holzlager
zwischen den Rahmen werden durch Keile in ihrer Lage gehalten. Die
Schneiderolle, "das Gebinde", ist zusammengesetzt aus grösseren
Schneidescheiben, welche durch kleinere Zwischenscheiben voneinander
getrennt und im richtigen Abstand gehalten werden. Aussen befinden
sich auf beiden Seiten Leitscheiben, welche zur Verstärkung durch
Aussenscheiben gehalten werden. Das ganze "Gebinde" wurde durch
vier durchgehende Schrauben zusammengehalten. Die Schneide-

Beck, Geschichte des Eisens. 29

Eisen- und Stahlveredlung.
werk der Walzen und Schneidescheiben nur zwei Stirnräder und zwei
Trillinge nötig sind. Die Walzen und Scheiben drehen sich ebenso
geschwind wie die Wasserräder, die man entsprechend schneller
laufen läſst.

2. Ein doppeltes Werk, welches man bei niederem Gefälle und
wenn die Räder nur auf eine Seite gelegt werden können, anlegt.
Hier befinden sich die beiden Räder auf derselben Seite und man
braucht für die doppelte Übersetzung vier Kronräder und vier Trillinge.
Infolgedessen gehen dann die Walzen und Scheiben doppelt so rasch
als die Wasserräder.

Man hat auch 3. Anlagen, die mit einem einzigen Wasserrad
mittels Triebrädern oder Krauswalzen gehen; diese hat man als halbe
Werke bezeichnet. Ferner kann man auch ein Walzwerk oder ein
Schneidewerk allein betreiben. Man kann dabei den Walzenstuhl so
einrichten, daſs die Walzen weggenommen und statt derselben ein
Schneidewerk eingelegt werden kann, so daſs man in demselben
Gestell das Eisen schneiden kann, welches vorher darin gewalzt
wurde, wobei freilich das Eisen erst wieder geglüht werden muſs, was
den Betrieb erschwert.

Über Walzwerke haben wir in einem besonderen Kapitel gesprochen.
Vieles dort Gesagte bezieht sich auch auf die Schneidewerke. Das
Gerüst, in welchem die Schneiderollen liefen, war im ganzen dem
Walzengerüste ähnlich; doch zeigte es auch manche Abweichungen.
Während man die Säulen des Gerüstes bei dem Walzwerk meist von
Schmiedeeisen machte, stellte man sie bei dem Schneidewerk, das
weniger Stöſse auszuhalten hatte, in der Regel von Guſseisen her.
Diese waren nicht rund, wie bei den Walzwerken, weil man keine
Schrauben zum Verstellen nötig hatte, da die Schneiderollen nicht
verstellt zu werden brauchten, sondern sie waren winkelig und bildeten
Rahmen, welche durch Zugstangen und einen sogenannten Deckring i i.
Fig. 117 (a. f. S.), verbunden waren. Fig. 118 u. Fig. 119 (a. f. S.) zeigen
einen solchen Rahmen b b, c c von der flachen und von der schmalen
Seite, welcher in den Schneideblock a eingelassen ist. Die Holzlager
zwischen den Rahmen werden durch Keile in ihrer Lage gehalten. Die
Schneiderolle, „das Gebinde“, ist zusammengesetzt aus gröſseren
Schneidescheiben, welche durch kleinere Zwischenscheiben voneinander
getrennt und im richtigen Abstand gehalten werden. Auſsen befinden
sich auf beiden Seiten Leitscheiben, welche zur Verstärkung durch
Auſsenscheiben gehalten werden. Das ganze „Gebinde“ wurde durch
vier durchgehende Schrauben zusammengehalten. Die Schneide-

Beck, Geschichte des Eisens. 29
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[449/0463] Eisen- und Stahlveredlung. werk der Walzen und Schneidescheiben nur zwei Stirnräder und zwei Trillinge nötig sind. Die Walzen und Scheiben drehen sich ebenso geschwind wie die Wasserräder, die man entsprechend schneller laufen läſst. 2. Ein doppeltes Werk, welches man bei niederem Gefälle und wenn die Räder nur auf eine Seite gelegt werden können, anlegt. Hier befinden sich die beiden Räder auf derselben Seite und man braucht für die doppelte Übersetzung vier Kronräder und vier Trillinge. Infolgedessen gehen dann die Walzen und Scheiben doppelt so rasch als die Wasserräder. Man hat auch 3. Anlagen, die mit einem einzigen Wasserrad mittels Triebrädern oder Krauswalzen gehen; diese hat man als halbe Werke bezeichnet. Ferner kann man auch ein Walzwerk oder ein Schneidewerk allein betreiben. Man kann dabei den Walzenstuhl so einrichten, daſs die Walzen weggenommen und statt derselben ein Schneidewerk eingelegt werden kann, so daſs man in demselben Gestell das Eisen schneiden kann, welches vorher darin gewalzt wurde, wobei freilich das Eisen erst wieder geglüht werden muſs, was den Betrieb erschwert. Über Walzwerke haben wir in einem besonderen Kapitel gesprochen. Vieles dort Gesagte bezieht sich auch auf die Schneidewerke. Das Gerüst, in welchem die Schneiderollen liefen, war im ganzen dem Walzengerüste ähnlich; doch zeigte es auch manche Abweichungen. Während man die Säulen des Gerüstes bei dem Walzwerk meist von Schmiedeeisen machte, stellte man sie bei dem Schneidewerk, das weniger Stöſse auszuhalten hatte, in der Regel von Guſseisen her. Diese waren nicht rund, wie bei den Walzwerken, weil man keine Schrauben zum Verstellen nötig hatte, da die Schneiderollen nicht verstellt zu werden brauchten, sondern sie waren winkelig und bildeten Rahmen, welche durch Zugstangen und einen sogenannten Deckring i i. Fig. 117 (a. f. S.), verbunden waren. Fig. 118 u. Fig. 119 (a. f. S.) zeigen einen solchen Rahmen b b, c c von der flachen und von der schmalen Seite, welcher in den Schneideblock a eingelassen ist. Die Holzlager zwischen den Rahmen werden durch Keile in ihrer Lage gehalten. Die Schneiderolle, „das Gebinde“, ist zusammengesetzt aus gröſseren Schneidescheiben, welche durch kleinere Zwischenscheiben voneinander getrennt und im richtigen Abstand gehalten werden. Auſsen befinden sich auf beiden Seiten Leitscheiben, welche zur Verstärkung durch Auſsenscheiben gehalten werden. Das ganze „Gebinde“ wurde durch vier durchgehende Schrauben zusammengehalten. Die Schneide- Beck, Geschichte des Eisens. 29

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/463>, abgerufen am 23.11.2024.