der Arbeit, und ob und wieviel Lech von der vorigen Arbeit er zu- setzen musste. Je heisser das Rohstahleisen geblasen war, je weniger Zusatz brauchte es, je frischer, also je ärmer an Kohlenstoff, je mehr. Der Lechzusatz hatte also den Zweck, das Garen zu verlangsamen, indem er das Eisen vor der unmittelbaren Einwirkung des Windes schützte. Der raschere oder langsamere Verlauf des Prozesses und danach der Zuschlag von Lech war auch davon abhängig, ob das Feuer selbst kalt oder warm lag. Ein kaltes Feuer verlangte mehr Fluss, ebenso auch nachdem ein neuer Herdstein gelegt war. War der Lech in dünnem Fluss, was der Stahlschmied am Ansatz am Rengel erkannte, so verstärkte er das Gebläse, "der Wind musste durchblasen". Man liess die Bälge mehrere Minuten rasch wech- seln, wodurch auch das Eisen sich völlig verflüssigte, was man an dem Anlegen desselben, dem "Beschuhen des Rengels", beobachten konnte. Dann liess man die Bälge wieder langsam gehen. Die Masse fuhr aber fort zu steigen und es liess sich ein wirkliches Aufkochen des Eisens im Herd bemerken.
Nach dem Einschmelzen begann das Garmachen. Dies konnte ohne Zusatz nur durch den Wind geschehen, wurde aber beschleunigt durch den Zusatz von "Flisching" und altem Schmiedeeisen. Die Menge dieser Zusätze richtete sich nach der Natur des Rohstahleisens. Auch hierfür war der Rengel der Massstab des Stahlschmieds.
Je weniger Zusatz von Lech das Rohstahleisen erforderte, je mehr Flisching verlangte es beim Garen. Ging das Schmelzen zu heiss, d. h. floss das Rohstahleisen dünn, so half man durch Zusatz von altem Schmiedeeisen. Dem Schmied war es lieb, wenn er viel Zusatz geben konnte, weil er auf Gewicht arbeitete. Auch wenn das Roh- stahleisen unrein war und wegen des vielen Lechs keine Scheidung erfolgte, setzte er altes Eisen zu, indem er gleichzeitig einen Teil der Schlacken abstach.
Sobald die Kennzeichen der Gare sich zu zeigen begannen, blies man langsamer und setzte kein Flisching mehr zu. Das wichtigste Kennzeichen war das Ansetzen von Eisenkörnern an den Rengel. Anfangs waren diese Körner von Erbsendicke, aber ganz vereinzelt, mit fortschreitender Gare wurden sie dünner und häufiger, bis zuletzt das gare Eisen einen gleichmässigen dünnen Überzug bildete. Quantz vergleicht diesen Teil des Prozesses treffend mit dem Buttermachen. Die anfangs getrennten Stahlkörner vereinigen sich allmählich im Herd zu einer Luppe oder dem "Schrey". Die Arbeit ist beendet, wenn der Schrey sich zu einer harten Masse verdichtet hat. Der flüssige
Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
der Arbeit, und ob und wieviel Lech von der vorigen Arbeit er zu- setzen muſste. Je heiſser das Rohstahleisen geblasen war, je weniger Zusatz brauchte es, je frischer, also je ärmer an Kohlenstoff, je mehr. Der Lechzusatz hatte also den Zweck, das Garen zu verlangsamen, indem er das Eisen vor der unmittelbaren Einwirkung des Windes schützte. Der raschere oder langsamere Verlauf des Prozesses und danach der Zuschlag von Lech war auch davon abhängig, ob das Feuer selbst kalt oder warm lag. Ein kaltes Feuer verlangte mehr Fluſs, ebenso auch nachdem ein neuer Herdstein gelegt war. War der Lech in dünnem Fluſs, was der Stahlschmied am Ansatz am Rengel erkannte, so verstärkte er das Gebläse, „der Wind muſste durchblasen“. Man lieſs die Bälge mehrere Minuten rasch wech- seln, wodurch auch das Eisen sich völlig verflüssigte, was man an dem Anlegen desselben, dem „Beschuhen des Rengels“, beobachten konnte. Dann lieſs man die Bälge wieder langsam gehen. Die Masse fuhr aber fort zu steigen und es lieſs sich ein wirkliches Aufkochen des Eisens im Herd bemerken.
Nach dem Einschmelzen begann das Garmachen. Dies konnte ohne Zusatz nur durch den Wind geschehen, wurde aber beschleunigt durch den Zusatz von „Flisching“ und altem Schmiedeeisen. Die Menge dieser Zusätze richtete sich nach der Natur des Rohstahleisens. Auch hierfür war der Rengel der Maſsstab des Stahlschmieds.
Je weniger Zusatz von Lech das Rohstahleisen erforderte, je mehr Flisching verlangte es beim Garen. Ging das Schmelzen zu heiſs, d. h. floſs das Rohstahleisen dünn, so half man durch Zusatz von altem Schmiedeeisen. Dem Schmied war es lieb, wenn er viel Zusatz geben konnte, weil er auf Gewicht arbeitete. Auch wenn das Roh- stahleisen unrein war und wegen des vielen Lechs keine Scheidung erfolgte, setzte er altes Eisen zu, indem er gleichzeitig einen Teil der Schlacken abstach.
Sobald die Kennzeichen der Gare sich zu zeigen begannen, blies man langsamer und setzte kein Flisching mehr zu. Das wichtigste Kennzeichen war das Ansetzen von Eisenkörnern an den Rengel. Anfangs waren diese Körner von Erbsendicke, aber ganz vereinzelt, mit fortschreitender Gare wurden sie dünner und häufiger, bis zuletzt das gare Eisen einen gleichmäſsigen dünnen Überzug bildete. Quantz vergleicht diesen Teil des Prozesses treffend mit dem Buttermachen. Die anfangs getrennten Stahlkörner vereinigen sich allmählich im Herd zu einer Luppe oder dem „Schrey“. Die Arbeit ist beendet, wenn der Schrey sich zu einer harten Masse verdichtet hat. Der flüssige
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Stahlfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
der Arbeit, und ob und wieviel Lech von der vorigen Arbeit er zu-
setzen muſste. Je heiſser das Rohstahleisen geblasen war, je weniger
Zusatz brauchte es, je frischer, also je ärmer an Kohlenstoff, je mehr.
Der Lechzusatz hatte also den Zweck, das Garen zu verlangsamen,
indem er das Eisen vor der unmittelbaren Einwirkung des Windes
schützte. Der raschere oder langsamere Verlauf des Prozesses und
danach der Zuschlag von Lech war auch davon abhängig, ob das
Feuer selbst kalt oder warm lag. Ein kaltes Feuer verlangte mehr
Fluſs, ebenso auch nachdem ein neuer Herdstein gelegt war. War
der Lech in dünnem Fluſs, was der Stahlschmied am Ansatz am
Rengel erkannte, so verstärkte er das Gebläse, „der Wind muſste
durchblasen“. Man lieſs die Bälge mehrere Minuten rasch wech-
seln, wodurch auch das Eisen sich völlig verflüssigte, was man an
dem Anlegen desselben, dem „Beschuhen des Rengels“, beobachten
konnte. Dann lieſs man die Bälge wieder langsam gehen. Die Masse
fuhr aber fort zu steigen und es lieſs sich ein wirkliches Aufkochen
des Eisens im Herd bemerken.
Nach dem Einschmelzen begann das Garmachen. Dies konnte
ohne Zusatz nur durch den Wind geschehen, wurde aber beschleunigt
durch den Zusatz von „Flisching“ und altem Schmiedeeisen. Die
Menge dieser Zusätze richtete sich nach der Natur des Rohstahleisens.
Auch hierfür war der Rengel der Maſsstab des Stahlschmieds.
Je weniger Zusatz von Lech das Rohstahleisen erforderte, je mehr
Flisching verlangte es beim Garen. Ging das Schmelzen zu heiſs,
d. h. floſs das Rohstahleisen dünn, so half man durch Zusatz von
altem Schmiedeeisen. Dem Schmied war es lieb, wenn er viel Zusatz
geben konnte, weil er auf Gewicht arbeitete. Auch wenn das Roh-
stahleisen unrein war und wegen des vielen Lechs keine Scheidung
erfolgte, setzte er altes Eisen zu, indem er gleichzeitig einen Teil der
Schlacken abstach.
Sobald die Kennzeichen der Gare sich zu zeigen begannen, blies
man langsamer und setzte kein Flisching mehr zu. Das wichtigste
Kennzeichen war das Ansetzen von Eisenkörnern an den Rengel.
Anfangs waren diese Körner von Erbsendicke, aber ganz vereinzelt,
mit fortschreitender Gare wurden sie dünner und häufiger, bis zuletzt
das gare Eisen einen gleichmäſsigen dünnen Überzug bildete. Quantz
vergleicht diesen Teil des Prozesses treffend mit dem Buttermachen.
Die anfangs getrennten Stahlkörner vereinigen sich allmählich im
Herd zu einer Luppe oder dem „Schrey“. Die Arbeit ist beendet,
wenn der Schrey sich zu einer harten Masse verdichtet hat. Der flüssige
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/438>, abgerufen am 23.11.2024.
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