Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
schiefliegenden Flächen eingeschlossen war. Hinter einer dieser Mauern waren zwei Blasebälge angebracht, deren Düsen in einer Form lagen, welche in den Kanal mündeten. Um nun in diesem Ofen das Floss- eisen zu braten, füllte man an der Seite des Gebläses den Kanal mit Kohlen, bedeckte den Kanal mit Flossenstücken, die man auf die flache Seite legte, schüttete Kohlen darauf und gab alsdann 40 Ctr. Floss in Stücken von verschiedener Grösse auf. Man setzte diese Stücke auf die hohe Kante in der Länge des Ofens dicht aneinander, bedeckte alles mit Kohlen und streute feine Stübbe darüber, damit die Hitze mehr beisammen blieb. Alsdann zündete man Feuer an und liess die Bälge sehr langsam angehen, damit die Hitze nicht zu stark wurde und der Floss schmolz. Man bezweckte nur eine Röstung, welche 14 bis 15 Stunden dauerte, in welcher Zeit, sobald es nötig war, frische Kohlen aufgegeben wurden. Zuweilen begannen einige
[Abbildung]
Fig. 110.
Stücke zu schmel- zen, aber der grösste Teil backte nur zu- sammen und das Eisen, das vorher spröde wie Glas war und zersprang, wenn es hinfiel, er- hielt durch diese Rö- stung schon einige Geschmeidigkeit. Es zerbrach nur mit Mühe und auf dem Bruch bemerkte man Teile, die sich hin- und herbiegen liessen. Ein Abgang war bei dieser Arbeit nicht wahrzunehmen.
Die gebratenen Flossenstücke wurden nun in den Frisch- oder Zerennherd (Fig. 109 und 110) eingesetzt. Nach Jars Angabe hatte der Herd eisernen Frischboden und Schlackenplatte. Letztere war immer von Eisen, während der Frischboden öfter auch aus einer Steinplatte oder aus Ziegelmauerwerk hergestellt war. Der Herd war (nach Tunner) 30 Zoll (0,790 m) lang, 27 Zoll (0,710 m) breit und 15 bis 18 Zoll (0,395 bis 0,474 m) tief. Die Form, die etwa 250 Quadrat- linien in der Mündung hatte, war 1/4 Zoll unterfeilt, lag 6 Zoll über und hatte 10 bis 12 Grad Neigung. Die Entfernung des Formmittels von der Wolfsmauer betrug 12 Zoll (0,316 m), vom Sinterblech 15 Zoll. Der Einsatz betrug etwa 2 Centner auf den Dachel (die Luppe).
Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
schiefliegenden Flächen eingeschlossen war. Hinter einer dieser Mauern waren zwei Blasebälge angebracht, deren Düsen in einer Form lagen, welche in den Kanal mündeten. Um nun in diesem Ofen das Floſs- eisen zu braten, füllte man an der Seite des Gebläses den Kanal mit Kohlen, bedeckte den Kanal mit Flossenstücken, die man auf die flache Seite legte, schüttete Kohlen darauf und gab alsdann 40 Ctr. Floſs in Stücken von verschiedener Gröſse auf. Man setzte diese Stücke auf die hohe Kante in der Länge des Ofens dicht aneinander, bedeckte alles mit Kohlen und streute feine Stübbe darüber, damit die Hitze mehr beisammen blieb. Alsdann zündete man Feuer an und lieſs die Bälge sehr langsam angehen, damit die Hitze nicht zu stark wurde und der Floſs schmolz. Man bezweckte nur eine Röstung, welche 14 bis 15 Stunden dauerte, in welcher Zeit, sobald es nötig war, frische Kohlen aufgegeben wurden. Zuweilen begannen einige
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Fig. 110.
Stücke zu schmel- zen, aber der gröſste Teil backte nur zu- sammen und das Eisen, das vorher spröde wie Glas war und zersprang, wenn es hinfiel, er- hielt durch diese Rö- stung schon einige Geschmeidigkeit. Es zerbrach nur mit Mühe und auf dem Bruch bemerkte man Teile, die sich hin- und herbiegen lieſsen. Ein Abgang war bei dieser Arbeit nicht wahrzunehmen.
Die gebratenen Flossenstücke wurden nun in den Frisch- oder Zerennherd (Fig. 109 und 110) eingesetzt. Nach Jars Angabe hatte der Herd eisernen Frischboden und Schlackenplatte. Letztere war immer von Eisen, während der Frischboden öfter auch aus einer Steinplatte oder aus Ziegelmauerwerk hergestellt war. Der Herd war (nach Tunner) 30 Zoll (0,790 m) lang, 27 Zoll (0,710 m) breit und 15 bis 18 Zoll (0,395 bis 0,474 m) tief. Die Form, die etwa 250 Quadrat- linien in der Mündung hatte, war ¼ Zoll unterfeilt, lag 6 Zoll über und hatte 10 bis 12 Grad Neigung. Die Entfernung des Formmittels von der Wolfsmauer betrug 12 Zoll (0,316 m), vom Sinterblech 15 Zoll. Der Einsatz betrug etwa 2 Centner auf den Dachel (die Luppe).
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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
schiefliegenden Flächen eingeschlossen war. Hinter einer dieser Mauern
waren zwei Blasebälge angebracht, deren Düsen in einer Form lagen,
welche in den Kanal mündeten. Um nun in diesem Ofen das Floſs-
eisen zu braten, füllte man an der Seite des Gebläses den Kanal mit
Kohlen, bedeckte den Kanal mit Flossenstücken, die man auf die
flache Seite legte, schüttete Kohlen darauf und gab alsdann 40 Ctr.
Floſs in Stücken von verschiedener Gröſse auf. Man setzte diese
Stücke auf die hohe Kante in der Länge des Ofens dicht aneinander,
bedeckte alles mit Kohlen und streute feine Stübbe darüber, damit
die Hitze mehr beisammen blieb. Alsdann zündete man Feuer an
und lieſs die Bälge sehr langsam angehen, damit die Hitze nicht zu
stark wurde und der Floſs schmolz. Man bezweckte nur eine Röstung,
welche 14 bis 15 Stunden dauerte, in welcher Zeit, sobald es nötig
war, frische Kohlen aufgegeben wurden. Zuweilen begannen einige
[Abbildung Fig. 110.]
Stücke zu schmel-
zen, aber der gröſste
Teil backte nur zu-
sammen und das
Eisen, das vorher
spröde wie Glas
war und zersprang,
wenn es hinfiel, er-
hielt durch diese Rö-
stung schon einige
Geschmeidigkeit.
Es zerbrach nur mit Mühe und auf dem Bruch bemerkte man Teile,
die sich hin- und herbiegen lieſsen. Ein Abgang war bei dieser Arbeit
nicht wahrzunehmen.
Die gebratenen Flossenstücke wurden nun in den Frisch- oder
Zerennherd (Fig. 109 und 110) eingesetzt. Nach Jars Angabe hatte
der Herd eisernen Frischboden und Schlackenplatte. Letztere war
immer von Eisen, während der Frischboden öfter auch aus einer
Steinplatte oder aus Ziegelmauerwerk hergestellt war. Der Herd war
(nach Tunner) 30 Zoll (0,790 m) lang, 27 Zoll (0,710 m) breit und
15 bis 18 Zoll (0,395 bis 0,474 m) tief. Die Form, die etwa 250 Quadrat-
linien in der Mündung hatte, war ¼ Zoll unterfeilt, lag 6 Zoll über
und hatte 10 bis 12 Grad Neigung. Die Entfernung des Formmittels
von der Wolfsmauer betrug 12 Zoll (0,316 m), vom Sinterblech
15 Zoll. Der Einsatz betrug etwa 2 Centner auf den Dachel (die
Luppe).
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/403>, abgerufen am 23.11.2024.
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