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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Hochöfen in Schweden.
deutschen und französischen Öfen. Die Schweden legten besonderen
Wert auf eine weite Gicht, angeblich um zu vermeiden, dass die Hitze
sich zu sehr in die Höhe ziehe und die Erze im Schacht schon an-
fingen zu schmelzen, ehe sie reduziert seien. Es war dies jedenfalls
eine Erfahrung, die sie an ihren Magneteisensteinen gemacht hatten.
Das Gestell bis zum Bauch war aus Sandsteinen, der Schacht aus
Formsteinen 1) gebaut. Der Wind wurde mittels Holzblasebälgen er-
zeugt und durch eine Form in den Ofen geleitet. Man stach unge-
fähr alle neun Stunden ab und liess das flüssige Eisen in mehrere
Gänze, damit diese nicht zu schwer wurden, auslaufen. Die Öfen
pflegten 20 bis 25 Wochen im Jahr zu gehen und blies man ge-
wöhnlich am Anfang des Jahres an und Ende Mai oder Mitte Juni
aus. Im Jahre 1758 gab es 48 Hochöfen in Wärmeland und Dahl
und 15 zu Danemora. Die ersteren 48 schmolzen 75611 Schiffs-
pfund (12100 Tons), entsprechend einer durchschnittlichen Tages-
produktion von 1650 kg. Auf dem Grillischen Hochofen zu Söderfors
in Roslagen war der Schacht, wie auch das obere Rauhgemäuer, aus
Schlackenziegeln statt aus Formsteinen, was Jars als einen grossen
Vorteil bezeichnet. Es ist dies eine sehr frühe und sehr merkwürdige
Verwendung der Schlacken.

Die Herstellung dieser Steine geschah auf folgende Art. Man liess
die Schlacken, so wie sie aus dem Hochofen kamen, in eine Form
laufen, welche aus einer gegossenen eisernen Platte, welche die Grösse
der zu machenden Ziegel hatte und aus zwei gegossenen Seitenstücken,
deren jedes einen rechten Winkel bildete, hergestellt war. Diese zu-
sammengesetzte Form wurde wagerecht auf Sand vor die Öffnung des
Ofens hingestellt. Nachdem man allerhand Abfälle von Schlacken vom
vorigen Guss hineingeworfen hatte, liess man die sehr flüssige, hitzige
Schlacke darüberlaufen. War die Form voll, so schloss man den
Schlackenstich und legte auf die Form eine Gussplatte, welche die
Oberfläche eben machte und das Überlaufen verhinderte. Sobald alles
geronnen war, wurde die Form ringsum mit etwas Wasser bespritzt,
der Deckel entfernt, eins der rechtwinkeligen, dreieckigen Seitenstücke
weggenommen und der Ziegel herausgenommen. Die Steine wurden
an einem warmen Orte zum allmählichen Erkalten aufgesetzt, weil
sie bei raschem Erkalten sprangen. Diese Ziegel wurden nicht nur
zur Erbauung der Öfen, sondern auch zum Bau von Mauern gebraucht.
Sie waren zwar etwas schwer, aber durch ihre gute Auflagerung
gaben sie sehr feste, dauerhafte Mauern.


1) Künstliche, aus feuerfestem Thon gebrannte Steine.

Die Hochöfen in Schweden.
deutschen und französischen Öfen. Die Schweden legten besonderen
Wert auf eine weite Gicht, angeblich um zu vermeiden, daſs die Hitze
sich zu sehr in die Höhe ziehe und die Erze im Schacht schon an-
fingen zu schmelzen, ehe sie reduziert seien. Es war dies jedenfalls
eine Erfahrung, die sie an ihren Magneteisensteinen gemacht hatten.
Das Gestell bis zum Bauch war aus Sandsteinen, der Schacht aus
Formsteinen 1) gebaut. Der Wind wurde mittels Holzblasebälgen er-
zeugt und durch eine Form in den Ofen geleitet. Man stach unge-
fähr alle neun Stunden ab und lieſs das flüssige Eisen in mehrere
Gänze, damit diese nicht zu schwer wurden, auslaufen. Die Öfen
pflegten 20 bis 25 Wochen im Jahr zu gehen und blies man ge-
wöhnlich am Anfang des Jahres an und Ende Mai oder Mitte Juni
aus. Im Jahre 1758 gab es 48 Hochöfen in Wärmeland und Dahl
und 15 zu Danemora. Die ersteren 48 schmolzen 75611 Schiffs-
pfund (12100 Tons), entsprechend einer durchschnittlichen Tages-
produktion von 1650 kg. Auf dem Grillischen Hochofen zu Söderfors
in Roslagen war der Schacht, wie auch das obere Rauhgemäuer, aus
Schlackenziegeln statt aus Formsteinen, was Jars als einen groſsen
Vorteil bezeichnet. Es ist dies eine sehr frühe und sehr merkwürdige
Verwendung der Schlacken.

Die Herstellung dieser Steine geschah auf folgende Art. Man lieſs
die Schlacken, so wie sie aus dem Hochofen kamen, in eine Form
laufen, welche aus einer gegossenen eisernen Platte, welche die Gröſse
der zu machenden Ziegel hatte und aus zwei gegossenen Seitenstücken,
deren jedes einen rechten Winkel bildete, hergestellt war. Diese zu-
sammengesetzte Form wurde wagerecht auf Sand vor die Öffnung des
Ofens hingestellt. Nachdem man allerhand Abfälle von Schlacken vom
vorigen Guſs hineingeworfen hatte, lieſs man die sehr flüssige, hitzige
Schlacke darüberlaufen. War die Form voll, so schloſs man den
Schlackenstich und legte auf die Form eine Guſsplatte, welche die
Oberfläche eben machte und das Überlaufen verhinderte. Sobald alles
geronnen war, wurde die Form ringsum mit etwas Wasser bespritzt,
der Deckel entfernt, eins der rechtwinkeligen, dreieckigen Seitenstücke
weggenommen und der Ziegel herausgenommen. Die Steine wurden
an einem warmen Orte zum allmählichen Erkalten aufgesetzt, weil
sie bei raschem Erkalten sprangen. Diese Ziegel wurden nicht nur
zur Erbauung der Öfen, sondern auch zum Bau von Mauern gebraucht.
Sie waren zwar etwas schwer, aber durch ihre gute Auflagerung
gaben sie sehr feste, dauerhafte Mauern.


1) Künstliche, aus feuerfestem Thon gebrannte Steine.
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[357/0371] Die Hochöfen in Schweden. deutschen und französischen Öfen. Die Schweden legten besonderen Wert auf eine weite Gicht, angeblich um zu vermeiden, daſs die Hitze sich zu sehr in die Höhe ziehe und die Erze im Schacht schon an- fingen zu schmelzen, ehe sie reduziert seien. Es war dies jedenfalls eine Erfahrung, die sie an ihren Magneteisensteinen gemacht hatten. Das Gestell bis zum Bauch war aus Sandsteinen, der Schacht aus Formsteinen 1) gebaut. Der Wind wurde mittels Holzblasebälgen er- zeugt und durch eine Form in den Ofen geleitet. Man stach unge- fähr alle neun Stunden ab und lieſs das flüssige Eisen in mehrere Gänze, damit diese nicht zu schwer wurden, auslaufen. Die Öfen pflegten 20 bis 25 Wochen im Jahr zu gehen und blies man ge- wöhnlich am Anfang des Jahres an und Ende Mai oder Mitte Juni aus. Im Jahre 1758 gab es 48 Hochöfen in Wärmeland und Dahl und 15 zu Danemora. Die ersteren 48 schmolzen 75611 Schiffs- pfund (12100 Tons), entsprechend einer durchschnittlichen Tages- produktion von 1650 kg. Auf dem Grillischen Hochofen zu Söderfors in Roslagen war der Schacht, wie auch das obere Rauhgemäuer, aus Schlackenziegeln statt aus Formsteinen, was Jars als einen groſsen Vorteil bezeichnet. Es ist dies eine sehr frühe und sehr merkwürdige Verwendung der Schlacken. Die Herstellung dieser Steine geschah auf folgende Art. Man lieſs die Schlacken, so wie sie aus dem Hochofen kamen, in eine Form laufen, welche aus einer gegossenen eisernen Platte, welche die Gröſse der zu machenden Ziegel hatte und aus zwei gegossenen Seitenstücken, deren jedes einen rechten Winkel bildete, hergestellt war. Diese zu- sammengesetzte Form wurde wagerecht auf Sand vor die Öffnung des Ofens hingestellt. Nachdem man allerhand Abfälle von Schlacken vom vorigen Guſs hineingeworfen hatte, lieſs man die sehr flüssige, hitzige Schlacke darüberlaufen. War die Form voll, so schloſs man den Schlackenstich und legte auf die Form eine Guſsplatte, welche die Oberfläche eben machte und das Überlaufen verhinderte. Sobald alles geronnen war, wurde die Form ringsum mit etwas Wasser bespritzt, der Deckel entfernt, eins der rechtwinkeligen, dreieckigen Seitenstücke weggenommen und der Ziegel herausgenommen. Die Steine wurden an einem warmen Orte zum allmählichen Erkalten aufgesetzt, weil sie bei raschem Erkalten sprangen. Diese Ziegel wurden nicht nur zur Erbauung der Öfen, sondern auch zum Bau von Mauern gebraucht. Sie waren zwar etwas schwer, aber durch ihre gute Auflagerung gaben sie sehr feste, dauerhafte Mauern. 1) Künstliche, aus feuerfestem Thon gebrannte Steine.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/371>, abgerufen am 23.11.2024.