Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
einen Hochofen zu Johann-Georgenstadt im sächsischen Erz- gebirge näher. Fig. 76 u. 77 (a. v. S.) geben die Gestalt desselben nach der ziemlich mangelhaften Zeichnung 1). Nach dem beigefügten Massstabe wäre der Ofen 21 Fuss (6,822 m) hoch gewesen. Bodenstein und Gestell waren aus grossen zugehauenen Quadern von Zwickauer Sandstein aufgeführt. Die Form lag 15 bis 16 Zoll (0,406 bis 0,423 m) vom Bodenstein und 4 Zoll (0,108 m) über dem Rande des Wellsteins, folglich war der Vorherd 1 Fuss (0,325 m) tief. Er stand nur 9 bis 10 Zoll (0,244 bis 0,271 m) von dem Tiegelstein vor.
Die Breite des Gestelles von der Formseite nach der Windseite betrug 15 bis 16 Zoll (0,406 bis 0,433 m), die Länge 3 Fuss (0,975 m). Das Gestell behält diese Masse bis auf eine Höhe von 3 Fuss 6 Zoll (1,037 m) vom Bodenstein an gerechnet bei, von da erweitert er sich bis auf eine Höhe von 3 Fuss 2), wobei der viereckige Querschnitt in einen zirkelförmigen übergeht, der im Kohlensack 5 Fuss 2 Zoll (1,689 m) Weite hat. Von da zieht er sich bis zur Gicht, die ebenfalls zirkel- förmig ist und 27 Zoll (0,731 m) Durchmesser hat, wieder zusammen. Die Erze, die zur Verhüttung kamen, waren grösstenteils Blutstein und Glaskopf aus dem grossen Eisenbergwerk "Hülfe Gottes Irrgang", welche 13 Hochöfen in der Nachbarschaft mit Erz versah.
Bei jeder Gicht wurden 8 Schwiegen Kohlen, hierauf 7 Kübel Möller, deren jeder ungefähr 60 Pfund wog, gesetzt. In 24 Stunden wurde 16- bis 17 mal aufgegeben und zweimal in Gänzen abgestochen. Jede Ganz wog 9 bis 91/2 Centner. Die Tagesproduktion betrug also etwa eine Tonne (1000 kg).
Von dem Bau der Hochöfen im Harz macht Jars keine näheren Angaben; wir erfahren nur, dass der Hochofen auf der Königshütte 21 Pariser oder 24 Harzer Fuss (6,822 m) hoch war, während der Ofen zu Rübeland sogar 28 Fuss (7,980 m) Höhe hatte. Man fing also auch in Deutschland an, die Öfen höher zu bauen.
Genauere Angaben über einen Hochofen zu Baruth in der heutigen Provinz Brandenburg verdanken wir dem Besitzer desselben, dem Grafen Johann Christian zu Solms-Baruth, welcher sich theoretisch und praktisch mit dem Eisenhüttenwesen vertraut gemacht und eine aus- führliche Abhandlung über die Eisenhüttenwerke zu Baruth geschrieben hat. Graf Solms-Baruth stellte dieselbe Herrn v. Justi zur Verfügung,
1) Wir teilen diese in vielen Einzelheiten ungenügende Zeichnung haupt- sächlich deshalb mit, weil es die älteste Abbildung eines deutschen Hochofens ist.
2) In der Zeichnung ist die Rast nur einen Fuss hoch, was jedenfalls nicht richtig ist.
Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
einen Hochofen zu Johann-Georgenstadt im sächsischen Erz- gebirge näher. Fig. 76 u. 77 (a. v. S.) geben die Gestalt desſelben nach der ziemlich mangelhaften Zeichnung 1). Nach dem beigefügten Maſsstabe wäre der Ofen 21 Fuſs (6,822 m) hoch gewesen. Bodenstein und Gestell waren aus groſsen zugehauenen Quadern von Zwickauer Sandstein aufgeführt. Die Form lag 15 bis 16 Zoll (0,406 bis 0,423 m) vom Bodenstein und 4 Zoll (0,108 m) über dem Rande des Wellsteins, folglich war der Vorherd 1 Fuſs (0,325 m) tief. Er stand nur 9 bis 10 Zoll (0,244 bis 0,271 m) von dem Tiegelstein vor.
Die Breite des Gestelles von der Formseite nach der Windseite betrug 15 bis 16 Zoll (0,406 bis 0,433 m), die Länge 3 Fuſs (0,975 m). Das Gestell behält diese Maſse bis auf eine Höhe von 3 Fuſs 6 Zoll (1,037 m) vom Bodenstein an gerechnet bei, von da erweitert er sich bis auf eine Höhe von 3 Fuſs 2), wobei der viereckige Querschnitt in einen zirkelförmigen übergeht, der im Kohlensack 5 Fuſs 2 Zoll (1,689 m) Weite hat. Von da zieht er sich bis zur Gicht, die ebenfalls zirkel- förmig ist und 27 Zoll (0,731 m) Durchmesser hat, wieder zusammen. Die Erze, die zur Verhüttung kamen, waren gröſstenteils Blutstein und Glaskopf aus dem groſsen Eisenbergwerk „Hülfe Gottes Irrgang“, welche 13 Hochöfen in der Nachbarschaft mit Erz versah.
Bei jeder Gicht wurden 8 Schwiegen Kohlen, hierauf 7 Kübel Möller, deren jeder ungefähr 60 Pfund wog, gesetzt. In 24 Stunden wurde 16- bis 17 mal aufgegeben und zweimal in Gänzen abgestochen. Jede Ganz wog 9 bis 9½ Centner. Die Tagesproduktion betrug also etwa eine Tonne (1000 kg).
Von dem Bau der Hochöfen im Harz macht Jars keine näheren Angaben; wir erfahren nur, daſs der Hochofen auf der Königshütte 21 Pariser oder 24 Harzer Fuſs (6,822 m) hoch war, während der Ofen zu Rübeland sogar 28 Fuſs (7,980 m) Höhe hatte. Man fing also auch in Deutschland an, die Öfen höher zu bauen.
Genauere Angaben über einen Hochofen zu Baruth in der heutigen Provinz Brandenburg verdanken wir dem Besitzer desſelben, dem Grafen Johann Christian zu Solms-Baruth, welcher sich theoretisch und praktisch mit dem Eisenhüttenwesen vertraut gemacht und eine aus- führliche Abhandlung über die Eisenhüttenwerke zu Baruth geschrieben hat. Graf Solms-Baruth stellte dieselbe Herrn v. Justi zur Verfügung,
1) Wir teilen diese in vielen Einzelheiten ungenügende Zeichnung haupt- sächlich deshalb mit, weil es die älteste Abbildung eines deutschen Hochofens ist.
2) In der Zeichnung ist die Rast nur einen Fuſs hoch, was jedenfalls nicht richtig ist.
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Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
einen Hochofen zu Johann-Georgenstadt im sächsischen Erz-
gebirge näher. Fig. 76 u. 77 (a. v. S.) geben die Gestalt desſelben
nach der ziemlich mangelhaften Zeichnung 1). Nach dem beigefügten
Maſsstabe wäre der Ofen 21 Fuſs (6,822 m) hoch gewesen. Bodenstein
und Gestell waren aus groſsen zugehauenen Quadern von Zwickauer
Sandstein aufgeführt. Die Form lag 15 bis 16 Zoll (0,406 bis 0,423 m)
vom Bodenstein und 4 Zoll (0,108 m) über dem Rande des Wellsteins,
folglich war der Vorherd 1 Fuſs (0,325 m) tief. Er stand nur 9 bis
10 Zoll (0,244 bis 0,271 m) von dem Tiegelstein vor.
Die Breite des Gestelles von der Formseite nach der Windseite
betrug 15 bis 16 Zoll (0,406 bis 0,433 m), die Länge 3 Fuſs (0,975 m).
Das Gestell behält diese Maſse bis auf eine Höhe von 3 Fuſs 6 Zoll
(1,037 m) vom Bodenstein an gerechnet bei, von da erweitert er sich bis
auf eine Höhe von 3 Fuſs 2), wobei der viereckige Querschnitt in einen
zirkelförmigen übergeht, der im Kohlensack 5 Fuſs 2 Zoll (1,689 m)
Weite hat. Von da zieht er sich bis zur Gicht, die ebenfalls zirkel-
förmig ist und 27 Zoll (0,731 m) Durchmesser hat, wieder zusammen.
Die Erze, die zur Verhüttung kamen, waren gröſstenteils Blutstein und
Glaskopf aus dem groſsen Eisenbergwerk „Hülfe Gottes Irrgang“,
welche 13 Hochöfen in der Nachbarschaft mit Erz versah.
Bei jeder Gicht wurden 8 Schwiegen Kohlen, hierauf 7 Kübel
Möller, deren jeder ungefähr 60 Pfund wog, gesetzt. In 24 Stunden
wurde 16- bis 17 mal aufgegeben und zweimal in Gänzen abgestochen.
Jede Ganz wog 9 bis 9½ Centner. Die Tagesproduktion betrug also
etwa eine Tonne (1000 kg).
Von dem Bau der Hochöfen im Harz macht Jars keine näheren
Angaben; wir erfahren nur, daſs der Hochofen auf der Königshütte
21 Pariser oder 24 Harzer Fuſs (6,822 m) hoch war, während der
Ofen zu Rübeland sogar 28 Fuſs (7,980 m) Höhe hatte. Man fing also
auch in Deutschland an, die Öfen höher zu bauen.
Genauere Angaben über einen Hochofen zu Baruth in der heutigen
Provinz Brandenburg verdanken wir dem Besitzer desſelben, dem Grafen
Johann Christian zu Solms-Baruth, welcher sich theoretisch und
praktisch mit dem Eisenhüttenwesen vertraut gemacht und eine aus-
führliche Abhandlung über die Eisenhüttenwerke zu Baruth geschrieben
hat. Graf Solms-Baruth stellte dieselbe Herrn v. Justi zur Verfügung,
1) Wir teilen diese in vielen Einzelheiten ungenügende Zeichnung haupt-
sächlich deshalb mit, weil es die älteste Abbildung eines deutschen Hochofens ist.
2) In der Zeichnung ist die Rast nur einen Fuſs hoch, was jedenfalls nicht
richtig ist.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/364>, abgerufen am 23.11.2024.
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